Straßenbau II: Sprengung in der Antike

Amalaswintha

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Hallo,

ich fand die Diskussion über die Frage wer unter den Göttern den Römern den Straßenbau brachte wirklich sehr unterhaltsam und habe hier noch eine Frage, passend zum derzeitigen Straßenbau-Hype, der einem an allen Ecken und Enden begegnet:yes: und für Entspannung sorgt:motz:.
Mir fiel hier eine Passage aus dem Artikel von Henner von Hesberg über die Bautätigkeit Trajans in Italien ein (Nünnerich-Asmus, Traian, Zabern). Dort heißt es zur Steigungsnivelierung der Via Traiana in Terracina:
"Um diese Streckenführung zu ermöglichen, mußte man einen großen, südlich des Heiligtums ins Meer ragenden Felssporn, den Pesco Montano, wegsprengen".
Was mich irritiert hat ist das Wort "wegsprengen". Ich weiß zwar, dass bei Hannibals Alpenüberquerung angeblich Wein auf erhitzte Steine geschüttet worden sein soll, aber sprengen...:confused:
Soweit ich das weiter verstanden habe wurde hier ein Höhenunterschied von 36 m beseitigt.
Kann mir hier jemand Auskunft geben oder hat eine Idee hierzu?

LG
Amalaswintha
 
Wie Brissotin bereits angedeutet hat: Es dürfte nicht anders als in einem Steinbruch v.a. mit Metall- und Holzkeilen - letztere wurden mit Wasser zum Aufquellen gebracht - gearbeitet worden sein.

Zur Veranschaulichung ein Bild aus dem bekannten Buch von Manolis Korres "Vom Penteli zum Parthenon", das die Arbeiter des Steinbruches genau bei dieser Arbeit zeigt.

Und noch ein Bild mit derartigen Bearbeitungsspuren aus einem Steinbruch bei Neandria in der Troas.
 

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Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Bilder:winke:. Das klingt plausibel und hätte man sich auch denken können. Die Verwendung des Begriffs "sprengen" ist möglicherwei dann auch wegen des heute weiteren Spektrums auch nicht ganz glücklich gewählt worden.
Dennoch finde ich es im Hinblick auf die zuvor geführte Diskussion auch interessant, dass man für infrastrukturelle Maßnahmen, die große Anforderungen an die Ingenieurskunst und den Arbeitsaufwand stellten, durchaus respektvoll reagiert hat:anbetung:.
Wenn heute große Brücken oder Tunnelsysteme gebaut werden, dann nimmt man das oft viel selbstverständlicher hin. "Naja toll, und?":gaehn:
Interessant auch deshalb, weil heute der Kosten- und damit Aufwandsfaktor deutlich intensiver ist als in einer Zeit, als Arbeit fast nichts bis nichts gekostet hat.
 
Danke für den interessanten Literaturhinweis, Amalaswintha, ich habe die Stelle, die ich bisher noch gar nicht so beachtet hatte, nachgelesen (im oben erwähnten Buch S. 86).

Ein Kraftakt war eine solche Baumaßnahme aber auch schon in der damaligen Zeit, auch wenn ich keine konkreten Kostenvorstellungen habe. Die größeren Bauvorhaben Trajans wurden in Angriff genommen, als die Beute aus den Dakerkriegen zur Verfügung stand. Das war eine Möglichkeit für ihn, sich als Wohltäter Roms und Italiens zu profilieren, und derartiges wurde auch von einem erfolgreichen Herrscher erwartet. Zu Beginn der Herrschaft Trajans konnte Plinius im Panegyrikus in diesem Zusammenhang noch die Bescheidenheit des Kaisers loben, allerdings sagt schon die Erwähnung der Bautätigkeit in einer solchen Lobrede etwas über die Bedeutung dieser Maßnahmen für das Image des Herrschers aus. Insofern ist der Respekt, den man den kaiserlichen Bauten zollte, nicht ganz zufällig, würde ich sagen.;) Und Trajan hat schon dafür gesorgt, dass seine Bauprojekte entsprechend in der Öffentlichkeit gewürdigt wurden. Bescheidenheit wäre in dieser Hinsicht wohl fehl am Platze gewesen für jemanden, der den Ehrgeiz hatte, als bester Kaiser in die Geschichte einzugehen. Und es muss ja nicht nur Kalkül gewesen sein, sondern auch echter Stolz auf das Machbare und Erreichbare.
 
Wie Brissotin bereits angedeutet hat: Es dürfte nicht anders als in einem Steinbruch v.a. mit Metall- und Holzkeilen - letztere wurden mit Wasser zum Aufquellen gebracht - gearbeitet worden sein.
Hoi zämen

Ich denke, die Römer verwendeten bestimmt Spaltkeile, so wie sie bis heute benutzt werden. Dass Holzkeile so stark quellen, dass damit massiver Fels gesprengt werden kann, halte ich eher für einen Mythos...
Ich kenne mich zwar mit historischen Bautechniken etwas aus, aber nicht mit Römern!


Gruss Pelzer

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Zuletzt bearbeitet:
Wieso, diese Methode wurde doch bis ins 20. Jahrhundert angewandt?
...die quellenden Holzkeile? Das wird bloss immerzu geschrieben, gesehen hat das noch nie jemand!

Es ist doch viel einfacher und schneller Spaltkeile zu verwenden. Dies werden mit mit dem Vorschlaghammer getrieben bis der Stein nachgibt. Das klappt auch mit Holzkeilen. Eiche hat eine Druckfestigkeit von etwa 55 N/mm2, Granit anderseits eine Zugfestigkeit von etwa 15 N/mm2. Ist also ein durchaus praktikables vorgehen. Und mit den dreiteiligen Eisenkeilen geht das noch besser...

Das sieht man sehr gut auf dem Bild vom aquilifer.http://www.geschichtsforum.de/members/aquilifer/

Gruss Pelzer

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"Was mich irritiert hat ist das Wort "wegsprengen". Ich weiß zwar, dass bei Hannibals Alpenüberquerung angeblich Wein auf erhitzte Steine geschüttet worden sein soll, aber sprengen...:confused:
Soweit ich das weiter verstanden habe wurde hier ein Höhenunterschied von 36 m beseitigt.
Kann mir hier jemand Auskunft geben oder hat eine Idee hierzu?

LG
Amalaswintha
Sprengen kommt von Sprung.
Eine Ritze im Fels ist für einen Baumenschen immer interessant.
zB im Winter kann man da Wasser reingeben. Das gefriert und dehnt sich aus.
Was glaubst du, was Wasser für Kraft hat?
 
Eine Ritze im Fels ist für einen Baumenschen immer interessant.
zB im Winter kann man da Wasser reingeben. Das gefriert und dehnt sich aus.
Was glaubst du, was Wasser für Kraft hat?
... du willst aber jetzt nicht eine Frostsprengung mit einem quellenden Holzkeil vergleichen? :autsch:

Gruss Pelzer


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Ich bin weit entfernt, etwas zu vergleichen.
Soviel habe ich hier schon gelernt, dass man nicht contra reden darf.
Ich habe nur etwas über den ersten Sprengungen erzählt.
 
Hoi zämen

Ich habe mir mal erlaubt, das Quellen eines Holzkeiles zu berechnen. Am Beispiel von Eiche: Völlige trockene (also im Ofen getrocknete) Eiche kann maximal 8,3% Wasser aufsaugen. Dabei quillt sie radial 1.5 bis 1.83%. Bei einem Holzkeil mit einem realistischen Durchmesser von 50mm ergibt sich so eine radiale Grössenänderung von 2 x 0.85mm.
Diese äusserst geringe Ausdehnung würde aber bloss Druck auf den umliegenden Fels aufbauen, wenn der Holzkeil satt anliegt. Und das rundum. Denn das quellende Holz füllt ja zuerst alle verfügbaren Hohlräume.

So ein Keil hat ein "anrechenbares" Volumen von vielleicht 500cm3. Er kann somit im besten Fall 40 Gramm Wasser aufsugen. Die dabei entstehenden Kräfte sind gering und bloss theoretisch nutzbar.

Deshalb kann man die viel zitierte Theorie von den gewässerten Holzkeilen vergessen. Das funktioniert nicht. Ausser man wartet auf den Winter. Wenn dann der vollgesogene Holzkeil gefriert, entstehen ganz beachtliche Kräfte. Allerdings hat das Eis die unnütze Eigenschaft, dem geringsten Widerstand folgend das Weite zu suchen. Es quillt oben aus dem Loch. Eine Frostsprengung funktioniert erst, wenn das Wasser nicht weg kann; in tiefen Spalten oder Löchern. Dann aber entstehen enorme Kräfte...

Gruss Pelzer

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Hallo Pelzer,

man ließt es in der Tat in den einschlägigen Handbüchern zum antiken Bauwesen. Ich bin ehrlich gesagt überfragt, wie die schriftliche Quellenlage dazu aussieht. Holzkeile selbst haben sich natürlich nicht erhalten.
 
Hoi aquilifer

Auf deinem Bild sieht man ja sehr schön, wie (hölzerne) Spaltkeile in zuvor herausgespitze Schlitzlöcher getrieben werden. Die Spaltkeile werden dann nacheinander und wiederkehren hineingeschlagen bis der Fels nachgibt. Dies nennt man "Sprengen".
Ja nach Felsart geht das natürlich nicht so einfach über die Bühne. Bei Schiefer und gewissen Kalksteinen (z.B. Solnhofer) geht das noch fast ohne Kraftanstrengung. Bei massivem Fels ist das aber eine mühsame und kräfteraubende Sache...


Gruss Pelzer

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Hallo Pelzer,

der Vorgang selbst ist mir durchaus klar. Allein ob die Sprengung mit Holzkeilen, die mit Wasser zum Aufquellen gebracht wurden, in schriftlichen Quellen überliefert ist, weiß ich nicht. Deren Verwendung hattest du ja offensichtlich angezweifelt.
 
Hier wurden die Gerüchte um mögliche Sprengungen per Holzquellung mal experimentell überprüft: hobbyaegyptologen_d

Und hier wird die These vertreten, dass sich statt Holz dann doch Erbsen besser eignen würden: BIOerleben / Staunen & Erleben / Bio-Experimente / Vorsicht Sprengung! :S

Das habe ich nun wirklich für einen Fakt gehalten.

So geht es manchmal, der eine schreibt es vom anderen ab, und keiner prüft nach.

Danke für die interessante Info!
 
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