Schleuderbleie setzen eine gewisse Distanz zum Feind voraus. Die war aber in Kalkriese anscheinend nicht vorhanden. Bin ratlos.
Ich auch.
Das ganze Szenario gefällt mir nicht. Also, es bricht ein Aufstand los und Varus schnappt sich ohne Informationen drei volle Legionen (nebst erwarteter Hilfstruppen), um diesen zu unterdrücken. Zumindest merkwürdig. Muss ja ein gewaltiger Aufstand gewesen sein, von wem auch immer. Aber ja, Varus hat hat diesem Arminius getraut. Komisch, wir kennen nur den lateinischen Namen, die Namen z.B. der Gallier sind von Cäsar überliefert, hier gibt es nichts. Auch der originale Name seines Bruders ist nicht bekannt. Wieder merkwürdig und für Rom recht selten. So kennen wir die Anführer des jüdischen Aufstands, des britischen Aufstands, hier wissen wir nichts und mutmaßen. Gut, also zieht Varus los, verlässt das schützende Lager nebst Frauen und Kindern und zieht ins Gefecht, ohne eine nennenswerte Bedeckung im Lager zu lassen, schon wieder merkwürdig. Dabei nimmt er die Kriegskasse natürlich mit, klar.
Die bunte Schar zieht frohgemut los und dann erfolgt der Verrat. Varus erleidet in ein paar Gefechten Niederlagen und sieht keinen Ausweg mehr (wie vorausschauend und heldenhaft). Deshalb begeht er jetzt Selbstmord und überlässt seine dezimierte aber ungeschlagene Armee ihrem Schicksal, logisch. Diese zieht jetzt weiter und wird in harten Kämpfen aufgerieben.
Schauderhaft, eine antike Tragödie. Der Bruderkampf zwischen Arminius und Flavus, die Entführung der schwangeren Thusnelda, das könnte einer griechischen Tragödie entsprungen sein. M.E. ist es das auch so und hat mit der Wahrheit anno 9 n. Chr. nichts zu tun. Natürlich sind drei Legionen vernichtet worden, aber nicht so. Römische Schönrednerei ohne historischen Hintergrund. Es gab gar keine Varusschlacht, wohl aber ein Massaker.
Spekulation:
9. n. Chr. im kalten Germanien. Das Land wird verwaltet vom strafversetzten Varus, der im reichen Osten über die Stränge geschlagen ist. Das Land gilt als befriedet , fast als Provinz. Varus schlägt wieder über die Stränge, es bricht ein Aufstand aus, Varus und seine Truppen sind im Feindesland abgeschnitten. Es ist Herbst, erste Stürme wehen über das Land und Varus bittet um Entsatz. Es kommt kein Entsatz, Rom ist nach dem pannonischen Aufstand entkräftet, die Nordgrenze des Imperiums ist schwach besetzt. Varus sitzt fest, er bekommt keinen Nachschub, der Winter steht vor der Tür.
Varus hat zwei Optionen, aushalten oder sich zu den eigenen Linien durchschlagen. Er wählt die letztere Möglichkeit, vernichtet sein Lager, nimmt Frauen, Kinder, Hab und Gut und die Kasse und zieht los. Er versucht, das Gebiet "befreundeter Stämme" zu erreichen, um hinter die Rheingrenze zu gelangen. Varus paktiert mit den Aufständischen, diese haben ihm freien Abzug zugesichert und der Kolonne passiert zunächst nichts. Die Aufständischen sehen die Möglichkeit, die unbesorgten und unversorgten Römer zu vernichten. Sie greifen an, die Marschkolonne wird in mehrere isolierte Teile gespalten. Die demoralisierten Römer werden ohne großen Kampf abgeschlachtet, Varus fällt oder wird gefangen, dann hingerichtet. Die vernichteten Legionen stellen eine Schande dar und verschwinden aus der römischen Militärgeschichte. Augustus ordnet Notaushebungen an.
Ende der Spekulation