Wirtschaft und Thesaurierung bei den Germanen zur Zeitenwende

Es gibt keinen "Fundanteil"; es gibt 30 Goldmünzen, wo niemand weiß wo die herkommen. Daraus einen "Fundanteil" von 1,5% zu berechnen ist belanglos, solange der Prozess der Fundeinlagerung unbekannt ist. Jede weitere Rechnung mit dieser Prozentzahl ist - spekulativ.
 
Es stimmt!
Die Gold-und Silberfunde von Kalkriese gehörten einst dem Varus!

Aus Velleius Paterculus, II, 117,2 geht hervor:
„Als reicher Mann betrat er das arme Germanien, und als armer Mann verließ er das reiche Germanien.“
 
Ich muss da immer an den Zenturio in "Asterix bei den Schweizern" denken, der seine "Andenken aus Ägypten" in einem Nummernkontoschließfach verwahren lässt....
 
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Von den ca. 7000 uns bekannten Fundmünzen der römischen Okkupationszeit (12 v.Chr.– 9 n.Chr.) stammen über 90% aus den bekannten römischen Standorten oder eben vom Fundplatz Kalkriese.
Frühkaiserzeitliche Fundmünzen aus germanischen Siedlungen sind rar und in der Regel Einzelfunde, so dass sich für diese Zeit keine innergermanische Geldwirtschaft herleiten lässt.
Es ist auch nicht anzunehmen, dass eine jahrhundertelang auf Tauschhandel ausgerichtete Gesellschaft sich innerhalb so kurzer Zeit auf Geldwirtschaft umstellen ließe.

„Dabei ist die Verteilung der Funde über das Land eher ungleichmäßig, in der Regel entlang der bekannten Kommunikationslinien (…) Eine weitflächige Verteilung von Einzel- und Hortfunden römischer Münzen im Bereich germanischer Siedlungsplätze ist im Gebiet des heutigen Niedersachsen erst ab dem 2.Jh. zu verzeichnen.“
Frank Berger, in:
Die Fundmünzen der römischen Zeit in Niedersachsen und Bremen, 2006



Wie auch immer. Die Münzen von Kalkriese sind eine Tatsache und irgendjemand, vielleicht auch Varus, hat sie aus irgendeinem Grunde mitgeführt. Darüber kann man nur spekulieren.
 
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Noch etwas zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung zur Varuszeit:

"Im Süden dehnte sich beiderseits des Stroms (Rhein) die Latène-Kultur aus, die von Spanien über Frankreich und den Süden Deutschlands bis nach Böhmen reichte. Ihre Charakteristika sind befestigte Siedlungen - oppida -, eine bereits eingeführte Geldwirtschaft und in Ansätzen schon Schriftgebrauch. (...) Im Norden hingegen, vor allem im niederländisch-norddeutschen Flachland, gab es dann eine weniger von Ackerbau als von Viehwirtschaft geprägte, halbnomadisch erscheinende Gesellschaft mit gering entwickelter materieller Kultur."

Reinhard Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald, München 2008, S.32
 
In Barbaricum ist die Thesaurierung paradoxerweise am heufigsten ein Syndrom der Krise und nicht der gute okonomische Kondition einer Gesellschaft. Die wertvollen Sache, wie Munzen, wurden immer gesammelt und verbergt, wann die Leute einige Gefahr erwartet haben. Das ist aber nicht nur fur romische Kaiserzeit typisch, aber fur jede Periode, wann sich einige Erscheinungen geendet haben und die anderen angefangen. Unteranderem als Effekt der Kriegen und Migrazionen. Die intensive Thesaurisierung der Bronze-Schmuck und Waffe kann man zB im Pommern kurz bevor Kristalisierung der Lausitzer-Kultur festzustellen.
 
In Barbaricum ist die Thesaurierung paradoxerweise am heufigsten ein Syndrom der Krise und nicht der gute okonomische Kondition einer Gesellschaft. Die wertvollen Sache, wie Munzen, wurden immer gesammelt und verbergt, wann die Leute einige Gefahr erwartet haben.
Ist doch logisch, versuch mal Rinder zu verbuddeln!
;)
Bei Gefahr werden diese bestimmt als erstes Beute oder gehen verloren.
Zu deren Aufsicht benötigt man Leute, eine Flucht in andere Werte (Geld) ist da nur ein konsequente Lösung.
 
Ist doch logisch, versuch mal Rinder zu verbuddeln!
;)
Bei Gefahr werden diese bestimmt als erstes Beute oder gehen verloren.
Zu deren Aufsicht benötigt man Leute, eine Flucht in andere Werte (Geld) ist da nur ein konsequente Lösung.

Na...die Viecher standen nicht auf eingezäunten Wiesen, sondern wurden in die Wälder getrieben. Anhand dieser Nutzung entstanden die sogenannten Hudewälder.
Gerade im bergigen Gebiet, war es relativ einfach die Rinder auf Waldwiesen zu "verstecken". Und wer wagte sich dann noch in unwegsames Gelände, um dort Rinder zu stehlen?
 
Und wer wagte sich dann noch in unwegsames Gelände, um dort Rinder zu stehlen?

Also, wer sich in unwegsames Gelände "wagte", um dort Kühe zu melken oder um die ganze Herde vor Wintereinbruch einzusammeln und ins Dorf zu treiben, dem ist ohne weiteres zuzutrauen, daß er sich in dasselbe Gelände "wagt", um dort Rinder zu stehlen.
 
Na...die Viecher standen nicht auf eingezäunten Wiesen, sondern wurden in die Wälder getrieben. Anhand dieser Nutzung entstanden die sogenannten Hudewälder.
Gerade im bergigen Gebiet, war es relativ einfach die Rinder auf Waldwiesen zu "verstecken". Und wer wagte sich dann noch in unwegsames Gelände, um dort Rinder zu stehlen?

Hmmm...

Im Südwesten wird die Größe der sog. "Volksburgen" aber gerade mit den Viehherden erklärt, die dort bei Gefahr untergebracht wurden.
 
Also, wer sich in unwegsames Gelände "wagte", um dort Kühe zu melken oder um die ganze Herde vor Wintereinbruch einzusammeln und ins Dorf zu treiben, dem ist ohne weiteres zuzutrauen, daß er sich in dasselbe Gelände "wagt", um dort Rinder zu stehlen.

Die haben sich bestimmt nicht vor Waldgeistern gefürchtet. Sondern im Kriegesfall wurden die Herden tiefer in die Wälder auf versteckte Waldwiesen getrieben, um sie so zu schützen. Und die Angreifer haben sich dann nicht in diese Gebiete gewagt, weil sie dort einen Hinterhalt fürchten mußten. Diese Vorgehensweise hat es auch im `30jährigen Krieg gegeben. Dort wurden die Dörfer evakuiert und nur wenige (vielleicht uneinsichtige) Personen blieben zurück.
 
Hmmm...

Im Südwesten wird die Größe der sog. "Volksburgen" aber gerade mit den Viehherden erklärt, die dort bei Gefahr untergebracht wurden.

Die Germanen zur Augustuszeit saßen im Norden und dort hat es nur wenige große Volksburgen gegeben. Allheilmittel war es halt sich in die Wälder zurückzuziehen und auch bestehende Wallanlagen aufzusuchen. Das bei entsprechender Größe auch Vieh mitgenommen wurde, ist auch verständlich, aber es reichte auch, sich in die Wälder der Bergketten zurückzuziehen.
 
Die haben sich bestimmt nicht vor Waldgeistern gefürchtet. Sondern im Kriegesfall wurden die Herden tiefer in die Wälder auf versteckte Waldwiesen getrieben, um sie so zu schützen. Und die Angreifer haben sich dann nicht in diese Gebiete gewagt, weil sie dort einen Hinterhalt fürchten mußten. Diese Vorgehensweise hat es auch im `30jährigen Krieg gegeben. Dort wurden die Dörfer evakuiert und nur wenige (vielleicht uneinsichtige) Personen blieben zurück.

Wenn an Deiner Theorie (1. "Die Germanen zur Zeitenwende waren keine Bauern, sondern Krieger..." 2. "Die Kriegszüge der Germanen galten u.a. der Plünderung..." 3. "Sie bevorzugten Rinderherden... Ein Germane mit großer Herde war ein angesehener Mann. Da es regelmäßig Hungersnöte im Frühjahr gab, konnte eine große Viehherde über den Erhalt der Sippe entscheiden...") ein bißchen Logik dran wäre, dann müßten es die kriegführenden Stämme in erster Linie auf die Rinderherden der Überfallenen abgesehen haben, sonst gab es ja (angeblich) "ja wohl nichts zu holen". Man bricht doch nicht zu Plünderungszügen auf und traut sich dann nicht, nach dem einzigen nennenswerten Gut zu suchen, das die Plünderung überhaupt lohnt.
 
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"...die Hauptpfeiler der germanischen Wirtschaft (Viehzucht und Tauschhandel) blieben Grundlage der germanischen Gesellschaft. Somit wurde auch die Geldwirtschaft der Römer nicht übernommen. Münzen gelangten zwar in größerem Umfang ins germanische Gebiet, aber nicht als reguläres Zahlungsmittel. Sie wurden vielmehr eingeschmolzen und zu Schmuck verarbeitet oder mit Ösen versehen und als Schmuckmünzen verwendet. Beides schlägt sich deutlich im Fundgut nieder. Besonders Silbermünzen werden als Rohmaterial zur Fertigung jetzt deutlich im Fundgut vorkommenden Silberschmucks verwendet."

..."Bislang konnten sieben keltische Münzen in Niedersachsen nachgewiesen werden. Alle wurden als Zufallsfunde geborgen, vier von ihnen sind aus Gold, drei aus Bronze bzw. aus Silber. Sie wurden von den Germanen wohl als Schmuckstücke oder kleine Wertgegenstände angesehen. Als Zahlungsmittel im heutigen Sinn kommen sie nicht in Betracht, da die Germanen keinen Geldhandel kannten."




aus Hans-Jürgen Häßler, Frühes Gold - Ur-und Frühgeschichtliche Goldfunde aus Niedersachsen, Oldenburg 2003
 
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"...die Hauptpfeiler der germanischen Wirtschaft (Viehzucht und Tauschhandel) blieben Grundlage der germanischen Gesellschaft. ."
2003


Und die Hauptpfeiler jagen die bei Gefahr in die Wälder..........:pfeif:

Werden sich Römer, Bären, Luchse, Wölfe und Auerochsen gefreut haben.:scheinheilig:


OT: Das glaubst Du doch selber nicht, was Du hier so schreibst.:winke:
 
@Themi:...Auerochsen sollten doch keine Gefahr für Rinder sein.

Oh doch. Was glaubst du wohl was passierte, wenn ein testoronberstender Auerochsen-Bulle auf eine Rinderherde traf. Die läuft in alle Richtungen - viel Spaß beim späteren Zusammentreiben.
 
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Oh doch. Was glaubst du wohl was passierte, wenn ein testoronberstender Auerochsen-Bulle auf eine Rinderherde traf. Die läuft in alle Richtungen - viel Spaß beim späteren Zusammentreiben.

Natürlich, der Auerochsenbulle nimmt sich die Touristinnen vor....

(Schreibt doch hier irgendwo einer auf heutiger Basis)
 
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