Naja. Die Grenzziehung war nicht problematisch. Problematisch war der
spätere Umgang mi ihr.
Irgendwo habe ich einen Aufsatz von Philipp Theer (Thier ?). Aus den
90 - er. Dieser Historiker machte 80 Jahre nach dem Untergang des Deutschen Reiches eine wichtige Entdeckung:
Das Deutsche Reich war nicht deutsch. Eigentlich. Nicht ganz zumindest.Der Deutsche Osten sogar ziemlich durchwachsen.
(ist ein Österreicher, vielleicht deswegen fiel ihm leichter diese
Tatsache zu entdecken und in direkt darüber zu schreiben.....).
Nach dem Desasster des I WK begannen im DR "Zenrtifugalkräfte" zu wirken, die - insbesondere im Osten - zum abfallen der Randgebiete geführt haben - es waren ja nicht nur die Polen, sogar die gutmütigen und
braven Sorben aus der Oberlausitz suchten Anschluß an die
Tschechoslowakei ( allerdings ohne Erfolg - keine Gewehre). Insofern
kann man hier eher nicht von einer gezielten Einflußnahme der Alliierten
sprechen. Das, was die Franzosen, Briten usw. als Grenzverlauf abgesegnet haben, bestand in der Regel in der Bestätigung der vollendeten Tatsachen. Eher reagieren als agieren. Die Initiative zur Reduzierung des Reichsteritoriums ging oft von den Reichsbürger selbst - u.a. von solchen, die polnischer Nationalität waren (aber nicht nur).
Dabei - wenn man konkrete Entscheidungen zur Gestaltung des Grenzverlaufs nach dem I WK betrachtet, muß festgestellt werden, daß eine pauschale Aussage über die dahinter steckender Absicht,
Deutschland "wirtschaftlich in die Knie gehen zu lassen", nicht immer
zutrifft. Die Allierten waren z. B. nicht willens auf die polnischen
"Maximalforderungen" einzugehen ( grob - das Modell Westgrenzen
von 1772 "plus", wobei das "plus" Gebiete außerhalb der Grenzen
von 1772 sein sollten, die überwiegend von den ethnischen Polen
bewohnt waren - als Kriterium wurden hier die Angaben zu Sprache
der Bewoher aus den Volkszählungen Anfang des XX Jh. verwendet.).
Die Gründe waren eben entweder wirtschaftlicher Natur - es muß erhebliche bedenken seites GB gegen die Übergabe Westpreußens/Oberschlesiens mit Danzig an Polen gegeben haben - oder
es wurden auch deutsche Einwände gegen Übergabe der Gebiete
mit mehrheitlich deutscher Bevölkerung berücksichtigt - Nord- Westkreise
der Provinz Posen, Abstimmungen in den von Polen beanspruchten
Gebieten Ermlands, Masuren und Oberschlesien.
Nicht immer zumindest.
Auf den Verlauf der polnischen Ostgrenze hatten die Alliierten noch
weniger Einfluß. Wenn man auch den Verlauf der Ende 1919 vorgeschlagener Curzon - Linie betrachtet, bekommt man zwangsläufig
Bedenken ob den Autoren dieser Linie tatsächlich um die Bildung
eines Kordons gegen die ideologische Gefahr aus dem Osten ging.
Aber das ist ein anderes Thema.
gruß
Grenzziehungen sind immer willkürlich.
Das deutsch-polnische Zusammenleben war jedenfalls bis 1918 ziemlich unproblematisch.
Der nördlichere Teil Westpreußens war überwiegend von Deutschen bewohnt. Der größere Teil der slawischen Bevölkerung in Westpreußen waren Kaschuben, die mit den Polen soviel zu tun haben, wie die Dänen mit den Deutschen.
Wenn man zB den Ausgang der Volksabstimmung in Masuren, ebenfalls ein slawischer Volksstamm aber eben auch keine Polen, anschaut, kann man zumindest zweifeln ob die für Polen votiert hätten.
Der "Korridor", die Abtrennung Westpreußens ist für mich ganz klar der Versuch Konfliktstoff zwischen den Deutschen und Polen anzuhäufen. sonst nichts.
Die Sorben und die czechischen Phantasien sind eine reine Schimäre. Es hat sich um eine Gruppe von vielleicht 20-30 Leuten gehandelt.
Und im Jahr 1918/19 ist in Deutschland sowieso nichts an fehlenden Gewehren gescheitert, das deutsche Heer hat sich im November 1918 mehr oder weniger selbst aufgelöst, wobei so mancher die Flinte mit nach Hause nahm. Wenn diese Aussage aus Deiner Quelle stammt, würde ich die sehr kritisch sehen.