Die ganze Rüstung (zugunsten der Schlachtflotte sind alle anderen Investitionen zurückgestellt worden) war auf die frühe Seeschlacht ausgerichtet.
Wo hast Du das denn nun her? Aus der gesamten Rüstungsdebatte ergibt sich
keine operative Fixierung, sondern nur das dumpfe strategische Hintergrundrauschen einer Abschreckung durch die Risikoflotte, die letzlich sogar zum dt.-brit. Bündnis treibt.
(Außerdem ist die qualitative Aussage zur Rüstungsrelation unhaltbar)
Die Flotten hatten unterschiedliche Zwecke, es ist falsch einfach Schiffe zu zählen.
Mit so einer Aussage läßt sich nichts anfangen.
Churchills Spekulationen sind Nachkriegsliteratur, wobei dort die eigene Bedeutung verständlicherweise aufgeplustert wird. Massies Äußerungen dazu sind diffus, basieren auf Memoiren, statt auf einer Kräfteanalyse August/Dezember1914 (die jedenfalls in meiner englischen Ausgabe völlig fehlt, ich wäre überrascht, hätte er sie der deutschen Ausgabe beigefügt :grübel
. Im übrigen wird auch dort darauf hingewiesen, dass britischerseits keine Gelegenheit zur Risikoschlacht 1914 eingeräumt wurde. Damit erübrigt sich jedes ex-post betriebene Lagespielchen.
Ab 1915 gab es keine so guten Gelegenheiten mehr (die Navy war dann zusammengezogen).
Es gab auch 1914 keine Gelegenheiten; sie waren britischerseits gar nicht vorgesehen. Insofern wurde geschickt dilatiert. Der Konzentrationseffekt 1915 war minimal (und bezog sich iw auf die für die "Entscheidungsschlacht" unwesentlichen Schlachtkreuzer, wovon 1916 dann wie gesehen ohne Bedeutung einige verlorengingen).
"Das" war 1914 abgeschlossen.
Niemand kann sagen wie eine Schlacht ausging, die nie geschlagen. Aber von Phantasie zu sprechen, ist sachlich falsch.
Lagekarten-Phantasien mit Zigarre und Cognac im Jahr 1925 für den August 1914: bei 13/20 oder 21. Natürlich, ich vergaß: die deutsche Schlachtflotte versenkt 12 (tatsächlich durch Artillerie am Skagerrak nicht eines!) und verliert 5, anschließend tuckern die 8 übrigen nach Wilhelmshaven und werden 2 Jahre in der Werft repariert. Geändert hätte selbst das an der Sachlage übrigens nichts.
Spaß beiseite, das hier
#50 Ich habe diese Infos von einem Vortrag (ich glaube, es war der Frankfurter Wirtschaftgeschichtler Prof Plumpe) vor der Historischen Gesellschaft der Deutschen Bank.
strapaziert sehr die sich an schöne Arbeit von Plumpe und bürstet sie gegen den Strich. Hörensagen ist meistens nur Grundlage von Gerüchten. Besser also Plumpe: Deutsche Bank in China
Zur Bedeutung des unwesentlichen China-Geschäftes für den deutschen Export, der nachrangigen Bedeutung der deutschen "Filialen" siehe Statistische Jahrbücher, und zu den Erwartungen und Enttäuschungen auch in Zusammenhang mit Tsingtao siehe folgendes Zitat:
"Die deutschen Bergbauunternehmen in Shantung sind aus deutscher Sicht als ein völliger Fehlschlag zu betrchten. Sie haben eine gewisse Bedeutung dadurch bekommen, dass sie in Shantung eine reaktion Chinas auf die Ausbeutung der Bodenschätze durch Ausländer provozierten ...
Aus dem hier Gesagten ergibt sich in Bezug auf die Eingangsfrage nach den politischen Implikationen der deutschen Unternehmungen in Shantung, dass eindeutig faßbar nur von einer politischen Bedeutung gesprochen werden kann: von einem chinesischen Souveränitätsverlust (im deutschen Schutzgebiet) und einer Souveränitätseinbuße (durch die Shantung-Bahn).
Deutlich nachweisbar ist hingegen ein Wirkungszusammenhang in umgekehrter Richtung: das zunehmende Selbstwertgefühl Chinas nach 1902 hinderte Deutschland bzw. deutsche Kapitalisten daran, ihre vor 1900 erzwungenen Rechte und Optionen unverändert zu übernehmen und zu verwirklichen. Sie mußten im Gegenteil umfangreiche Einbußen hinnehmen, eine Entwicklung, die besonders deutlich wird an der Geschichte der Tientsin-Yangtzu-Konzession. Und dieser Zwang zum Zurückstecken der eigenen Ziele war nur in zweiter Linie eine Folge der politischen Isolation Deutschlands in Europa, denn auch die anderen europäischen Mächte waren zu Zugeständnissen in China gezwungen."
Quelle:
Der letzte Satz pulverisiert jede These über eine deutscherseits betriebene "autarke" Asien-Politik mit dem Nebenzweck einer europäischen Schattenwirkung:
- in notwendiger Bedingung, weil das aufgrund der europäischen Verwebungen schon im Ansatz der Realität widerspricht
- in hinreichender Bedingung, weil es aufgrund der chinesischen Verhältnisse der Realität widerspricht.
P.S. Warum gehst Du nicht auf mögliche dt.-jap. Interessenkollisionen ein? Japan hat dann übrigens nach 1918 dort militärische Lösungen versucht.