Bereits rund 800.000 Jahre alte Knochenfunde von Neandertaler-Vorfahren der Art
Homo erectus wurden als Beweis für kannibalistische Praktiken interpretiert, was anhand von Schnittkerben aus dem Jahr 1997 aus
Atapuerca (nahe
Burgos, Nordspanien) geltend gemacht wird.[2]
In
Bilzingsleben (Thüringen) wurde ein etwa 300.000 Jahre altes Pflaster-Halbrund gefunden, das als Ritualplatz gedient haben könnte. Reste von zertrümmerten Schädeln des Frühmenschen
Homo erectus wurden vom Ausgräber D. Mania als Beweise einer Gehirnentnahme interpretiert (funeraler Kannibalismus). In dieselbe Zeit fällt die Tötung einer Frau in
Steinheim an der Murr (Baden-Württemberg). Diesem so genannten „
Steinheim-Menschen“ sei der Schädel eingeschlagen und vom Hals abgetrennt worden. Eine Untersuchung mit mikroskopischen Methoden im Jahr 1999 kommt zu dem Schluss, dass es sich nicht um menschliche Einwirkungen handle.[3][4]
In der
Halbhöhle von
Krapina nördlich von
Zagreb (Kroatien) barg man von 1899 bis 1905 zerschlagene und teilweise angebrannte Knochenreste von mindestens 24
Neandertalern, was als „ritueller Kannibalismus“ gewertet wurden.[5][6] Dem wird entgegengehalten, dass die vermeintlich authentischen Schnittspuren an den Schädeln als Kratzer zum Teil erst nach der Konservierung entstanden sein können.[7] In einer Höhle im Hortus-Massiv (Südfrankreich) wurden Reste von maximal 36 Menschen gefunden, deren Knochen allesamt zerbrochen waren und die inmitten von Mahlzeit- und Tierresten lagen.[8] Auch Schnittspuren an einem Unterkiefer mit Neandertalermerkmalen aus der Höhle von Les Rois (bei
Mouthiers-sur-Boëme) werden als möglicher Beleg für Kannibalismus gewertet, der von
Cro-Magnon-Menschen des
Aurignacien praktiziert worden sein soll.[9]
Aus der jungsteinzeitlichen
Bandkeramischen Kultur stammen die Funde aus der
Jungfernhöhle von Tiefenellern bei
Bamberg in
Franken mit Schnittspuren, die als Zeichen von Kannibalismus interpretiert wurden. Die Art der Niederlegung wird heute jedoch als
Sekundärbestattung gewertet.[10] Weitere Fundorte sind die Höhle Hanseles Hohl im
Alb-Donau-Kreis, Ober-Hörgern im
Wetteraukreis und Zauschwitz (Kreis
Borna). An diesen Orten haben Angehörige der Bandkeramischen Kultur angeblich Opfer dargebracht. Um den Fundplatz
Herxheim wird die neueste Kontroverse um Kannibalismus am Ende der Bandkeramik geführt.[11][12] Wenngleich sich die Projektleiterin bezüglich Kannibalismus relativierend äußert [13], ist eine Interpretation als Sekundärbestattung hier unwahrscheinlich und eine direkte Verbindung von Tötung und
Filetierung der Individuen wahrscheinlich.
Die Höhle von Fontbrégoua[14] ist einer der wenigen westeuropäischen Plätze, an denen
Jean Courtin Kannibalismus der
Cardial- oder Impressokultur, anhand der Schnittspuren auf dem Skelettmaterial und der Mark- bzw. Gehirnentnahme, nachweisen will.
Als Fundstätten aus der
Eisenzeit werden die Honert-, die Karhof-, die Leichen- und die Große Burghöhle im
Hönnetal genannt. Der Grabungsbericht von
Emil Carthaus aus dem Jahr 1891 galt lange als verschollen und wurde erst 1990 im
Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund wiedergefunden.