Mich stört an der Entwicklung des Threads in den letzten Tagen so einiges: Abgesehen von Ausflügen die absolut nichts zum Thema beitragen auch gewissen sexistische sowie
davon unabhängig unpassende antifeministische Aussagen. Feministinnen haben - als solche! - zu diesem Thema überhaupt nichts beizutragen, und ich glaube auch nicht, dass dies außerhalb radikaler Splittergruppen dieser aussterbenden Spezies überhaupt geschieht. Die Otto-Normal-Feministin wird in dieser Frage einen recht realistischen Blick haben. Aber: Feministinnen sind für den Thread genauso uninteressant wie sexistische Herrenphantasien.
Nun zum Inhaltlichen:
Gerade wenn wir davon ausgehen dass die Jagd nur in Männerhand lag so wäre die Gruppe der "Nichtjagenden" grösser als die derjenigen die aktiv an der Jagd teilnehmen. Oder anders gesagt: Jeder Jäger versorgte ausser sich selbst auch noch "seine" Frau(en) und Kinder.
Beral (und andere) haben dies ja schon weitgehend beantwortet: Die (Großwild)Jagd machte nur einen Teil des Nahrungserwerbs aus. Sie war aber insgesamt riskanter als andere Formen des Nahrunsgmittelerwerbs. bei der Hasenjagd mit Speerschleuder oder Pfeil und Bogen wird eine Frau oder ein Kind nicht in Gefahr gekommen sein, vom Jagdwild angefallen zu werden (auch wenn Monty Python die von Leporiden ausgehenden Gefahren anders einschätzt). Die Großwildjagd war dagegen ein hohes Risiko, welchem man sich kaum dauerhaft ausgesetzt hat. Wenn man es aber schaffte, Großwild zu erlegen und die Beute vor Räubern zu schützen, dann hatte man für Wochen Fleisch, insbesondere dann, wenn man schon Techniken der Haltbarmachung kannte. Aber es ist davon auszugehen, dass unsere Vorfahren auch einiges zu sich nahmen, was wir als Verdorben ansehen würden.
Desweiteren würde ich die Idee einer Versorgung der Kernfamilie ablehnen. Eher würde ich davon ausgehen, dass man die Beute gemeinschaftlich aufteilte, ob das nun in Formen eines postulierten Urkommunismus geschah, oder in einer Rangfolge ist dabei unerheblich.
Der Wegfall eines Jägers dürfte in einer solchen Gesellschaftsform durchaus extreme Auswirkungen gehabt haben bis hin zur Bedrohung der Existenz.
Wie gesagt: Die Existenz einer Gruppe wird durch den Wegfall von Frauen empfindlicher bedroht, als durch den der Männer, da ein Mann gleichzeitig mit mehreren Frauen Vater werden kann, eine Frau aber immer nur hintereinander mit mehreren Männern Mutter. Der Wegfall eines Mannes ist natürlich ein harter Schlag im Existenzkampf der Gruppe, in der Reproduktion kann er aber kompensiert werden. Der Wegfall einer fruchtbaren Frau dagegen nicht.
Solche Jagden wird es gegeben haben, aber wir müssen eigentlich Treib- und Fallenjagd für diese Zeit als mindestens genauso wichtig einstufen. Und dort zählt eigentlich jeder der mitmachen kann - auch Frauen und Kinder.
Ein Treibjagd ist sehr gefährlich für die Treiber, da man letztlich nie weiß, wo das getriebene Tier versucht auszubrechen, wenn es keinen Ausweg mehr sieht.
Genauso ist es denkbar (und wurde ja durchaus ebenso schon als Theorie genannt) das man die Tiere in einen Sumpf oder ähnlich tückisches Gelände trieb.
Manchmal stellte sich das aber auch als Unfall heraus, wie z.B. ein Mammut beweist, den man mal (leider habe ich vergessen, wo) in einem Moor gefunden hat. Er hatte die Speere noch im Leib stecken. Offensichtlich war er vor seinen menschlichen Jägern in den Sumpf geflohen und dort dann verendet. Seine Jäger kamen aber nicht mehr an ihn ran, vermutlich,
weil er im Sumpf außerhalb ihrer Reichweite war und nicht geborgen werden konnte.
(Mal davon abgesehen dass wir nicht einmal wissen ob unsere heutigen Fähigkeiten den damaligen überhaupt entsprechen. Heute sind Jungs oft gut in Mathe und bei abstrakten Problemlösungen. Ob sie das vor 20000 Jahren auch schon waren? Denkbar, aber es könnte genausogut anders sein. Nichts spricht dafür oder dagegen.)
Ein Klischee.
15. Januar 2010 | Blog Professor für Mathematik
Und haben Steinzeitbabys geschrien wenn sie allein gelassen wurden, z.B. im hohem Gras versteckt? Wir können es nicht sagen, und in Wahrheit ist bereits die Idee das Frauen von ihren Kindern bei der Jagd behindert wurden auf Vorstellungen beruhend von denen wir nicht wissen inwieweit sie zutreffen.
Ganz grundsätzlich gilt: Der HSS ist der HSS, es gibt keinen Grund, warum sich ein HSS-Säugling der Gegenwart anders verhalten sollte, als einer des Jungpaläolithikums. Und hier kann man auch mal die Analogie zu anderen Säugern getrost wagen: Allein gelassene Junge/Kinder fangen irgendwann an, auf ihre Weise nach ihrer Mutter zu rufen.
Anders als in der Steinzeit führt Sex heute nicht zwangsläufig zu einer Schwangerschaft, was die Promiskuität fördert. Sonst wird sich gegenüber der Steinzeit nicht so viel geändert haben.
Cassandra hat hierauf zwar schon reagiert, aber m.E. noch nicht deutlich genug! Sex kann natürlich - dies hier für die jüngeren unter uns als Warnung - schon beim ersten Versuch zu Schwangerschaft führen. Aber Sex führt auch bei Nichtanwendung von Verhütungsmitteln nicht grundsätzlich bzw. "zwangsläufig" zur Schwangerschaft. Abgesehen davon, dass fruchtbare Tage bei einer durchschnittlichen Frau meist nur recht kurz anhalten (ein bis zwei Tage) und auch Spermien eine eher kurze Überlebensdauer haben (etwa drei Tage), wenn sie denn überhaupt bis in den Eileiter vordringen. Es mag zwar bedauernswerte Dauerschwangere gegeben haben, sie waren aber
nicht der Normalfall.
so mancher Schreiberling kennt den Unterschied zwischen These und Realität nicht.
Noch weniger kennen den zwischen These und Theorie.
Beispiel: du findest eine Venusfigurine und setzt das Ganze in einen kultischen Kontext. Woher weißt du, dass dies dem originalem Gebrauch entspricht? Es liegt doch keine Gebrauchsanweisung bei. Alles was du sagen kannst, ist das sich die Puzzleteile nach deinen Vorstellungen auf eine bestimmte Art zusammensetzen lassen und du kannst argumentierten, dass dies so auch bei vergleichbaren (nicht gleichen!) Objekten ebenso ist. Aber wissen? Vielleicht war dies einfach Pornographie, nur weil das weniger in unser Weltbild passt, muss das doch nicht falsch sein. Vielleicht war es ein individuell angefertigtes Bild der Mutter, so wie du vielleicht ein Foto deiner Familie im Portemonnaie hast.
Ich glaube, letzteres können wir ausschließen, da Venusfigurinen gerade keine individuellen Züge aufweisen, welche für ein Portrait - und sei es noch so schlecht - Voraussetzung sind. Klugscheißmodus off: Ich weiß worauf du hinaus wolltest.