Frage zu Darstellung auf Oseberg-Gobelin

Ezio

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Hallo liebes Forum,

beim Studium meines neuen Geburtstagsgeschenks, dem Ausstellungskatalog "Wikinger Waräger Normannen" bin ich auf eine Abbildung des Osebergteppichs gestoßen (bzw. eines Teils des Osebergteppichs). Dort hat mich ein kleines Detail erstaunt und mich zweifeln lassen ;)

Für alle die diesen Ausstellungskatalog besitzen:
Seite 47 Abb. 5, linke obere Ecke.
Was genau ist das, was dieser Mensch auf dem Kopf trägt??

Wäre über Antworten froh.

Lg Ezio
 
Hab ich nicht gemacht wegen Rechten / Copyright etc. Aber gut.
habs abfotografiert.
Bildunterschrift:

"Ausschnitt aus dem Osebergteppich, Norwegen. Rekonstruktion. Die Szene gibt wahrscheinlich einen zeremoniellen Umzug wieder, illustriert aber auch den Alltagsverkehr: zu Fuß, zu Pferd und mit dem Wagen. Etwa 800-850."
 

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Genau Locke... "klassisch" ;)
Nein, nun mal im Ernst. Im Falle das auf besagtem Teppich tatsächlich eine Zeremonie abgebildet wäre sieht der Typ oben links mit seinem Schwert arg nach irgendeinem rituellen was-weiss-ich-was aus...
 
hm.... also auf dem Bild ist er ja der einzige mit einem helm. Die wenigsten Wikinger trugen aber überhaupt Helme, aus Kostengründen mussten sich die meisten mit einer Lederkappe behelfen, und wer einen Helm besass, der hätte nicht daran gedacht, diesen mit Hörnern zu versehen. Ein Helm muss so gebaut sein, dass Schläge an ihm abgleiten, und diese Funktion konnte ein Hörnerhelm just nicht erfüllen, sein Träger wäre damit obendrein im Kampfgetümmel oder in der Takelage seines Schiffes hängen geblieben. :)

Warum hat der Helm von dem Mann dann 2 hörner???:confused:
 
Ich dachte dieses Wissen wärevorrausgesetzt und müsste nicht wie in unzähligen "Hey-die-wikinger-hatten-ja-gar-keine-hörnchen"-Threads in diersen Foren diskutiert werden...
Naja BTT: Was haltet ihr von der Ritualtheorie?
 
Auffällig an dem gehörnten vom Oseberg-Teppich ist, dass er ein Schwert offenbar nicht am Greif, weit vom Körper weghält.
Das Motiv kommt durchaus öfter vor, typischerweise mit Hörnerhelm, Wolfsfell, Alderköpfen oder anderem Unfug auf dem Kopf. Alternativ tauchen auch Speere auf.
Wird üblichereweise als Schwerttänzer, Berserker etc. gedeutet. Viel Platz für Spekulation.

Dass Hörnerhelme waffentechnisch ziemlicher Unfug sind, ändert erstmal nichts an ihrer Existenz. Prunkhelme mit goldenen Hörnern sind aus der Nordischen Bronzezeit bekannt, einen eisenzeitlichen Fund gibt es aus England. Und auch im Hochmittelalter findet es sich eine praktisch unnütze Helmzier aus Hörner, Flügeln etc., allerdings für die Ritter-Turniere.

Im Anhang noch das gleiche Motiv aus Uppsala.
(Von was für einem Gegenstand es stammt, ist mir leider unbekannt. Ich habe es wohl vor Monaten im Netz gefunden.:still:)
 

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Mal ein Schuss ins Blaue:

Meine erste Assoziation war der Mond. Da die Figur in einem zeremoniellen Kontext auftaucht, wäre doch möglich, dass die Hörner den Mond symbolisieren.

Die Darstellung aus Uppsala könnte diese Deutung stützen, wenn sie aus demselben Kontext stammt:
Die Kopfbedeckung wird durch das Größenverhältniss betont.
Monddarstellungen bewegen sich in der Kunst zwischen Sichel und Scheibe.
 
Ein Zwischenergebniss:

Ochsenstierna : Die Nordgermanen, Phaidon 1957; Tafel 73

"... wurde nachgewiesen, dass der gehörnte, tanzende Krieger auf Taf. 73 einäugig und somit ein Wodandarsteller ist, der den einäugigen Kriegsgott im Kult mimt."

Eine Fußnote stellt einen Zusammenhang zwischen der Wotanverehrung, den Festen in Uppsala und dem Osebergteppich her:

Von Wotan, Wagner und Walküren ... - Google Bücher
 
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Hey-die-wikinger-hatten-ja-gar-keine-hörnchen :D
Die Darstellung lässt mich allerdings fragen,ob es sich tatsächlich um einen Hörner-Helm oder eher um eine zeremoniale Fellkappe mit Hörnern handelt, ähnlich der Wolfskopfkappe daneben. Solche zeremoniellen Hörnerkappen kenn wir ja auch aus anderen Kulturen .
Die zweite frage ist,ob es sich auf allen hier gezeigten Abbildungen tatsächlich um Hörner handelt. Auf dem Teppich ist das zwefelsfrei, bei den beiden anderen Abbildungen befinden sich Verdickungen an den Enden,die auch Tierköpfe darstellen könnten. Dann wären das keine Hörner sondern paarweise angeordnete Tierrümpfe.
 
[SIZE=-1]Etwas genauer sieht man die Kopfbedeckung hier: Unter ...[MOD: link gelöscht] gibt es weiter unten ein Bild: "Fylfot depicted on warriors helmet".[/SIZE]
 
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Zu den Darstellungen: Gemeinsam ist allen Hörnerhelm- und Wolfsfellträgern das tragen von Waffen! Das macht eine irgendwie militärische Bedeutung (Betonung auf "Bedeutung") doch mehr als nahe liegend. Mal ganz davon ab, dass unsinnige Kopfbedeckungen ja von durchaus auch im Krieg einen Sinn ergeben, z.B. bei römischen Fahnenträger, die ihren Maskenhelm mit Wolfs- und Löwenhäuptern schmückten. (Zu allem Überfluss finden sich ähnliche Darstellungen auch noch auf angelsächsichen und vendelzeitlichen Helme, die in der Tradition römische Maskenhelme stehen!)

Eine der ältesten Darstellung des Motiv des Hörner tragenden Kriegers findet sich auf den Goldhörnern von Gallehus, datiert in 4. Jahrhundert nach Christus. (Siehe Anhang)
 

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[SIZE=-1]@fingalo gerade die Darstellung des einzelnen Kriegers unter:
Fylfot depicted on warriors helmet

6th Century CE. Sutton Hoo, England
die leider die "Hörnerenden" nur fragmentarisch zeigt erweckt zumindest bei mir den Eindruck,als seien diese Enden als Vogel- oder andere Tierköpfe gearbeitet. Auch die Gestaltung der Corpi deutet eher auf eine darstellung eines Tierrumpfes als eines Horns hin. Und das Teil,an dem die befestigt sind ist kein Helm sondern eine Kappe oder ein Hut.
[/SIZE]
 
Und hier gibt es quasi alle tanzenden Männer mit Hörnerhelmen im Überblick. (AUf dem Oseberg-Teppich scheint es da noch einen zweiten Gehörnten zu geben) Auch einer goldenen, bronzezeitlichen Hörnerhelme aus Dänemark ist abgebildet.
Die vendelzeitlichen Modelle sind recht einheitlich. In der Regel sind Vogelköpfe an den Hornenden. Ebenso einheitlich ist die die Waffen präsentierende Pose.
Ein besonders Detail sind noch die große Ohren der Männer auf dem Sutto Hoo- und dem Thorslunda-Pressblech. Handelt es sich hier um Rinderohren, damit um einen Mann mit Stierhaupt und Aderhäuptern an en Hörner und damit um dem lang gesuchten Quinotaurus?
 
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