Aber es gibt auch heute noch so etwas wie ein Matriarchat, bzw. abgeschwächt eine Matrilinearität.
Ich möchte die Begriffe noch mal deutlich machen:
1.Matriarchat st eine
gynozentrische Gesellschaftsstruktur, in der je nach verwendeter Definition entweder
Frauen die Macht innehaben oder die
frauenzentriert ist, die Gesellschaftsordnung also um die Frauen herum organisiert ist.
2.Matrilinearität ist ein
System, das die verwandtschaftlichen Verhältnisse und die sonstigen Rechtsverhältnisse, etwa in Bezug auf das
Erbrecht, über die
Abstammung von der
Mutter bildet. Wenn ein Mann eine Frau heiratet, wird das in diesem System auch als ein Beitritt zur Familie der Frau betrachtet
Quelle jeweils Wiki.
Beide Begriffe sind zu unterscheiden, z.B. kann es in einem Patriarchat das Erbrecht auch matrilinear sein.
Die Promiskuität ist in vielen Fällen nicht die sexuelle Befreiung, sondern sie führt oft zu Krankeit und Tod, wie man im südlichen Afrika sieht.
Das beschreibt die heutige Situation, die durch AIDS so entstanden ist und hat mit unserer Diskussion nichts zu tun.
wenn Lebensbedingungen A und B, dann ist die Gesellschaft matrinlinear, wenn Lebensbedingungen C und D, dann ist Gesellschaft egalitär, mit Arbeitsteilung xy. Solche Aussagen gibt es zuhauf. Um sie zu sehen, muss man die Geschichts-Brille abnehmen, was in diesem Forum aus verständlichen Gründen ein Problem darstellen könnte.
Du kannst aber nicht einfach von einer heutigen Ethnie auf prähistorische Kulturen schließen, der Rückgriff auf die Lebensbedingungen (-> Kulturökologie) ermöglicht trotzdem keinen systematischen Vergleich.
Schon alleine die Quellenlage ist einfach zu unterschiedlich, während die Ethnologen in der Hauptsache Teile der lebendigen Kultur untersuchen, und nur sehr selten sich um die Interpretation der materiellen Kultur bemühen, ist es bei den Archäologen aufgrund des Quellenmaterials so, das nur die begrabene Kultur untersuchen können.
Ich sehe dort keine wirklichen Überschneidungen die es uns ermöglichen würden, anhand von indigenen Kulturen der heutigen Zeit, Erklärungsmuster auf prähistorische Kulturen zu übertragen.
Ethnoarchäologie bleibt schwierig, meiner Meinung nach.
Ethnoarchäologie kann uns aber von zu engen Denkmustern befreien und uns (Archäologen) dabei helfen unseren eignen Standpunkt, der sich aus der uns umgebenden Kultur uvm. ergibt, zu relativieren.
Ein schönes Bsp. ist die Diskussion von Eggert und Krauße zu dem Problem der "Fürstengräber & Fürstensitze".
Zum Einstieg: M. K. H. Eggert, Vergangenheit in der Gegenwart? Überlegungen zum interpretatorischen Potential der Ethnoarchäologie. Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 34, 1993, 144-150.