K
Köbis17
Gast
Der Siebenjährige Krieg war der erste große, weltweite See- und Landkrieg. Nach dem Frieden von Aachen 1748 bestanden die Spannungen zwischen Großbritannien und Frankreich in den Kolonien weiter. In Nordamerika kam es zwischen den britischen Siedlern und den Franzosen und den mit diesen verbündeten Indianerstämmen zu ständigen Reibungen, die über den Kleinkrieg schließlich in offene Kampfhandlungen von regulären Truppen übergingen. In Indien suchten die britischen und französischen Handelskompanien aus dem Niedergang des Reiches der Mogulen ihren Einfluß auf dem Subkontinent zu erweitern; sie kamen im Bündnis mit den jeweils befreundeten Fürsten zur offenen Konfrontation. In einem fließenden Übergang war bis 1755 in Übersee der offene, aber noch nicht erklärte Kolonialkrieg im Gange. Britische Kreuzer machten ab 1754 Jagd auf französische Handelsschiffe, und das britische Atlantikgeschwader unterbrach ab 1755 französische Truppentransporte nach Kanada. Es war nur eine Frage von kurzer Zeit, wann auch Europa der Krieg um die Weltherrschaft zwischen Großbritannien und Frankreich wieder voll ausbrechen würde.
Dort hatten in den letzten Jahren die Bündnisse einen überraschenden Wechsel erfahren. Großbritannien hatte sich in einer im Januar 1756 abgeschlossenen Konvention die Unterstützung von Preußen zum Schutz seines Besitzes in Deutschland, des Kurfürstentums Hannover, gesichert. Frankreich schloß darauf im Mai das unerwartete Bündnis mit dem ehemaligen Erzrivalen, den österreichischen Habsburgern, dem sich noch Russland anschloß. Preußen wählte darauf wieder die Flucht nach vorn und eröffnete die Kampfhandlungen mit dem Einfall in Sachsen. Darauf traten noch das protestantische Schweden und neben mehreren katholischen auch einige protestantische Reichsfürsten auf die Seite der Gegner Preußens. Trotz glänzender Siege von Friedrich d. Gr. Wäre Preußen ohne finanzielle Unterstützung durch Großbritannien unter der Führung von William Pitt d.Ä. und den rechtzeitigen Tod der russischen Zarin Elisabeth I. verloren gewesen. Die Entscheidung über den Erfolg in diesen weltweiten Krieg fiel aber auf den Weltmeeren.
Es standen zu Kriegsbeginn den 120 Linienschiffen nur 70 französische gegenüber. Die Größe der Linienschiffe war bereits auf rund 2000t Wasserverdrängung angewachsen, die der neuen schnellen Fregatten auf 700 t.
Erst nachdem das französische Mittelmeergeschwader überraschend den britischen Stützpunkt Port Mahon auf Menorca angegriffen hatte, erfolgten die Kriegserklärungen zwischen Großbritannien und Frankreich. Neben der Unterstützung Preußens waren die Schwerpunkte der britischen Kriegsführung die Unterstützung des Kolonialkrieges in Amerika, die Blockade der französischen Atlantikhäfen und Angriffe auf die Küste, um französische Truppen vom Kampf in Deutschland abzuziehen. Ferner Angriffe auf die französischen Kolonien in Westindien, Afrika und Ostindien. Da Frankreich auf den Weltmeeren den Briten zu unterliegen drohte und Preußen gegen die Übermacht zu Lande keine unmittelbare Gefahr für Frankreich bedeutete, wollte Frankreichs Staatsminister Choiseul den Krieg mit einem Schlag durch eine Landung in England beenden. Dazu wurde in der Bucht von Morbihan ein Heer von 30.000 Mann zusammengezogen, weitere Truppen in Ostende und Dünkirchen für eine Landung in Irland bereitgestellt. Die französischen Mittelmeer- und Atlantikflotten sollten sich vor der Loiremündung versammeln, um die Landung zu decken. In den Seeschlachten bei Lagos und in der Bucht von Quiberon wurden jedoch beide Flotten von Briten vernichtet. Das Jahr 1759 war damit die große Wende in diesen Krieg. Von nun an beherrschten die britische Flotte die Meere und konnte den Krieg in Übersee für Großbritannien entscheiden.
In zahlreichen kombinierten Land- und Seeoperationen wurden die wichtigsten Plätze in Kanada wie Louisburg, der Schlüssel zum St. Lorenzstrom, Quebec und Montreal erobert. In Westindien wurden mit Guadaloupe, Dominica und Martinique alle wichtigen französischen Besitzungen erobert. In Ostindien wurde Clive bei der Vertreibung der Franzosen und dem Legen des Grundsteines zum britisch-indischen Imperium unterstützt. Als Spanien im Januar 1762 aufgrund eines Familienpaktes an der Seite von Frankreich in den Krieg eintrat, wurden seine überseeischen Gebiete zu einer leichten Beute für die britische Flotte. Im letzten Kriegsjahr konnten die Engländer daher noch die wichtigen Stützpunkte Havanna und Manila erobern.
Seit dem Jahr 1759 hatte sich die Flotte Frankreichs auf den Handelskrieg beschränken müssen, der wegen der Überlegenheit der britischen Flotte und der engen Blockade der Küsten bei weitem nicht so erfolgreich wie in früheren Kriegen war. Die Briten hatten dagegen den französischen Seehandel gänzlich unterbunden. Sie waren auch in diesen Krieg erstmals gegen neutrale Schifffahrt energischer vorgegangen und hatten den alten Grundsatz „Frei Schiff – Frei Gut“ nicht mehr befolgt. Dadurch war vor allem der niederländische und spanische Handel sehr geschädigt worden. Spanien wurde dadurch schließlich auch an die Seite Frankreichs gebracht. Nach der Thronbesteigung von König Georg III. in Großbritannien, der sich mit Pitt nicht vertrug, trat letzterer von der Leitung der Politik zurück, und es kam 1763 zum Frieden von Paris, in welchen Frankreich nach der militärischen Lage sogar noch glimpflich davonkam. Es musste an Großbritannien Kanada, die Inseln St. Vincent, Dominica und Tobago in Westindien, Senegal in Afrika und seine Ansprüche in Ostindien – außer fünf Handelsplätzen – abtreten. Von Spanien erhielt Großbritannien Florida, das dafür von Frankreich Louisiana erhielt. Frankreich hatte damit das von Colbert und Ludwig XIV. errichtete erste Kolonialreich fast vollständig verloren. Großbritannien trat nun die Nachfolge von Spanien als erste Macht in den Kolonien in Übersee an. Spanien musste ferner Menorca an Großbritannien zurückgeben.
Quelle:
Seeherrschaft; H.Pemsel; Band 1, S.288f
Bei genauer Betrachtung sind gewisse Parallelen zu einem späteren Weltkrieg zu erkennen. So sind die Kampfhandlungen auch hier Weltumspannend und zwei Blöcke bilden die Gegner, die durch eine gewisse Bündnispolitik verbunden sind. Auch spielt der Handelskrieg wohl offensichtlich eine große Rolle, der auch Erfolg hat. Dabei schaltet Großbritannien fast alle Gegner aus, die sich als hinderlich erweisen, um die größte Kolonialmacht zu werden. Auch auf Kosten der neutralen Länder.
Wieso wird der Siebenjährige Krieg nun nicht als ein Weltkrieg bezeichnet, wenn doch hier die Grundsteine gelegt worden sind, wie ein globaler Krieg zu führen ist? Besonders sticht hier der Krieg zur See hervor, der nun von Großbritannien weltumspannend durchgeführt wurde und indem alle wichtigen Faktoren taktisch und strategisch genutzt werden, die auch später noch Anwendung finden sollten. Einen qualitativen Vorsprung konnte Großbritannien mit seinen Linienschiffen und Fregatten doch kaum besitzen, so glichen sich die großen Kriegsschiffe der Kriegführenden Nationen stark. Hier zählte doch mehr die Anzahl eine Rolle, oder war es doch mehr?