alemannischer Zeitbestimmung/Kalender

paradiddle

Mitglied
Hallo miteinander,

Januar - Aefterra Geola
Februar - Solmonath
März - Hrethmonath
April - Eostremonath
Mai - ???
Juni - ???
Juli - ???
August - ???
September - ???
Oktober - ???
November - ???
Dezember - ???

Montag - ???
Dienstag - ???
Mittwoch - ???
Donnerstag - ???
Freitag - ???
Samstag - ???
Sonntag - ???

Wer kennt Feiertage oder Feste?
Die Germanen hatten wohl alle 9 Jahre eine riesen Fete. Vielleicht ein Treffen aller Stämme, aber das war erst um rund 1000 n.Chr. Gibt es da vielleicht frühere Überlieferungen?
Hatten die Alemannen um 300 n.Chr. eine Zeitrechnung?

Ich habe mittlerweile herausgefunden, dass der folgende Tag eigentlich mit der Nacht begann. Mein Mann meinte, dass in manchen Gegenden möglicher Weise deswegen der Samstag wohl auch Sonnabend hieße. Der Mond spielte eine mächtige Rolle und vermutlich auch die Gestirne.

Hat vielleicht jemand die Begriffe der Monate und Wochentage auf römisch/latein parat?

Gruß Karin
 
Hallo miteinander,
Hat vielleicht jemand die Begriffe der Monate und Wochentage auf römisch/latein parat?

Nein, eben nicht auf römisch/latein: Den "Zeischdig". De Freitig. :winke:

Wochentag - Alemannische Wikipedia

Monat - Alemannische Wikipedia

Hier findest Du auch noch was zu diesem Thema

Den Hornung für Februar kenne ich übrigens auch noch, der war vor 40 Jahren in Trossingen unter den Alteingeborenen noch sehr geläufig. Wobei mir einfällt: Ansiedlungen, die mit "-ingen" enden, sind alamannischen Ursprungs (in Trossingen wurden auch alamannische Reihengräber gefunden).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mittlerweile herausgefunden, dass der folgende Tag eigentlich mit der Nacht begann. Mein Mann meinte, dass in manchen Gegenden möglicher Weise deswegen der Samstag wohl auch Sonnabend hieße.

Nicht die Alemannen, sondern Bonifazius brachte uns den Sonnabend. So sieht es zumindest das Zwiebelfisch-ABC:
Das wird Sprachpuristen aufhorchen lassen: Beim Wort "Sonnabend" handelt es sich um einen Anglizismus! Um einen sehr, sehr alten Anglizismus. Den "Sonnabend" verdanken wir nämlich einem englischen Missionar namens Bonifatius, der von 672 bis 754 gelebt hat und der, statt auf seiner Insel zu bleiben, aufs Festland übersetzte, um die Germanen in Friesland, Hessen, Thüringen und Bayern zum Christentum zu bekehren. Er brachte das altenglische Wort sunnanaefen mit, das anfangs den Abend, bald aber schon den ganzen Tag vor dem sunnandaeg (Sonntag) bezeichnete.

Zwiebelfisch-Abc: Samstag/Sonnabend - Kultur - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten
 
Nein, eben nicht auf römisch/latein: Den "Zeischdig". De Freitig. :winke:

Wochentag - Alemannische Wikipedia

Monat - Alemannische Wikipedia

Hier findest Du auch noch was zu diesem Thema

Den Hornung für Februar kenne ich übrigens auch noch, der war vor 40 Jahren in Trossingen unter den Alteingeborenen noch sehr geläufig. Wobei mir einfällt: Ansiedlungen, die mit "-ingen" enden, sind alamannischen Ursprungs (in Trossingen wurden auch alamannische Reihengräber gefunden).


:grübel: Jo, da war ich schon. Das ist das Alemannisch von heute. Allerdings ist die alemannische Wiki ist süß (kennst du die schwäbische Wiki? hano)

So han i als Glais d'Wochedag glährt: Mehdich, Ziaschdich, Midwoch, Duschdich (oder Zuastich), Friddig, Samschdig, Sundich. Die Aussprache variiert von Ort zu Ort, manchmal extrem, trotz nur 5 Kilometer Enfernung.

Hornung sagen bei uns im Dorf (ich bin übrigens aus Schenkenzell) noch einige der Älteren. Hartung, Hornung und Co stammen aber schon aus dem Mittelalter, sind also zu jung für "meine" Zeit 300 n.Chr.
Könnten die Namen so lange Zeit überdauert haben? hmmm...

Die Orte mit -ingen am Ende stammen aus der Zeit, vielleicht nicht alle, aber sicher die meisten. Dann kamen anscheindend die -weiler (Mönchweiler) dazu (Aber Rottweil? Weißt du ab wann Rottweil zu seinem Namen kam und welche Bedeutung der Name hat?) Und schließlich - dorf (Seedorf). Die Endung -zell weist auf eine Mönchszelle hin.
Die Endung´-stadt (Freudenstadt, 300 Jahre) gehört wohl zu den jüngsten.
Die Endung -ach wie Schiltach, Wolfach, Hausach... weiß ich nicht einzuordnen. -ach hat wohl etwas mit der Kinzig zu tun. Vielleicht hieß es in grauer Vorzeit -bach? Ich glaube, dass die Orte sehr alt sind, weil auch eine Römerstraße durch das Kinzigtal ging.

Ich recherchiere weiter...
 
Hartung, Hornung und Co stammen aber schon aus dem Mittelalter, sind also zu jung für "meine" Zeit 300 n.Chr.
Könnten die Namen so lange Zeit überdauert haben? hmmm...

Da bin ich im Moment überfragt.

(Mönchweiler) dazu (Aber Rottweil? Weißt du ab wann Rottweil zu seinem Namen kam und welche Bedeutung der Name hat?)

-weil und -weiler sind m.E. lateinischen Ursprungs. Ich habe rasch den DUDEN (geographische Namen) befragt, der bestätigt das.

Grundwort von Siedlungsnamen mit der Bedeutung „kleine Ansiedlung”. Das auch allein stehend und als Appellativ gebrauchte Wort, mittelhochdeutsch wiler, althochdeutsch wilari, wurde zur Merowingerzeit aus mittellateinisch villare („Gehöft, Vorwerk”) entlehnt, das wie gleichbedeutend altfranzösisch viller als Adjektiv zu lateinisch villa („Landhaus, Landgut”) gehört. Es bezeichnet eigentlich die zu einem Landgut gehörenden Gesindehäuser. Seit dem 7. Jh. tritt -weiler in deutschen und französischen Ortnamen auf, meist in Verbindung mit einem Personennamen, z. B. Annweiler aus 1192 Annewilre („Gehöft des Anno”), Duttweiler aus um 965 Dudenwilre („Gehöft des Dudo”). Oft ist -weiler in jüngeren Belegen zu -weil oder -wei[h]er geworden, z. B. Rothweil im Breisgau oder Appenweier bei Offenburg. Die Namen auf -weiler sind vor allem an Mittelrhein und Mosel, in Schwaben, Franken und im Elsass verbreitet.

Nix mit alemannischer Namensherkunft also.

Ein alemannischer Herzog soll hier aber gehaust haben, bevor Rottweil urkundlich erstmals als Königshof rotuvilla im Jahre 771 erwähnt wird.

Die Endung -ach wie Schiltach, Wolfach, Hausach... weiß ich nicht einzuordnen. -ach hat wohl etwas mit der Kinzig zu tun.

Die Endung -ach hat immer was mit Wasser zu tun, an der Kinzig eben mit dem Wasser der Kinzig.
 
:) ja klar. -weiler (D), -ville (F), -village(GB).
Eine Villa ist ein sehr prunkvolles großes Haus reicher Leute. Kann man gute parallelen ziehen zu einem Gehöft mit vielen Anbauten...
 
Unsere Wochentage oder analog die englischen sind zum Teil noch altgermanischen Ursprungs: Der Donnerstag ist dem Donar geweiht (vgl. Thursday - Thor), Freitag der Freya, Wednesday = Wotanstag (Wotan, Uodan, Odin etc.), der Tuesday ist der Tyrstag, Montag = Manistag, Sonntag ist klar. Die Frage ist bloß, ob diese Tagesnamen in allen germanischen Stämmen bekannt waren, oder ob sie sich nicht allmählich verbreiteten.
 
:grübel: Jo, da war ich schon. Das ist das Alemannisch von heute....

Ich meinte, die Wochentage im Alemannisch alter Tage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich unser Dialekt über 1700 Jahre nicht verändert hat. Die Monate klingen ja auch viel fremder.

Wichtig war mir auch die Fortsetzung dieser Monate hier:
Januar - Aefterra Geola (begann wohl am 21.12. mit der Wintersonnwende)
Februar - Solmonath (weil die Tage wieder länger wurden)
März - Hrethmonath
April - Eostremonath (Von der Göttin Eostrae, auch Astarte, Ostara =Ostern=
Mai - ???
 
April - Eostremonath (Von der Göttin Eostrae, auch Astarte, Ostara =Ostern=

Nix Ostara! Ostern! Das hat was mit Osten zu tun, dem Sonnenaufgang und der ist eine typische Metapher für die Wiederauferstehung Jesu ("Ich bin das Licht der Welt"). Der Eostremonath ist also, wenn auch eine germanische, eine christliche Bezeichnung.
 
Ich meinte, die Wochentage im Alemannisch alter Tage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich unser Dialekt über 1700 Jahre nicht verändert hat.

Die Unterschiede zwischen heutigen alemannischen Dialekten einerseits und den Sprach- und Dialektformen der Alemannen der Völkerwanderungszeit andererseits dürften relativ deutlich ausfallen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alemannische_Dialekte schrieb:
In der germanistischen Linguistik bezeichnet man aufgrund gemeinsamer Sprachmerkmale eine Gruppe von Dialekten des deutschen Dialektkontinuums als alemannische Dialekte, oder exakter westoberdeutsche Dialekte. Zusammen mit anderen Dialektgruppen zählt sie zum Oberdeutschen, mit diesem zum Hochdeutschen. Die Bezeichnung alemannisch geht auf die sogenannten Alemannen zurück, jedoch können die alemannischen Dialekte keinesfalls mit deren Sprach- oder Dialektformen gleichgesetzt werden. Die Bezeichnung der Dialektgruppe als westoberdeutsch ist auch aus diesem Grund sinnvoller.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nix Ostara! Ostern! Das hat was mit Osten zu tun, dem Sonnenaufgang und der ist eine typische Metapher für die Wiederauferstehung Jesu ("Ich bin das Licht der Welt"). Der Eostremonath ist also, wenn auch eine germanische, eine christliche Bezeichnung.

Hallo Quijote,
wo hast Du die Quelle dazu her?
Gruß Karin
 
Dafür gibt es unterschiedliche Quellen, als Textquelle zuallererst die Bibel, wo Jesus sich selbst als "Licht der Welt" bezeichnet. Besonders aber auch die Geschichte vom leeren Grab, die Frauen schauen in den Sonnenaufgang (also nach Osten), spätere Kommentare sprechen auch immer wieder von Jesus als der Sonne oder dem Licht, etwa das St. Trudperter Hohelied.
Aber auch Bauwerke und Karten verwiesen auf den Osten: Mittelalterliche Kirchen sind immer mit dem Chor/Altarraum gen Osten ausgerichtet (wohingegen sie häufig nach Norden keine Türen haben, weil aus dem Norden das Böse kommt) und auch mittelalterliche Karten sind "orientiert", also auf den Osten ausgerichtet, häufig mit Paradiesdarstellungen am oberen Rand (z.B. Ebstorfer Weltkarte). Auch als Karten sich von der theologischen Welterklärung weg zur Reiseorientierung hin entwickeln - man denke hier an Portolane - bleibt das Paradies noch einige Zeit Bestandteil der Karte und bleibt - obwohl die Karte längst nicht mehr auf eine Himmelsrichtung als "oben" festgelegt ist - im äußersten Osten (Bsp. Der Mappamundi des Abraham Creques).
 
Ich meinte, die Wochentage im Alemannisch alter Tage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich unser Dialekt über 1700 Jahre nicht verändert hat. Die Monate klingen ja auch viel fremder.

Wichtig war mir auch die Fortsetzung dieser Monate hier:
Januar - Aefterra Geola (begann wohl am 21.12. mit der Wintersonnwende)
Februar - Solmonath (weil die Tage wieder länger wurden)
März - Hrethmonath
April - Eostremonath (Von der Göttin Eostrae, auch Astarte, Ostara =Ostern=
Mai - ???
Wenn du nach bestimmten Begriffen suchst, dann könnten dir diese Links helfen:
http://www.koeblergerhard.de/germanistischewoerterbuecher/germanischeswoerterbuch/nhd-germ.doc
Germanisches Wörterbuch
 
Wer kennt Feiertage oder Feste?
Die Germanen hatten wohl alle 9 Jahre eine riesen Fete. Vielleicht ein Treffen aller Stämme, aber das war erst um rund 1000 n.Chr. Gibt es da vielleicht frühere Überlieferungen?
Hatten die Alemannen um 300 n.Chr. eine Zeitrechnung?
Naja, die Alamannen haben keine Schriften hinterlassen, also kann man so etwas natürtlich nicht wissen. Außerdem wäre es wohl nicht sehr passend, wenn du irgentwelche Sachen von 700 Jahre später in deine Geschichte aufnimmst und wie Timo schon geschrieben hat, kann man die Sprache auch nicht mehr erschließen.

Die Orte mit -ingen am Ende stammen aus der Zeit, vielleicht nicht alle, aber sicher die meisten.
Eher nicht. Die -ingen Orte kamen erst ab dem 5. Jh. auf, mit dem Einsetzen der Dörfer in Alamannien. Zuvor gab es nur Einzelhofer, kleine Weiler und Höhensiedlungen, neben den evtl. noch spärlich besiedelten römischen Städten, vici, villae und Kastellen. Außerdem ist die Theorie, dass die Endung des Namens der Siedlung etwas darüber aussagt ob Franken oder Alamannen sie gegründet haben mittlerweile überholt.


Ich würde dir auf jeden Fall raten ein paar Quellen zu lesen. Tacitus und Ammianus Marcelinus sind wohl erstmal die wichtigsten. Außerdem solltest du mal einen Blick in die Ausstellungskataloge der Landesmuseen werfen (zu die Alamannen und Imperium Romanum (Römer, Christen, Alamannen und Roms Provinzen am Neckar und Oberrhein)).
 
Die Stiftsbibliothek St. Gallen hat zahlreiche Kalender in ihrer Sammlung.

Darunter findet man:

Codex Sang 342
Kalendar, Lektionar, Graduale, Sakramentar
Ältestes vollständig erhaltenes St. Galler Graduale. Die verschiedenen Teile der Handschrift stammen aus unterschiedlichen Zeitepochen. Mit einer Vielzahl von Initialen und mehreren Federzeichnungen (vor allem im Sakramentar-Teil) illustriert.

Aus der Beschreibung der Bibliothek:

Geschichte der Handschrift:

Entstehung der Handschrift: Sang. 342 ist eine wichtige, nicht leicht durchschaubare Hs. Als erster hat sie Turner aufgeschlüsselt. Entscheidend ist die Beobachtung, dass die beiden ältesten Teile, nämlich das Graduale (IV) u. das Sakramentar (V) wahrscheinlich nicht von Anfang an (Rankin, S. 385), sondern erst im 11. Jh. zusammengebracht u. mit einem Kalendar eingeleitet wurden. Auch die Ergänzungen für das Sakramentar (II) u. die Lektionen für das Offizium scheinen damals incorporiert worden zu sein. Sie stammen aus verschiedenen Zeiten, die Lektionen dürften noch dem 10., die Messtexte dagegen dem 11. Jh. angehören. Wahrscheinlich war der Kalenderschreiber der entscheidende Kompilator der Hs., die er auch im Sakramentar-Teil (V) ergänzte. Wie die vielen Randergänzungen dort zeigen, war die Hs. im 12. Jh. noch im Gebrauch. In der neueren Musikgeschichte nimmt das Graduale (IV) durch die Frühdatierung um 920 zusammen mit dem Cantatorium Sang. 359 (Nr. 131) eine bedeutende Stellung ein. Rankin (S. 379) datiert es in das 1. Drittel, Arlt (S. 142) in das 2. Viertel d. 10. Jh. Jedenfalls ist es das früheste vollständig erhaltene St. Galler Graduale, dessen Betonung der Feste Weihnachten, Ostern, Christi Himmelfahrt u. Pfingsten durch Initialen zukünftig Allgemeingültigkeit erhalten wird. Wahrscheinlich ist es wie Sang. 359 in der Abtzeit Hartmanns (922-925) entstanden. Das Sakramentar (V) wurde von Merton (S. 54) mit dem Gundis-Codex Sang. 54 (Nr. 107) in einen künstlerischen Zusammenhang gebracht u. auch früh um 920 angesetzt. Der Illuminator des Sakramentars (V) steht noch in der Nachfolge Sintrams, was etwa die Initiälchen des Titels In natale Dni. p. 298 zur 3. Weihnachtsmesse bekunden. Er greift die zoomorphe Bilderwelt seiner Vorfahren von Wolfcoz bis Sintram auf u. übernimmt sie in seinen Formenschatz. Selbst das Motiv des Caput trifrons kennt er u. verwendet es an der Initiale M(isericordia) p. 564 , ein frappanter Beweis dafür, dass es nicht nur im rätischen Liber Viventium Fabariensis (St. Gallen, Stiftsarchiv, Cod. Fab. 1, p. 40 - 41 - vgl. von Euw, Liber Viventium, S. 114 Fig. 34, S. 119, 144), sondern auch in St. Gallen noch im 10. Jh. nachweisbar ist (vgl. Nr. 136). Die alte künstlerische Tradition des Einbauens von Tiergestalten in die Konstruktion der Initialen (Sang. 20, Vadiana 292 - Nr. 33-34) erlebt hier einerseits durch den Realitätscharakter der Tiere, andererseits durch ihren absoluten Anspruch auf Verkörperung des Buchstabens einen Höhepunkt, der gleichsam in eine neue Epoche hineinragt. Reiher (p. 453 , 596 ), Pfauen (p. 363 , 604 ), Enten (p. 563 ) oder Kampfhunde (p. 561 ) dienen nicht mehr der Lineatur, sondern sind der Buchstabe. Der in St. Gallen schwer definierbare Übergang zur ottonischen Kunst zeigt sich hier an der Gleichbehandlung der Bänderung an den Buchstabenkörpern etwa der Initialen im Canon missae (p. 277 , 279 , 281 ) u. ihres Beiwerks zu einem ausgewogenen Gesamtbild. Ich datiere diese Vorgänge u. damit den Sakramentarteil (V) nach dem Ungarneinfall (926) u. dem Klosterbrand (937) in die Abtzeit Crahlos (942-958). Eine besondere Stellung innerhalb der Hs. nimmt der Lektionar-Teil (III) ein. Seine eindrucksvollen Initialen in Minium-Zeichnung sind in gewisser Weise Vorläufer der Kunst Hartkers (vgl. Nr. 143). Stilistisch nicht weit davon entfernt stehen auch die Initialen im ergänzenden Sakramentar-Teil (II), dessen Inhalt Turner verdienstvoll aufzählt. Das Kalendar (I) mit seinen durch Varianten imponierenden Kl-Ligaturen in Minium wurde von Munding (S. 13, 27) in die Jahre 1031-1034 angesetzt. Er wertete den Eintrag des Todestages Erzbischofs Aribo von Mainz zum 6. IV. (1031) als entscheidenden Eintrag von erster Hand (dagegen Rankin, S. 377 Anm.12) u. setzte damit einen Terminus post quem, die obere Grenze gab für ihn der Nachtrag des hl. Remaklus zum 31. IX. ab, dessen Verehrung in St. Gallen 1034 durch Abt Nortpert (1034-1072) eingeführt wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Spätdatierung des Kalendars richtig ist. Der Marburger Kunsthistoriker Herbert Köllner folgte Munding in dieser Datierung (vgl. Graepler-Diehl, S. 180 Anm.80) u. identifizierte die Schreiberhand des Kalendars mit jenem Schreiber, der auf p. 281 die Begleitverse zu den Randzeichnungen schrieb. Diese in Purpurfeder ausgeführten Zeichnungen (vgl. Nr. 165) entspringen, wie Graepler-Diehl überzeugend darlegte, der Geisteswelt Ekkeharts IV. (um 980-1060), der auf Wunsch Erzbischofs Aribo von Mainz (1021-1031) für den damals sich im Bau befindlichen Mainzer Dom Versus ad picturas dichtete u. in seinen Benedictiones super lectores im Liber Benedictionum Sang. 393 zur Passion Jesu Christi jene typologischen Bilder einfließen ließ, die wir am Rand des Canon missae von Sang. 342 wiederfinden (vgl. Ed. Egli, St. Gallen 1909, S. 95). Damit läge es nahe, Ekkehart IV. als Spiritus rector dieses Corpus anzusehen.

Quelle: CESG - Codices Electronici Sangallenses - Virtuelle Bibliothek

Die Handschriften der Bibliothek kann man online ansehen.

CESG - Codices Electronici Sangallenses - Virtuelle Bibliothek
 
Hier nochmals ein kleiner Beitrag zur alemannischen Siedlungspraxis:

Älteste Namensschicht, ca. bis 600 n. Chr.
-ingen (= bei den Leuten/Sippe von…)
-heim (= Heimsiedlung)
-torf/-dorf (=Dorfsiedlung)
-stetten (=Wohnstätte)
-sass (=Wohnsitz, zb. „Elsass“)

Ca. 600-700:
-inghofen/-kofen (= bei den Höfen der Leute/Sippe von…)
-inghusen (=bei den Häusern der Leute/Sippe von..)
-hofen (= Höfe)
-sellen (= Herberge, Wohnstätte)

Ca. ab 700:
-wil/-wiler (=Weiler; von den Alemannen aus dem lateinischen „villare“ entlehnt)
-husen/-hausen (=Häuser)

Ältere sekundäre Siedlungsnamen, die in der Regel aus ehemaligen Flurnamen entstanden sind:
-ach (=Gewässer)
-wangen/-ang (= leichter Abhang, Wiese)
-felden (= Felder)
 
Ohhh, danke Adal-Batturich, sehr hilfreich.
Ich war nicht untätig in den vergangenen Wochen und habe die Informationen zu den Orten auch schon herausgefunden. Aber es tut saugut, das Ganze schön aufgelistet zu sehen und aufzufrischen, als nur im Hirn zu verwahren.
So langsam mausere ich mich zur Spezialistin für die Alamannen *lach
Ihr könnt mich mittlerweile alles Mögliche fragen...

die -ingen waren an keinem festen Ort. Dort wo der Anführer lebte, lebten auch die Menschen. Ca alle 30 Jahre ging ein Haus kaputt, da baute man eben ein neues, auch wenn es weiter weg lag. So wanderten die Siedlungen Stück um Stück.
Das mit den -ingenEndungen kann man aber nicht auf alle Orte beziehen, aber auf viele.

@ursi: die virtuelle Bibliothek ist klasse !!!

Ich schaue übrigens nicht mehr jeden Tag ins Forum. Also nicht wundern, wenn ich nicht gleich antworte.
 
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