Waren alle Deutschen Nazis?

silessia schrieb:
Ein anderes Phänomen aus späterer Zeit: "Wenn das der Führer wüßte..."

Und Hitler hat darauf entgegnet: "Nein meine Herren. Der Führer ist die Partei und die Partei ist der Führer." Eine klare Aussage, die beim Volk zu jener Zeit, 1935, wohl aber so nicht angekommen ist. Nach der Ermordung Röhms 1934 ist Hitler Popularität noch angestiegen. So wurde beispielsweise in Ingolstadt von einer außerordentlichen starken Zunahme und Befestigung des Vertrauens zum Führer gesprochen und bei den Arbeitslosen von einem Ansturm auf Hitlerbilder.(1)

Hitlers Person war ja ohnehin auch ein ganz wichtiges Element der Herrschaft der Nazis. Aber sein Image ist mit den zunehmenden Niederlagen und der absehbaren Niederlage des Krieges immer mehr zerfallen. So hat beispielsweise sich eine Frau im April 1944 in einem Schweinfurter Luftschutzkeller geäußert, " Der Führer hats leicht, der hat für keine Familie zu sorgen. Wenn alles mit dem Krieg schiefgeht, läßt er uns im Dreck sitzen und schießt sich eine Kugel durch den kopf.


(1) Bayrisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung II, Geheimes Staatsarchiv München hier zitiert nach Kershaw, Führermythos,S.115, Stuttgart 1987
 
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Wenn man von Nazis redet, meint man da das ganze Volk?
Ob jemand, der so spricht, das ganze Volk meint, kann ich nicht sagen.;)

Zu Recht meint er es aber auf keinen Fall.
Kurze Anekdote:
Der Bruder meines Großvaters war im KZ (politisch)
Die Partei machte meinem Großvater ein Angebot: Er tritt in die Partei ein (da war er nämlich nicht...), dafür lässt man seinen Bruder frei.
Mein Opa nahm das Angebot an, die Partei hielt ihr Versprechen: Sie ließ den Bruder frei, schickte ihn aber sofort in ein Strafbataillon an die Ostfront. Er hat das ein paar Wochen überlebt.

Man sieht, dass man selbst die Mitgliedschaft in der Partei kritisch sehen muss und nicht als Beweis für den Rückhalt im Volk ansehen kann.
 
Man sieht, dass man selbst die Mitgliedschaft in der Partei kritisch sehen muss und nicht als Beweis für den Rückhalt im Volk ansehen kann.

Ich habe noch nicht nach den Eintritts-Regeln der NSDAP gesucht -
mW gab es jedoch ein oder zwei Eintritts-Wellen ( " Märzgefallene " - die
eine spöttisch betitelt ) , was wohl meist Beamte umfasste , welche sich
schleunigst den nunmehr Mächtigen empfehlen wollten:devil:

Mein Opa war im WK I kurz noch Soldat und danach eine Zeit in den 20ern
SPD- Mitglied, trat aber wieder aus - wohl wegen der Wirtschaftspolitik ?
Aber er ist die ganze Zeit von 1933 an niemals wegen Eintritt in die NSDAP
angesprochen worden. Und er wurde auch nicht drangsaliert .
Ausser der Mitgliedschaft in der " Deutschen ArbeitsFront " - das war
wohl wie der FDGB in der DDR ?
Man kam wohl auch ohne extra Bekundungen pro Partei und Führer
zurecht - ich vermute , das es ein grosser Teil der Wohnbevölkerung so
hielt.

Alle Deutsche = Nazis ist nur boshaft und oberflächlich als Einordnung.
 
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Ich sehe das weitgehend wie Scorpio, mit einer Ergänzung.

Die Liquidierung Röhms etc., als solche offen bzw. unverhohlen ausgeschlachtet, dürfte im Gegenteil sogar von vielen Deutschen als Erleichterung empfunden worden sein. Sie dürfte eher mit der Erwartung verbunden worden sein, das der Terror beendet wird: "Hitler beseitigt die SA-Spitze", also die vermutete/wahrgenommene Spitze der Pöbelhorden und Straßenkämpfer, die politische Gegner mordeten.

Ein anderes Phänomen aus späterer Zeit: "Wenn das der Führer wüßte..."
Das mag teilweise auch regimekritisch gemeint gewesen sein, zum Teil aber wohl auch eben nicht. Ein merkwürdiges Auseinander-Dividieren des Regimes, vielleicht mit einer Wurzel in Form der Röhm-Episode.

Ich dachte bei der Nacht der langen Messer" auch daran, dass Himmler in seiner Posener Rede darauf Bezug nimmt und das Ereignis in Zusammenhang mit der Vernichtung der Juden erwähnt. Die SS habe nicht gezögert, "Kameraden, die sich verfehlt hatten" an die Wand zu stellen, es habe jeden geschauert, dennoch werde es jeder noch einmal genauso halten, und es sei ein niemals genanntes Ruhmesblatt der SS, dass sie so hart ist und ihr der Tod von "10.000 russischen Weibern", die an Entkräftung sterben egal ist.

In der Bevölkerung und großen Teilen der Reichswehr wurde die Liquidierung der SA begrüßt, da man sie mit dem Terror identifizierte und das Märchen von einem "Röhm- Putsch" nahmen viele bereitwillig zur Kenntnis. Einige SA Führer waren völlig ahnungslos. So ein SA- Mann, der auf der Hochzeitsreise verhaftet wurde und an einen Scherz glaubte. Als die Zeitungen in Berlin schon seine Exekutierung verkündeten, riß er Witze mit der SS und glaubte immer noch an eine Verwechslung, als er mit einem verwirrten "Heil Hitler" abgeknallt wurde. Der Musiker und Journalist Willi Schmidt wurde mit einem SA- Gruppenführer gleichen Namens, vulgo "Schweinebacke" verwechselt und in Dachau erschossen. Gleichzeitig bereinigte Hitler alte Rechnungen und ließ Gregor Strasser und den Ritter von Kahr, seinen Komplizen am Putsch 1923 umbringen.

Die Reichswehr glaubte, gewonnen zu haben, doch in Wirklichkeit ließ sie sich korrumpieren und schaute tatenlos der Ermordung Kurt v. Schleichers und seiner Frau zu.

Von daher denke ich schon, dass sich das Regime am 30. Juni 1934 deutlich geoutet hat, mochten sich auch viele Deutsche vom schönen Schein der "Volksgemeinschaft" noch lange blenden lassen.
 
Mal wieder mein Standard Link
ist echt interessant. Stammt von der KPD/ML

Aus dem LinK:
Nur gelang es dem Nationalsozialismus, durch eine feinfühlige Politik einen stabilen Kompromiß zwischen den Klassen herbeizuführen und damit die direkte Klassenkonfrontation der Weimarer Republik zu beenden. Alle, die versuchten, den Klassenkampf in alter Form neu zu beleben, wurden brutal verfolgt und landeten im KZ. Doch die Zustimmung der breiten Massen zum neuen Regime litt darunter nicht. Mögen auch viele den Terror mißbilligt haben, in den Widerstand traten sie deswegen nicht, in dem festen Glauben, der Nationalsozialismus verwirkliche ihre unmittelbaren sozialen Interessen.

Noch in den 60ern sind einem Figuren begegnet die der festen Meinung waren, dass "der Hitler" von der Ermordung der Juden nichts wusste.
 
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In der Bevölkerung und großen Teilen der Reichswehr wurde die Liquidierung der SA begrüßt, da man sie mit dem Terror identifizierte und das Märchen von einem "Röhm- Putsch" nahmen viele bereitwillig zur Kenntnis.

Nicht nur das Volk. Der "ehrenwerte" Herr Reichspräsident von Hindenburg hat sich sogar entblödet Herman Göring, der in einer Art von Bltizkarriere nun schon General der Infanterie war, ein Glückwunschtelegramm zu der Aktion zu schicken. Natürlich bekam auch der "Führer" ein entsprechendes Telgramm, in dem es dann hieß, " Sie haben das deutsche Volk aus einer schweren Gefahr gerettet." (1)

Die Reichswehr glaubte, gewonnen zu haben, doch in Wirklichkeit ließ sie sich korrumpieren und schaute tatenlos der Ermordung Kurt v. Schleichers und seiner Frau zu.

Auch der ehemalige Stellvertreter des Reichswehrministers von Schleicher, Ferdiand von Bredow, wurde im Zuge dieser großangelegten Mordaktion ermordet. Das war schon ein Unding, das die Reichswehr in dem "Röhmputsch" zweifelsfrei verwickelt war und es dann anschließend hinnahm, hier tat sich besonders Blomberg hervor, das zwei ihrer ehemaligen hohen Offiziere ermordet wurden.

Goebbels notierte bezüglich Hindenburgs Haltung zu dem "Röhmputsch" in seinen Tagebuch, "Hindenburg war knorke. Der alte Herr hat Format." (2)


(1) Das Telegramm ist in der Ausgabe des Völkischen Beobachters vom 03.Juli 1934 abgedruckt.

(2) Tagebucheintrag v. 03.07.1934, Goebbels Tagebücher 3/1, S.76
 
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Eigentlich war auch Franz von Papen zum Abschuß vorgesehen, aber er hatte enormes Glück, während, wenn ich mich recht erinnere, sein Ghostwriter und Verfasser der Marburger Rede ermordet wurde.
 
Eigentlich war auch Franz von Papen zum Abschuß vorgesehen, aber er hatte enormes Glück, während, wenn ich mich recht erinnere, sein Ghostwriter und Verfasser der Marburger Rede ermordet wurde.
Nach der zuverlässig erscheinenden Franz von Papen ? Wikipedia ist die zweite Aussage richtig, die erste umstritten.

Es mag sein, dass Papen sich selbst zum "Todeskandidaten" und geheimem Nazi-Gegner hochstilisiert hat. Er wurde offenbar für deutlich anpassungsfähiger und ungefährlicher gehalten als sein unmittelbarer Amtsnachfolger Schleicher.

Etwas Typisches hat Papen sicherlich...
 
Wenn ein Kanzler schon von einem Präsidenten gerettet werden musste, muss es ja wie im Tollhaus zugegangen sein im deutschen Reich.
 
Wenn ein Kanzler schon von einem Präsidenten gerettet werden musste, muss es ja wie im Tollhaus zugegangen sein im deutschen Reich.

Muss man aber auch zeitbezogen sehen.

zwischen 1930 und Januar 1933 gab es jährlich mehrere hundert politische Morde (für einen wollten sie doch noch Mielke verknacken) im deutschen Reich.
 
Muss man aber auch zeitbezogen sehen.

zwischen 1930 und Januar 1933 gab es jährlich mehrere hundert politische Morde (für einen wollten sie doch noch Mielke verknacken) im deutschen Reich.

Mal ein Gedankengang.
Kann es sein, weil die Kaiserzeit ja noch nicht so lange her war, dass die mit einer Republik noch nicht so richtig klar kamen, und alle Varianten ausprobierten?
Ich meine Hitler war ja dann auch nichts anderes als ein Kaiser, nur das er Führer genannt wurde.
 
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Nach der zuverlässig erscheinenden Franz von Papen ? Wikipedia ist die zweite Aussage richtig, die erste umstritten.

Es mag sein, dass Papen sich selbst zum "Todeskandidaten" und geheimem Nazi-Gegner hochstilisiert hat. Er wurde offenbar für deutlich anpassungsfähiger und ungefährlicher gehalten als sein unmittelbarer Amtsnachfolger Schleicher.


Papen sein Verhalten nach seiner Freilassung war doch einfach nur noch peinlich. Im Anschluß daran , ein paar nicht besonders engerisch vorgetragenen Protesten, hat er sich bei den Nazis wieder angedient, um im diplomatischen Korps verwendet zu werden. Sein Bitten wurde, nicht zuletzt auch wegen Hindenburgs aktiver Unterstützung, erhört. Papen wurde von Hitler während einer Reichstagsrede "rehabilitiert" und Botschafter in Wien.
 
Also, was die Meinung der Bevölkerung angeht...

Mein Stiefvater hat den Krieg nicht mehr erlebt, aber sein Vater. Und bis heute sagt mein Stiefvater (hat er wohl so von seinem Vater übernommen), dass Willy Brandt zu Unrecht (wenn auch demokratisch einwandfrei gewählt) Ende der sechziger Jahre Bundeskanzler wurde.
Erst hätte er zu Zeiten, als er noch seinen Geburtsnamen Frahm trug, zwei Menschen in Lübeck erschlagen und dann hat er auch noch Muffensausen gekriegt und sich ins Ausland verkrümelt, als man ihn gebraucht hätte. Und als er wieder da war spielte er sich als Retter auf. Auch wenn das faktisch nicht ganz korrekt ist, wurde Willy Brandt doch zwangsweise ausgebürgert.

Ich denke, das spiegelt doch wieder, wie verbittert die Bevölkerung teilweise war, die zwar keinen offenen Widerstand leistete, aber doch auch nicht einverstanden war mit dem was unter Hitler geschah. Es war eine Mentalität des Aushaltens, man wartete auf all die Politiker, die sich hätten vor das Volk stellen können, man hoffte auf Retter.

Stattdessen hat man nach dem Krieg den Amerikanern danke sagen müssen, ihre Zigaretten rauchen, ihre Cola trinken - kurz: ihre Wirtschaft ankurbeln helfen müssen - und dann kommt noch so ein "ständig besoffener" (Spitzname Weinbrand-Willy) Feigling aus dem Exil zurück und tut so, als wäre er der Held der Stunde.

Ich denke, viele, sehr viele Menschen haben gehofft, dass sich noch was ändert (so wie heute übrigens, wenn auch aus anderen Gründen) und nur die Wenigsten waren bereit dazu, für diese Veränderung selbst in die Bresche zu springen. Wie schon erwähnt wurde, da waren Familien, Kinder... wenn ich nur die Möglichkeit habe, etwas zu tun, was für mich nicht moralisch einwandfrei ist, oder mein Kind ist in Gefahr (ob nun, wegen Widerstandes ermordet zu werden, oder aufgrund der Ausgrenzung/Arbeitslosigkeit zu verhungern), denke ich, würden auch heute noch die Meisten lieber die Zähne zusammenbeißen und weitermachen... und nebenher beten, dass sich die Situation schnellstmöglich ändert.

So anders als heute, waren die Menschen damals auch nicht. Auch heute haben wir genug politische und wirtschaftliche Probleme, aber die Wenigsten kümmern sich.

Hier wird geschrieben, dass sich die Bevölkerung nicht gegen die Repressalien wie Aufhebung jeglicher Privatsphäre etc. erhoben hat. Wie ist es denn heute? Ich will nicht großartig in die Tagespolitik abgleiten, aber um mal ein aktuelles Beispiel aufzuzeigen: auch wir haben kein wirkliches Briefgeheimnis/Telefongeheimnis mehr. Jeder Schritt im Internet ist nachvollziehbar, jedes Telefonat, jedes Handygespräch (übrigens ist es möglich ein Handy auf 2-5 km genau zu orten, aber das nur nebenbei), in fast jedem Laden stehen Kameras (teilweise auch in Straßen oder auf Bahnhofsvorplätzen wie in München z.B.)... wehrt sich denn dagegen jemand? Und kommt mir jetzt nicht mit: das ist doch etwas völlig Anderes... das ist es nämlich nicht, auch wenn die Beweggründe heute Andere sind als damals (und die Folgen auch).

Und genauso wie damals tut niemand etwas dagegen... ich wette, damals war auch das Lieblingsargument aller: ich hab mir nichts zu Schulden kommen lassen, mir kann also so oder so nichts passieren. Bis zu dem Tag an dem die SS oder SA in die Wohnung kam und einem etwas anhängte.

Es ist unsere Mentalität. Wo andere Völker schon längst protestierend auf die Straße gingen, sitzen wir zuhause, stecken den Kopf in den Sand und hoffen, dass das Alles schnell vorbei ist. Warum sollen wir so viel besser sein als unsere (Ur-) Großeltern? Der einzige Vorteil, den wir haben, ist, aus den Fehlern vergangener Generationen lernen zu können.

Bitte nehmt mein Beispiel von da oben nicht so auf, als wolle ich die heutige Politik dem Nationalsozialismus gleichsetzen, denn das tue ich entschieden nicht. Ich wollte lediglich aufzeigen, dass das Nicht-Aktiv-Protestieren kein allzu ungewöhnliches Verhalten ist. Auch heute nicht.

Wenn man sich jetzt noch vorstellt, wie viel Angst die Menschen gehabt haben, dass sie die Nächsten sein könnten, die einfach mal "verschwinden", kann ich es nachvollziehen, wenn die Meisten sich auf stilles Hoffen und Beten verlegt haben.
 
Also, was die Meinung der Bevölkerung angeht...

Mein Stiefvater hat den Krieg nicht mehr erlebt, aber sein Vater. Und bis heute sagt mein Stiefvater (hat er wohl so von seinem Vater übernommen), dass Willy Brandt zu Unrecht (wenn auch demokratisch einwandfrei gewählt) Ende der sechziger Jahre Bundeskanzler wurde.
Erst hätte er zu Zeiten, als er noch seinen Geburtsnamen Frahm trug, zwei Menschen in Lübeck erschlagen und dann hat er auch noch Muffensausen gekriegt und sich ins Ausland verkrümelt, als man ihn gebraucht hätte. Und als er wieder da war spielte er sich als Retter auf. Auch wenn das faktisch nicht ganz korrekt ist, wurde Willy Brandt doch zwangsweise ausgebürgert.

Ich denke, das spiegelt doch wieder, wie verbittert die Bevölkerung teilweise war, die zwar keinen offenen Widerstand leistete, aber doch auch nicht einverstanden war mit dem was unter Hitler geschah. Es war eine Mentalität des Aushaltens, man wartete auf all die Politiker, die sich hätten vor das Volk stellen können, man hoffte auf Retter.

Stattdessen hat man nach dem Krieg den Amerikanern danke sagen müssen, ihre Zigaretten rauchen, ihre Cola trinken - kurz: ihre Wirtschaft ankurbeln helfen müssen - und dann kommt noch so ein "ständig besoffener" (Spitzname Weinbrand-Willy) Feigling aus dem Exil zurück und tut so, als wäre er der Held der Stunde.

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Das zu Brandt war Wahlkampf der 60er.

Zum Handy, das ist auf ein paar Meter genau zu orten. Nicht nur vom BND, auch von der Polente vor Ort.
Ist derzeit ein Geheimtipp unter Fahrern hochkarätiger Limousinen. Altes Handy mit Autoadapter versehen und in der Karre verstecken. Hat der Gauner keine Chance.

Aber sooo schlecht war der Cognac-Willi gar nicht. Und sein Kontrahent im Wahlkampf ´69 hat den Krieg im Außenamt "überwintert" die Amis haben ihn dann eine Weile eingebuchtet.
Der Wehner hat laut Buber-Neumann in Moskau ihren Mann ans Messer geliefert.

War ein Zoo wie heute, oder Tierschau im Zirkus die BRD-Politiker-Riege, hat sich vieles gewandelt, aber da eigentlich nicht.
 
Mal ein Gedankengang.
Kann es sein, weil die Kaiserzeit ja noch nicht so lange her war, dass die mit einer Republik noch nicht so richtig klar kamen, und alle Varianten ausprobierten?
Ich meine Hitler war ja dann auch nichts anderes als ein Kaiser, nur das er Führer genannt wurde.
Dass Übung und vor allem Vertrautheit mit der Demokratie fehlte, sehe ich auch so. Aber zwischen dem Kaiser und Hitler waren doch gravierende Unterschiede.
Das Kaiserreich hatte eine Verfassung, die Nazis befolgten einfach nicht mehr die aus Weimar, erließen aber keine Neue. Es gab keine festgeschriebenen Aufgabenbereiche für die Ämter und Institutionen, so dass fast überall Konkurrenz und ausloten der eigenen Freiräume herrschte und Streitfälle durch Entscheidungen nicht durch Paragraphen oder dergleichen, sondern durch die Meinung Hitlers gefällt wurde, die aber bei einem ähnlichem Falle etwas später völlig anders ausfallen konnte.
 
...Es ist unsere Mentalität. Wo andere Völker schon längst protestierend auf die Straße gingen, sitzen wir zuhause, stecken den Kopf in den Sand und hoffen, dass das Alles schnell vorbei ist. Warum sollen wir so viel besser sein als unsere (Ur-) Großeltern? Der einzige Vorteil, den wir haben, ist, aus den Fehlern vergangener Generationen lernen zu können...
*Räusper*

Die Jacke ziehe ich mir jetzt aber nicht an.

Welche "anderen Völker" haben in dieser Zeit gegen die Diktatur protestiert und diese zu Fall gebracht?

etwa:

Mussolini? - wurde nicht durch einen Volksaufstand entmachtet, sondern durch Misserfolge im Krieg. Erst nach seiner Entmachtung wurde er durch den Pöbel gelüncht.

Horthy? - durch die Nazis abgesetzt

Franko? - regierte bis zu seinem Tod

auch Stalin regierte bis zu seinem Tod und fand "würdige" Nachfolger.

In Bulgarien und Rumänien - wie im ganzen Ostblock - wurden die faschistischen Diktaturen durch die Rote Armee beseitigt, wobei durch Stalin schnell neue (kommunistische) Diktaturen installiert wurden.

Erst die Umbruchzeit 1989/90 hat die kommunistischen Diktaturen weggefegt, und zwar Europaweit und durch die Menschen.
Warum ich mir die Jacke nicht anziehe?
Weil ich sagen kann: Ich war bei den Demos dabei.
:)
 
Ich meinte jetzt allgemein gegen politische Repressalien jeglicher Art, nicht nur gegen Diktaturen.

Übrigens: ich bin Jahrgang '85 ich konnte noch nicht an den Demos teilnehmen (zumal ich eh nicht gewusst hätte, um was es geht :D ) die letzte Demo, an der ich teilnahm, war diejenige in Regensburg, die gegen die Vorratsdatenspeicherung gerichtet war. Was allerdings wiederum tagespolitisch ist, insofern möchte ich dazu nichts weiter ausführen.
 
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