Aussterben der Neandertaler

Zum Zeitpunkt der Vermischung
Genau DAS ist doch nach wie vor umstritten!

...
Wen man dann von Kindesbeinen auf kennt, dem gegenüber hat dann (Frau, Mann) vieleicht auch weniger Vorbehalte des Aussehens wegen, wenn es um die Partnerwahl geht.
Da fällt mir etwas ein! Wurde bestimmt schonmal irgendwo im Forum besprochen, aber was soll's.
Wie war es denn um die Sprechfähigkeit des Neandertalers bestellt? Hatte er dazu dieselben körperlichen Voraussetzungen wie Sapiens?
 
Da fällt mir etwas ein! Wurde bestimmt schonmal irgendwo im Forum besprochen, aber was soll's.
Wie war es denn um die Sprechfähigkeit des Neandertalers bestellt? Hatte er dazu dieselben körperlichen Voraussetzungen wie Sapiens?

Ein Zungenbein hatte er, jedenfalls der Skelettfund aus der Kebarahöhle Kebara-Höhle ? Wikipedia

Da die Höhle sich in der Levante befindet, könnte man genauso in Richtung Vermischung argumentieren.
Es bleibt spannend.:winke:
 
Genau DAS ist doch nach wie vor umstritten!

Sowohl der Zeitpunkt als auch die Vermischung selbst.

Ich sehe das durchaus auch so, aber in dieser Diskussion geht es ja nun einmal um diese Veröffentlichung welche eine solche Vermischung zum Zeitpunkt des Zusammenlebens in der Levante vermutet.

Und zu diesem Zeitpunkt von einer Verdrängung der anderen Menschenformen durch den Sapiens zu sprechen ist natürlich verfrüht.

Davon ganz abgesehen dass es ohnehin problematisch ist von der erfolgten Verdrängung auf mangelnde Jagderfolge, Krankheiten oder zu geringe Fortpflanzungszahlen zu schliessen. Es ist ein Zirkelschluss. Man kann eine beliebige "Ursache" einsetzen und es wäre immer plausibel, möglich - aber es ist auch beliebig.
 
Wie gesagt: Ich finde diese Diskussion ja auch ganz spannend.
Mal eine kleine Frage zwischendurch:
Wenn wir von den Funden von Überresten der Neanderthaler sprechen - von wievielen vollständigen Skeletten spechen wir überhaupt?

Und dann: Der Hinweis mit den "Wolfskindern" ist zwar nicht falsch - soetwas hat es auch in der Neuzeit immer wieder gegeben, aber es waren doch nur Einzelfälle und so wird es auch zu jener Zeit gewesen sein. Wenn man also davon spricht, daß einzelne (!) Neanderthaler in einer Gruppe HS aufgenommen wurde, dann waren dies eben nur Einzelfälle, die heute Gentechnisch wohl kaum nachweisbar sein würden. Es sei denn in der ersten Generation - also eines direkten Mischlings, was dann aber für die Wissenschaft wie ein "Sechser im Lotto" wäre, ein solches Exemplar zu finden. ;)
Wir spechen aber von einer ganzen Art (?) / Rasse (?), die in einer anderen aufgegangen ist, also von einem Massenphänomen (für damalige Verhältnisse).
Und bis jetzt ist in der gesamten Menschheitsgeschichte immer noch zu beobachten: Wenn eine Gruppe in das Gebiet einer anderen Gruppe eindringt, ist dies mit harten Kämpfen verbunden.
Darum stehe ich dieser neuen Theorie etwas skeptisch gegenüber, es sei denn, die Neanderthaler hätten sich den HS freiwillig unterworfen. Dann wären sie jedoch zu einer Art von Sklaven abgestiegen, was ich aber auch nicht glaube.
Und deshalb noch einmal meine Eingangsfrage: Von wievielen gefundenen vollständigen Neanderthaler-Skeletten spechen wir?
 
Wenn wir von den Funden von Überresten der Neanderthaler sprechen - von wievielen vollständigen Skeletten spechen wir überhaupt?

Warum fragst Du nach "vollständigen" Skeletten? Vollständige Skelette dieses Alters gibt es so gut wie nie, irgendwelche Knöchelchen fehlen immer.
 
Wir spechen aber von einer ganzen Art (?) / Rasse (?), die in einer anderen aufgegangen ist, also von einem Massenphänomen (für damalige Verhältnisse).

Da sich Neandertaler und modener Jetztmensch fruchtbar kreuzen konnten, gehören sie zur gleichen Art und bilden somit zwei Unterarten des Homo sapiens.

Bislang war nicht sicher, ob sich beide überhaupt kreuzen konnten -also Nachkommen hervorbringen konnten - und falls ja, ob das nicht möglicherweise Hybride, also unfruchtbare Nachkommen gewesen wären, wie z.B. das unfruchtbare Maultier als Kreuzungspprodukt von Pferd und Esel. Es hätte sich dann um verschiedene Arten oder sogar Gattungen gehandelt, die erbbiologisch viel weiter voneinander entfernt gewesen wären, als das nach neuesten Erkenntnissen nun der Fall ist.

In der aktuellen Ausgabe der ZEIT hat man eine Neandertaler-Rekonstruktion in einen Anzug gesteckt, und siehe da: frisiert und rasiert würde sich niemand in einer Straßenbahn nach ihm umsehen. :D
 
Ich denke, die Thematik, "konnte eine hübsche HSSin einen dieser eklig häßlichen HSNs denn tatsächlich beglücken wollen" geht weit an dem vorbei, was uns die allgemeine Lebenserfahrung tagtälich lehrt: Leute guckt Euch mal um, welche Bauern die dicksten Kartoffeln ernten. Und das gilt auch andersherum. Ich habe mich schon über manchen m.E. gutaussehenden Mann gewundert, wenn man die Frau dazu sieht. Geschmäcker sind nicht nur unterschiedlich - sie sind oft schockierend!

Desweiteren, weiß man doch, daß der Teufel in der Not Fliegen frisst. Kleine Horden, die durch weite Gegenden zogen, hatten nicht die Auswahl, die sich einem in einer großstädtischen Gesellschaft bietet.

Also, dieses somit als OT erkannte Thema mal beiseite lassend, ist die Frage der Vermischung auf die Frage zu reduzieren, ob zeugungsfähige Nachkommen zustande gekommen sein werden, wenn sie es denn miteinander getrieben haben.

Unterstellen wir nun weiter, daß sie zeugungsfähigen Nachwuchs produzierten, wenn sie es denn miteinander taten, dann stellt sich doch nur noch die Frage wieviel des jeweils unterscheidenden Genoms von der einen und der anderern Gruppe übrig blieb.

Nun wundere ich mich allerdings über die angeblich so geringen 4%. Wenn wir doch zu über 99% ein mit Schimpansen gleiches Genom haben, müßten die HSNs ja viel weiter von uns entfernt sein, als die Schimps. Wir reden hier also offenbar nicht von 4% des gesamten Genoms sondern 4% dessen, was man meint, spezifisch unterscheidend zwischen HSS und HSN zu erkennen. Wenn wir aber allesamt schon Spuren des HSN in uns tragen sollten, stellt sich die Frage, woher wir eigentlich das reine HSS-Muster nehmen. Für das reine HSN-Muster stellt sich die Frage noch mehr.

Ich frage mich ja im Übrigen, ob nicht der hochintelligente und friedliebende Neandertaler dummerweise dem etwas bescheuerteren und kannibalistisch geneigten HSS über den Weg und in den Kochtopf lief. Auch das könnte sein Verschwinden erklären. Kannibalen neigen dazu ihre Opfer zu überleben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Unterstellen wir nun weiter, daß sie zeugungsfähigen Nachwuchs produzierten, wenn sie es denn miteinander taten, dann stellt sich doch nur noch die Frage wieviel des jeweils unterscheidenden Genoms von der einen und der anderern Gruppe übrig blieb.

Wir müssen das nicht "unterstellen", denn die Tatsache, dass sich 4% Neandertal-Gene im Erbgut des HSS finden, beweist eindeutig, dass fruchtbare Nachkommen aus der Verbindung beider Menschenarten hervorgegengen sind. Das ist ja gerade der wissenschaftliche Ertrag, den die Forschung mit dieser Entdeckung gewonnen hat: es handelte sich um eine kreuzbare Spezies, die keine Hybride, sondern fortpflanzungsfähige Nachkommen hervorbeingen konnte.

Ich frage mich ja im Übrigen, ob nicht der hochintelligente und friedliebende Neandertaler dummerweise dem etwas bescheuerteren und kannibalistisch geneigten HSS über den Weg und in den Kochtopf lief. Auch das könnte sein Verschwinden erklären. Kannibalen neigen dazu ihre Opfer zu überleben.

Es scheint, dass der moderne Mensch den Neandertaler u.a. verdrängen konnte, weil er intelligentere Überlebenstechniken, eine größere Flexibilität, mehr soziale Komprtenz und innovativere Techniken besaß. Das jedenfalls nehmen viele Paläontologen an.
 
Also, dieses somit als OT erkannte Thema mal beiseite lassend, ist die Frage der Vermischung auf die Frage zu reduzieren, ob zeugungsfähige Nachkommen zustande gekommen sein werden, wenn sie es denn miteinander getrieben haben.

Unterstellen wir nun weiter, daß sie zeugungsfähigen Nachwuchs produzierten, wenn sie es denn miteinander taten, dann stellt sich doch nur noch die Frage wieviel des jeweils unterscheidenden Genoms von der einen und der anderern Gruppe übrig blieb.

So sehe ich das auch, bisher gab es bei jeder Diskussion über frühe Menschen die Einschränkung, wenn sie denn miteinander fertil waren.
Nun können wir für die europäischen und nahöstlichen Eiszeitmenschen über Szenarien, Flaschenhälse und Populationsgrößen diskutieren, die die 1 - 4 % plausibel begründen.

Nun wundere ich mich allerdings über die angeblich so geringen 4%. Wenn wir doch zu über 99% ein mit Schimpansen gleiches Genom haben, müßten die HSNs ja viel weiter von uns entfernt sein, als die Schimps. Wir reden hier also offenbar nicht von 4% des gesamten Genoms sondern 4% dessen, was man meint, spezifisch unterscheidend zwischen HSS und HSN zu erkennen. Wenn wir aber allesamt schon Spuren des HSN in uns tragen sollten, stellt sich die Frage, woher wir eigentlich das reine HSS-Muster nehmen. Für das reine HSN-Muster stellt sich die Frage noch mehr.

Nach meinem Verständnis ist dieser Unterschied von 1 -4 % in Relation zu der afrikanischen Vergleichsgruppe (2 Personen) zu sehen. http://www.geschichtsforum.de/494541-post333.html
Nun könnte man noch über diesen Vergleichsansatz diskutieren, die Wissenschaftler werden sich jedoch "etwas dabei gedacht haben".
Schwieriger finde ich die Frage, ob die verglichenen HNN-Genome repräsentativ sind.
Erstens gibt es bestimmt nicht viele Skelettreste, aus denen man verwertbare DNA gewinnen kann und zweitens sind das dann solche, die irgendwann eindeutig als Neandertaler identifiziert wurden.
Interessant fände ich als Gegenprobe die Einbeziehung von unklaren und Cro Magnon Knochenfunden, die 20 000 - 100 000 Jahre alt sind.
Ich frage mich ja im Übrigen, ob nicht der hochintelligente und friedliebende Neandertaler dummerweise dem etwas bescheuerteren und kannibalistisch geneigten HSS über den Weg und in den Kochtopf lief. Auch das könnte sein Verschwinden erklären. Kannibalen neigen dazu ihre Opfer zu überleben.

Wenn Teile seines Genoms in unserem wiederzufinden sind, müssen wir nicht mehr über seine Ausrottung diskutieren.
Wir können dann lediglich feststellen, dass sich besondere Merkmale wie Überaugenwülste heute nur noch selten so ausgeprägt erkennen lassen.
 
Ich frage mich ja im Übrigen, ob nicht der hochintelligente und friedliebende Neandertaler dummerweise dem etwas bescheuerteren und kannibalistisch geneigten HSS über den Weg und in den Kochtopf lief. Auch das könnte sein Verschwinden erklären. Kannibalen neigen dazu ihre Opfer zu überleben.

Dazu aus Wapedia:
Bereits rund 800.000 Jahre alte Knochenfunde von Neandertaler-Vorfahren der Art Homo erectus wurden als Beweis für kannibalistische Praktiken interpretiert, was anhand von Schnittkerben aus dem Jahr 1997 aus Atapuerca (nahe Burgos, Nordspanien) geltend gemacht wird.[2]
In Bilzingsleben (Thüringen) wurde ein etwa 300.000 Jahre altes Pflaster-Halbrund gefunden, das als Ritualplatz gedient haben könnte. Reste von zertrümmerten Schädeln des Frühmenschen Homo erectus wurden vom Ausgräber D. Mania als Beweise einer Gehirnentnahme interpretiert (funeraler Kannibalismus). In dieselbe Zeit fällt die Tötung einer Frau in Steinheim an der Murr (Baden-Württemberg). Diesem so genannten „Steinheim-Menschen“ sei der Schädel eingeschlagen und vom Hals abgetrennt worden. Eine Untersuchung mit mikroskopischen Methoden im Jahr 1999 kommt zu dem Schluss, dass es sich nicht um menschliche Einwirkungen handle.[3][4]
In der Halbhöhle von Krapina nördlich von Zagreb (Kroatien) barg man von 1899 bis 1905 zerschlagene und teilweise angebrannte Knochenreste von mindestens 24 Neandertalern, was als „ritueller Kannibalismus“ gewertet wurden.[5][6] Dem wird entgegengehalten, dass die vermeintlich authentischen Schnittspuren an den Schädeln als Kratzer zum Teil erst nach der Konservierung entstanden sein können.[7] In einer Höhle im Hortus-Massiv (Südfrankreich) wurden Reste von maximal 36 Menschen gefunden, deren Knochen allesamt zerbrochen waren und die inmitten von Mahlzeit- und Tierresten lagen.[8] Auch Schnittspuren an einem Unterkiefer mit Neandertalermerkmalen aus der Höhle von Les Rois (bei Mouthiers-sur-Boëme) werden als möglicher Beleg für Kannibalismus gewertet, der von Cro-Magnon-Menschen des Aurignacien praktiziert worden sein soll.[9]
Aus der jungsteinzeitlichen Bandkeramischen Kultur stammen die Funde aus der Jungfernhöhle von Tiefenellern bei Bamberg in Franken mit Schnittspuren, die als Zeichen von Kannibalismus interpretiert wurden. Die Art der Niederlegung wird heute jedoch als Sekundärbestattung gewertet.[10] Weitere Fundorte sind die Höhle Hanseles Hohl im Alb-Donau-Kreis, Ober-Hörgern im Wetteraukreis und Zauschwitz (Kreis Borna). An diesen Orten haben Angehörige der Bandkeramischen Kultur angeblich Opfer dargebracht. Um den Fundplatz Herxheim wird die neueste Kontroverse um Kannibalismus am Ende der Bandkeramik geführt.[11][12] Wenngleich sich die Projektleiterin bezüglich Kannibalismus relativierend äußert [13], ist eine Interpretation als Sekundärbestattung hier unwahrscheinlich und eine direkte Verbindung von Tötung und Filetierung der Individuen wahrscheinlich.
Die Höhle von Fontbrégoua[14] ist einer der wenigen westeuropäischen Plätze, an denen Jean Courtin Kannibalismus der Cardial- oder Impressokultur, anhand der Schnittspuren auf dem Skelettmaterial und der Mark- bzw. Gehirnentnahme, nachweisen will.
Als Fundstätten aus der Eisenzeit werden die Honert-, die Karhof-, die Leichen- und die Große Burghöhle im Hönnetal genannt. Der Grabungsbericht von Emil Carthaus aus dem Jahr 1891 galt lange als verschollen und wurde erst 1990 im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund wiedergefunden.
  1. Jörg Orschiedt: Manipulationen an menschlichen Skelettresten. Taphonomische Prozesse, Sekundärbestattungen oder Kannibalismus? Tübingen 1999, S. 60
  2. Jörg Orschiedt, Zur Frage der Manipulationen am Schädel des "Homo steinheimensis". In: I. Campen, J. Hahn, M. Uerpmann (Hrsg.) Spuren der Jagd - Die Jagd nach Spuren. Festschrift Prof. H. Müller-Beck. Tübinger Monographien zur Urgeschichte Bd. 11 (Tübingen) 1996, S. 467-472.
  3. E. Trinkaus, Cannibalism and burial at Krapina. Journal of Human Evolution 14/2, 1985, S. 203-216
  4. The Krapina Neandertals. A Comprehensive, Centennial, Illustrated Bibliography (Bibliographie aller Forschungsarbeiten zu Krapina. pdf-Download 2,9 MB)
  5. Jörg Orschiedt: Der Fall Krapina - neue Ergebnisse zur Frage von Kannibalismus beim Neandertaler. Quartär 55, 2008, 63-81.
  6. Website Hortus-Höhle
  7. F. V. Ramirez Rozzi, F. d’Errico, M. Vanhaeren, P. M. Grootes, B. Kerautret & V. Dujardin: Cutmarked human remains bearing Neandertal features and modern human remains associated with the Aurignacian at Les Rois. Journal of Anthropological Sciences 87, 2009, S. 153-185.
  8. Jörg Orschiedt: Manipulationen an menschlichen Skelettresten. Taphonomische Prozesse, Sekundärbestattungen oder Kannibalismus? Tübingen 1999, S. 164-175
  9. Bruno Boulestin, Andrea Zeeb-Lanz, Christian Jeunesse, Fabian Haack, Rose-Marie Arbogast and Anthony Denaire: Mass cannibalism in the Linear Pottery Culture at Herxheim (Palatinate, Germany). Antiquity 83, Number 322 (2009), S. 968-982.
  10. Andrea Zeeb-Lanz zum Herxheim-Projekt
  11. Stellungnahme zur Frage Kannibalismus in Herxheim
  12. Fontbrégoua ein Mythos?

Der Beweis von Kannibalismus in der Vorgeschichte ist eine äußerst schwierig anzutreten.
Die angeführten Schnittmarken, können gerade bei Altgrabungen auch auf unsachgemäße Bergung zurück geführt werden.
Was ebenso denkbar wäre die rituelle Entfleischung des Körpers.
Kannibalismus tritt eigentlich nur in sehr extremen Fällen auf, wie z.B. ein langen Belagerung einer Stadt und daraus resultierend eine Nahrungsmittelknappheit, ein sehr junges Bsp. dafür ist die Belagerung von Stalingrad.
Im folgenden Artikel wird darauf auch noch mal eingegangen:
www.wissenschaft-online.de/artikel/832837
Quelle Wissenschaft Online

Kurzum Kannibalismus ist eben schön gruselig und wild und damit der geeignete Aufhänger für die Medien, die das dann auch sehr gerne ausschlachten.
Einen wirklichen Beweis von Seiten der Archäologie gibt es, meines Wissens nach, nicht.

Und noch etwas zum lesen zu dem Thema Kannibalismus:
http://www.phil1.uni-wuerzburg.de/f...edemanuskript_Urkundenfeier_Peter-Roecher.pdf
Quelle Uni Würzburg

Und noch etwas zu Krapina:
Die menschlichen Reste aus Krapina in Kroatien wurden lange Zeit als Beleg für Kannibalismus angesehen. Obwohl diese Ansicht teilweise kritisiert wurde, galten vor allem der fragmentarische Zustand und Manipulationsspuren als Hinweise auf kannibalistische Rituale. Bei der Nachuntersuchung der Skelettreste wurden in erster Linie die Bruchmuster und die Schnittspuren näher untersucht. Diese Analyse zeigte, dass die Bruchmuster nicht durch menschliche Aktivität hervorgerufen wurden, vielmehr dürften sie sowohl durch Sedimentdruck, vor allem durch Felsstürze und durch Karnivorenverbiss entstanden sein. Die Analyse der Schnittspuren gestaltet sich problematisch, da eine rasterelekronenmikroskopische Untersuchung aufgrund der Überdeckung der Knochen mit Schellack nicht möglich ist. Die makroskopische Analyse zeigt jedoch, dass die Spuren hinsichtlich ihrer Orientierung und der anatomischen Zuordnung nicht mit Schnittspuren übereinstimmen, die bei einer Zerlegung und Entfleischung von Tieren entstehen. In einigen Fällen ließ sich zudem eine rezente Entstehung der Spuren belegen. Allerdings sind in zwei Fällen tatsächlich Zerlegungsaktivitäten in Schulterbereich nachweisbar. Das bekannte Kranium 3 weist Schnittspuren im Bereich des Stirnbeins auf, die Schnitte in die Kopfhaut in dieser Region belegen. Allerdings ist aufgrund der anatomischen Position und der geringen Länge der Spuren eine Entfernung der Kopfhaut nicht nachweisbar. Der Grund für diese Manipulation erscheint unklar und könnte allenfalls in einem rituellen Kontext zu suchen sein.
Quelle:http://www.vml-verlag.de/e/inhalt.php?ISBN=978-3-86757-921-6

Ein bischen Offtopic, betrifft Herxheim, Frau Zeeb-Lanz, hat in einem Vortag hier in Marburg, den Kannibalismus in Herxheim zwar nicht per se ausgeschlossen, würde aber doch eher auf eine Entfleischung der Körper vor Ort als Erklärung vorziehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und deshalb noch einmal meine Eingangsfrage: Von wievielen gefundenen vollständigen Neanderthaler-Skeletten spechen wir?

Warum fragst Du nach "vollständigen" Skeletten? Vollständige Skelette dieses Alters gibt es so gut wie nie, irgendwelche Knöchelchen fehlen immer.

In diesem Link neandertaler, der sich vor allem an Jugendliche wendet, sind einige Fundorte aufgeführt und was man dort gefunden und wie interpretiert hat.

Eigentlich war ich auf der Suche nach Bildern über anatomische Vergleiche, die ich in den letzten Tagen gesehen aber nicht gespeichert hatte.
http://donsmaps.com/images4/neanderthalsapiens.jpg Dieses Bild gefällt mir nicht so gut.
 
Da sich Neandertaler und modener Jetztmensch fruchtbar kreuzen konnten, gehören sie zur gleichen Art und bilden somit zwei Unterarten des Homo sapiens.

Bislang war nicht sicher, ob sich beide überhaupt kreuzen konnten -also Nachkommen hervorbringen konnten - und falls ja, ob das nicht möglicherweise Hybride, also unfruchtbare Nachkommen gewesen wären, wie z.B. das unfruchtbare Maultier als Kreuzungspprodukt von Pferd und Esel. Es hätte sich dann um verschiedene Arten oder sogar Gattungen gehandelt, die erbbiologisch viel weiter voneinander entfernt gewesen wären, als das nach neuesten Erkenntnissen nun der Fall ist.

Wie schon ein paarmal erwähnt: Ganz so leicht ist dies nicht, da auch über Artgrenzen hinweg Gene ausgetauscht werden können.

Im Genom unserer Esel und Pferde dürften sich durchaus Spuren der jeweils anderen Art finden lassen denn "unfruchtbarer Hybrid" bezieht sich hierbei nur auf die Fortpflanzung der Hybriden untereinander. Nicht aber darauf ob die Hybriden sich generell fortpflanzen können.

Insofern lässt das Vorhandensein von Neandertalergenen im Sapiens oder umgedreht natürlich auch noch keine Schlüsse zu inwieweit es sich um zwei verschiedene Arten handelte. Letztlich ist es der Artbegriff selbst der in solchen Fällen schwierig anwendbar ist, und der ja auch in anderen Fällen als nicht mehr ganz zeitgemäss betrachtet werden muss.

Auch nach diesen Erkenntnissen ist nicht klar inwieweit es zwischen den beiden Menschentypen (auch kein besserer Begriff, ich weiss) klappte oder nicht, inwieweit die Nachkommen auch untereinander fruchtbar waren oder nicht. Eigentlich wissen (wenn man die anderen Optionen mal ignoriert) wir dadurch nur dass es probiert wurde und einige Gene im Pool des Gegenübers landeten.
 
Ich habe im Rahmen meiner Examensarbeit (2005) schon ein paar Befunde gelesen, die Mischformen zwischen Neanderthalensis und Sapiens Sapiens nahegelegt haben. Die Quellen weiß ich jetzt gerade nicht.

U.a. wurde dort ein Kind erwähnt, das deutlich sowohl neanderthaloide wie sapiensartige Merkmale aufwies und dessen Grab besonders "liebevoll" ringsherum mit Blumen drapiert worden war. Das war irgendwo in Russland / Sibirien.

Und wenn ich mir so manche Zeitgenossen ansehe, rein auf der Ebene der Erscheinung, :pfeif: kann ich mir nicht vorstellen, dass die Neanderthaler NICHT im allgemeinen Genpool aufgegangen sind.
 
Ich habe im Rahmen meiner Examensarbeit (2005) schon ein paar Befunde gelesen, die Mischformen zwischen Neanderthalensis und Sapiens Sapiens nahegelegt haben. Die Quellen weiß ich jetzt gerade nicht.

Vermutet das immer wieder einmal, doch blieb die Frage unter Paläologen mangels eindeutiger Beweise stets umstritten. Nun wissen wir es besser!
 
Die Autoren haben ja auch selbst eingewandt, dass die Vermischungshypothese die einfachste Erklärung für den Befund ist, aber nicht die einzige. Selbst wenn die Befunde über jeden Zweifel erhaben sind, die Interpretationen sind es keinesfalls.
 
Kleine Verständnisfrage: Wie unterscheidet man Gene, die man durch Kreuzung erworben hat von Genen, die man aufgrund gemeinsamer Vorfahren hat?

Ich meine, nur weil wir einen gewissen %-Satz an Genen mit dem Schimpansen teilen, heisst ja nicht, dass sich der HS mit ihm gekreuzt hat.
 
Wie unterscheidet man Gene, die man durch Kreuzung erworben hat von Genen, die man aufgrund gemeinsamer Vorfahren hat?

Die Vererbung von nicht gemeinsamen Vorfahrenerbgut beider Eltern kann nur durch ein Elternteil erfolgen, da nur dieses eine Elternteil Träger der speziellen Erbinformation ist.

Wer Seescheiden mag: das menschliche Erbgut ist zu 80% mit dem Erbgut von Seescheiden identisch und weist somit auf eine entsprechende stammesgeschichtliche Verwandtschaft hin.
 
Aber Neandertaler-HS - Nachkommen haben ja dann alle diese gemeinsamen Gene, also kann man sie wiederum von beiden Elternteilen bekommen .. ?
 
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