Zwar bin ich nicht
Brissotin, aber ich möchte mir dazu eine Antwort erlauben.
Ich sehe da ehrlich gesagt keinen Zusammenhang. Außer, dass dir Alexander und
Braveheart derartig nicht gefallen, dass du deren Erwähnung meinerseits nicht akzeptieren kannst.
Dazu kann ich nur sagen: Spielfilme haben selten die Angewohnheit historische Fakten genau wiederzugeben und ich hatte sowohl Braveheart als auch Alexander gerne gesehen.
Leider ist das so; allerdings messen einige Leute - ich selbst gehöre dazu - einen Film auch immer an dem Anspruch, mit welchem er laut seiner Produzenten auftritt. Sprich: ein Film, der das Prädikat "historisch" für sich beansprucht, muß sich mE dann eben auch daran messen lassen, wieviel "Historie" (bekannte Fakten) er tatsächlich vermittelt.
Natürlich kann man dies gern anders sehen, und das spreche ich auch niemandem ab, doch dabei gibt es ein Problem: nicht wenige Leute, welche einen solchen Film gesehen haben, halten das Gesehene für die historische Wahrheit.
Des Weiteren ist Geschmack rein subjektiv und von außen dadurch die Urteilsfähigkeit einzuschränken halte ich für voreilig. Könntest du deine Kritik deshalb vielleicht ein bisschen mit Argumenten unterfüttern? Dann kann ich auch dazu Stellung beziehen.
Aber gern doch... also nehmen wir uns "Braveheart" einmal her...
1.
Schlacht bei Stirling Bridge - die für den Ausgang der Schlacht nicht ganz unbedeutende Brücke über den Fluß
Forth fehlte wie der Fluß selbst vollkommen.
2.
Kilt bzw.
Belted Plaid - der
Belted Plaid als Vorläufer ist ab etwa 1590(!) belegt, während die Handlung des Filmes um 1300 liegt; der noch heute bekannte
Kilt kam ab etwa 1725 auf.
3.
Wallace Claymore - dieses Schwert war definitiv kein Zweihänder, sondern höchstwahrscheinlich ein Exemplar des zu dieser Zeit gerade aufgekommenen "Schwertes zu anderthalb Hand"; die ältesten erhaltenen Zweihandschwerter vom Typ
Claymore stammen aus dem 15. Jh., die meisten erhaltenen Exemplare sind sogar aus dem 16. oder gar 17. Jh.
Anm.:1 Das Wort
Claymore ist abgeleitet vom Gälischen
claidheamh mor (gesprochen:
klaihav moor), was "großes Schwert" bedeutet. Der Name wurde aber zunächst allgemein verwendet und kennzeichnete erst später (15. Jh. und danach) explizit ein "Schwert zu zwei Hand". Aus diesem Grund stellt es keinen Widerspruch dar, daß das
Wallace Claymore so heißt, aber kein Zweihandschwert ist.
Anm.2: Das
Wallace Claymore ist zudem übrigens mindestens zweimal verlängert worden und hat außerdem auch im Griffbereich Neubestückungen aus späterer Zeit!
4. Die Rüstungen im Film sind weder 13. Jh. noch 14. Jh. noch irgendeine andere Zeit, sondern schlichtweg Fantasy!
5.
William Wallace wurde 1305 hingerichtet,
Edward I. Longshanks starb 1307, und
Robert the Bruce wurde 1306 zum König Schottlands gekrönt - diese Ereignisse lagen also nicht nur wenige Tage auseinander!
6.
Ius primae noctis - längst hat die Geschichtsforschung herausgefunden, daß dies eine Legende ist, welche während der Zeit der Aufklärung und im Umfeld der Französischen revolution im 18. Jh. kolportiert wurde, um die moralische Verkommenheit des europäischen Adels zu stigmatisieren. In Wirklichkeit ist eine Fixierung dieses (Gewohnheits-)Rechtes wie auch seine Wahrnehmung für das Mittelalter überhaupt nicht belegbar: es gibt lediglich eine Dorfverfassung aus dem alpinen Raum zu jener Zeit, welche so gedeutet werden
kann, aber nicht eindeutig ist. Als weitere Möglichkeit besteht noch eine Praxis aus dem Lehnswesen, mit welcher eine Verwechslung diesbezüglich wahrscheinlich vorliegt, nämlich das Brautgeld, das ein Unfreier zu zahlen hatte, wenn er eine Frau aus dem Herrschaftsgebiet eines anderen Lehnsherren ehelichen wollte (was aber nichts anderes als eine Art finanziellen Ausgleich für die jenem Herrn verlorengegangene Arbeitskraft bedeutet).
Soweit nur die ganz groben Schnitzer bei "Braveheart"... :fs: