Man muß da wohl trennen zwischen den ersten Urmenschen als Savannenbewohnern und den späten Homo sapiens im eiszeitlichen Europa.
Eine echte Sprache, und damit "Quatsch und Tratsch" hatten erst HS (und evtl. Neanderthaler); die früheren Menschenarten bestimmt nicht.
Die eher umherschweifenden Urmenschen dürften wohl weniger Arbeitsteilung als die zumindest wohl saisonal seßhafteren und auch Höhlen bewohnenden HS gehabt haben.
Ist wohl vielleicht nicht ganz so political correct, aber danach richtet sich die Natur nicht.
Natürlich muß man trennen und differenziert betrachten, z.B. in
http://www.geschichtsforum.de/f22/seit-wann-sprechen-menschen-3446/ und
http://www.geschichtsforum.de/f22/fleisch-essen-f-hrte-zur-sprache-29563/
Federmesser hat das Filmchen zwar in der Frühzeit plaziert, hätte ich auch gemacht, trotzdem geht es hier nicht um die wissenschaftlich breite Darstellung des frühgeschichtlichen Forschungsstandes.
Der Film sagt im ersten Teil: Männer sorgen als einzige für Futter. Frauen hocken ihr Leben lang in der Höhle und ziehen die Blagen auf. Um zu unterstreichen, wie böse diese Sicht auf unsere Ahnen ist, lässt der Film die Männer wie Affen aussehen und die Frauen und Kinder die ganze Zeit heulen und betteln. Um das schlechte auch bildlich hervorzuheben, besteht der Hintergrund aus aschespeienden Vulkanen. Eine solch bescheuerte Darstellung ist mir noch nie untergekommen.
Diese "bescheuerte" Darstellung will das ebenso "bescheuerte" Klischee in unseren Köpfen bewußt machen und benutzt dazu ein Steinzeitbild.
Es hätte ebenso den Arbeitsalltag der mittelalterlichen Bauern darstellen können.
Allerdings benutzen die Befürworter der "naturgegebenen" Unterschiede zwischen Mann und Frau auch gern das Steinzeitargument, um zu untermauern, dass es schon immer so gewesen sei wie heute.
Der zweite Teil rückt dann alles ins rechte Licht: Es sind die Frauen, die für Futter sorgen. Bis zu 80%!!! Hui. Und die Männer mit ihrer Jagd, die sind unverlässlich. Keiner verrät, wie viele % es im Durchschnitt sind. Keiner verrät auch, wovon es abhängt, ob Frauen oder Männer den größeren Anteil an der Nahrungsversorgung leisten. Keiner verrät, dass das eh egal ist in Wildbeutergesellschaften und warum das egal ist. Hauptsache, wir betonen, dass der Mann nicht der Alleinversorger ist. Noch nie ist er das gewesen. Deswegen, Kinder, gehen die Frauen auch heute arbeiten und sind nicht etwa den ganzen Tag für euch da.
Natürlich heult im zweiten Teil des Films keiner mehr, es ist alles Friede Freude Eierkuchen. Alle haben sich lieb. Im Hintergrund sind jetzt keine Vulkane mehr, sondern paradiesische Landschaften.
Es ist zwar richtig, dass sich dieser Film an Kinder wendet, aber als Hauptintention habe ich nicht die Rechtfertigung der mütterlichen Berufstätigkeit wahrgenommen, sondern eher eine Betonung der gemeinsamen Vergangenheit von Männern und Frauen.
Außerdem dürfen die starken Frauen an der Großwildjagd teilnehmen. Woher haben sie den Blödsinn? Das ist eine feministische Botschaft: Frauen konnten schon immer all das, was die Männer konnten. Tatsache ist: Frauen haben unbestreitbar das Potential dazu, aber in Wildbeutergesellschaften gibt es keine großwildjagenden Frauen.
Der Film sagt gerade nicht, dass Frauen genauso kräftig die Keule schwangen wie Männer, sondern er betont, dass beide Geschlechter einen gleichwertigen Anteil an der Geschichte der Menschheit hatten.
Auch der Anteil der Frauen an der Großwildjagd muß selbstverständlich differenziert betrachtet werden, dazu enthält
http://www.geschichtsforum.de/f22/welche-tiere-wurden-vor-40-000-jahren-gejagt-29678/ einige Ansätze.
Dabei fällt mir auf, dass in jenem Thread zwar die Zeit eindeutig auf "vor 40000 Jahren" definiert wird, der Raum wird aber nicht begrenzt.
Außerdem geht es nur um die Jagd, so dass der Anteil der alternativen Nahrungsbeschaffung durch Sammeln oder Fischen, der südlich der Permafrosttundren durchaus erheblich gewesen sein könnte, gar nicht diskutiert werden kann.
Außerdem können Frauen sich auch orientieren und planen. Ja, sie haben sogar wichtiges Wissen! Boah, was für eine Erkenntnis. Lieber hätten sie erklärt, warum sich Frauen anders als Männer orientieren. Aber das würde die Geschlechtsunterschiede herausarbeiten, und der Film will eigentlich das Gegenteil, nämlich die Unterschiede herunterspielen.
Mir ist neu, dass Frauen sich generell und geschlechtsbedingt anders orientieren als Männer.
Edit:
Ich habe mir eben das Filmchen zum 3.Mal angesehen und da es sich an Kinder wendet, ist mir noch ein Satz aufgefallen: "Kinder ab 6 Jahren zogen mit". Dabei wurde ich an ein altes Lieblingsthema
http://www.geschichtsforum.de/f72/kinderaufzucht-der-geschichte-wirklich-nur-frauensache-22643/ erinnert.