68, schwer erklärbar?

Na, wäre der Mord von B.O nicht durch die Medien gegangen, hätte es doch auch keinen solch Aufschrei gegeben ? Dabei ist es doch egal, ob die Medien am Anfang den 68er negativ gegenüberstanden. Aber ja damals war es kein Marketing, das kann sich aber entwickeln, und mMn ist es jetzt Marketing.

Ich verstehe dich nicht ganz. Warum ist es heute Marketing? Weil die Medien darüber schreiben? Weil jetzt viele Bücher erscheinen. Hast du mal auf die Jahreszahl geschaut die wir dieses Jahr schreiben?

2008 vor 40 Jahren waren diese Demostrationen, die meine Generation (ich war zwar erst 2 Jahre alt) prägten. Vieles wurde nicht wirklich aufgearbeitet, das geschieht jetzt und ich finde es sehr gut, dass nun Medien darüber berichten und das sich Historiker und Zeitzeugen Bücher darüber schreiben.

Hier kann man sich ausführlich informieren:

Die 68er-Bewegung - Dossier
 
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Na, wäre der Mord von B.O nicht durch die Medien gegangen, hätte es doch auch keinen solch Aufschrei gegeben ? Dabei ist es doch egal, ob die Medien am Anfang den 68er negativ gegenüberstanden. Aber ja damals war es kein Marketing, das kann sich aber entwickeln, und mMn ist es jetzt Marketing.


Nix davon.
Kundig machen.
Begriffsklärung für "Marketing"
Medienecho 1967 über Benno Ohnesorg, lässt sich garantiert ergooglen.

Nach der Begriffsklärung immer zuerst These und Antithese durcharbeiten.
Dann zur Synthese kommen.

Hol Dir mal in der Bücherei "Rebellion der Studenten" von Dutschke, Lefevre, Rabehl. Durcharbeiten.
 
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Ich bin etwas verwirrt - worüber genau streitet Ihr Euch eigentlich?
Insbesondere ist mir der Grund für Repos Gereiztheit (so jedenfalls kommt mir seine Antwort vor) nicht ganz klar.

Das Medienecho auf die Geschehnisse 1968 selber wird man wohl nicht als "Marketing" bezeichnen können (hat Balduin m. E. auch nicht tun wollen). Beim späteren Umgang der 68er mit dem ganzen Thema spielt "Marketing" aber wohl schon eine große Rolle (was eben eine neutrale Bewertung derzeit noch erschwert).
 
Danke für die Tipps Repo...

-> 68 ist wirklich schwer erklärbar :grübel:
Aber ich glaube das liegt auch am Prinzip der Deutung, als Historiker sollte man die Fakten aufzählen, Abläufe, Höhepunkte etc.
Bei den Deutungen darf dann diskutiert werden, weil tatsächlich jeder eine andere Meinung hat. Hängt wohl auch von der politischen Richtung ab, ein rechts gerichteter Diskutant bewertet das anders als ein Linker...
 
Ich bin etwas verwirrt - worüber genau streitet Ihr Euch eigentlich?
Insbesondere ist mir der Grund für Repos Gereiztheit (so jedenfalls kommt mir seine Antwort vor) nicht ganz klar.

Das Medienecho auf die Geschehnisse 1968 selber wird man wohl nicht als "Marketing" bezeichnen können (hat Balduin m. E. auch nicht tun wollen). Beim späteren Umgang der 68er mit dem ganzen Thema spielt "Marketing" aber wohl schon eine große Rolle (was eben eine neutrale Bewertung derzeit noch erschwert).

Ein paar Beiträge weiter oben schrieb Repo (glaube ich zu wissen), dass Objektivität erst in 50 Jahren möglich sei, ich glaube da hat er Recht. Noch sind die 68er unter uns und zur Zeit ist das ja aktueller denn je, daraus entwickeln sich dann auch verschiedene Ansichten.

Für mich ists sehr schwer mich da reinzuversetzen, ich verstehe die 68er und sympathisiere mit einigen Beweggründen, aber wie es mich in der Zeit betroffen hätte, Zeitreisen wurden leider noch nicht erfunden
 
Danke für die Tipps Repo...

-> 68 ist wirklich schwer erklärbar :grübel:
Aber ich glaube das liegt auch am Prinzip der Deutung, als Historiker sollte man die Fakten aufzählen, Abläufe, Höhepunkte etc.

Ein Teil der heutigen Historiker war aktiv beteiligt. Siehe Götz Aly oder auch Peter Brandt. Ich habe einen Vortrag von Peter Brandt über die 68er gehört, da hat er mehr als Zeitzeuge gesprochen und nicht als Historiker. Dennoch hat er die Fakten, Abläufe usw. auf den Punkt gebracht. Aus der Sicht eines Zeitzeugen und aus der Sicht eines Historikers.

Bei den Deutungen darf dann diskutiert werden, weil tatsächlich jeder eine andere Meinung hat. Hängt wohl auch von der politischen Richtung ab, ein rechts gerichteter Diskutant bewertet das anders als ein Linker...

Das gibt es aber auch in andern Diskussionen über die Geschichte.
 
Zitat:
Bei den Deutungen darf dann diskutiert werden, weil tatsächlich jeder eine andere Meinung hat. Hängt wohl auch von der politischen Richtung ab, ein rechts gerichteter Diskutant bewertet das anders als ein Linker...
Das gibt es aber auch in andern Diskussionen über die Geschichte.

Natürlich, aber so würde ich kurz und schmerzlos meine eigene Frage im Threattitel beantworten.
 
Natürlich, aber so würde ich kurz und schmerzlos meine eigene Frage im Threattitel beantworten.

Das ist aber schon eine sehr einfache Antwort.

Wenn man die 68er Bewegung erklären möchte, dann muss an mit 1945 und der Gesellschaft danach beginnen. Das ganze ist sehr Kompelx und kam nicht von heute auf morgen. Es war eine Entwicklung die am Ende zu dieser Bewegung führte.



Hast du meinen Link schon durch gesehen? Darin hat es doch einige Erklärungen.
 
Ich habe einen Vortrag von Peter Brandt über die 68er gehört, da hat er mehr als Zeitzeuge gesprochen und nicht als Historiker. Dennoch hat er die Fakten, Abläufe usw. auf den Punkt gebracht. Aus der Sicht eines Zeitzeugen und aus der Sicht eines Historikers.

Und, hat der Historiker Brandt den Zeitzeugen Brandt der Quellenkritik unterzogen?
 

Den Vortrag den ich gehört habe, hielt er an der Fernuni in Hagen. Ob er in Remscheid das gleiche erzählte weiss ich nicht (der Titel ist auf jeden Fall der Gleiche). Er schweift in seinen Vorträgen immer sehr weit ab, wäre jetzt noch interessant was er in Remscheid erzählt hat.

Leider habe ich keine Abschrift des Vortrages.
 
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Das halte ich nun für sehr falsch. Auch wenn uns viele Gebräuche der damaligen Zeit verstaubt und altmodisch vorkommen mögen - die BRD war von den Kommunen bis zur Bundesebene eine tadellose Demokratie und mußte sich vor keinem anderen demokratischen Land verstecken.

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Eine "tadellose Demokratie", fürwahr! Mit lauter "lupenreinen Demokraten" wie Globke, Filbinger, Schleyer etc, etc, etc.
 
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Zitat:
Die junge BRD war nur nominell eine Demokratie
Das halte ich nun für sehr falsch. Auch wenn uns viele Gebräuche der damaligen Zeit verstaubt und altmodisch vorkommen mögen - die BRD war von den Kommunen bis zur Bundesebene eine tadellose Demokratie und mußte sich vor keinem anderen demokratischen Land verstecken.
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Natürlich war die BRD eine Demokratie. Der Wandel wäre ja sonst gar nicht möglich gewesen. Sie hatte ja auch schon ganz schöne Stürme bewältigt, Wiederbewaffnung, dann die Kernwaffendebatte 1958/59 z. b.

Das war weniger der Punkt, der von mir angesprochene Biedermaier war anders, er hieß eher: Arbeiten, Aufbauen, Schnauze halten, Arschbacken zusammenkneifen. Wenn man versteht was ich meine.

Und was sich seitdem verändert hat, ob nun zum Guten oder Schlechten, hat in der Regel sehr wenig mit 68 zu tun

Das stelle ich doch sehr in Frage, ein Beispiel:

ist den Diskutanten eigentlich bekannt, dass damals für Völkermord dieselbe Verjährungsfrist wie für Mord galt? Und soviel hätte nicht gefehlt, dass es dabei geblieben wäre. Und dies Angesichts der Tatsache, dass die BRD-Justiz sich bis dahin nicht groß um die Aufarbeitung gekümmert hatte.

Auch dies würde ich für eine Errungenschaft der 68er halten.
 
Natürlich war die BRD eine Demokratie. Der Wandel wäre ja sonst gar nicht möglich gewesen. Sie hatte ja auch schon ganz schöne Stürme bewältigt, Wiederbewaffnung, dann die Kernwaffendebatte 1958/59 z. b.
Nicht zu vergessen das Köpfen der Altvorderen in den Kommunalparlamenten. Da wurde schon Anfang der 60er kräftig aufgeräumt.
ist den Diskutanten eigentlich bekannt, dass damals für Völkermord dieselbe Verjährungsfrist wie für Mord galt? Und soviel hätte nicht gefehlt, dass es dabei geblieben wäre. Und dies Angesichts der Tatsache, dass die BRD-Justiz sich bis dahin nicht groß um die Aufarbeitung gekümmert hatte.
Auch dies würde ich für eine Errungenschaft der 68er halten.
Die Verjährungsdebatte gehört nicht dazu. Da haben sich die Bonner Parlamentarier, zögernd zuerst, dann aber entschlossen durchgerungen, bevor die 68er auftauchten.
 
Es ist schon schwierig die 68ger zu beurteilen, denn mir erscheinen Berichte aus jener Zeit - die man ja momentan quer durch die Medien verfolgen kann - höchst widersprüchlich.
Wenn da die BRD als faschistisch, latent faschistisch und so was alles beschrieben wird, so steht das in höchst skurrilem Gegensatz zu sozialistischen Phrasen, die Systeme hochjubeln, welche äußerst gewaltsam und zynisch waren.
Was diese Systeme - siehe CSSR - in ihren Ländern dann angerichtet waren, wollte man dann wohl lieber nicht genau

Das ist für mich ein Punkt, der dem Ansehen der 68ger - in meinen Augen - sehr schadet.

Und auch, dass sich im Rückblick manche - sorry - derart überheblich auslassen, dass man als Nachgeborene meint, hier habe nur eine Generation mindestens die Demokratie, die Gleichstellung von Männern und Frauen,Sozialstaat, Rechtsstaat und mindestens noch 50 weitere Dinge erfunden auf die die Menschheit sehnsuchtsvoll gewartet hat.. :ironie:
 
Ich denke, es ist kurzsichtig, wenn man den Begriff "die 68er" einzig auf die BRD oder einen Teil der Studentenbewegung bezieht.

ich denke, es handelte sich eher um eine breite und durchaus nicht heterogene Protestbewegung. In den USA ist das Äquivalent zu den 68ern die "Baby Boom Generation" Sicher gab es bereits unter der Beatnikliteratur eines Keroucs oder Burroughs die Absage an den "American Nightmare" der McCarthyära. Das war im Großen und Ganzen eine Protestbewegung des weißen liberalen Amerikas, dem sich allerdings bald Apologeten der schwarzen Bürgerrechtsbewegung wie James Baldwin oder Martin Luther King anschlossen. Malcolm X hat übrigens durchaus auch Gewalt als Mittel propagiert.

In Schorsch Dabbeljus puritanischem Amerika hat das Wort Liberal ein ähnliches Geschmäckle wie bei uns "68er" oder "Emanze".

Die Protestbewegung der 60er Jahre war die Antwort auf zunehmend totalitärere und restaurativere Strukturen, die sich im Zuge des Kalten Krieges mit der McCarthyära auch in beängstigender Weise in der größten Demokratie und Haupt der "freien Welt" breitmachten.

Es war eine Bewegung, die auf vielen Gebieten völlig neue Wege gehen wollte, die sehr experimentierfreudig und utopistisch war, die sich bei manchen Utopien auch in Radikalität verrannte. Da huldigte so mancher Mao oder Pol Poth, dass aber Ex- Bayernstar und WM- Ikone Paul Breitner während der WM 1974 in Maos rotem Büchlein las, nimmt ihm heute keine Sau mehr übel.

Da ist es natürlich für Kritiker leicht, die Auswüchse zu kritisieren oder wie es gerne geschieht, die 68er gleich mit der RAF zu identifizieren.

Ich behaupte, dass die Bürgerrechts- und Protestbewegung der 60er Jahre notwendig war und mit dem Protest gegen verkrustete autoritäre Strukturen und nicht zuletzt an der Rassentrennung und an Amerikas schmutzigem Krieg in Vietnam durchaus große Verdienste erworben hat.
 
Ich denke, es ist kurzsichtig, wenn man den Begriff "die 68er" einzig auf die BRD oder einen Teil der Studentenbewegung bezieht.
ich denke, es handelte sich eher um eine breite und durchaus nicht heterogene Protestbewegung.
nicht heterogene Protestbewegung.
Da hast du fundalentamistisch völlig neue Erkenntnisse. :anbetung:
 
Aber der berechtigte Protest stellt sich doch selbst in Frage, wenn er für sich beansprucht, gegen autoritäre Strukturen vorzugehen - und dann selbst Mao, Lenin und weiß der Geier wen als Anleitungsbüchlein zur "Revolution" zu nehmen.

Und wen bitte hat aus der Protestbewegung (BRD) interessiert, was nach dem Vietnamkrieg dort weiterhin vorgefallen ist? Und wen hat wirklich interessiert, was "Che" in Kuba in Form von Todesurteilen angerichtet hat??

Nur zu protestieren und dabei auf in hochgestochener Sprache verfasste Theorien zu verfassen, dabei aber die Wirklichkeit in den jeweiligen Ländern aus den Augen zu verlieren, halte ich für hoch problematisch.

Und in ihrem Protest steckte man doch auch im Grund im Dilemma, dass man darin gegen die eigene Schutzmacht demonstrierte.
 
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