Redewendungen

Sein blaues Wunder erleben
Diese Redensart wird heutzutage im Zusammenhang mit unerwarteten und unangenehmen Erfahrungen verwendet.
Der historische Ursprung findet sich - wie so oft- im Mittelalter. Zu dieser Zeit kamen häufig Gaukler und Feuerschlucker in die Stadt und führten ihre Zaubertricks und Kunstfertigkeiten vor. Als "Beigabe" verwendeten sie häufig bläulichen Rauch, der sie und und ihre Vorführung einhüllte. So waren die dargestellten Tricks nicht so leicht zu durchschauen. Deshalb sprachen die Leute über diese Aufführungen: " Da kannst du dein blaues Wunder erleben".
Die Farbe Blau wird seitdem auch mit Täuschung, Ungewöhnlichem oder Überraschendem assoziiert.

Quelle: Nürnberger Nachrichten, Wochenendteil 3./4. März
 
Woher kommt dann der Ausdruck "blaumachen" (oder neu: "blau machen") für schwänzen / unentschuldigt fehlen ?
 
Das Interessanteste an der Wiki-Site ist die Diskussion. Da wird Röhrich erwähnt, seine Erkenntnisse aber negiert.
 
Wenn man als Kind meinem Vater (wäre vor ein paar Tagen 105 Jahre alt geworden) einen Gefallen getan hatte, konnte man hin und wieder die Redewendung:

"Du bekommst eine Wurst, wenn ich meine Hühner schlachte."

zu hören bekommen.
Auf die Nachfrage, dass er je keine Hühner hätte, antwortete er:
"Was glaubst du, warum ich Dir das versprochen habe" Das sei ein typisches Versprechen eines Schwabens, das er nie und nimmer einlösen müsse. Im übrigen hätte er diesen Spruch auch schon von seinem Großvater gehört. (Der Mann starb 1912) Der auch schon keine Hühner gehabt hätte.
 
Da ich kürzlich in den Genuss einer solchen kam ;) :
Jemandem eine Gardinenpredigt halten – jemandem eine Strafpredigt halten. Ursprung: Früher standen in Bauernhäusern die Betten in der großen Stube und waren zum Schutz vor Blicken und Kälte mit einer Gardine vom übrigen Raum abgetrennt. In der Stube saßen die Bauern am Abend mit ihren Freunden und zechten. Wollte der Bauer, wenn die Freunde gegangen waren, ins Bett gehen, musste er sich (durch die Gardine) das Schimpfen seiner Frau anhören, weil sie nicht schlafen konnte.
Quelle: http://www.redensarten-index.de
(Ein Buch über Redensarten muss ich mir noch anschaffen.)
Im Zusammenhang mit der Gardinenpredigt fiel mir noch der Begriff Binsenweisheit ein, der schon aus der Antike stammt:
[URL]http://de.wikipedia.org/wiki/Binsenweisheit[/URL]
 
Die Redewendung jemandem "Hals- und Beinbruch wünschen, stammt aus dem Jiddischen und ist eine verballhornung für "hatsloge und brokhe", womit man jemandem viel Glück wünscht.
 
Und wenn mich nicht alles täuscht, ist die Geflügelwurst ein Kind der 1980er.
Soweit Würste Kinder sein können (oder umgekehrt)

Nun die 80er hat er nicht mehr erlebt. Starb schon 1972.
Was heißen würde, doppelt nicht möglich! Doppelt nichteinzufordern. Was zu einem "gnitzen" Schwaben passen würde.

Was mir hierzu noch einfällt:
In meiner Heimatstadt gab es einen Metzgermeister, der wegen seines losen Mundwerks öfter Probleme bekam.
Worauf er sich den Spruch angewöhnte:
"Fräulein Sie sind ein S..... (männl. Geschlechtsteil)"
Womit ihm nichts passieren konnte, da das eine ja das andere ausschloß.
 
Mir wird hier beim Mitlesen bewusst, dass ich zu vielen Redewendungen etwas falsch oder nicht ganz korrekt assoziiert habe, so zum Blau machen: Ich war fest davon überzeugt, es hätte was mit dem blauen Himmel oder blauen Meer oder ähnlichen Dingen zu tun, die allgemein für Weite stehen und denen man im Büro oder vergleichbaren Wohlstands- bzw. Zivilisationsgefängnissen eher fern ist. :D

„Mit dem Rücken zur Wand stehen“ ist für mich, wenn ich es mir bildlich vorstelle, eine Defensivhaltung. Unter diesem Link http://www.redensarten-index.de/suche.php wird es aber erklärt als „unter Druck stehen“.

„Jemanden durch den Kakao ziehen“, steht für jemanden/etwas verspotten, sich über jemanden/etwas lustig machen.
Mir fällt dazu das Zitat von Erich Kästner ein:
„Was auch immer geschieht, nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“
(Weiß leider nicht, aus welchem seiner Werke das stammt, und vielleicht ist das der Grund, warum ich das Zitat noch nicht so ganz verstehe.)
 
Steht in einem der Gedichtbände (Dr. Erich Kästners lyrische Hausapotheke glaube ich). ICh erlebte auch mal, wie es in einer Inszenierung von "Fabian" (hierfür hat ervermutlich auch Roman- und Dramenfassung geschrieben) eingebaut wurde.
 
Wie immer, hat es wieder etwas mit der Kirche zu tun.
Schau mal hier rein
http://de.wikipedia.org/wiki/Blaumachen

Interessant.
Ich hatte "blau machen" "blauer Montag" usw. mit Rausch ausschlafen in Verbindung gebracht.

Am Anfang meines Berufslebens gab es diese Erscheinung durchaus noch. So kann ich mich an einen erinnern, der Mittwochs "Singstunde" im Gesangverein hatte. So ca. jeden 2. Donnerstag war der "Karle" nicht da. Bekam er eben nicht bezahlt, damit hat es sich aber gehabt.
Wenn "blau machen" auf einen Tag nach einem Feiertag fiel, wurde der Feiertag auch nicht bezahlt. Das gab schon hin und wieder krach.

Es war Vollbeschäftigung, die wöchentlichen Aufträge waren kaum zu bewältigen, und wenn man einen morgens "rausschmiss" hat er nachmittags um 14.00 Uhr bei der Konkurrenz angefangen.

Klingt auch wie ein Märchen aus längst vergangenen Zeiten. War aber 1972/73 noch Stand der Dinge.
 
Steht in einem der Gedichtbände (Dr. Erich Kästners lyrische Hausapotheke glaube ich). ICh erlebte auch mal, wie es in einer Inszenierung von "Fabian" (hierfür hat ervermutlich auch Roman- und Dramenfassung geschrieben) eingebaut wurde.
Dankeschön für den Tipp! Dort werde ich mal nachschauen, und "Fabian" wollte ich schon längst mal wieder lesen.

Wobei Kästner nicht Kakao sondern Sch... meinte.
Daraus schließe ich, dass Kästner keinen Kakao mochte...;)
Danke für den Hinweis, Mercy.
 
Woher ist das bekannt?

Das 'Durch-den-Kakao-ziehen' - will heißen: auf spöttische oder herablassende Weise über einen Menschen lästern oder herziehen. Diese Redensart kommt allerdings erst um die Wende zum 2o. Jahrhundert auf. Und was noch schlimmer ist: mit Kakao hatte sie ursprünglich nichts zu tun. Sondern, eher mit ...., nun ja, mit dem, was wir gemeinhin als "verdammte Sch..." bezeichnen würden. Also ist der "Kakao" in der Redensart nur ein Euphemismus für Dreck, Unrat, Sch...., Sie wissen schon.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/langenacht_alt/010505.html
 
Was mich in Gesprächen mit meinen Großtanten über Verwandte fast zur Verzweiflung brachte war der Begriff:
"geschwistrige Kinder"
oder "geschwistrige Kindskinder"

mit dem sie einen Verwandtschaftsgrad zu klassifizieren wußten.

Gibt oder gab es diesen Begriff auch außerhalb meines "Lebensbereiches"?
 
Was mich in Gesprächen mit meinen Großtanten über Verwandte fast zur Verzweiflung brachte war der Begriff:
"geschwistrige Kinder"
oder "geschwistrige Kindskinder"

mit dem sie einen Verwandtschaftsgrad zu klassifizieren wußten.

Gibt oder gab es diesen Begriff auch außerhalb meines "Lebensbereiches"?


"Geschwisterkinder" kenne ich, aber als Adjektiv habe ich es noch nicht gehört...
 
Adelung Wörterbuch von 1811 schrieb:
Die Geschwister,
sing. inus. Personen, welche einerley Ältern, oder doch Einen Vater oder Eine Mutter haben, ohne Unterschied des Geschlechtes, als ein Collectivum. Sie sind Geschwister. Haben Sie noch Geschwister? d. i. noch Brüder oder Schwestern? Zuweilen auch von Individuis, doch nur im Plural. Seine beyden nachgelassenen Geschwister. Anm. Im Oberdeutschen ist es als ein Collectivum auch im Singular üblich, das Geschwister. In eben dieser Mundart lautet es auch Geschwistrig und Geschwistert, im Schwabensp. Geschuuistergit. Eben daselbst kommt auch das Bey- und Nebenwort Geschwistrigt für verwandt vor. Bey dem Ottfried sind thio gisuester Schwestern. S. Schwester, von welchem es gebildet ist.

Das habe ich dazu gefunden, ist schon einwenig älter, aber dafür sind wir ja im Geschichtsforum :).

LG

Rafael
 
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