Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Zur allgemeinen Kalkriese-Diskussion wird heute in der Welt berichtet:
Archäologie: Neuer Streit um den Ort der Varusschlacht - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE
Dürfte Euch Experten hier aber wenig Neues bieten.

Doch...aber hallo....was steht denn da: "Günther Moosbauer verteidigte sich mit dem Hinweis, die Germanen hätten oftmals mit römischen Waffen gekämpft...".
Sowas....das habe ich von MOOSBAUER jetzt nicht erwartet. Woher hatten sie die denn? Erst nach der Varusschlacht verfügten die Germanen über römische Waffen. Bei Tacitus (Annalen II.Buch (45)) steht: "Jetzt besichtigte Arminius zu Pferd alles und wies überall, wohin er ritt, auf die wiedergewonnene Freiheit, die erschlagenen Legionen und auf die den Römern abgenommenen Waffen hin, die immer noch in vieler Hände seien." Und das war 17n.Chr. gegen die Markomannen.
Aufgrund der Tacitus Aussage kann man davon ausgehen, daß die Germanen vor der Varusschlacht noch nicht im Besitz von zahlreichen römischen Waffen waren. Und über die germanischen Hilfstruppen und deren Ausstattung haben wir uns hier schon ausführlich unterhalten....

Ferner komme ich nochmals auf den Kalkrieser Engpaß zurück. Auch Joachim Gruber (Uni München) geht in einer Schrift auf diesen ein. Dort kann man nachlesen: "Der Engpaß am Kalkrieser Berg, der die Zeugen einer römisch-germanischen Auseinandersetzung erhalten hat, wird an der schmalsten Stelle mit der Breite von einem Kilometer * (bei einer Länge von 6km) angegeben.
* Entsprechend der heutigen Entfernung von der B218 bis zum südlichen Ende des Ortes Barenau."

Weiterhin schreibt er: "Bei diesen Angaben stellt sich allerdings für den unbefangenen Leser sofort die Frage, wieso es auf den offenen Flächen von etwa einem Kilometer Breite für die Römer nicht möglich gewesen sein sollte, entsprechende Verteidigungslinien aufzubauen.*

*Verständlicher wird die Situation, wenn man den differenzierteren Angaben von Reinhard Wolters, Klio 85,2003,147 folgt, der von einer beständig begehbaren Trasse von ca. 100 Metern Breite spricht. Aber selbst da wäre die Formation des agmen quadratum noch möglich (Wolters, ibid.S.159). ..."

Also der Platz war da....
 
Das ist doch wohl ein Tippfehler, oder?

Nein. Ich kann mich da nur auf die Ausführungen von Godehard verlassen, da ich vom Bogenschießen überhaupt keine Ahnung habe. Da muß ich erstmal ein paar Kumpels fragen, die mit solchen antiken Bögen durch die Gegend ballern.
Festzustellen ist, daß antike Bögen hohe Zuggewichte hatten. So hatte ein englischer Langbogen bei einer Zuglänge von 78cm 36-82kp. Und bei germanischen Bögen wurde halt auch zwischen 22-82kp angegeben.
Um einen Elch zu erlegen, reicht ein Recurvebogen mit 20-22kp.


Noch eine Anmerkung: durch eine leichte Bronzespitze erreicht ein Pfeil eine höhere Geschwindigkeit (41m/sec.).
 
Das ganze Szenario gefällt mir nicht. Also, es bricht ein Aufstand los und Varus schnappt sich ohne Informationen drei volle Legionen (nebst erwarteter Hilfstruppen), um diesen zu unterdrücken. Zumindest merkwürdig. Muss ja ein gewaltiger Aufstand gewesen sein, von wem auch immer. Aber ja, Varus hat hat diesem Arminius getraut. Komisch, wir kennen nur den lateinischen Namen, die Namen z.B. der Gallier sind von Cäsar überliefert, hier gibt es nichts. Auch der originale Name seines Bruders ist nicht bekannt. Wieder merkwürdig und für Rom recht selten. So kennen wir die Anführer des jüdischen Aufstands, des britischen Aufstands, hier wissen wir nichts und mutmaßen.

Auch beim Bataveraufstand kennen wir nur die lateinischen, nicht die germanischen Namen der Protagonisten. Zum jüdischen Aufstand haben wir dank Josephus eine ganz besondere Quellenlage, dass wir hier die Namen kennen, verdanken wir dem Umstand, dass Josephus vom Offizier der Aufständischen zum Günstling der Flavier wurde, der Gelegenheit hatte, eine projüdische Sicht der Dinge darzustellen. Ich denke, dass wiederum der Boudicca-Aufstand nicht mit den Aufständen ehemals germanischer Verbündeter wie der Cherusker und der Bataver vergleichbar ist. Hier die ehemals Verbündeten, dort ein ursprünglich halbwegs autarkes Königreich, dessen Romfreundlichkeit von den Römern selbst bestraft wird

Was den Einsatz der Bögen angeht: der ist nicht bei jedem Wetter möglich. Bei Regen werden die Sehnen schlaff (was nichts an meiner Einstellung zu Cassius ändert).
 
Die Kernpunkte bleiben. Drei Legionen plus Hilfstruppen für einen Aufstand (den es nicht gab). Das wäre viel. Also, wer könnte das gewesen sein? Sueben oder Markomannen? Nimmt man die archäologischen Befunde, so wurden die Römer in Nordwestgermanien über die Lippe versorgt (das "Spinnennetz"). Ein Transportweg, der leicht zu sperren war. Zur Namensfrage, ich halte das für problematisch. Richtig, auch beim Bataveraufstand ist das so. Marbod (als eine Art König) wird aber genannt. Könnte es sein, dass die Römer verwirrt waren, keine Könige als Gegner zu haben, keine von oben gesteuerte Revolte, der man das Haupt abschlagen konnte, sondern vielmehr einen echten Volksaufstand ohne sichtbaren Anführer? Die Bündnisfrage ist auch interessant. Wir haben nur römische Quellen. Wer an dem Aufstand beteiligt war, das wissen wir nicht. Die Cherusker wären im Alleingang gegen drei Legionen wohl zu schwach gewesen.
 
Wir verlassen das Terrain der Kalkriese-Diskussion. Diese Diskussion wäre in einem anderen Thread zu führen sinnvoller. Durch den hier steigt eh niemand mehr durch.
 
Die Frage des Schlachtortes ist m.E. auch mit der Frage nach einer genaueren Datierung verknüpft. Wann hat diese "Schlacht" statt gefunden. Das ist wichtig, weil davon auch die Marschleistung der Truppen und die Logistik abhängt. Im Winter, das wäre ungewöhnlich. Im Sommer, ungünstig für die Germanen (Erntezeit). Bleiben Frühjahr oder Herbst, wobei das Frühjahr wegen Bestellung der Äcker ungünstig erscheint. Es bleibt der Herbst, eher Spätherbst, was auch zum von Dio beschriebenen Wetter passen würde. Zur Lokalität. War die Lippe der zentrale Versorgungsstrang der Römer, drohte im Winter die Vereisung.


An Quijote:

Einverstanden, das wird unübersichtlich, aber man wird die Schlacht nicht archäologisch, sondern nur in einer Einordnung in den historischen Kontext lokalisieren können und nur dann ist das nützlich.
 
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Was sollte sie auch sonst tun als der Realität ins Auge zu blicken. Fakt ist, dass ein Mangel an Waffen gleich welcher Art oder generell für ein Schlachtfeld immer ein Rätsel aufgibt.

Zunächst einmal:
Mit „Rost“ meinte Nicole sicher Herrn Dr. Rost, den Gatten von Frau Dr. Wilbers-Rost. Er ist der Wissenschaftler, der in Kalkriese mit der Schlachtfeldarchäologie beauftragt wurde.

Und nun zur Schlachtfeldarchäologie

Die Schlachtfeldarchäologie ist ein recht junges Untersuchungsfeld, dem sich im Besonderen amerikanische Wissenschaftler widmen.
Da Schlachtfelder zu allen Zeiten gründlichst abgesucht wurden, sind größere Waffen oder deren Fragmente kaum zu erwarten. Kleineren Fernwaffen, die bei der Nachsuche häufig unentdeckt blieben, kommt eine höhere Bedeutung zu. Durch sie lassen sich in der Regel Aussagen über die verschiedenen Standorte der am Kampf beteiligten Gruppen treffen.

So verraten bei jüngeren Schlachten Gewehr- oder Kanonenkugeln, später Patronenhülsen und Projektile, einiges über die Positionen während einer Schlacht. Bei älteren Schlachten kommt diese Bedeutung, je nach Zeitalter, Armbrustbolzen, Pfeilspitzen oder Schleuderbleien zu. (In besonders glücklichen Fällen trugen römische Objekte sogar Stempelungen, die weitere detaillierte Aussagen über die Einheiten ermöglichen.)

Antike Schlachten sind keineswegs als rein statische Ereignisse zu sehen. Nicht selten bewegten sich im Laufe der Kampfhandlungen die kämpfenden Parteien weiter, so dass sich die spätere Fundfläche dadurch noch vergrößerte. Bei Schlachten der jüngeren Geschichte und der höheren Reichweite der Geschosse, ist die Streuung erheblich größer, wodurch genaue Aussagen erschwert werden.

An statischen Zielen dagegen, wie Wällen oder Burgen, lassen dort gefundene Ferngeschosse wesentliche Aussagen zu dortigen Ereignissen zu. Sie geben Aufschluss darüber, an welchen Stellen konzentrierte Angriffe stattfanden.

Da römische Ferngeschosse im Wall von Kalkriese wider Erwarten nicht auftraten, sind derartige Aussagen in diesem Fall nicht möglich. Somit liegen keine gesicherten archäologischen Hinweise vor, dass dieser Wall von Römern attackiert wurde. Stattdessen finden sich an der Nordseite des Walles zahlreiche römische Metallobjekte, die einem zivilen Kontext zugerechnet werden können.
 
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Da römische Ferngeschosse im Wall von Kalkriese wider Erwarten nicht auftraten, sind derartige Aussagen in diesem Fall nicht möglich. Somit liegen keine gesicherten archäologischen Hinweise vor, dass dieser Wall von Römern attackiert wurde. Stattdessen finden sich an der Nordseite des Walles zahlreiche römische Metallobjekte, die einem zivilen Kontext zugerechnet werden können.

Das ist entscheidend. Was machen außerdem Maultiere am Fundort. So schlecht beritten wird die römische Kavallerie nicht gewesen sein. Überhaupt, wer und warum hat die putzigen Tierchen umgelegt? Die Germanen, als Barbecue?
 
Das ist entscheidend. Was machen außerdem Maultiere am Fundort. So schlecht beritten wird die römische Kavallerie nicht gewesen sein. Überhaupt, wer und warum hat die putzigen Tierchen umgelegt? Die Germanen, als Barbecue?

Komm, so schlecht informiert bist normalerweise nicht mal du. Im römischen Heer hatte ein Contubernium = 8 Mann ein Maultier als Lasttier. Dementsprechend ist das Problem eher, dass zuwenige Maultierknochen gefunden wurden; dass aber welche gefunden wurden, ist mithin ein Indiz für die Involvierung eines römischen Heeres "auf dem Marsch" im Kampf. Ansonsten hätte das Maultier nämlich wirklich nichts auf einem Schlachtfeld zu suchen gehabt.
 
Korrekt, auf dem Marsch, nicht im Kampf, das war Tross. Darum auch keine Schleuderbleie oder Pfeilspitzen. Dafür aber verstaute Luxusgegenstände und - ich bleibe dabei- Parademasken. Der Wall hat bei den "Kämpfen" keine Rolle gespielt. Das war eine Armee auf dem Rückzug, nicht im Vormarsch.

"Dass an den Kämpfen nicht nur einfache Soldaten, sondern auch höherrangige Offiziere beteiligt waren, ist trotz der spärlichen Funde ganz offensichtlich. Wenn der Geldbeutel (mit Gold- und Silbermünzen) es hergab, verzichtete man auch in den ferne Ländern des Barbaricums nicht auf den geschätzten (stadt-)römischen Luxus!

Vom gepflegten Leben der wohlhabenderen Römer zeugt ein bronzenes Weinsieb, mit dem man Gewürze abseihen konnte, der Griff eines reich verzierten silbernen Trinkbechers, ein Silberlöffel und das Bruchstück einer »Millefiori«-, das heißt »Tausend-Blumen«-Trinkschale aus vielfarbigem Glas, wie es sich reiche Leute in der römischen Hauptstadt vorzugsweise kauften. Aber auch eine mit silbernen Beschlägen und geschnittenen Halbedelsteinen verzierte Schwertscheide konnte sich nicht jeder leisten!"


Quelle: Archäologie Funde -
 
Korrekt, auf dem Marsch, nicht im Kampf, das war Tross. Darum auch keine Schleuderbleie oder Pfeilspitzen. Dafür aber verstaute Luxusgegenstände und - ich bleibe dabei- Parademasken. Der Wall hat bei den "Kämpfen" keine Rolle gespielt. Das war eine Armee auf dem Rückzug, nicht im Vormarsch.

"Dass an den Kämpfen nicht nur einfache Soldaten, sondern auch höherrangige Offiziere beteiligt waren, ist trotz der spärlichen Funde ganz offensichtlich. Wenn der Geldbeutel (mit Gold- und Silbermünzen) es hergab, verzichtete man auch in den ferne Ländern des Barbaricums nicht auf den geschätzten (stadt-)römischen Luxus!"
Hallo, Angrivarier!
Warum kämpst Du hier eigentlich mit? Ihr wart doch damals auch nicht dabei. :)D war ein Scherz!)
Aber im Ernst: Es sind ja Pfeilspitzen und Schleuderbleie gefunden worden. Nur nicht "im Wall". Das ist aber auch kein Wunder, denn der Wall existiert ja gar nicht mehr. Er ist eingefallen und später überackert und breitgezogen worden. Was immer da drin war, wurde dabei über das Gelände verteilt. Man kann nur noch an Bodenverfärbungen erkennen, dass mal ein Wall dort war.

Dass dort ein Tross in Kämpfe verwickelt war, scheint mir festzustehen (gerade das spricht ja für die Varusschlacht-Theorie). Es war aber sicher kein Tross ohne Legionen, denn einen ungeschützten Tross hätten vermutlich auch ein paar Bauern aufhalten können. Der hätte nicht an Kalkriese vorbeiziehen und sich anschließend verteilen können. Um den Tross ist gekämpft worden, und zwar großflächig. Also müssen Legionäre dagewesen sein. Viele.

Ob die Römer an der Stelle auf dem Rückzug oder im Anmarsch waren, ist im Grunde zweitrangig, denn es gibt keinen Aufschluss darüber, ob dort die Varuslegionen oder andere Römer gekämpft (und verloren) haben. Aus den Spuren würde ich aber trotzdem schließen, dass es kein Rückzug gewesen sein kann. Auf einem Rückzug nach Kampfhandlungen schleppt man keine Luxusartikel wie Bettgestelle mehr mit. Und da treibt man auch keine Maultierherden mitten durch die kämpfende Truppe.

@Mummius Picius: Dass nicht mehr Maultierknochen gefunden wurden, kann eigentlich nicht verwundern. Das "halbe" Maultier ist nur bis heute erhalten geblieben, weil es vom zusammengebrechenden Wall verschüttet wurde. Der Rest ist verwittert. Offen liegende Knochen lösen sich nach ein paar Jahrzehnten auf.

@Nicole H.: Noch ein paar Worte zu den offenbar nicht eingesetzten römischen Bogenschützen (Stichwort: zu wenig gefundene Pfeilspitzen): Die begehbare Fläche vor dem Wall war vielleicht hundert Meter breit. Sie wurde zusätzlich eingeengt durch das durchziehende Heer. Für Bogenschützen blieb da nur wenig Platz, in nennenswerter Zahl Aufstellung zu nehmen. Und vor allem hätten sich diese Bogenschützen dort in gefährlicher Nähe zum Feind befunden, denn Bogenschützen waren in infanteristischen Nahkämpfen praktisch schutzlos. Ein einziger Ausfall vom Wall aus hätte sie restlos weggefegt.

MfG
 
"Ob die Römer an der Stelle auf dem Rückzug oder im Anmarsch waren, ist im Grunde zweitrangig, denn es gibt keinen Aufschluss darüber, ob dort die Varuslegionen oder andere Römer gekämpft (und verloren) haben. Aus den Spuren würde ich aber trotzdem schließen, dass es kein Rückzug gewesen sein kann. Auf einem Rückzug nach Kampfhandlungen schleppt man keine Luxusartikel wie Bettgestelle mehr mit. Und da treibt man auch keine Maultierherden mitten durch die kämpfende Truppe."

Eben da haben wir ein Problem. Ist die Schlachtfeldarchäologie eine Hilfswissenschaft? Ich würde das bejahen und damit ist die Frage nach Rückzug oder Vormarsch nicht zweitrangig. Im Gegenteil, es stellt sich die Frage, ob die Römer expandierten oder Stellungen aufgaben. Das ist keine archäologische Fragestellung, sondern eine historische. Ich habe beide Qualifikationen nicht, sondern versuche im Rahmen einer juristischen Beurteilung einen Sachverhalt zu ermitteln, der halbwegs unstreitig ist. Das geht aber nur, wenn man sich klar darüber ist, dass die Quellen von einer Partei geliefert worden sind.
 
Korrekt, auf dem Marsch, nicht im Kampf, das war Tross. Darum auch keine Schleuderbleie oder Pfeilspitzen. Dafür aber verstaute Luxusgegenstände und - ich bleibe dabei- Parademasken. Der Wall hat bei den "Kämpfen" keine Rolle gespielt. Das war eine Armee auf dem Rückzug, nicht im Vormarsch.

"Dass an den Kämpfen nicht nur einfache Soldaten, sondern auch höherrangige Offiziere beteiligt waren, ist trotz der spärlichen Funde ganz offensichtlich. Wenn der Geldbeutel (mit Gold- und Silbermünzen) es hergab, verzichtete man auch in den ferne Ländern des Barbaricums nicht auf den geschätzten (stadt-)römischen Luxus!

Vom gepflegten Leben der wohlhabenderen Römer zeugt ein bronzenes Weinsieb, mit dem man Gewürze abseihen konnte, der Griff eines reich verzierten silbernen Trinkbechers, ein Silberlöffel und das Bruchstück einer »Millefiori«-, das heißt »Tausend-Blumen«-Trinkschale aus vielfarbigem Glas, wie es sich reiche Leute in der römischen Hauptstadt vorzugsweise kauften. Aber auch eine mit silbernen Beschlägen und geschnittenen Halbedelsteinen verzierte Schwertscheide konnte sich nicht jeder leisten!"


Quelle: Archäologie Funde -

Das ist einfach nicht richtig, und da sind die Kalkrieser mit ihrer Website leider auch nicht besonders informativ. Man hat Schwertschneiden, Panzerkettenschließen, die Parademaske - auch wenn Du ihren militärischen Wert negierst - jede Menge Inschriften einer ersten Kohorte, Reitersporne, Reste von pila, Pionieräxte usw. gefunden. Dass man nicht mehr gefunden hat, hat einen auf der Hand liegenden Grund: das Schlachtfeld wurde geplündert.


Aber im Ernst: Es sind ja Pfeilspitzen und Schleuderbleie gefunden worden. Nur nicht "im Wall". Das ist aber auch kein Wunder, denn der Wall existiert ja gar nicht mehr. Er ist eingefallen und später überackert und breitgezogen worden. Was immer da drin war, wurde dabei über das Gelände verteilt. Man kann nur noch an Bodenverfärbungen erkennen, dass mal ein Wall dort war.

Das ist leider so auch nicht ganz richtig. Es gab ja die Siedlungsüberreste auf der Nordseite des Walls. Diese sind durch den Wallbau rasiert worden. Sprich, die Abfall- und Vorratsgruben, die sich im Vorfeld des Walls in einer Entfernung von etwa 20 Meter zum Wall befanden, wurden beim Bau des Walls abgestochen und verschwanden, ihr Material fand sich im Wall wieder, sie sind neben den Grassoden verantwortlich für die dunklere Färbung des Walls (organisches Material). Die unvergänglichen Scherben und gebrannte Knochen, also Reste von Mahlzeiten, fanden sich ebenfalls im Wallmaterial wieder. Dementsprechend müssten sich in den Wall eingedrungene Pfeilspitzen und Schleuderbleie ebenfalls im Wallmaterial wiederfinden (ich weiß nicht wo die Pfeilspitzen gefunden wurden, nur dass Pfeilspitzen gefunden wurden).
 
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Das ist einfach nicht richtig, und da sind die Kalkrieser mit ihrer Website leider auch nicht besonders informativ. Man hat Schwertschneiden, Panzerkettenschließen, die Parademaske - auch wenn Du ihren militärischen Wert negierst - jede Menge Inschriften einer ersten Kohorte, Reitersporne, Reste von pila, Pionieräxte usw. gefunden. Dass man nicht mehr gefunden hat, hat einen auf der Hand liegenden Grund: das Schlachtfed wurde geplündert.

Eine Anmerkung: Am 15.11.2006 sprach Fr. Dr. Wilbers-Rost auf einem Vortrag in Detmold (anwesend auch ROST, MOOSBAUER, KEHNE, WOLTERS,POHL) auch von luxuriösen Teilen, die gefunden worden sind. Weiterhin wurde eine römische Pionieraxt 1989 hinter dem Wall gefunden und ein Silberblech im westlichen Graben.
 
Das ist einfach nicht richtig, und da sind die Kalkrieser mit ihrer Website leider auch nicht besonders informativ. Man hat Schwertschneiden, Panzerkettenschließen, die Parademaske - auch wenn Du ihren militärischen Wert negierst - jede Menge Inschriften einer ersten Kohorte, Reitersporne, Reste von pila, Pionieräxte usw. gefunden. Dass man nicht mehr gefunden hat, hat einen auf der Hand liegenden Grund: das Schlachtfed wurde geplündert.

Entschuldigung für meine mangelnde Präzision, es wurden Waffen gefunden, richtig, nur keine Schleuderbleie oder Pfeile im Wall. Auch der Tross war natürlich von Bewaffneten geschützt. Aber das waren nur wenige. Wenige Bewaffnete, wenige Waffenfunde und Maultiere, Tross. Plünderungen (klar gab es die) braucht man dann gar nicht.
 
Die Inschriften einer ersten Kohorte(!) verweisen nicht gerade auf Wachschutz eines Trosses, sondern vielmehr darauf, dass hier die Elite der Legion anwesend war!
 
Zunächst einmal:
Mit „Rost“ meinte Nicole sicher Herrn Dr. Rost, den Gatten von Frau Dr. Wilbers-Rost. Er ist der Wissenschaftler, der in Kalkriese mit der Schlachtfeldarchäologie beauftragt wurde.
Und ich meinte mit sie eigentlich "die Kalkrieser", mir ist hinter sollte nur das n ausgeblieben, du hast also mal wieder einen meiner Rechtschreibfehler gefunden.


(...)Durch sie lassen sich in der Regel Aussagen über die verschiedenen Standorte der am Kampf beteiligten Gruppen treffen.
Das ist extrem verallgemeinernd. Für die Schlachtfelder der verschiedenen Zeiten gelten nunmal verschiedene Regeln, und diese werden z.T. , entsprechend der Jugend dieser Sparte, noch immer erarbeitet. Fernkampfnachweise auf Vorneuzeitschlachtfeldern sind anders zu bewerten, als in der jüngsten Geschichte, und diese unterscheidet sich sogar innerhalb des 18. Jh. gewaltig.
Allein die Tatsache, dass in der Neuzeit Fernkampfwaffen die Hauptwaffe werden und der Nahkampf nach und nach minimiert wird läßt Vergleiche anhand von Fernkampffunden genauso wie die verwendeten Materialen kaum zu. Dazu:

So verraten bei jüngeren Schlachten Gewehr- oder Kanonenkugeln, später Patronenhülsen und Projektile, einiges über die Positionen während einer Schlacht.
Über die Positionen sicherlich, bei mehr Hintergrund wird es schon wieder schwieriger. So fand man in Gewehren des Sezessionskrieges die auf dem Schlachtfeld zurück gelassen wurden oft mehrere Kugeln in den Lauf gerammt. Nicht jeder Schütze vertrug den Kampfstress und lud stetig nach, ohne abzufeuern. Die vorzufindende Anzahl Geschosse im Feld ist somit nicht aussagekräftig, was die Anzahl der Schützen angeht. Auch mit der Statistik kommt man nicht weiter, denn wie viele nun wirklich abfeuern liegt an mehreren Faktoren: Anzahl der Personen, Ausbildungsstand, Erfahrung im Kampf, Munitionsvorrat, Nachschub und Nachschubwege, Führungsstil der Offiziere usw. usf.

Auch die vorgefundenen Mengen an Patronenhülsen Ende des 19. und im 20. Jh. sind nur trügerische Zeichen. So wurden bspw. in Korea Belohnungen ausgesetzt um Hülsen und Metallfragmente zur Wiederverwendung einzusammeln und abzuliefern. Diese kleinsten Fragmente sind also noch vorhanden, und verraten sicherlich etwas über den Standort, aber nur deutliches Hintergrundwissen hilft dies auch zu bewerten.
Der Little Big Horn "Custers Last Stand" ist ein gutes Beispiel. Patronen wurden gefunden, aber nur die Patronen der veralteten Gewehre gehen auf das Konto der US Kavallerie, die Modernen gehörten den Ureinwohnern.
Ohne die Information über die Bewaffnung führte dies kurzzeitig zur Verwirrung, bis dann dank der Quellenlage Klarheit einzog.

Bei älteren Schlachten kommt diese Bedeutung, je nach Zeitalter, Armbrustbolzen, Pfeilspitzen oder Schleuderbleien zu. (In besonders glücklichen Fällen trugen römische Objekte sogar Stempelungen, die weitere detaillierte Aussagen über die Einheiten ermöglichen.)
Wie gesagt, der Vergleich zwischen modernen Fernkampffunden und antiken oder mittelalterlichen ist keineswegs so gut zu verwenden wie hier dargestellt. Aber das führst du ja ein wenig folgend aus.

An statischen Zielen dagegen, wie Wällen oder Burgen, lassen dort gefundene Ferngeschosse wesentliche Aussagen zu dortigen Ereignissen zu. Sie geben Aufschluss darüber, an welchen Stellen konzentrierte Angriffe stattfanden.
Oder auch nicht. In Masada, der jüdischen Burg etwa, wurden bei weitem nicht die erwarteten Mengen an Geschoßfragmenten gefunden, die dort zu erwarten waren. Der Bogen war wohl die Hauptkampfwaffe der Sikarier, die dort eingeschlossen waren, und damit wehrten sie sich gegen die Belagerung wohl auch die meiste Zeit. Der Sturm der Festung erfolgte über eine Rampe, die heute noch existiert und über einen Turm, der natürlich nicht mehr vorhanden ist. Wir wissen also, von wo die Römer vordrangen, und trotzdem sind Pfeilspitzen in der Rampe selten bis kaum vorhanden. Der größte Fund Pfeilspitzen fand sich IN der Festung selbst unter einem teilweise zusammengestürzten Teil. Vermutlich handelte es sich um einen begrabenen Köcher oder einen Vorrat.
Auch von außen finden sich wenig Pfeile, dafür einige Geschoße von ballistae. Diese z.T. ausgesprochen schweren Steine finden sich vor allem am besagten Durchbruch. Der Beschuß fand also statt, aber Kleinfunde wie Pfeilspitzen sind trotz des zu erwartenden Duells zwischen den Fernkämpfenr beider Parteien höchst selten.
Die allgemeine Aussagekraft dieses Fallbeispiels ist gering, aber sie zeigt auf, dass aus fehlenden FUndmaterialien selten etwas abzuleiten ist.

Das hier:
Da römische Ferngeschosse im Wall von Kalkriese wider Erwarten nicht auftraten, sind derartige Aussagen in diesem Fall nicht möglich.
stimmt so also nicht. In Fachkreisen wird, das habe ich bereits mehrfach erwähnt, ohnehin ungern ein argumentum ex silentio akzeptiert. Nur die Popularisierung historischer Themen führt dazu, dass dies gerne vergessen wird...
 
Günther Moosbauer verteidigte sich mit dem Hinweis, die Germanen hätten oftmals mit römischen Waffen gekämpft...".
Erst nach der Varusschlacht verfügten die Germanen über römische Waffen. Bei Tacitus (Annalen II.Buch (45)) steht: "Jetzt besichtigte Arminius zu Pferd alles und wies überall, wohin er ritt, auf die wiedergewonnene Freiheit, die erschlagenen Legionen und auf die den Römern abgenommenen Waffen hin, die immer noch in vieler Hände seien."
Aufgrund der Tacitus Aussage kann man davon ausgehen, daß die Germanen vor der Varusschlacht noch nicht im Besitz von zahlreichen römischen Waffen waren.
Ich bin kein Experte für Tacitus oder germanische Ausrüstung etc.
Aber von der reinen Logik her kannst Du aus der Tacitus-Stelle nicht ableiten, die Germanen hätten vor der Schlacht KEINE römischen Waffen gehabt.
Man kann nur ableiten, daß sie nach der Schlacht mehr davon gehabt haben als vorher.
 
Ich bin kein Experte für Tacitus oder germanische Ausrüstung etc.
Aber von der reinen Logik her kannst Du aus der Tacitus-Stelle nicht ableiten, die Germanen hätten vor der Schlacht KEINE römischen Waffen gehabt.
Man kann nur ableiten, daß sie nach der Schlacht mehr davon gehabt haben als vorher.

Von der reinen Logik her? Woher sollten sie denn vorher die römischen Waffen bekommen? Nach dem immensum bellum werden die Römer bestimmt keine großen Waffenmengen an die germanischen Stämme geliefert haben. Es bestand auch ein römisches Waffenembargo.
Auch sprach Germanicus davon, daß die Germanen "schlecht" ausgerüstet seien (Tacitus Annalen, II.Buch (14): "Die Germanen hätten keine Panzer, keine Helme, auch ihre Schilde seien nicht mit Eisen oder Leder verstärkt, sondern nur ein Weidengeflecht oder ein dünnes, mit Farbe bestrichenes Brett. Die erste Reihe sei einigermaßen mit Lanzen ausgerüstet, aber alle übrigen hätten nur vorn mit Feuer gehärtete kurze Lanzen.")

Da hat er bestimmt versucht den Legionären Mut zu zusprechen, aber das deutet auch auf die große Anzahl von germanischen Holzwaffen hin.
Ferner kann man aus den germanischen Kriegsbeuteopfer aus dem Thorsberger Moor erkennen, daß die Germanen auch ihre eigenen Waffen benutzten.
Gerade der Arminius Hinweis zeigt doch, daß die römischen Waffen aus der Varusschlacht eine besondere Bedeutung (im Hinblick auf reichte Beute) gehabt haben.

In späteren Zeiten, als immer mehr Germanen als Söldner im römischen Heer dienten, da waren auch römische Waffen (jedes 2.Schwert aus römischer Produktion!) bei den Germanen allgemein üblich. Das schlägt sich auch in den Fundorten nieder.
 
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