Bauen wie die Großen, Madame de Pompadour und die Kunst
Und ist es bei der Pompadour anders? Macht nicht einen guten Teil des angeblichen Einflusses der Pompadour, die Einschätzung Friedrich II. aus, der sie zu seinen großen Feinden rechnete? Und gerade ihn mit seinem gestörten Frauenbild muss man wohl sehr kritisch als Beurteiler von Frauen betrachten.
Einflussreich ganz sicherlich war die Madame de
Pompadour auf die
Kunst und das
Kulturgeschehen ihrer Zeit. An der Seite des Königs ist eine Rolle als Protegé von Künstlern doch nur ganz natürlich, könnte man sagen. Doch ich finde, da ging die Kunstliebhaberei der Pompadour etwas darüber hinaus.
Zum Teil wurde sie sicherlich in ihrem Kunstsinn von ihrem Bruder, dem
Marquis de Marigny beeinflusst, der seinerseits als "surintendant ou directeur générale des Bâtiments, Arts, Jardins et Manufactures" des Königs eine tragende Rolle im Kunstleben in Frankreich spielte. Diese Position hatte ja zuvor
Charles François Paul Le Normant de Tournehem eingenommen. Der Marquis de Marigny protegierte Greuze und führte seine Schwester sozusagen an diesen Künstler herran, während sie zuvor vor allem Boucher den Vorrang im Fach Malerei eingeräumt hatte.
Man kann eine gewaltige Liste der von ihr geförderten und also beauftragten Maler ins Feld führen
Greuze, Boucher, Dubois, Rousseau, Pierre, Verberckt, Oudry, Nattier, van Loo, Drouais, la Tour...
ebenso wie Skulpteure wie Pigalle, Tapetenhersteller wie Godefroy, Produzenten wertvollster Möbel wie Duvaux, Schnitzereien wie Guibert.
Schließlich waren von den bedeutensten Architekten ihrer Zeit einige wie vor allem Gabriel und Lassurance für sie tätig.
Den ganzen Umfang des Geschaffenen kann man leicht an ihren Aufenthaltsorten ermessen.
Einige Gebäude wurde extra für sie errichtet, Parks und Gärten für sie angelegt, teilweise wurde auch "nur" für einige zigtausend Livres die Inneneinrichtung nach ihrem Geschmack geändert. Doch überall hinterließ sie ihren Stempel, ein Ausdruck ihres Geschmacks.
Sie lebte in folgenden Schlössern/Räumen vor allem:
(Residenzen in Étioles (Jugend))
Appartements in Versailles:
- dem ehemaligen Appartement der Duchesse de Châteuroux in der zweiten Etage (1745-51)
- Appartement im Erdgeschoss (ab 1751)
- Hôtel Pompadour in Versailles in der Rue des Réservoirs - für sie errichtet
(ab 1751)
- Eremitage von Versailles - für sie errichtet (ab 1748)
- Wohnrecht in dem Schloss Marly - eingeschränktes Wohnrecht in dem kleinen königl Appartement (1746-1750) - Verfügung über das Kl. Königl. Appartement (1750-1757)
- Eremitage in Fontainebleau - für sie errichtet (ab 1749)
- Eremitage in Compiègne - für sie errichtet (ab 1753)
- Schloss Bellevue - für sie errichtet (ab 1758/1750)
- Schloss Crécy - für sie gekauft - wieder im Krieg verkauft, da der König aus Sparmaßnahmen nicht so weit Versailles verlassen wollte (ab 1746)
- Schloss Auvilliers - von ihr gekauft (ab 1761)
- Schloss Champs - von ihr gemietet (1757-1759)
- Schloss La Celle-Saint-Cloud - von ihr gekauft (ab 1748)
- Schloss Saint-Ouen - von ihr gemietet (ab 1759)
- Palais d'Évreux, Élyséepalast heute, - von ihr gekauft (ab 1753)
- Schloss Ménars - von ihr gekauft (ab 1760)
Selbst im Falle der angemieteten oder nur recht kurzzeitig in ihrem Besitz befundenen Gebäude, nahm sie zumeist Veränderungen vor. Viele Künstler und Kunsthandwerker sorgten für die Ausschmückung der Innen- und Außenbereiche. Hierin zeigte sie durchaus, dass sie auch Neuem gegenüber aufgeschlossen war, was sich in der teilweise recht modern anmutenden Architektur Gabriels erkennen lässt.
Quelle vor allem:
"Madame de Pompadour - L'Art et l'Amour" Hrsg.: Johann Georg Prinz von Hohenzollern, Xavier Salmon - Hirmer - München - 2002
Hieraus: Pierre-Xavier Hans:"Die Bauleidenschaft der Madame de Pompadour" S. 73-103