Der Name der Stadt Chemnitz, zum Beispiel, geht auf die slavische Bezeichnung des Flusses zurück, an der sie gegründet wurde: Kamjenica - Steinbach.
Dem Chemnitzer Patrioten sei es nachgesehen, aber was glaubst du wohl wann ich fertig sein würde, wenn ich sämtliche slawischen Ortsnamen nur aus McPomm aufschreiben würde.
Das ist nicht unbedingt nur ein Chemnitzer (Lokal-)Patriotismus, sondern läßt sich bspw. auch für Ortsnamen bis ins Erzgebirge feststellen, die an entsprechenden Flußläufen des Flußsystems Mulde gelegen sind, welche slawische Namen tragen. Beispiele dafür sind
Zschopau eben an der
Zschopau (Bedeutung umstritten, aber möglicherweise svw. "die am Fels Tosende") oder auch Orte an den beiden Quellflüssen der
Chemnitz - westlich an der
Würschnitz (entweder "Hügelbach/oberer Bach" oder "Fischreusenbach") die Ortschaften
Neuwürschnitz (hervorgegangen aus dem im Spätmittelalter begründeten
Oberwürschnitz) und
Niederwürschnitz sowie östlich an der
Zwönitz ("klingendes Wasser") die Stadt
Zwönitz.
Anm.: Es handelt sich im Übrigen jedoch bei diesen Orten nachweislich um deutsche Gründungen.
Von weiteren Beispielen im Erzgebirge oder gar anderen Gegenden im heutigen Sachsen spreche ich dabei noch gar nicht...
Wie dem auch sei, hier noch ein interessantes Buch dazu:
Ortsnamen Südwestsachsens: Die ... - Google Buchsuche
Gleichwohl kommt mir dabei aber eine Frage zur Besiedlung des Erzgebirges in den Sinn, zumal auch der
Reisebericht des Ibrahim ibn Ya'qub erwähnt wurde...
Vorbemerkung dazu: Bis ins 11. Jh. gilt dieser Raum als weitestgehend unbesiedelt bzw. unerschlossen (vgl. dazu bspw. auch
Sebastian Brather "Archäologie der westlichen Slawen..."), und erst ab dem 12., richtig sogar erst ab dem 13. Jh. wird von (dann deutscher) Besiedlung gesprochen. Laut des angesprochenen Reiseberichts heißt es über diese Gegend:
Übersetzung des Berichts von Ibrahim ibn Ya'qub (961/966) schrieb:
... Von der Burg Nerchau, die am Muldenflusse liegt, bis zum Rand des Waldes sind es 25 Meilen (also etwa 40 km). Von da ab bis zu seinem Ende (wohl die NW-SO-Ausdehnung) sind es 40 Meilen (also etwa 64 km) über unwegsame Gebirge (das Erzgebirge). Von dort bis zur hölzernen Brücke über den Morast sind es etwa 2 Meilen(also etwa 3 km). Von da an geht es weiter bis zu der Stadt Prag...
Anmerkungen von mir in Klammern im zitierten Text...
Wie oben ausgeführt tragen einige Flußläufe slawische Namen, welche auf spätere deutsche Siedlungen übergingen; es gilt jedoch mW als unwahrscheinlich, daß es im Erzgebirgsraum slawische (Dauer-)Besiedlung gab. Andererseits wird wiederum eingeräumt, daß die slawischen Namen der Flußläufe darauf zurückgehen, daß sie als Orientierungsnamen (bspw. eben für Fischfang) gedient haben könnten bzw. es an derartigen Flußläufen vorübergehend slawische Siedlungen gegeben haben könnte.
Weiß jemand dazu etwas Genaueres bzw. kennt jemand dazu andere Forschungsstände?
PS: Es geht dabei um slawische Besiedlung, nicht um deutsche Gründungen mit "gemischter" Bevölkerung (denn dieses Faktum dürfte unbestritten sein).