Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Zu Waldgirmes, ich habe ein wenig gefunden:

Ganz Germanien war Feindesland, doch... - News Wissen: Geschichte - bazonline.ch

Das muss man so hinnehmen, in der Tat ist die Auffindung ja wirklich bemerkenswert.
Andererseits ist eine Aufgabe 9 n.Chr. und eine so umfangreiche Restauration 14 n.Chr. bei bleibender Bedrohungslage in meinen Augen ebenfalls seltsam. Aber eine andere Erklärung ist da erstmal nicht zu sehen.

Wenn ich das richtig verstehe, kann man die Schichten in Waldgirmes so bezeichnen.

a. Siedlungsschicht mit Zerstörungshorizont, vermutlich 9 n. Chr.
b. Siedlungsschicht mit Reparaturen, vermutlich zwischen 9 und 16 n. Chr.
c Zerstörungsschicht, vermutlich 16 n. Chr.

Von zwei Zerstörungshorizonten aus 9 und 16 steht in dem von Tib Gabinus genannten Artikel nichts.



Zunächst glaubten die Archäologen, dass das Ende der Stadt im Jahr 9 n. Chr. gekommen war – weil die Varus-Schlacht auch der zivilen Besiedlung Germaniens ein Ende bereitet habe. Doch vor zwei Jahren machten die Archäologen eine eigentlich unscheinbare Entdeckung: Über der Innenstadtstrasse war ein Gitter aus massiven Holzbalken verlegt worden. Dessen Zwischenräume wurden mit Schotter aufgefüllt – die Strasse war also ausgebaut oder renoviert worden. Dann die kleine Sensation: Unter diesem Reparaturwerk fanden die Ausgräber weitere Fragmente der zerschlagenen Bronzestatue.

Revolte entlassener Soldaten

Ausgräber Becker: «Damit ist die Reihenfolge klar: Erst wurde die Statue zerschlagen, dann wurde die Strasse renoviert und danach erst wurde die Stadt aufgegeben.» Den endgültigen Exodus aus der namenlosen Stadt datierte der Archäologe jetzt nicht mehr auf das Jahr 9 n. Chr., sondern setzte es 7 Jahre später im Jahr 16 n. Chr. an. In diesem Jahr nämlich wurden nach verlustreichen römischen Rachefeldzügen im freien Germanien alle Aktivitäten Roms östlich des Rheins auf Befehl des Kaisers Tiberius eingestellt.
Armin Becker vermutet unter den Zivilbewohnern des römischen Vorpostens bei Waldgirmes eine spezielle Gruppe: entlassene Soldaten, denen nach 25 Jahren Militärdienst – wie üblich – Land in «befriedeten» Gebieten zugewiesen worden war. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet allerdings von Legionären, die ihrer Wut gewaltsam Luft machten, weil sie mit unfruchtbaren Böden in krankmachenden Gegenden abgespeist wurden. Die Revolte schwappte offenbar über das ganze Römische Imperium hinweg – bis nach Waldgirmes? Armin Becker skizziert sein «wahrscheinlichstes Modell für Waldgirmes» so: Im Zuge dieser inneren Unruhen wurden die Reiterstatue des Kaiser im Jahr 14 n. Chr. zerschlagen und die Bruchstücke verstreut. Auf alle Fälle wurde der Ort um 16 n. Chr. für die Vergeltungsfeldzüge noch einmal genutzt und die Strasse – offenbar in Erwartung grösseren Verkehrs – repariert, sodass die Statuenfragmente unter den Strassenbelag kamen. Das Ende der ersten zivilen römischen Stadt im freien Germanien wäre nach dieser Lesart erst um 16 n. Chr. besiegelt worden. Das aber bedeutet, so Armin Becker, «dass Süddeutschland von der Varus-Schlacht und ihren Auswirkungen nicht betroffen war.»

Für mich hört sich das so an, daß Waldirmes nur einmal aufgegeben wurde.
Interessant ist ja auch, daß nach Ansicht von Armin Becker Süddeutschland nicht von der Varusschlacht betroffen war.

Auch wenn die Faktenlage noch nicht eindeutig geklärt scheint,schliess ich mich den Befürwortern für Kalkriese als Platz der Varusschlacht an .

Ich hingegen bleibe noch unentschlossen, bis ich mich vielleicht der ein oder anderen Fraktion anschließe.
 
Von zwei Zerstörungshorizonten aus 9 und 16 steht in dem von Tib Gabinus genannten Artikel nichts.
Das ist richtig.
Mir stellt sich aber nach wie vor die Frage, warum diese Argumentationen gegen die Quellen laufen.
Wir haben es nun mehrfach erwähnt und zitiert, die literarischen Quellen erläutern den Ablauf der Revolte anders, als die Neudeutungen der Funde.
Ein Aufstand gegen Augustus, der sich in den Legionslagern ausgebreitet hätte und bis nach Waldgirmes geschwappt wäre, hätte sicherlich nicht in den Quellen vertuscht werden können.

Eine zerstörte Statue aus purer Bronze wegzuwerfen wäre selbst für Auführer eine Verschwendung, auch hier fehlt mir die Logik. Die Fragmente dann sogar mit zu verbauen oder tiefer nach Germanien zu verschleppen, den Kopf aber in den Brunnen zu werfen...
? Sensationeller Zufallsfund wirft Rätsel auf ? [Archäologie Online] ? ?[answer]=1608&cHash=98319fe49ce4ec91b07ad92f9c60dc53

? »Fund von europäischer Bedeutung« ? [Archäologie Online] ? ?[answer]=1605

Ich muß zugeben, dass hier ein passendes Bild entworfen, in das viele, aber längst nicht alle, Funde hineinpassen.
Nur muß dafür nunmal eine Menge an Fundmaterial, Fundquerschnitt und deren Merkmale ebenso beiseite gelassen werden, wie die Schriftquellen.
Und das nur, um irgendwie dahin zu kommen, dass die Wahrscheinlichkeit, Varus in Kalkriese vor der Nase zu haben sinkt...
 
Warum sich festlegen, wenn noch so einige Fragen offen sind? :confused:
Zeige mir in der Geschichtsforschung eine Theorie, um die alle Fragen beantwortet wurden?
Zudem "legt er sich nicht fest", er "schliesst sich den Befürwortern an".
Auf die Gefahr wieder zum Synonymwörterbuch greifen zu lassen: befürworten heißt, eine Sache gut heißen, unterstützen.
Und so wie die meisten "pro Kalkriese" Diskutanten hier niemals behauptet haben "es IST die Varusschlacht" sondern immer nur eine hohe Wahrscheinlichkeit postulieren, so sehr halten die meisten "pro Caecina" Verfechter ein überzeugtes "auf keinen Fall" und mitunter auch ein "es IST Caecina" dagegen.

Von Festlegen kann keine Rede sein.
Taucht bspw. ein Scheidenmundblech mit der Aufschrift "L(EG) I G(ER / ERMANICA) auf, wirst du staunen, wie die Leute hier und mit Sicherheit auch die Fachwelt die Zweifel als mehr als berechtigt ansehen.
Oder ein Schlachtfeld auf der "falschen Seite" des Walles.
Oder Münzen aus dem Zeitraum nach 9 n.Chr.
Oder... es gibt viele Möglichkeiten. Und keine hat sich bisher ergeben.
Solange darf man sich wohl getrost einer hohen Wahrscheinlichkeit anschließen.
 
Zeige mir in der Geschichtsforschung eine Theorie, um die alle Fragen beantwortet wurden?
Zudem "legt er sich nicht fest", er "schliesst sich den Befürwortern an".
Auf die Gefahr wieder zum Synonymwörterbuch greifen zu lassen: befürworten heißt, eine Sache gut heißen, unterstützen.
...
Na, sind wir heute wieder spitzfindig?!
Wer hat dir nur dieses Synonymwörterbuch geschenkt! ;)

Bist du nicht der Meinung, dass man sich nicht festlegen sollte, wenn es noch so viele Fragen gibt! Was ist denn an dem Standpunkt jetzt schon wieder falsch?

Oder wolltest du einfach mal wieder was posten?

Gruß
Andreas
 
Von zwei Zerstörungshorizonten aus 9 und 16 steht in dem von Tib Gabinus genannten Artikel nichts.

Es muss zwei Zerstörungshorizonte geben. In den Resten der ehemaligen Stadt haben die Archäologen eine großflächige Brandschicht ausgemacht, über der sich Spuren einer kurzzeitigen späteren Nutzung fanden. Die Siedlung ist also offenbar niedergebrannt und später zumindest zum Teil wieder hergestellt worden (Quelle kann ich nicht mehr nennen, aber wer nach "Waldgirmes" und "Brandschicht" googelt, kriegt Dutzende von Treffern). Auch diese neue Nutzung endete irgendwann und muss demzufolge einen Zerstörungshorizont aufweisen.

Dass nun Teile der Reiterstatue UNTER den Spuren der neuen Nutzung gefunden wurden, ist interessant. Es belegt, dass die Augustusstatue VOR den Germanicusfeldzügen zerschlagen wurde. Wie Ausgräber Becker allerdings zu dem Schluss kommt, dass die Zerstörung der Statue im Jahr 14 stattgefunden hat, erschließt sich mir nicht so ganz. Wahrscheinlicher wäre es doch, dass Waldgirmes infolge der Varusniederlage aufgegeben/niedergebrannt wurde (Nähe zum Siedlungsgebiet der Chatten). Was spricht dafür, dass die Stadt unbehelligt bis zum Beginn der Germanicus-Rachefeldzüge fortbestanden hat, dann aber aufgegeben wurde?

Bleibt noch die Frage, ob die Augustus-Statue von den Römern zerstört wurde, um sie nicht in Feindeshand fallen zu lassen oder ob germanische Eroberer sie zerstört haben (Teile der Statue sind im nahe gelegenen Wetzlar ausgegraben worden, wo sie offenbar von Einheimischen weiter verarbeitet werden sollten) - oder ob das Motiv für die Zerstörung der Statue vielleicht das gleiche war, das zum Zerstechen der Münzen geführt hat. Die Theorie, dass die Münzen bei "Dekorarbeiten" beschädigt wurden, finde ich zwar attraktiv, aber irgendwie kann ich nicht recht daran glauben.

MfG
 
Den Quellen nach war ein Grund ihrer Meuterei, die Auszahlung des Legats des Augustus (eine einmalige Auszahlung aus seinem Erbe). Germanicus hat dieses Legat in doppelter Höhe aus eigener Kasse auszahlen müssen uns zwar sofort, also noch im Sommerlager.


Dazu wäre ein Quellenzitat interessant.


Wolters hält fest, dass diese Auszahlung in „altem Geld“ stattfand,





Antwort auf beide Fragen:

Wolters, a.a.O., S.107:

„Die verdoppelten Legate des Augustus zahlte Germanicus 14 n.Chr. an die meuternden niedergermansichen Legionen aus seiner eigenen Feldkasse und jener seiner Freunde, also in altem, keineswegs tiberischen Geld. (Tac. ann. 1,37,1 f.)“
(Anm.: Für jeden Legionssoldaten war ein Betrag von 300 Sesterzen vorgesehen, verdoppelt also 600 Sesterzen. Das entspricht 150 Denare pro Legionssoldat.) (Suet.Aug.101,2)
 
Von zwei Zerstörungshorizonten aus 9 und 16 steht in dem von Tib Gabinus genannten Artikel nichts.
Hatte ich so verstanden und will es jetzt so verstanden wissen, wie es Maelonn präzisiert hat. Danke dafür, Maelonn.

Die Frage bleibt aber: Kann ich die Münzen z.B. der Schicht zuweisen, die repariert wurde und - nach der Theorie - dann wohl in die Zeit des Germanicus fallen würde oder sind die Münzen früher, womit ein Zusammenhang mit der Meuterei 14 schwerer möglich wäre.
 
Na, sind wir heute wieder spitzfindig?!
Nein, ich bin nur überzeugt davon, dass Vor- und Anwürfe auch einen Hintergrund haben sollten. Und wenn du in diesem Zusammenhang Worte falsch gebrauchst oder verstehst, versuche ich gerne sie zu (er)klären. Wenn man natürlich dann nur liest, was man lesen möchte, bspw. eine Spitzfindigkeit, also vom schlechtesten Fall auf der anderen Seite der Leitung ausgeht, dann kann man natürlich nicht auf den Inhalt eingehen.

Bist du nicht der Meinung, dass man sich nicht festlegen sollte, wenn es noch so viele Fragen gibt!
Ist das eine Frage oder eine Aussage? Im zweiten Fall ist das eine falsche Interpretation meiner eigentlich relativ eindeutigen Worte, im ersten Fall möchte ich antworten: Doch. Aber die „Befürworter“ sind keine „Festleger“, keine unverrückbaren Monolithen. Man kann sie / uns überzeugen, aber dazu braucht es Fakten, keine Spekulationen. Wenn du also jemandem an den Kopf wirfst, es sei nicht sinnvoll sich festzulegen, wenn noch Fragen offen sind, dann rennst du mitunter offene Türen ein. Weil sich dieser Mensch nicht „festgelegt“ hat, sondern einer Wahrscheinlichkeit anschloss, darum aber durchaus noch überzeugbar ist.
Das stand auch schon in meinem ersten Posting, welches du zitierst hast.


Was ist denn an dem Standpunkt jetzt schon wieder falsch?

  1. s.O. Hier ging es nicht um „Festlegung“.
  2. Du hast dich festgelegt zu glauben, dass mindestens einige Soldaten nicht wussten, wer da auf ihren Münzen ist, obwohl alles dagegen spricht. Du hast dich festgelegt zu glauben, dass der Aufstand 14 n.Chr. (auch) gegen Augustus ging, obwohl eine Menge Fragen hier im Forum unbeantwortet standen und stehen (nicht zuletzt die der literarischen Quellen). Du hast diverse Äußerungen getroffen, wie etwa „bedenke aus welchen sozialen Schichten die Soldaten kamen“, ohne darüber recherchiert zu haben.
    Ich denke, dass macht einen solchen Standpunkt mit Blick auf deinen eigenen wenig überzeugend.

    Oder wolltest du einfach mal wieder was posten?
    Nein, aber in der Tat reizt du mich momentan bis aufs Blut. Nicht nur, dass du in eine Diskussion voll eingestiegen bist, ohne Quellen oder Literatur dafür aber mit einer Reihe bislang nicht zurück genommener oder entschuldigter Falschaussagen und moderner Vergleiche. Dazu kommen immer wieder Sätze wie dieser, die absolut und ausschließlich persönlich sind, die man auch gerne per PN besprechen könnte. Statt dessen hast du ab einem gewissen Punkt jeden Widerspruch und jede Verbesserung, die ob der falschen „Fakten“ und deiner ungenauen Definitionen einfach nur persönlich genommen oder versucht in Wortglaubereien zu ersticken.
    Dann steigst du angeblich aus der Diskussion aus, meldest dich aber immer wieder mit eigentlich inhaltlosen Zwischenmeldungen, ohne die von mir an dich gerichteten Fragen auch nur einer Randbemerkung zu würdigen... Entweder diskutierst du mit und stellst dich dann auch Fragen oder du erträgst dann eben zynische Kommentare ob deines gelegentlichen auftauchens..
    Kurzum wiederholt was ich zuvor sagte: ich bin auf dich in der Tat nicht besonders positiv eingestellt. Dessen bin ich mir bewusst und es freut mich nicht. Mit Sicherheit könnten wir aber zu einem normalen Tonfall zurückfinden, wenn du dich ebenfalls an deiner Nase fassen und die Inhalte deiner Postings kritisch betrachten würdest, vielleicht mit dem Gedanken: „könnte er da recht haben?“.
    Das soll jetzt an Persönlichem reichen. Von mir aus weiter per PN.
    Jetzt würde ich gerne zu den Fakten zurückkehren.

    @ Cato:
    In der genannten Quellenstellte steht folgendes:
    missionem dari vicena stipendia meritis, exauctorari qui sena dena fecissent ac retineri sub vexillo ceterorum inmunes nisi propulsandi hostis, legata quae petiverant exsolvi duplicarique.
    Sensit miles in tempus conficta statimque flagitavit. missio per tribunos maturatur, largitio differebatur in hiberna cuiusque. non abscessere quintani unetvicesimanique donec isdem in aestivis contracta ex viatico amicorum ipsiusque Caesaris pecunia persolveretur. primam ac vicesimam legiones Caecina legatus in civitatem Vbiorum reduxit turpi agmine cum fisci de imperatore rapti inter signa interque aquilas veherentur. Germanicus superiorem ad exercitum profectus secundam et tertiam decumam et sextam decumam legiones nihil cunctatas sacramento adigit. quartadecumani paulum dubitaverant: pecunia et missio quamvis non flagitantibus oblata est.
    Tac. Ann. 1,36 f. (ab Sensit miles 37).
übersetzt so viel wie:
Die Entlassung würde denen zuteil, die zwanzig, die Befreiung vom schweren Dienst (der Dienstgrad immunis) denen die sechszehn Jahre gedient hatten, auch wenn sie dabei unter den Fahnen blieben, entbunden von der Arbeit aber nicht vom Kampf gegen die Feinde, ihre verlangten Zuteilungen wurden bewilligt und verdoppelt (!).


Die Soldaten merkten, dass dies nur für kurze Zeit ( für diese Zeit) galt und forderten es sofort. Die Entlassung wurde durch die Tribunen beschleunigt, die Schenkung bis zum Winterquartier eines jeden verschoben. Doch nicht eher zogen die Soldaten der 5. und 21. Legion ab, bis ihnen noch eben da im Sommerlager das aus der Reisekasse der Freunde Caesars und seiner eigenen zusammengeschossene Geld ausgezahlt wurde. Die 1. und 20. Legion führte Caecina in die Stadt der Ubier zurück, in schmachvollem Zuge, das geraubte Geld des Imperators (wörtlich das dem mperator geraubte Geld) zwischen den Feldzeichen und zwischen den Adlern mitgenommen / gefahren. Germanicus begab sich zum oberen Heere und nahm der 2. und 13. sowie der 16. Legion ohne alls Zögern die Vereidigung ab. Soldaten der 14. Legion hatten ein klein wenig gezweifelt, ohne Zögern wurde ihnen Geld und Entlassung versprochen, ohne ihr Forderung.


Es steht also unzweifelhaft fest, dass hier von einer Verdopplung des Geschenkes / Erbes die Rede ist.
Aber es ist auch unzweifelhaft, dass hier von „aus der Reisekasse“ berichtet wird, und zwar nicht nur Caesars, sondern auch die seiner Freunde.
Aus dieser ist zudem nicht das gesamte meuternde Heer zu bezahlen, sondern nur die Soldaten der 5. und 21. Legion, die ihr Geld sofort fordern.
Die Aussage von Wolters „in altem Geld“ stützt sich also auf die Annahme, dass in den Reisekassen befindliche Geld sei (nimmt man die Aussage wörtlich) ausschließlich bereits längere Zeit darin vorhanden gewesen bzw. nur aus Zustrom alten Geldes zusammengesetzt. Deine Annahme geht davon aus, dass in diesen Reisekassen solche Summen als Sesterzen oder zumindest zum größten Teil als solche mitgeführt wurden. Das stimmt sicherlich auch für einen großen Teil, aber kategorisch auszuschließen, dass darin keine tiberianische Münzen vorkamen bzw. solche mit seinem Abbild, die bereits in früheren Prägungen zu finden waren und mit Sicherheit in den ersten Wochen seiner Machtübernahme zudem in Umlauf kamen, halte ich für etwas zu gewagt. Aber das ist für uns unwichtig, wir sprachen bislang ja über die Münzen bis 9 n.Chr. und die „Meutereimünzen“ bzw. die zu dieser Zeit, also VOR der Bezahlung bereits existierenden Münzvorkommen.
Einzig für die Frage, ob in Münzhorizonten aus dem Jahr 16 n.chr. solche neue Münzen zu erwarten sind kann diese Frage erörtert werden, und dazu lassen sich nunmal keine Fakten nennen, sondern nur Spekulationen. Dahingehend würde ich dabei auch spekulieren, dass darin neuere Münzen verteten sein müssten. Gerade im bestreben des Tiberius sich beliebt zu machen... aber wie gesagt, Spekulation.


Was die Mitnahme von Geld auf einen reinen Konfrontationsfeldzug nun angeht, ein kleines Rechenbeispiel.
Erhält ein Soldat eines seiner jährlich drei stipendia mit ca. 75 Denaren (ohne jegliche Abzüge) und addiert darauf 600 Sesterzen donativum, so sind wir bei ca. 900 Münzen. An reinem Gewicht sind das 24300 g oder 24 kg 300 g. Pro Person. Zwar habe ich hier die Abzüge weg gelassen, aber ebenso rechnen wir mal nicht mit seinen sonstigen Ersparnissen, die über die Zeit so dazu gekommen sein mögen.
Hat er dieses Geld nun nicht in Sesterzen, sondern in Assen, so kämen wir auf stolze (abgerundete) 36 kg Zusatzgewicht. Natürlich ist letzteres nahezu unmöglich, eine Mischform dagegen, mit einigen Denaren darunter ist durchaus anzunehmen, wie du selbst vor wenigen Postings schriebst.


Deine Annahme, dieses Geld sei auf keinen Fall während der in den auf die Meuterei und die Ausszahlung folgenden Jahren stattfindenden Feldzüge zurückgelassen worden stützt sich dabei dann auf mindestens einige der folgenden Punkte:

  1. Das Geld wurde mitgenommen, egal in welcher Form es ausgezahlt wurde.
  2. Das Geld wurde nicht, wie sonst scheinbar üblich, beim signifer hinterlegt sondern, auf die Soldaten verteilt, individuell mitgeführt.
  3. Die Soldaten hätten einen Grund gesehen, der Sicherheit des Kastells zu misstrauen und eine Sicherheit in Germanien anzunehmen (zumindest eine solche, die wohl auch Varus voraussetzte), die sie bewog, ihr Geld als Barschaft mit sich zu führen.
  4. Wenn sie sich veranlasst sahen, dieses Geld mit zu führen, liegt nahe, auch sonstige Ersparnisse nicht zurück zu lassen.
  5. Sie sahen ggf. auch einen Verwendungszweck auf dem Feldzug, der größere Geldmengen "sinnvoll" erscheinen ließ.
Wie gesagt, stimme ich dir zu, dass niemand die Anwesenheit von Geld auf einem Feldzug per se in Frage stellen wird. Die Anwesenheit so großer Mengen auf einem Feldzug, der von Anfang an als ein Vernichtungs- oder Konfrontationsfeldzug veranlagt war, also mit der Rückkehr in Kastelle abschließen sollte, halte ich dagegen für fragwürdig. Die dauerhafte Nutzung des Geldes in einem Standlager haben wir ja bereits beschrieben, ob dabei festes, etabliertes Lager links des Rheines oder ein Sommerlager rechts davon.
Davon entfällt aber nur ein Bruchteil auf die Nutzung während eines Feldzuges wie oben beschrieben.
 
Nein, ich bin nur überzeugt davon, dass Vor- und Anwürfe auch einen Hintergrund haben sollten. ...

Sag mal, was machst du hier wieder unnötiger Weise für ein Fass auf?
Begreife wirklich nicht wo das Problem ist?

Meine Antwort auf ScipioAfricanus Post: "Warum sich festlegen, wenn noch so einige Fragen offen sind?" stellt einfach meine Meinung da. Wo siehst du da "Vor- und Anwürfe" ? Wieso werfe ich ihm damit etwas "an den Kopf" ? Mag ja sein, dass du dich auf mich eingeschossen hast, doch höre bitte mal auf, in meine Äußerungen etwas hinein zu dichten was da nicht steht! Dass macht mich nämlich langsam ziemlich fuchsig!

Und ja, ich bin in der Thematik ein Laie! Habe ich nie geleugnet! Habe mich hier auch oft genug belehren lassen! Sag mir bitte Bescheid, wenn dieses Forum nur für Fachleute zugelassen ist.
Wenn für mich einige Argument nicht überzeugend erscheinen, so bin ich doch wohl nicht verpflichtet diesen zu folgen, oder!? Ich nötige doch niemanden sich meiner Sicht der Dinge anzuschließen! Wo ist also das Problem?

Im Beitrag #2242 habe ich versucht einen versöhnlichen Abschluß der Debatte zu finden, aber dir war es wohl wichtig noch einmal nachtreten zu müssen!

Gruß
Andreas
 
Was die Mitnahme von Geld auf einen reinen Konfrontationsfeldzug nun angeht, ein kleines Rechenbeispiel.
Erhält ein Soldat eines seiner jährlich drei stipendia mit ca. 75 Denaren (ohne jegliche Abzüge) und addiert darauf 600 Sesterzen donativum, so sind wir bei ca. 900 Münzen. An reinem Gewicht sind das 24300 g oder 24 kg 300 g. Pro Person. Zwar habe ich hier die Abzüge weg gelassen, aber ebenso rechnen wir mal nicht mit seinen sonstigen Ersparnissen, die über die Zeit so dazu gekommen sein mögen.
Hat er dieses Geld nun nicht in Sesterzen, sondern in Assen, so kämen wir auf stolze (abgerundete) 36 kg Zusatzgewicht. Natürlich ist letzteres nahezu unmöglich, eine Mischform dagegen, mit einigen Denaren darunter ist durchaus anzunehmen, wie du selbst vor wenigen Postings schriebst.

Zunächst einmal: Sesterzen waren zur Zeit des Augustus noch eine Seltenheit. Standardmünze war der Denar, als Kleingeld diente das As.

Da wie erwähnt, das Legat des Augustes von Germanicus und seinen Freunden aus eigener Kasse bezahlt wurde, wird es sich nicht um Kleingeld, sondern um höhere Nominale, also Denare oder Aurei gehandelt haben.
Ein Legionär erhielt von Germanicus wie erwähnt umgerechnet 150 Denare. 150 Denare der Augustus-Zeit wogen ca. 5,7 kg. Ein Gewicht, das man durchaus mit sich tragen konnte.
Ist ein Legionär in Gold ausgezahlt worden, so erhielt er 6 Aurei (=150 Denare). Diese wogen zusammen 46 Gramm. Das ist so gut wie nichts.

Zur Erinnerung: In Kalkriese wurden ca. 600 Denare und 24 Aurei gefunden. Das sind die Auszahlungen für gerade einmal 8 Legionäre (!).

Zumeist (bis auf eine Ausnahme) bestehen die in Kalkriese gefundenen Barschaften aus gleichen Münztypen bzw. Metallen (also entweder nur aus Assen oder nur aus Denaren bzw. Aurei). Frank Berger sagte, es sähe so aus, als habe man die Münzen vorher sortiert.


Genug der Rechenbeispiele.
Ich habe noch eine Stellungnahme zu den Zerkratzungen gefunden:

„Zu den bemerkenswertesten Besonderheiten der Fundmünzen aus Kalkriese zählen die „mutwilligen Beschädigungen“ auf einem Großteil der Münzen. (…) Berger erklärt diese Beschädigungen mit Bezug auf J.-L. Desnier als „durch spontane Missfallensbekundungen einzelner Personen verursacht. Angesichts der breiten Streuung der Fundmünzen, die daher aus dem Besitz einer Vielzahl von Personen kamen, fragt man sich nun: Warum nur „ein Ausdruck persönlichen individuellen Missfallens gegenüber dem Herrscher und nicht ein Indiz einer kollektiven Gefühlsentladung? Bei der Suche nach möglichen Anlässen für eine kollektive Missfallensbekundung römischer Soldaten am Rhein drängt sich die Meuterei des Jahres 14 n.Chr. förmlich auf. Hier gab es plötzlich Tausende von Veteranen, die offenbar ihre Entlassung nebst sofortiger Auszahlung der Abfindung erwartet hatten und nun bitter enttäuscht waren. Ebenso unzufrieden waren reguläre Soldaten, die u.a. kürzere Dienstzeiten, höheren Sold und die Auszahlung des im Testaments des Augustus ausgesetzten Legats verlangten.“

Kehne, Peter, Zur Datierung von Fundmünzen aus Kalkriese und zur Verlegung des Enddatums des Halterner Hauptlagers in die Zeit der Germanienkriege unter Tiberius und Germanicus (10-16 n.Chr.)., Paderborn 2000, S.59 f.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zunächst einmal: Sesterzen waren zur Zeit des Augustus noch eine Seltenheit. Standardmünze war der Denar, als Kleingeld diente das As.
Seltenheit würde ich zwar nicht sagen, aber dass sie nur einen kleinen Teil darstellten, da hast du unangefochten recht.
Als Mittelwert konnte ich sie trotzdem gut heranziehen.

Da wie erwähnt, das Legat des Augustes von Germanicus und seinen Freunden aus eigener Kasse bezahlt wurde, wird es sich nicht um Kleingeld, sondern um höhere Nominale, also Denare oder Aurei gehandelt haben.
Eine plausible Denkweise, die dann aber zu der Frage führt: was wollten die Soldaten damit in Germanien?
Wie wir in der vorherigen Diskussion festgestellt haben, nutzten die Soldaten das Geld in den Lagern vornehmlich für Spieleinsätze und Einkäufe bei den Trossleuten (in festen Lagern wohl bei den vorgelagerten Händlern und Handwerkern).
Richtigen Handel, wie wir ihn in den von Wierschowski angeführten Dokumenten dann finden, etwa mit Sklaven oder mit Zinsverleih, finden wir nur in den Provinzen belegt. es macht auch wenig Sinn, auf einem Feldzug einem dort lebenden "Feind" Geld zu leihen oder einen Sklaven zur Obhut zu übergeben.
Warum also sollten die Soldaten eine solche Menge großer Münzen mit auf den Feldzug nehmen. ich komme aber nochmal beim nächsten Zitat darauf.
Du selbst hast vor einigen Seiten Diskussion mehrmals betont, dass es sich bei den Assen um "Soldatengeld" handelte.
Der hier zitierte Berger sagt dementsprechend : "Sie (die Kupfermünzen dreier As-Typen, Anm. Tib.) lassen sich mit den Lagern verbinden, deren Geldbestand sie dominierten: Die Plätze Oberaden, Rödgen und Dangstetten wernde zu ca. 90 % von Nemausus I/II bestimmt. Deren Prägung endet um 8 v.Chr."
F. Berger, Kalkriese, die römischen Fundmünzen, in Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese, Osnabrück, 1999.


Interessant ist an diesem Artikel auch folgendes:
"Augsburg-Oberhausen endet eindeutig frühtiberisch, was drei Kupfermünzen mit Datierung zwischen 10 und 14 n.Chr. , ein zwischen 12 und 14 n.Chr. geprägtes As mit Datierung 15 / 16 n.Chr. eindeutig belegen. (...) In Augsburg gibt es schließlich auf 320 Kupfermünzen fünf Stück zwischen 10 und 16 n.Chr., in Kalkriese bei fast 500 Exemplaren bislang kein einziges.
Die Gesamtzahl der Kupfermünzen von Kalkriese liegt bei 500 Stück, wovon 100 Stück nicht zu identifizieren sind."

Beide Zitate s. 274



Ein Legionär erhielt von Germanicus wie erwähnt umgerechnet 150 Denare. 150 Denare der Augustus-Zeit wogen ca. 5,7 kg. Ein Gewicht, das man durchaus mit sich tragen konnte.
Ist ein Legionär in Gold ausgezahlt worden, so erhielt er 6 Aurei (=150 Denare). Diese wogen zusammen 46 Gramm. Das ist so gut wie nichts.
Nur führt Wigg in besagtem Buch in seinem Artikel zur Geldverteilung (ab S. 327) aus, dass die Verteilung an die Soldaten keineswegs in Silber erfolgen mußte, dass diverse Numismatiker sich dagegen sogar scheinbar verwehren. dafür sprechen ja auch die vielen Gegenstempel der spätaugusteiischen Zeit auf den kleinen Münzen. Diese scheinen offizielle Stellen durchlaufen zu haben, die diese wohl dem Militär zudachten.
Korrekt wäre also eine Mischung aus Assen und Denaren. Selbst wenn also von den 225 Denaren (900 Sesterzen + ein stipendium = 1/3 Jahresgehalt) 113 als Denare ausgezahlt würden wären wir bei einem Gewicht von abgerundet 10 g je As bei runden 4,5 kg Kleingeld wenn es Sesterzen wären. Da wir diese hier ausschließen wollen kommen wir auf immerhin stolze 17,9 kg Asse. Dazu kämen dann eben noch die in der Tat nicht wirklich ins Gewicht fallenden Denare.
Selbst wenn nur 70 Denare in Assen ausgezahlt würden, stünden wir bei runden 11 kg zuzüglich zu den Denaren.
All dies ist für jemanden, der ohnehin schon gut bepackt ist, kein tragbarer Zusatz für einen Marsch in Feindesland.
und, hier komme ich wie versprochen darauf zurück. Er brauchte es im Jahr 16 n.Chr. auch nicht.
"Die ausgezahlte Bronze wurde dann schnell umgesetzt, d.h. wurde bald von den Soldaten für die Dinge ausgegeben, die sie sich zu leisten pflegten, und zwar außerhalb der Lager. (...) Auf diese Weise wechselte das in den Kastellen vorhandene Münzspektrum rasch.
Aus dem mittlerweile mehrfach zitierten Buch, D. G. Wigg, Die Rolle des Militärs bei der Münzversorgung und Münzwirtschaft am rhein in der frühen Kaiserzeit, S. 336.

Nb. der gleiche Artikel unterstützt direkt die These des "alten Geldes" aus der Truhe. "In anderen Worten, in den Jahren nach 9 n.Chr. bekamen die Soldaten in Nordgallien anstelle von frischen Bronzemünzen wie in den zwei Jahrzehnten zuvor plötzlich alte Münzmeisterasse." Kurz darauf führt er eben besagte These der Ausgabe durch Germanicus an und gibt diese in der Form des Suetonius an: sestertii.
Er vermeint aber, dass dieses Geld aus dem Umlauf Norditaliens geholt wurde, während du ja an die durch Tacitus besagte Reisekasse dachtest. Suetonius selbst sagt, Augustus hätte seine Summe stets als Barschaft bereit gehalten, was ebenfalls "alte Münzen" erklären würde. In jedem Fall kommt dieses alte Geld erst nach der Meuterei bzw. an dessen ENDE in Umlauf. Vorher plädiert er für "frische" Münzen.

Zum Thema der "Tiberiusmünzen" habe ich nun auch etwas stichhaltigeres gefunden. Auf der Serie Lyon II sind sowohl Augustus als auch Tiberius zu sehen, geprägt vermutlich 9, spätestens 10 n. Chr. Diese Bronzemünzen finden sich denn auch in größerer Zahl in Xanten (26) und Neuss (32), sowie in Titelberg (27), Moers (19) Vindonissa (62) und Hofheim (55).



Zur Erinnerung: In Kalkriese wurden ca. 600 Denare und 24 Aurei gefunden. Das sind die Auszahlungen für gerade einmal 8 Legionäre (!).
Was in Relation zu anderen Schlachtfeldern und Fundorten eine Menge darstellt.
Aber davon abgesehen verlangst du nun von Kalkriese, mehr Geld finden zu lassen, verteidigst aber die Fundarmut des potentiellen Schlachtfeldes auf der anderen Seite des Walles mit der Plünderung...

Zumeist (bis auf eine Ausnahme) bestehen die in Kalkriese gefundenen Barschaften aus gleichen Münztypen bzw. Metallen (also entweder nur aus Assen oder nur aus Denaren bzw. Aurei). Frank Berger sagte, es sähe so aus, als habe man die Münzen vorher sortiert.
Was ich wenig überraschend finde. Bei ca. 600 Denaren und ca. 500 Asse finde ich es sehr einleuchtend, dass es sich hier einerseits um "Handgeld" handelte, Kleingeld, so wie man es brauchte.
Anreppen macht das auch nochmal deutlich. 31 % der dort gefundenen Asse waren zerteilt, weitere 13 % fragmentiert. Hier ging es wohl um "angemessene" Geldmengen, mit denen gehandelt und gearbeitet werden konnte.


Ich habe noch eine Stellungnahme zu den Zerkratzungen gefunden:

„Zu den bemerkenswertesten Besonderheiten der Fundmünzen aus Kalkriese zählen die „mutwilligen Beschädigungen“ auf einem Großteil der Münzen. (…) Berger erklärt diese Beschädigungen mit Bezug auf J.-L. Desnier als „durch spontane Missfallensbekundungen einzelner Personen verursacht. Angesichts der breiten Streuung der Fundmünzen, die daher aus dem Besitz einer Vielzahl von Personen kamen, fragt man sich nun: Warum nur „ein Ausdruck persönlichen individuellen Missfallens gegenüber dem Herrscher und nicht ein Indiz einer kollektiven Gefühlsentladung? Bei der Suche nach möglichen Anlässen für eine kollektive Missfallensbekundung römischer Soldaten am Rhein drängt sich die Meuterei des Jahres 14 n.Chr. förmlich auf. Hier gab es plötzlich Tausende von Veteranen, die offenbar ihre Entlassung nebst sofortiger Auszahlung der Abfindung erwartet hatten und nun bitter enttäuscht waren. Ebenso unzufrieden waren reguläre Soldaten, die u.a. kürzere Dienstzeiten, höheren Sold und die Auszahlung des im Testaments des Augustus ausgesetzten Legats verlangten.“

Kehne, Peter, Zur Datierung von Fundmünzen aus Kalkriese und zur Verlegung des Enddatums des Halterner Hauptlagers in die Zeit der Germanienkriege unter Tiberius und Germanicus (10-16 n.Chr.)., Paderborn 2000, S.59 f.
Ich hätte da auch eine anzubieten:
"Dagegen sind die in denselben Kontext gehörenden Punzen - Einhiebe verschiedern Form zur Echtheitsprüfung - in Oberaden (2), Anreppen (1) und vor allem auf 72 Münzen in Haltern zu finden, bemerkenswerterweise 64 davon in Hort 3."
H. Chantraine, Novaesium und die Fundmünzen vom Niederrhhein, in: Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese, Osnabrück, 1999, S. 295
Hier geht es zwar um Silbermünzen, aber in zwei der numismatischen Aufsätze wird zudem thematisiert, dass es eine Nachprägung der bekannten Lugdunum Asse gab, die weit weniger qualitätvoll war.
Daher hier die Frage: sind die Einstiche auf Münzen der höheren oder minderen Qualität zu finden? Zweitere sind zudem dünner.

Alternativen gibt es also eigentlich einige, die man nicht bedenkenlos vom Tisch wischen kann.
 
Da ich keine 115 Seiten durchackern möchte, bitte ich um Literatur zum Thema Varusschlacht, da ich eine Facharbeit darüber schreibe.

Tacitus, Sueton und Paterculus sind Vergangenheit. :)

Sollten einige Bücher sein, da ich viel Informationen brauche.
 
Das vielleicht aktuelleste (ob auch das beste, kann ich nicht beurteilen) wären vielleicht die Kataloge zu den Austellungen letztes Jahr. Und da findest du sicher genug Hinweise auf sehr viel Literatur. Ich würde mal damit anfangen.
 
Einmal der dreibändige Katalog zur Sonderausstellung Imperium - Konflikt - Mythos, zum anderen der Katalog zur neuen Dauerausstellung Varusschlacht im Osnabrücker Land.
Desweiteren Monographien und Sammelschriften von Wolters, Wiegels und anderen. Was die Aussage "Tacitus, Sueton und Paterculus sind Vergangenheit" angeht, so kann man nur festhalten, dass der Historiker ohne die Quellen nichts ist.
 
An Autoren kann man noch Boris Dreyer, Günther Moosbauer und Peter S. Wells (mit teilweise abenteuerlichen Theorien, spaßig) nennen.
 
Peter Kehne hat einmal aus seiner Sicht ein „ranking“ der Literatur zur Varussschlacht aufgestellt:

Titel des Beitrags:
Neues, Bekanntes und Überflüssiges zur Varusschlacht und zum Kampfplatz Kalkriese – Literaturbericht mit Anmerkungen zur Machart nicht-wissenschaftlicher Sachbücher, Oldenburg 2009


  • Wissenschaftliche Dokumentationen
a) Joachim Harnecker und Eva Tolksdorf-Leinemann: Kalkriese 2 Sondierungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke, Mainz 2004
b) Susanne Wilbers-Rost, Hans-Peter Uerpmann, Margarete Uerpmann, Birgit Großkopf, Eva Tolksdorf-Leinemann: Kalkriese 3, Mainz 2007
c) Gustav Adolf Lehmann, Rainer Wiegels (Hrsg.): Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit, Göttingen 2007

  • Nach wissenschaftlichen Standards verfasste allgemeinverständliche Sachbücher zur „Schlacht im Teutoburger Wald“
a) Rainer Wiegls (Hrsg.): Die Varusschlacht. Wendepunkt der Geschichte, Stuttgart 2007
b) Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. München 2008

  • Populärwissenschaftliche Sachbücher zur „Schlacht im Teutoburger Wald“ mit minderen oder ohne ausreichende oder ohne jegliche wissenschaftliche Standards
a) Ulrike Riemer: Die römische Germanienpolitik, Darmstadt 2006
b) Wilm Brepohl: Neue Überlegungen zur Varusschlacht, Münster 2004
c) Ralf-Peter Märtin: Die Varusschlacht. Rom und die Germanen, Frankfurt 2008
d) Rolf Bökemeier: Die Varusschlacht. Der Untergang der römischen Legionen im Teutoburger Wald, Tübingen 2000
e) Rolf Bökemeier: Römer an Lippe und Weser, Höxter 2004
f) Peter S. Wells: Die Schlacht im Teutoburger Wald, Düsseldorf, Zürich 2005
g) Heinz-Ritter-Schaumburg: Hermann der Cherusker, Wiesbaden 2008
h) Manfred Millhoff: Die Varusschlacht – Anatomie eines Mythos, Berlin 1995
i) F.H. Rainer Friebe:“gesichert von Türmen geschützt vom Schwert“ Halberstadt 1999
j) Tihomir Bunovic: Arminius – der erste deutsche Patriot, Frankfurt 2008
 
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