Warum folgt dem Ausschluss 1866 der Anschluss 1938?

fish

Neues Mitglied
Hi,

also zu aller erst moechte ich einmal kurz "Hallo" sagen, schließlich bin ich neu hier. Auch ist mir bewusst, dass es nicht die feine-englische Art ist, als neuer Benutzer gleich ein Thema zu eröffnen, aber die Suche hier im Forum, bei google und auch in Büchern hat mir bislang nicht ausreichend geholfen.

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag im "Dritten Reich"- Bereich poste, doch eigenartiger Weise habe ich dafuer nicht die noetigen Rechte.

Nun aber zu meiner Frage:

Ich habe die Aufgabe mich mit dem Thema Ausschluss 1866 und Anschluss 1938 zu beschaeftigen. Eine der Fragen lautet, dass ich die Motive fuer 1866 und 1938 auffuehren soll, also die Motive von Österreich und Deutschland.

In einer weiteren Aufgabe soll ich erlaeutern, warum dem Ausschluss ein Anschluss folgt.
Beantwortet sich diese Frage nicht eigentlich schon durch die Motive oder seht ihr hier differenzen, wenn ja welche. Bei Motiven habe ich z.B:
  • wirtschaftliche Probleme Österreichs nach Kriegsende 1918 und Trennung von Ungarn fuehrten zu politisch, kulturellen und wirtschafltichen Sicherheitsanspruechen in der Gesellschaft welche man durch einen Anschluss mit Deutschland erfuellt sah.
  • Zollunion wurde durch Westmaechte verhindert - Anschluss daher einzige Moeglichkeit fuer Vereinigung
  • Expansionspolitik Deutschlands
  • Drittes Reich benoetigt Ressourcen, Wirtschaftskraft und moegliche Soldaten
  • ...
Ich hoffe ich erwecke nicht den Eindruck, dass ich mir von euch meine Aufgaben erledigen lasse, aber ich sehe derzeit keine Differenzen. Auch habe ich bislang nur wenige gute Quellen, insbesondere zu 1866 gefunden.

Wuerde mich freuen wenn ihr mir bei der Frage: "Warum folgt dem Ausschluss (1866) ein Anschluss (1938)?" helfen koenntet.

MfG,
fish
 
Hi,

also zu aller erst moechte ich einmal kurz "Hallo" sagen, schließlich bin ich neu hier. Auch ist mir bewusst, dass es nicht die feine-englische Art ist, als neuer Benutzer gleich ein Thema zu eröffnen, aber die Suche hier im Forum, bei google und auch in Büchern hat mir bislang nicht ausreichend geholfen.

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag im "Dritten Reich"- Bereich poste, doch eigenartiger Weise habe ich dafuer nicht die noetigen Rechte.

Das ist ganz normal, dass du in gewissen Unterforen keine Schreibrechte hast. Mehr dazu hier:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=9706
 
Wuerde mich freuen wenn ihr mir bei der Frage: "Warum folgt dem Ausschluss (1866) ein Anschluss (1938)?" helfen koenntet.
Vielleicht hilft Dir ja schon, wenn Du Dir vor Augen führst, dass zwar in beiden Fällen Österreich gesagt wird (zumindest aus deutscher Sicht auch verständlich), aber es sich in Wirklichkeit um zwei verschiedene Länder handelt?

So war Österreich 1866 nur eine Hälfte eine Großmacht, die in ein Deutschland einen großen Anteil an nicht-Deutschen eingebracht hätte. 1918/1919 zerfiel diese Großmacht und nur ein kleiner Teil davon wurde 1938 angeschlossen. Deutsch-Österreich wollte dies schon 1919, durfte aber nicht.

Solwac
 
Das ist schoneinmal ein sehr guter Ansatz Solwac, danke dafuer. Denke auf dieser Basis kann ich ganz gut aufsetzen.
Danke auch an ursi fuer den Link (die Seite fast einige Geschehnisse ganz nett zusammen).

Trotzdem bitte ich jeden der noch Ideen oder Links hat, diese hier zu posten.

Danke nochmal,

fish
 
  • Drittes Reich benoetigt Ressourcen

Welche Ressourcen hatte Österreich denn? So spontan fällt mir da nix wichtiges ein...

Auch finde ich die Frage etwas unglücklich, der Anschluß "folgte" ja nicht auf einen Ausschluß. Vielleicht besser so: Warum erfolgte der Anschluß, obwohl Österreich 1866 als "deutscher Staat" ausschieht?

Dazu sollte man sich ersteinmal die Gründe für diesen Ausschluß vor Augen führen. Österreichisch-preußischer Dualismus sei als Stichwort erwähnt, auch "herrschaftliche Machtpolitik".
70 Jahre später war die Situation doch eine völlig andere, dazwischen gab es z.B. das unbedeutende Ereignis eines Weltkrieges.

Die Verquickung beider Ereignisse kann ich nicht so recht nachvollziehen.
 
Richtig, das wurde aber ja daneben auch genannt:
Was also, außer "Menschenmaterial", gab es da noch?

Und dann war Österreich auch strategisch wichtig. Die Tschechoslowakei wurde so in die Zange genommen und von dort ging 1941 auch der Feldzug nach Jugoslawien und Griechenland aus. Außerdem dürfte Hitler es aus ideologischen Gründen als "Makel" angesehen haben, daß seine Heimat Österreich von Deutschland getrennt war und wollte es vermutlich schon deshalb "Heim ins Reich" holen.

Und dann - über welche Bodenschätze verfügte Österreich damals eigentlich?
 
Zuletzt bearbeitet:
Was möglicherweise Hitlers Begehrlichekeiten auf Österreich wecke:

Es war natürlich sine Heimat.

Die nicht ganz unerheblichen Gold- und Devisenresvern Östereichs.

Die Facharbeitskräfte, die mittlerweile in Deutschland knapp waren.

Landwirtshaftliche Produkte, die Engpässe in Deutschland schließen könnten, wie Käse, Butter und Milch.

Auch die Eisenerzförderung verdient eine gewisse Erwähung.

(Quelle, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Stuttgart 1979)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Und dann - über welche Bodenschätze verfügte Österreich damals eigentlich?

Ich habe das irgendetwas aus meinem gerade gelesenen Buch "Faktor Öl" im Kopf, möglicherweise Ölschiefer, muss ich aber nachschlagen. Auch im Deutschen Reich liefen die Exploration zu der Zeit auf Hochtouren.
 
Österreich verfügte auch noch über Holz, Blei und Zinkvorkommen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zu großen Teilen sahen sich die Österreicher noch selbst als Deutsche und daher war es für viele erstrebsam die großdeutsche Lösung realisiert zu sehen.
Beipiele für das deutsche Selbstverständnis wären die Bezeichnung "Provisorische Nationalversammlung für Deutsch-Österreich" bei der Gründung der Republik nach dem 1. Weltkrieg und die Selbstbezeichnung der Abgeordneten als Deutsche. Das erklärt auch das Anschlußbestreben der republikanischen österreichischen Republik an die Weimarer Republik. Das aber ließen die Alliierten nicht zu. Im übrigen betrug die Quote einer Volksabstimmung in den Bundesländern Tirol und Salzburg für einen Anschluß an Deutschland 1920 und 1920 runde 99%. Wie schon geschrieben, aber durften keine weiteren Abstimmungen mehr aufgrund des Protestes der Alliierten abgehalten werden und die ganze Sache wurde auf Eis gelegt.
 
Zu großen Teilen sahen sich die Österreicher noch selbst als Deutsche und daher war es für viele erstrebsam die großdeutsche Lösung realisiert zu sehen.


Richtig, "Volkes Stimme" hatte ich in meinem ersten Posting noch außen vor gelassen. Das ist sicher ein, wenn nicht DER Grund, warum der Anschluß so leicht war. Bislang wurden hier ja nur die Beweggründe Hitlers dargelegt, das sind imho aber zwei Paar Schuhe, da muß man zwischen differenzieren.

Das erklärt auch das Anschlußbestreben der republikanischen österreichischen Republik an die Weimarer Republik. Das aber ließen die Alliierten nicht zu.


Blieb denn - das habe ich bislang noch nicht bewußt lesen können - ein Anschlußbestreben latent vorhanden? Ich meine nicht nur in bestimmten Kreisen - es gab und gibt ja hier wie dort immer Menschen großdeutscher Gesinnung (wertfrei gemeint) - sondern insgesamt in der österreichischen Bevölkerung?
 
Blieb denn - ... - ein Anschlußbestreben latent vorhanden?
Deutlich ja.

Ist eigentlich auch logisch - es gab ja keine wirklichen Argumente dagegen!

Innerhalb der Donaumonarchie hatten sich die Deutschen eben immer als Deutsche gesehen.

Der Vielvölkerstaat war aufgelöst, damit die Ausschlußgründe von 1848/1866 obsolet geworden.
Nach dem Prinzip "Selbstbestimmung der Völker" hatten sich die übrigen Nationalitäten ihre Staaten gegründet (z. B. Tschechoslowakei) oder angeschlossen (Jugoslawien).

Es war absolut naheliegend, daß sich die Deutschen eben Deutschland angeschlossen hätten, das Veto der Alliierten war machtpolitisch aufgedrückt und hatte keine inhaltliche Begründung.

Auch die in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen forderten den Anschluß an Deutschland - nicht ans verbliebene Österreich.

Die von Hamburger oben zitierten Abstimmungsergebnisse sind ja überdeutlich - ich weiß nicht, ob man so hohe Zustimmung bekommen würde, wenn man heute in Niedersachsen oder Baden-Würtenberg über die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland abstimmen lassen würde ...

In den Folgejahren wurde das alliierte Anschlußverbot befolgt, aber innerlich nie akzeptiert.

Natürlich gab es dann allmählich einen gewissen Gewöhnungseffekt an die staatliche Selbständigkeit Deutsch-Österreichs, und später kamen noch politische Vorbehalte gegen die akuellen Verhältnisse in Deutschland dazu.
Und die sehr katholischen Kreise hatten noch Probleme mit der protestantischen Dominanz in Deutschland.

Ansonsten aber ist die Grundidee, daß Österreich eigentlich zu Deutschland gehören müßte, weitgehend präsent geblieben, und erst mit der Katastrophe von 1945 untergegangen.
 
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