1918/19 - Kann man von einer Revolution sprechen?

Häh? Wer wurde denn damals enteignet?

Schlicht alle die Geld auf der Bank hatten.

Ich kenne den Fall eines pensionierten Oberamtsrichters, der das Medizinstudium des einzigen Sohnes in den 20ern nur noch unter großen Mühen finanziert brachte.
Er stammte aus einer Handwerkerfamilie, hatte geerbt, seine Frau war Wirtstochter im Oberland, wurde ausbezahlt.
Der württ. Oberamtsrichter hatte eine Dienstwohnung, hat man das Geld auf die Bank getragen. Hat sich 1913 vorzeitig in Ruhestand versetzen lassen, lebte von den zinsen und der Pension.
Begann der 1. Weltkrieg, hat man als Patriot gehörig Kriegsanleihen gezeichnet.
War 1923 arm wie eine Kirchenmaus. Alles futsch............

Kam nämlich der Staat, "wir haben soviel Schulden, können wir nie wieder bezahlen".

Das war aber nun alles andere als ein Einzelfall.
Und ich möchte hier mal unterstellen, dass die Liebe zur Republik (die ja nun gar nichts dafür konnte) in diesen Kreisen sehr erkaltet ist.
 
Du hast ganz offenkundig die Funktion der Dolchstoßlegende nicht begriffen und fällst immer noch darauf herein. Sie diente genau dazu, Hindenburg zu dem "Kriegshelden" hochzustilisieren als den du ihn immer noch siehst. Dieser "ausgezeichnete" Herr hat zusammen mit Wilhelm und Ludendorf das Deutsche Reich an die Wand oder besser in den Dreck der Schützengräben gefahren, Millionen von Toten und Verkrüppelten auf dem Gewissen und sich am Ende feige aus der Verantwortung gestohlen.

Er wurde damals doch aufgrund von Tannenberg als Kriegsheld gesehen. Nicht wegen der Dolchstoßthese (ausser vieleicht bei Freikorps). Die Sache war doch die das die Heimat berechtigter Weise einfach die Schnautze voll hatte vom Krieg, wenn Hindenburg behauptet er (und die Front) wurde von dieser Heimat in quasi in den Rücken gestochen (durch Arbeiterstreiks) dann macht er sich doch die Heimat zum Feind. Hitler zb hat das erkannt wandelte diese These in eine antisemitische um, behauptet fern jeder Realität zb an der Spitze des Matrosenaufstandes in Kiel seien hauptsächlich jüdische kommunisten gestanden usw. Für diese Vorlage hat Hindenburg sich gewiss zu verantworten.
Aber wie gesagt, das Hindenburg diese These unterstütze muss auch in der damaligen Psyche zu suchen sein, Soldaten die Jahre im Schützengraben unter erbärmlichen vorraussetzungen lebten, deren kameraden grösstenteils neben ihnen im Felde geblieben sind kommen in eine geschlagene Heimat zurück. Sogar Ebert begrüsst die heimkehrenden Soldaten mit den Worten "im Felde unbesiegt", Adenauer bescheingte der Reichswehr sie kehre "nicht besiegt und nicht geschlagen" in die Heimat zurück, nachzulesen in Wicki.
Ich glaube zudem nicht das Hindenburg für den ausbruch des ersten Weltkrieges verantwortlich zu machen ist.
 
Am 1. Feb 1933 bekam der Reichspräsident Hindenburg einen Brief:

"...Ich prophezeie Ihnen feierlich, dass dieser unselige Mann unser Reich in den Abgrund stürzen und unsere Nation in unfassbares Elend bringen wird. kommende Geschlechter werden Sie wegen dieser Handlung in Ihrem Grabe verfluchen."

Ist sehr treffend.
Nee nee, nicht von Hanussen. Von Ludendorff. Der kannte Hitler.
Und die seriöse Quelle ist die Hitler Biografie von J. Fest. Seite 634 der Ausgabe im Spiegel Verlag.
 
Fragt sich bloß, ob Hindenburg den zum religiösen Obskurantismus gewandelten Ludendorff noch ernst nahm.
 
Und die seriöse Quelle ist die Hitler Biografie von J. Fest. Seite 634 der Ausgabe im Spiegel Verlag.

Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ebenfalls zitiert in: Bracher/Schulz/Sauer, Die nationalsozialistische Machtergreifung.

Ist die Deutung des Briefes aufgrund der allgmeinen Auseinandersetzung von Ludendorff mit der NSDAP seit 1927 nicht umstritten?
Dazu gibt es mW einen Beitrag von Tobias in: Backes/Jesse/ Zitelmann, Die Schatten der Vergangenheit, Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus.
 
Mit den Freikorps das ist eh so eine Sache.
In meiner Heimatstadt gab es 1920 einen "Einsatz" eines solchen.

Außerhalb der "oralen Historie" gibt es einen einzigen Nachweis dafür, als Wochen später ein Gemeinderat den OB frug, wer eigentlich das Freikorps "zu Hilfe" gerufen hätte. Der OB antwortete: er jedenfalls nicht.
Dieser Eintrag im Gemeinderatsprotokoll ist absolut der einzige Nachweis dafür.

Für die Vorgeschichte, Streik, Belagerung des Rathauses, eingeschmissene Fenster an Fabrikanten-Villen: zwei 3 Zeiler in den örtlichen Zeitungen, eine Kostenaufstellung im Staatsarchiv in Stuttgart. Sonst nichts, gar nichts.

Es muss einen Konsens gegeben haben: Nicht dran rühren. Schnauze halten.

Wenn ich nicht noch ein paar Zeitzeugen gekannt hätte, die ausführlich erzählten...
Mittlerweile hat sich ein Heimatforscher dran gemacht, und die Nachkommen von Zeitzeugen befragt, so dass es halbwegs "festgemacht" werden konnte.


Habe gerade mal meine Bewertungen angeschaut. Da wird nach Fotos gefragt.
Ja. es soll welche geben.
ABER, ich frage schon lange danach, zu sehen habe ich noch nie eins bekommen.
 
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ebenfalls zitiert in: Bracher/Schulz/Sauer, Die nationalsozialistische Machtergreifung.

Ist die Deutung des Briefes aufgrund der allgmeinen Auseinandersetzung von Ludendorff mit der NSDAP seit 1927 nicht umstritten?
Dazu gibt es mW einen Beitrag von Tobias in: Backes/Jesse/ Zitelmann, Die Schatten der Vergangenheit, Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus.


Doch ja.
Irgendwie wäre diese Voraussicht auch zu schön.

Wird ein "Treppenwitz" sein.
 
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