68, schwer erklärbar?

Dazu fällt mir noch eine alte Karikatur ein, die leider nicht im Web zu finden ist.

Ein dicker Typ mit Nadelstreifenanzug und Zigarre sitzt am Schreibtisch, hinter ihm ein Papagei auf seinem Ständer und ruft "Nieder mit den Kapitalisten". Der Boss erklärt seinem Gegenüber: "Der stammt noch aus meiner Studentenzeit."
 
Ja, kenn ich auch. Ist auch eindeutig. Aber die meisten Studenten kamen ja aus gutem bürgerlichen Elternhause und hatten alle Chancen der Welt, waren die sich bewusst, was sie aufs Spiel gesetzt hätten um ihre Ideale durchzusetzen ? Das verwundert ja auch an der RAF...
 
Über möglichen Nebenwirkungen in der Gesellschaft sind wir ja gerade am Diskutieren, deren Umfang ist unklar. Aber auf jeden Fall in vielen Fällen nicht intendiert gewesen.

Ein "scheitern" oder nicht macht sich aber auf jeden Fall daran fest, was die Protagonisten eigentlich durchsetzen wollten. Sonst läuft das auf das Fußballspielerfazit hinaus: "Gewonnen haben wir zwar nicht, aber wir haben ihnen wenigstens den Rasen zertreten".:winke:


Pardon,

sie haben gewonnen.

Du führst das auf den Rückenwind, die Hilfe des Schiedsrichters, Doping, die unfairen Zuschauer, den Ball der gleichzeitig zu schwer und zu leicht war, die bestochene Uhr die zu schnell/zu langsam lief und ähnliche Dinge zurück. Ja, und dann noch, die wollten sechs Tore schießen, haben sie zwar, aber die Gegner auch fünf.

Ziehen wir also das Fazit, sie haben gewonnen.
Deiner Meinung nach unfair und die moralischen Sieger sind andere. Meinswejen, die Punkt jedenfalls haben sie.
 
Ziehen wir also das Fazit, sie haben gewonnen.
Ach ja richtig, ich vergaß: Springer ist längst enteignet, die Bundeswehr abgeschafft, der Kapitalismus überwunden, spießige bürgerliche Relikte wie die Ehe sowieso ...

Wir kommen halt wieder zurück zum Definitionsproblem: Wen zählen wir zur 68er-Bewegung, welche Ziele wurden von diesen Leuten propagiert - und dann können wir darüber reden, ob diese Ziele erreicht wurden oder nicht.

Ob dann Rückenwind oder Schiedsrichter etc. diese Ziel-(Nicht-)-Erreichung beeinflußt haben ist dann eine deutlich nachgelagerte Diskussion, damit fange ich überhaupt nicht an.
 
Wollten die 68er die Ehe abschaffen? Dutschke war verheiratet, Meinhof war verheiratet, Schröder ist es zum vierten Mal, Fischer zum fünften. Das klingt mir nicht nach einem "ehelosen" Ideal. :rofl:

@Repo, ob die 68er gescheitert sind oder nicht, ist wohl Auslegungssache - es ist aber imho noch kein Sympathie- oder Antipathiemerkmal, ob man sie als gescheitert ansieht oder nicht. Man kann ein Scheitern bedauern oder Häme darüber zeigen.
 
Ach ja richtig, ich vergaß: Springer ist längst enteignet, die Bundeswehr abgeschafft, der Kapitalismus überwunden, spießige bürgerliche Relikte wie die Ehe sowieso ...

Wir kommen halt wieder zurück zum Definitionsproblem: Wen zählen wir zur 68er-Bewegung, welche Ziele wurden von diesen Leuten propagiert - und dann können wir darüber reden, ob diese Ziele erreicht wurden oder nicht.

Ob dann Rückenwind oder Schiedsrichter etc. diese Ziel-(Nicht-)-Erreichung beeinflußt haben ist dann eine deutlich nachgelagerte Diskussion, damit fange ich überhaupt nicht an.


Du denkst zu kurz, zu eng und dann auch noch germanozentrisch ausgerechnet bei einem Komplex der die gesamte damalige freie Welt (und noch mehr) umfasste. Froschperspektive eben.

Die ganze Zeit hackst Du auf ein Begleiterscheinungen herum, eben Tantes Wohnzimmerbüfett, und der Blick aufs ganze fehlt.

Dein Beispiel mit der Abschaffung der Ehe:
Wenn damals zwei ohne Trauschein zusammenlebten, konnten und wurden die bestraft. Und der Wohnungsgeber gleich mit. Der Kuppelei-§ wurde 1969sic! abgeschafft.
Da war man dann soweit, zu sagen, ob die beiden zum Standesamt rennen oder nicht, ist denen ihre Sache.

Kein Mensch wollte die Ehe abschaffen, aber die Pflicht zur Ehe! Was nun doch ein Unterschied ist.

Ich hoffe Du verstehst wenigstens dies. (besser gesagt, willst dies verstehen)
 
Dazu wäre interessant, eine Tabelle zu finden, in der um die 1968-1980 erlassenen Gesetze im Zusammenhang mit den 68ern aufgelistet sind.
 
Du denkst zu kurz, zu eng
Jetzt ist also selbst die Abschaffung des Kapitalismus zu kurz und zu eng? ;)

M. W. waren sich doch selbst die überzeugtesten 68er damals einig, daß man sich dafür ein bißchen Zeit nehmen müßte ...

Aber ist schon richtig, mein Beharren auf Fakten und Belege mag etwas kleinkariert wirken angesichts der großartigen Weltentwürfe, die damals propagiert wurden.
Aber so funktioniert nun mal wissenschaftliches Arbeiten.

und dann auch noch germanozentrisch
Das liegt nahe, wenn eine Diskussion in der Kategorie "BRD/DDR" läuft.

Die Ausgangsfrage war schon: "Was haben die 68er in Deutschland verändert". Wenn z. B. auf die diversen als problematisch empfundenen Eigenschaften der Adenauerzeit verwiesen wird, dann meint man nicht die Verhältnisse in Japan oder Kanada.

Die ganze Zeit hackst Du auf ein Begleiterscheinungen herum
Falsch. Ich suche konkrete Belege und Anhaltspunkte, die die aufgestellten Behauptungen stützen könnten.
Irgendwo im intergalaktischen Maßstab kann man viel hypothetisieren. Das ersetzt aber keine konkrete Beweisführung.

Kein Mensch wollte die Ehe abschaffen ...
Bist Du Dir da so sicher?
Ich habe jetzt leider keine Originalzitate da - aber meine mich schon erinnern zu können, daß die Ehe als Relikt der bürgerlichen Moral für diverse 68er auf den Müllhaufen der Geschichte sollte.

Wie repräsentativ oder typisch solche Vorstellungen waren, ist eine ganz andere Frage. Genau solche Sachen herauszuarbeiten wäre für eine vernünftige Darstellung der 68er zentral.
Aber mit "Kein Mensch wollte ..." wäre ich da sehr vorsichtig ...
 
Jetzt ist also selbst die Abschaffung des Kapitalismus zu kurz und zu eng? ;)

M. W. waren sich doch selbst die überzeugtesten 68er damals einig, daß man sich dafür ein bißchen Zeit nehmen müßte ...

Aber ist schon richtig, mein Beharren auf Fakten und Belege mag etwas kleinkariert wirken angesichts der großartigen Weltentwürfe, die damals propagiert wurden.
Aber so funktioniert nun mal wissenschaftliches Arbeiten.


Das liegt nahe, wenn eine Diskussion in der Kategorie "BRD/DDR" läuft.

Die Ausgangsfrage war schon: "Was haben die 68er in Deutschland verändert". Wenn z. B. auf die diversen als problematisch empfundenen Eigenschaften der Adenauerzeit verwiesen wird, dann meint man nicht die Verhältnisse in Japan oder Kanada.


Falsch. Ich suche konkrete Belege und Anhaltspunkte, die die aufgestellten Behauptungen stützen könnten.


Wobei du allerdings sehr selektiv vorgehst!
 
Um die Polemik in diesem Thread wieder etwas herunterzufahren noch ein humorvoller Beitrag:

http://www.YouTube.com/watch?0v0hq1NXaslraA

Irgendwie funktioniert der Link nicht richtig.

Wer bei YouTube Rainald-Grebe-Die 68er sind an allem schuld- eingibt, kann das Video trotzdem sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
El Quijote schrieb:
Papa, erzähl mir noch mal, wie nach so vielen Barrikaden
soviel erhobenen Fäusten und soviel vergessenem Blut
ihr am Ende des Liedes nichts machen konntet
und es unter dem Straßenpflaster keinen Sand am Strand gab
[die Metapher verstehe ich ehrlich gesagt nicht]

NB: Es wundert mich ja, warum von den 68-Experten noch keiner was dazu gesagt hat....

Die Metapher kommt aus dem 68er Frankreich, aus der Zeit des Generalstreiks bzw der Maiunruhen: Unter dem Pflaster liegt der Strand.

Ich würde ihn so interpretieren, daß er aussagen soll, daß unter der sozialen und ökonomischen Entfremdung (dem Pflaster) die Freiheit für jeden (der Strand) zu finden ist.

Das arte-magazin April 2008 schreibt dazu auf S 53:
"Pave (Pflasterstein)
Die Pflastersteine dienten Demonstranten in Paris als Baumaterial für ihre Barrikaden und waren die meistgenutzten Wurfgeschosse. Der Slogan: Dessous les paves, c'est la plage (Unter dem Pflaster ist der Strand) wurde während der Maiereignisse immer wieder zitiert. Er verglich das Pflaster mit der harten Kruste der Gesellschaft, die es abzutragen galt. Ganze Straßen wurden in diesem Sinne 'abgetragen'."

Der Generalstreik in Frankreich wurde damals von der CGT getragen, die ursprünglich eine anarcho-syndikalistische Gewerkschaftsgründung war, sich 68 aber bereits in Richtung Marxismus orientiert hatte.

Daniel Cohn-Bendit hat dann ca Ende der 60er/Anfang der 70er aus der Metapher den Titel für seine Zeitschrift "Pflasterstrand" gezogen.
 
Wobei du allerdings sehr selektiv vorgehst!
Völlig richtig!
Schließlich will ich nicht selber eine Darstellung dieser Epoche vorlegen (dazu fehlen mir alle Voraussetzungen), sondern nur darauf hinweisen, daß wir derzeit keine verläßliche Aufarbeitung haben, sondern nur eine Aneinanderreihung von Anekdoten und Mythen.
So etwas "advocatus diaboli" ist da also schon drin in meinen Beiträgen ;-)

Irgendwie erinnert mich das alles ganz witzig an die Diskussion über die Renaissance bzw. deren Selbstdarstellung. Auch da haben wir die starke Kontrastierung zur zu überwindenden Vorepoche ("finsteres Mittelalter" - "dumpfe Adenauerzeit"), den Rückgriff auf alte Philosophen und eine gewisse Unduldsamkeit in der Bewertung der Welt.

Mit etwas zeitlichem Abstand und fehlender persönlicher Betroffenheit kann man dies den Aufklärern von damals durchaus vorhalten - ohne ihre Verdienste zu schmälern.

Und das kriegen wir (oder unsere Nachfahren) in Bezug auf 68 auch noch hin ...
 
Ich weiß ja sonst deine nüchtern- sachlichen Beiträge zu schätzen, und deine provokanten Beiträge haben ganz sicher mit dazu beigetragen, der Diskussion Pepp zu verleihen.

Ich bin auf dem Gebiet sicher auch nicht so ganz objektiv wie man es vielleicht von mir gewohnt ist. Irgendwo bin ich nämlich auch so etwas wie eim 68er, und wenn den Sagen Glauben zu schenken ist, verdanke ich einer Podiumsdiskussion in Marburg meine Existenz.

Meine Eltern waren übrigens keine 68er, mein Vater erzählt aber heute noch von Vorlesungen bei Abendroth, die offenbar nicht nur bei Soziologen Kult waren
 
Was ich ganz interessant finde, heute im Spiegel wird ja über die Universitäten, Bachelor und Masterstudiengänge berichtet. Die 68er von damals sind mit den heutigen Studenten nichtmehr zu vergleichen. Früher wurde die Zeit mit "diskutieren am Küchentisch" verbracht, heute wird geackert...
Wenn die Studienzeit verkürzt wurde ging man auf die Barrikaden. Dazu noch ein anschauliches Bild einer Diskussion am Küchentisch...
Perfekt... ;)
 
Was ich ganz interessant finde, heute im Spiegel wird ja über die Universitäten, Bachelor und Masterstudiengänge berichtet. Die 68er von damals sind mit den heutigen Studenten nichtmehr zu vergleichen. Früher wurde die Zeit mit "diskutieren am Küchentisch" verbracht, heute wird geackert...
Wenn die Studienzeit verkürzt wurde ging man auf die Barrikaden. Dazu noch ein anschauliches Bild einer Diskussion am Küchentisch...
Perfekt... ;)

Es wurde auch in den 60er Jahren geackert und nicht nur politisiert, gekifft und gevögelt. Der Neomarxismus einiger 68er hatte teilweise absurde Züge, und der Glaube mit ein paar "Kadern" so wie die Bolchewiki Revolution zu machen, war schon ein beeindruckendes Zeugnis für Realitätsverlust. Einige, die sich auf den "langen Marsch durch die Institutionen" begaben, haben dabei sehr viel von "Visionen" verloren, die einmal ihr Charisma ausmachten.

Die Protestbewegung war vielschichtig, wenn man nach den Nachwirkungen der 68er Bewegung fragt, so ist doch einiges übriggeblieben. Eine ganze Reihe von Leuten, die sich der 68er Bewegung zugehörig fühlten, hat zumindest beruflich durchaus "etwas gerissen" wie eine ganze Reihe von Politikern wie Ströbele, Trittin und Fischer. Viele 68er engagierten sich in der Friedens- und Umweltbewegung und haben Einfluss bei der Gründung der Grünen gehabt, die jahrelang eine sehr gute Oppositionspartei waren, frechere, buntere Töne in die Politik und Themen wie Umweltschutz in die Diskussion brachten. Die Emanzipationsbewegung, wie sie die lauteste Ruferin im Streite, Alice Schwarzer propagiert(e) schoß oft genug über das Ziel hinaus, die Kritik an traditionellen Rollenbildern öffentlich gemacht zu haben, gegen die extrem repressive Auslegung des § 218 protestiert zu haben, bleibt dennoch verdienstvoll.

Sicher können sich die 68er nicht alleine das Verdienst an die Fahnen heften, den Kuppelparagraphen, den in der Nazizeit verschärften § 175 gekippt zu haben und die "sexuelle Befreiung" und den "Mief von 1000 Jahren" im Alleingang überwunden zu haben. Dadurch, dass sie- durchaus nicht selten mit rüdem Diskussionstil- auf Mißstände verwiesen haben, dass sie Tabuthemen in die öffentliche Diskussion gebracht haben, dass sie, in der jungen BRD durchaus noch etwas fast unerhörtes, öffentlich demonstriert haben, hatten sie aber durchaus Anteil daran, dass die Regierung Brandt schließlich darauf setzte, "mehr Demokratie zu wagen" und damit auch die Wahl gewinnen konnte. Der Protest an den Hochschulen wurde auch von international angesehenen Dozenten mitgetragen. Historiker wie der unvergessene Ernst Schuber, überraschenderweise aber auch der von seinem Stil eher konservative Rudolf von Thadden haben sich durchaus als 68er bezeichnet.

Studiengebühren, überfüllte Hörsäle, Auslosungen und gesalzene Studiengebühren lassen die Hochschulen der 60er fast schon als idyllisch erscheinen, als die Studenten sich noch siezten und im Anzug statt im Norwegerpulli zur Vorlesung erschienen, wo noch Anwesenheitskontrollen stattfanden. Aus meiner eigenen Studienzeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass Eifersüchteleien, Mobbing gegenüber Kollegen und Studenten, Unkollegialität und Unberechenbarkeit oft am schlimmsten in Fachbereichen waren, die traditionell links waren und von vielen Alt- 68erInnen und Quotenfrauen dominiert werden, wo die Professorinnen in Jesuslatschen aufkreuzten. Dennoch ist der Umgangston zwischen Professoren und Studenten doch ein ganz anderer, und daran hat die 68er Bewegung sicher einen durchaus bedeutenden Anteil.

Das ist sicher auch für den Prozess der Demokratisierung, der Sensibilisierung für alternative Lebensstile und für Entwürfe eines weniger autoritären Erziehungssystems zutreffend. Die antiautoritäre Erziehung in dem Sinne, dass überhaupt keine Erziehung mehr stattfand und sich nur rücksichtslosere Kinder durchsetzten mag man kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Allerdings mutet manches aber recht modern an, wenn man an die Kritik an einem ungerechten Bildungssystem denkt, das die Bildungschancen wie nirgendwo sonst vom sozialen Status der Eltern abhängig macht. Der Direktor von Haus Salem und die "Supernanny" wollen uns glauben machen, die Kids brauchten einfach mehr Disziplin und Werte, da ist von den "bildungsfernen Schichten" die Rede und von "Parallelgesellschaften".


Vielleicht sind hier durchaus auch ein paar Vorschläge der 68er gar nicht so schlecht, jedenfalls wurden in den 70ern Arbeiter- oder Gastarbeiterkinder auch gefördert, gab es noch frechere Kindersendungen wie die "Rappelkiste", die auch Kids aus dem "abgehängten Prekariat" und deren Probleme porträtierten.

Ob im Guten wie im Schlechten, die 68er Bewegung hat durchaus historische Nachwirkungen gezeigt, die nicht als Scheitern zu bezeichnen sind, man muß sie nicht lieben, man sollte sie nicht überbewerten, sie aber als postpubertäre Spinner aus bürgerlichem Haus und neomarxistische Utopisten und politische Analphabeten abzutun, wird ihrer Bedeutung nicht gerecht.

Ob es ohne die Protest- und Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre heute einen schwarzen, bzw. eine weibliche Präsidentschaftskandidatin, eine, na ja, Frau als Bundeskanzlerin, einen schwulen Oppositionsführer oder regierenden Bürgermeister von Berlin, einen Ex- Taxifahrer und Sponti, der einmal einen Politzisten verprügelt hat als Bundesaußenminister und Honorarprofessor gegeben hätte, muß zumindest als recht fraglich gelten.
 
Gründe der Studentenbewegung

Ich wollte Scorpios Beitrag nochmal aufgreifen und formulieren, was u.a. die Gründe der Studentenbewegung waren:

Dies Gründe reichen bis tief in die 50iger zurück: Junge Studenten, aus gutem Elternhause suchten nach einem anderen Lebensziel als das ihrer Eltern, die Deutschland nach dem Krieg wieder aufbauten - das Wirtschafswunder reichte ihnen nicht als Sinn des Lebens, sie wollten politische Veränderungen.

Dabei standen 2 Hauptthemen besonders im Mittelpunkt der Kritik: Die Nationalsozialistische Vergangenheit und der Vietnam Krieg.

Für viele junge Menschen wurde nach dem Krieg einfach zu schnell zur Tagesordnung übergegangen. Es habe keinen "personellen Neuanfang gegeben", einstige Parteigenossen säßen wieder an den Schaltern der Macht. Nazi-Deutschland wurde als "einmaliger Unfall" abgetan. Hierzu ein Zitat von Irmgrad Möller, engagiert in der Studentenbewegung und Mitglied der ersten Generation der RAF:

In der offenen Geschichtsrezeption galt der Faschismus als eine Art unerklärlicher, ganz sicher einmaliger Betriebsunfall der deutschen Geschichte.

Ein weiterer Aufreger für diese jungen Leute war der Vietnamkrieg, den die USA mit äußester Härte führte. Bilder von Napalm-verstümmelten Kindern kursierten in den Medien, der öffentliche Aufschrei war groß, die Menschen wollten Frieden und dass dieses sinnlose Gemetzel aufhöre.

Dabei kann man einen inneren Zusammenhang entdecken. Dazu ein Politikwissenschaftler: "Da die jugendlichen Rebellen um die Mitverantwortung ihrer Eltern am Genozid in Ausschwitz wussten, wollten sie keinesfalls tatenlos zusehen, wie in Vietnam abermals getötet wurde."

Hier noch weitere Themen:

Die Justizkampagne: die Rebellen wollten der Justiz ihre Fehler aufzeigen.
Kampf gegen den Konsumterror: "Konsum sei das Opium des Volkes", es lenke von den wichtigen Dingen des Lebens ab und stelle die Menschen zufrieden
Springer-Kampagne: der Springer Verlag berichtete kritisch gegen die Studentenbewegung, in Berlin war der Springer-Verlag markt und meinungsführend.
 
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