Geschlechterrollen in der Steinzeit

S
Du willst gesellschaftlich Strukturen in jahrtausendalten Spuren im Sand finden? Ich sage nicht, dass da prinzipiell keine erkennbar wären aber wenn, dann sind die weg und du bekommst sie auch nicht wieder. Alles was du machen kannst, sind deine Strukturen zu finden. Du kannst deine Begrifflichkeiten (Staat, Religion, etc.) nehmen und sie mit den Artefakten vergleichen, die du vorliegen hast und dann schauen, wie diese in dein Bild passen. Mehr ist in meinen Augen nicht drin, denn du kannst nicht wissen, wie die Wahrnehmung früher war und ob du das, was du gefunden hast, richtig zugeordnet hast.

Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Menschen der jungstenzeitlichen Dörfer vor 6000 Jahren Verabredungen trafen, sei es im Hinblick auf Verbrechen, auf die Bestellung der Felder, auf rituelle Zeremonien im Honblick auf Götter oder Dämonen. Ferner kann man davon ausgehen, dass sich beim Umgang miteinander Regeln herausgebildet hatten. All das zusammen ist eine gesellschaftliche Struktur und es wäre unsinnug das leugnen zu wollen.

Wir haben z.B. aus Catal Hüyük, das als Großsiedlung von etwa 7000 bis 6000 v. Chr. bestand, eine große Zahl von Artefakten, von Wandmalereien, Häusergrundrissen, Kornspeichern und auch Statuen. All das ist im Verlauf der letzten Jahrzehnte so sorgfälig ausgewertet worden, dass recht präzise Aussagen über das Leben der Menschen in einer solchen jungsteinzeitliche Siedlung getroffen werden konnen. Das gilt ähnlich auch für Jericho in Palästina, eine der ältesten Ansiedlungen der Menschheit, und eine ganze Reihe anderer neolithischer Dörfer und Siedlungen von Vorderasien bis Mitteleuropa.

Çatalhöyük ? Wikipedia

Ungewiss ist ist lediglich, wie genau die Formen der Menschen im Umgang miteinander aussahen, welche Umgangsregeln sich also herausgebildet hatten und welche Formen rituelle Praktiken hatten, obwohl die Funde von Tempeln und Statuen hier Rückschlüsse zulassen.

Überaus unsicher werden unsere Annahmen erst, wenn man in die Zeit vor dem Homo sapiens zurückgeht, also in die Epoche der Neandertaler vor vielleicht 60 000 Jahren, die des Homo erectus vor 500 000 Jahren oder gar vor 1-2 Millionen Jahren. Da kann man lediglich Hypothesen und Spekulationen anstellen - was die Forschung auch zu Recht tut - doch wie das Leben genau aussah und nach welchen Formeln es verlief, bleibt uns verborgen.
 
Für mich ist Geschichte ein Erkenntnissystem und mehr als narrative Strukturen über Artefakte zu spinnen und Rechenschaft über die Methodik abzuliefern und damit Konsens bei anderen Historikern zu erzeugen kann Geschichte nicht leisten. Damit redest du, wenn du über historische Strukturen redest immer über Modelle und Idealtypen, denn du warst nicht dabei. Alles andere ist für mich Religion.
In der Wissenschaft nennen wir es gemeinhin Theorie und nicht Religion. Wenn man von der Wissenschaft all das abzieht, was nicht niet- und nagelfest bewiesen werden kann, bleibt gar nicht viel übrig.

Geschichte als Wissenschaft ist überhaupt nicht geeignet, Rollenmodelle der Steinzeit zu untersuchen. Ihre Inhalte können einen Beitrag dazu leisten. Ihre Methoden sind schlicht die falschen Werkzeuge.

Die Geophysiker verwenden z. B. sinnvollerweise auch nicht die Methoden der Historiker, um Theorien über jahrmillionen zurückliegende Entwicklungen aufzustellen. Deiner Argumentation nach handelt es sich bei ihrer Arbeit nur um persönliche Deutungen. Das stimmt aber nicht. Genauso wie bei der Behandlung unserer Fragestellung. Wenngleich persönliche Deutungen nirgendwo gänzlich auszumerzen sind und teilweise erhebliche Probleme bereiten. Alles darauf zu reduzieren, ist Unfug.

Vielleicht störst du dich nur an der Ausgangsfrage, die nach Wissen gefragt hat? Dann regst du dich unnötig auf, denn keiner hier behauptet zu wissen, wie es in der Steinzeit abgelaufen ist. Wir hantieren hier wissenschaftsüblich mit Theorien und Wahrscheinlichkeiten und niemand behauptet etwas anderes.
 
Geschichte als Wissenschaft ist überhaupt nicht geeignet, Rollenmodelle der Steinzeit zu untersuchen. Ihre Inhalte können einen Beitrag dazu leisten. Ihre Methoden sind schlicht die falschen Werkzeuge.

Deiner Argumentation nach handelt es sich bei ihrer Arbeit nur um persönliche Deutungen.

Nein. Es ging mir immer nur um die Deutung („Interpretation“) der Artefakte, nicht um die Gewinnung. Dass die Erzeugung von Daten den wesentlichen Anteil archäologischer Arbeit ausmacht und das dieser kaum mit historischen Methoden vergleichbar ist, bestreite ich bestimmt nicht. Die Erzeugung narrativer Strukturen zu den Artefakten ist in beiden Disziplinen jedoch ziemlich ähnlich. Ich habe auch weniger ein Problem mit der Datengewinnung, als vielmehr mit den halbgaren soziologischen Vorstellungen zu Struktur und Wissenschaftstheorie, die hier in den letzten 250 Beiträgen immer mal durchschauen.
 
Nein. Es ging mir immer nur um die Deutung („Interpretation“) der Artefakte, nicht um die Gewinnung. Dass die Erzeugung von Daten den wesentlichen Anteil archäologischer Arbeit ausmacht und das dieser kaum mit historischen Methoden vergleichbar ist, bestreite ich bestimmt nicht. Die Erzeugung narrativer Strukturen zu den Artefakten ist in beiden Disziplinen jedoch ziemlich ähnlich. Ich habe auch weniger ein Problem mit der Datengewinnung, als vielmehr mit den halbgaren soziologischen Vorstellungen zu Struktur und Wissenschaftstheorie, die hier in den letzten 250 Beiträgen immer mal durchschauen.
Archäologische Funde können verdammt wenig zur Klärung unserer Frage beitragen. Das ist übrigens auch von Beginn an klargestellt worden. Die diskutierten Überlegungen bauen überwiegend auf anderem "Material" auf.

Wenn du lediglich Kritik auf Rückschlüsse aus der Archäologie übst, wäre das gut zu wissen, dann hätten wir uns die letzten zwei Seiten sparen können. Das Material ist so selektiv und mengenmäßig gering, dass man daraus keine Theorien herleiten sollte, sondern schauen sollte, ob die Funde zu anderswo hergeleiteten Theorien passen oder nicht. Soweit ich mich an die lange Diskussion erinnere, ist hier auch nicht mehr passiert.

Die argumentativen Schwachpunkte dieser Diskussion liegen ganz woanders, aber darüber wurde auch schon ausführlich debattiert.
 
Mich stört an der Entwicklung des Threads in den letzten Tagen so einiges: Abgesehen von Ausflügen die absolut nichts zum Thema beitragen auch gewissen sexistische sowie davon unabhängig unpassende antifeministische Aussagen. Feministinnen haben - als solche! - zu diesem Thema überhaupt nichts beizutragen, und ich glaube auch nicht, dass dies außerhalb radikaler Splittergruppen dieser aussterbenden Spezies überhaupt geschieht. Die Otto-Normal-Feministin wird in dieser Frage einen recht realistischen Blick haben. Aber: Feministinnen sind für den Thread genauso uninteressant wie sexistische Herrenphantasien.

Nun zum Inhaltlichen:
Gerade wenn wir davon ausgehen dass die Jagd nur in Männerhand lag so wäre die Gruppe der "Nichtjagenden" grösser als die derjenigen die aktiv an der Jagd teilnehmen. Oder anders gesagt: Jeder Jäger versorgte ausser sich selbst auch noch "seine" Frau(en) und Kinder.

Beral (und andere) haben dies ja schon weitgehend beantwortet: Die (Großwild)Jagd machte nur einen Teil des Nahrungserwerbs aus. Sie war aber insgesamt riskanter als andere Formen des Nahrunsgmittelerwerbs. bei der Hasenjagd mit Speerschleuder oder Pfeil und Bogen wird eine Frau oder ein Kind nicht in Gefahr gekommen sein, vom Jagdwild angefallen zu werden (auch wenn Monty Python die von Leporiden ausgehenden Gefahren anders einschätzt). Die Großwildjagd war dagegen ein hohes Risiko, welchem man sich kaum dauerhaft ausgesetzt hat. Wenn man es aber schaffte, Großwild zu erlegen und die Beute vor Räubern zu schützen, dann hatte man für Wochen Fleisch, insbesondere dann, wenn man schon Techniken der Haltbarmachung kannte. Aber es ist davon auszugehen, dass unsere Vorfahren auch einiges zu sich nahmen, was wir als Verdorben ansehen würden.
Desweiteren würde ich die Idee einer Versorgung der Kernfamilie ablehnen. Eher würde ich davon ausgehen, dass man die Beute gemeinschaftlich aufteilte, ob das nun in Formen eines postulierten Urkommunismus geschah, oder in einer Rangfolge ist dabei unerheblich.

Der Wegfall eines Jägers dürfte in einer solchen Gesellschaftsform durchaus extreme Auswirkungen gehabt haben bis hin zur Bedrohung der Existenz.

Wie gesagt: Die Existenz einer Gruppe wird durch den Wegfall von Frauen empfindlicher bedroht, als durch den der Männer, da ein Mann gleichzeitig mit mehreren Frauen Vater werden kann, eine Frau aber immer nur hintereinander mit mehreren Männern Mutter. Der Wegfall eines Mannes ist natürlich ein harter Schlag im Existenzkampf der Gruppe, in der Reproduktion kann er aber kompensiert werden. Der Wegfall einer fruchtbaren Frau dagegen nicht.

Solche Jagden wird es gegeben haben, aber wir müssen eigentlich Treib- und Fallenjagd für diese Zeit als mindestens genauso wichtig einstufen. Und dort zählt eigentlich jeder der mitmachen kann - auch Frauen und Kinder.

Ein Treibjagd ist sehr gefährlich für die Treiber, da man letztlich nie weiß, wo das getriebene Tier versucht auszubrechen, wenn es keinen Ausweg mehr sieht.



Genauso ist es denkbar (und wurde ja durchaus ebenso schon als Theorie genannt) das man die Tiere in einen Sumpf oder ähnlich tückisches Gelände trieb.

Manchmal stellte sich das aber auch als Unfall heraus, wie z.B. ein Mammut beweist, den man mal (leider habe ich vergessen, wo) in einem Moor gefunden hat. Er hatte die Speere noch im Leib stecken. Offensichtlich war er vor seinen menschlichen Jägern in den Sumpf geflohen und dort dann verendet. Seine Jäger kamen aber nicht mehr an ihn ran, vermutlich, weil er im Sumpf außerhalb ihrer Reichweite war und nicht geborgen werden konnte.

(Mal davon abgesehen dass wir nicht einmal wissen ob unsere heutigen Fähigkeiten den damaligen überhaupt entsprechen. Heute sind Jungs oft gut in Mathe und bei abstrakten Problemlösungen. Ob sie das vor 20000 Jahren auch schon waren? Denkbar, aber es könnte genausogut anders sein. Nichts spricht dafür oder dagegen.)

Ein Klischee. 15. Januar 2010 | Blog Professor für Mathematik

Und haben Steinzeitbabys geschrien wenn sie allein gelassen wurden, z.B. im hohem Gras versteckt? Wir können es nicht sagen, und in Wahrheit ist bereits die Idee das Frauen von ihren Kindern bei der Jagd behindert wurden auf Vorstellungen beruhend von denen wir nicht wissen inwieweit sie zutreffen.

Ganz grundsätzlich gilt: Der HSS ist der HSS, es gibt keinen Grund, warum sich ein HSS-Säugling der Gegenwart anders verhalten sollte, als einer des Jungpaläolithikums. Und hier kann man auch mal die Analogie zu anderen Säugern getrost wagen: Allein gelassene Junge/Kinder fangen irgendwann an, auf ihre Weise nach ihrer Mutter zu rufen.

Anders als in der Steinzeit führt Sex heute nicht zwangsläufig zu einer Schwangerschaft, was die Promiskuität fördert. Sonst wird sich gegenüber der Steinzeit nicht so viel geändert haben.

Cassandra hat hierauf zwar schon reagiert, aber m.E. noch nicht deutlich genug! Sex kann natürlich - dies hier für die jüngeren unter uns als Warnung - schon beim ersten Versuch zu Schwangerschaft führen. Aber Sex führt auch bei Nichtanwendung von Verhütungsmitteln nicht grundsätzlich bzw. "zwangsläufig" zur Schwangerschaft. Abgesehen davon, dass fruchtbare Tage bei einer durchschnittlichen Frau meist nur recht kurz anhalten (ein bis zwei Tage) und auch Spermien eine eher kurze Überlebensdauer haben (etwa drei Tage), wenn sie denn überhaupt bis in den Eileiter vordringen. Es mag zwar bedauernswerte Dauerschwangere gegeben haben, sie waren aber nicht der Normalfall.

so mancher Schreiberling kennt den Unterschied zwischen These und Realität nicht.

Noch weniger kennen den zwischen These und Theorie.

Beispiel: du findest eine Venusfigurine und setzt das Ganze in einen kultischen Kontext. Woher weißt du, dass dies dem originalem Gebrauch entspricht? Es liegt doch keine Gebrauchsanweisung bei. Alles was du sagen kannst, ist das sich die Puzzleteile nach deinen Vorstellungen auf eine bestimmte Art zusammensetzen lassen und du kannst argumentierten, dass dies so auch bei vergleichbaren (nicht gleichen!) Objekten ebenso ist. Aber wissen? Vielleicht war dies einfach Pornographie, nur weil das weniger in unser Weltbild passt, muss das doch nicht falsch sein. Vielleicht war es ein individuell angefertigtes Bild der Mutter, so wie du vielleicht ein Foto deiner Familie im Portemonnaie hast.

Ich glaube, letzteres können wir ausschließen, da Venusfigurinen gerade keine individuellen Züge aufweisen, welche für ein Portrait - und sei es noch so schlecht - Voraussetzung sind. Klugscheißmodus off: Ich weiß worauf du hinaus wolltest.
 
Zitat El Quijote:
Manchmal stellte sich das aber auch als Unfall heraus, wie z.B. ein Mammut beweist, den man mal (leider habe ich vergessen, wo) in einem Moor gefunden hat.

Das ist den damaligen Menschen wohl auch passiert ...:)
Der Waldelefant lag in einem Moor bei Lehringen an der Aller (Niedersachsen). "Vergessen" haben ihn Neanderthaler vor rund 110.000 Jahren....


Zum Thema:

Ich verstehe Spriggins schon. Es geht letztlich um die Interpretation der Funde und Befunde. Da interpretieren wir jede Nachricht aus dieser Zeit immer durch unsere (momentane) kulturelle Brille. Ist nicht vermeidbar.

Gut – klingt banal. Ist wohl auch den allermeisten hier klar.
Hier in diesem Thema wird z.B. immer wieder auf das Thema Jagd Bezug genommen, oder auf die Reproduktionsfähigkeit einer paläolithischen Gruppe.
Es geht also um den wirtschaftlichen Beitrag und um den Erfolg im „Überlebenskampf.“
Es geht also um den „Nutzen“ für die Gesellschaft. Eine Fragestellung, die m.E. schon deutlich von unserem modernen Denken beeinflusst ist. Wir stellen uns diese Gruppen vielleicht viel zu arg als „Pioniere“ vor, als Menschen, die sehr zielgerichtet Nutzenoptimierung betrieben und darauf bedacht waren, sich zu vermehren und „sich die Erde untertan“ zu machen.

Es sind jedoch genau so gut andere Modelle denkbar. Sogar sehr, wenn man bedenkt, wie lange diese JägerInnen und SammlerInnen Kulturen eigentlich dauerte. Im Europa des HSS so um die 33.000 Jahre.....wir sind hier gerade mal 7.500 Jahre sesshaft....
Gedanken- und hirnlos waren diese Menschen natürlich nicht. Aber waren sie wirklich auf Nutzenoptimierung in unserem Sinne aus? Werteten sie die Menschen nach Alter, Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, persönliches Verhalten im Sinne einer Zweckorientierung, wie wir sie heute kennen, sogar als „selbstverständlich“ halten?
Der Überlebensdruck kam sicher mehr von außen, von der Natur. Waren die Regeln nicht vielleicht eher an den Verlauf eines Jahres, an Wanderungsbewegungen der Herden, an die Jahreszeiten, an sub-logische religiöse Vorstellungen angepasst, als an die Anforderungen einer „effizienten“ Gruppe ?
Wertung entsteht letztlich wohl durch die Hinterfragung des Nutzens. Und da sind so viele Gesichtspunkte möglich, dass wir uns wirklich verspekulieren würden.
Aber genug filosofie.

Zum Schluss noch was konkretes in Sachen Neolithikum:
Tatort Eulau. (Meller et.al. Theiss, August 2010.)

Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Auswertung (aDNA etc.) von 15 Individuen aus schnurkeramischen Gräberfeld:

Kleinfamilienstruktur, patrilokal, Frauen ins Dorf hinzugezogen. Männer mit Waffen/Werkzeugbeigabe, zwei Frauen mit Schneidewerkzeug. Schwere körperliche Arbeit bei beiden Geschlechtern. Kampfspuren bei den Männern.
In einem Fall Geburten offenbar erst über 30/35....
Klingt nicht sonderlich nach anderer als recht „konservativer“ Rollenverteilung.....

Thomas
 
Zum Thema: Ich verstehe Spriggins schon. Es geht letztlich um die Interpretation der Funde und Befunde. Da interpretieren wir jede Nachricht aus dieser Zeit immer durch unsere (momentane) kulturelle Brille. Ist nicht vermeidbar.

Ja, es ist nicht vermeidbar. Doch ich muss ehrlich gestehen, mir fällt es ein bisschen schwer Spriggins zu verstehen, denn es ist in dieser Diskussion ist eigentlich auffällig, dass jedem die kulturelle Brille bewusst ist, und auch dass es um Interpretationen geht. Vorträge über den eigenlichen Sachverhalt sind bei den meisten überflüssig.

Denn den meisten hier geht es hier eigentlich um Logik.

Setzt man irgendetwas vorraus, dann funktioniert dies nur mit einem Hintergrund, welchen hier die meisten Struktur nennen, ich eingeschlossen.
Setzt man eine bestimmte Logik ein, zieht dies eine Struktur nach sich - oder umgekehrt.

Und so kann ein Fund oder Fakt die ganze Logik über den Haufen werfen.

Wenn man zb. heutige Naturvölker betrachten, die selbst im kargen Lebensraum nur wenige Stunden am Tag damit verbringen, ihren Lebensunterhalt zu "verdienen", dann sind noch eine Menge Zeit eines Tages übrig, um nutloses Zeug zu machen. Aber wahrscheinlich haben in manchen Zeiten, die überlebenswichtigen Maßnahmen die Gemeinschaft über Wochen oder Monate strapaziert.
So ist es sehr richtig, dass du dich fragst - je nachdem in welcher Umweltsituation man gerade lebt - ob der Nutzwert eines Menschen nicht etwas überbewertet wird - was aber dann wieder eine andere Logik benötigt.

Es ist die Logik die wir hier gegeneinander "ausspielen". Aber die Struktur hängt direkt hinten dran. Dies ist der Grund, weshalb hier jeder Diskutierende den Sinn sieht, trotz des Wissens um all der Funde und Fakten, mitreden zu dürfen.

Und somit kann man nur dankbar sein, wenn jemand Fakten ins Spiel bringt, aber, wie schon gesagt, Vorträge, wie man mit den Sachverhalten umzugehen hat, sind oft überflüssig. Manchmal kann man auch abschätzen, dass alle Sachverhalte tatsätzlich in Betracht gezogen werden, und dies von tatsächlich vielen Beteiligten.
 
Der Überlebensdruck kam sicher mehr von außen, von der Natur. Waren die Regeln nicht vielleicht eher an den Verlauf eines Jahres, an Wanderungsbewegungen der Herden, an die Jahreszeiten, an sub-logische religiöse Vorstellungen angepasst, als an die Anforderungen einer „effizienten“ Gruppe ?
Ja. Und ja. Kein oder zwischen den beiden Anforderungen.

Wobei das Streben nach einer effizienten Gruppe zumindest ich als selbstorganisierenden Prozess meine und nicht als Kulturnorm. Heute haben wir tatsächlich ein explizites Streben nach Effizienz. Der Horde vor 40.000 Jahren würde ich das nicht unterstellen. Aber selbst wenn sie den Begriff Effizienz gar nicht kannten und verwendeten, haben sie sich trotzdem möglichst effizient organisiert.

Es gibt Forschung dazu. Das Effizienzstreben äußert sich kulturell z. B. als Vorgabe, Tierart X nur im Frühherbst zu jagen, begleitet von entsprechenden religiösen Ritualen. Und Tierart Y ist unrein und darf überhaupt nicht gejagd werden, weil das bestimmte Geister erzürnt. Bei einer Analyse stellt sich heraus, dass die Jagd von Tierart X nur im Frühherbst ein günstiges Verhältnis von Arbeitskraft (in Stunden) pro Ertrag (in kcal) erbringt. Und die Jagd von Tierart Y ist bezogen auf das Verhältnis aus Aufwand und Nutzen immer ungünstiger als jedes andere Beutetier.

Jedes biologische System strebt Effizienz an. Das bedeutet nicht eine Produktivitätsmaximierung, wie wir es heutzutage teilweise haben. In der Steinzeit war das eher die Maximierung der Freizeit und die Minimierung der Arbeitszeit. Kulturell kann dieses Streben in alle möglichen Gewänder gekleidet sein. Dass kulturelle Normen wie zufällig der wirtschaftlichen Effizienz zuarbeiten, muss den Leuten überhaupt nicht bewusst sein. Das trifft natürlich auch auf uns zu.
 
Beral, auch wenn´s arg filosofisch wird: Klar, du hast recht. Viele Riten und Tabus und religiöse und sonstige Vorschriften zeigen realistischen Hintergrund.
Oder auch nicht. Oder zufällig. Wie eben Biologie so arbeitet.

Gerade im Bereich Geschlechterkrieg sind viele (alte) Verhaltensweisen recht effektiv oder biologisch/gesundheitlich richtig. Sie erstarrten aber und berücksichtigen eben keine moderne, z.b. medizinische Entwicklung. Deshalb ja auch das Verdikt der katholischen Kirche gegen Verhütung.....

Worauf ich eigentlich nur hinauswollte und meine Tinte wieder mal nicht halten konnte, bezog sich erstmal nur auf das Problemfeld Ziel/Rolle für die Zielverfolgung/Wertung/Rückwirkung auf die Rolle.
Und da sind wir wohl in unserem globalisierten Effizienzstreben, das auf dem angestaubten kaptialistischen Modell der Mitte des 19.Jh. AD aufbaut, brutaler als vielleicht Madame und Monsieur Magdalenién oder Herr und Frau von Wilmersdorf....

Back to reality....

Thomas

Thomas
 
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Abhängen ist naturverbunden

Da ich hier mehrfach lese, Menschen unter naturnahen Lebensumständen würden nur einen wesentlich geringeren Teil ihrer Zeit mit "Arbeit" verbringen, als was wir es heute für normal halten, eine Frage, eine These:

Frage:
Könnte dies vielleicht besonders stark für Völker gelten, die in klimatisch besonders günstigen Gegenden leben, während es womöglich besonders wenig für Völker gilt, die in klimatisch ungünstigen Gegenden leben?

These:
Wenn Ihr Recht habt, erklärt sich mir meine echte Naturfaulheit. Demnach wären meine ganzen Arbeits- und Lebensumstände einfach nur naturwidrig und ich wäre ganz und gar im Recht ungern mehr als ein oder zwei Stunden am Tag zu arbeiten! Hurrah!! Endlich ein GUTER Grund zur Faulheit!
 
Da ich hier mehrfach lese, Menschen unter naturnahen Lebensumständen würden nur einen wesentlich geringeren Teil ihrer Zeit mit "Arbeit" verbringen, als was wir es heute für normal halten, eine Frage, eine These:

Frage:
Könnte dies vielleicht besonders stark für Völker gelten, die in klimatisch besonders günstigen Gegenden leben, während es womöglich besonders wenig für Völker gilt, die in klimatisch ungünstigen Gegenden leben?

Das ist zwar eine heute gern gehegte Vorstellung, aber ganz so idyllisch war das Leben unter solchen Umständen dann wohl nicht. Die Sicherung der nötigen Nahrungsmittel zb war eine zeitaufwendigere Angelegenheit als heute - nicht nur beim Sammeln und Jagen, sondern auch beim Feldbau.

Zunächst einmal sind für das Sammeln wie für das Jagen weitere Wege zu absolvieren als wenn wir heute zum nächsten Supermarkt stiefeln. Und beim Rückweg gut beladen - der Hackenporsche war auch noch nicht erfunden. Auch Jagen kann zeitaufwendig sein, weite Wege nötig machen, denn auch da kommt nicht täglich um Punkt 17 Uhr der Hase vorbeigehoppelt und ruft "Abendbrot!".

Die Zubereitung und ebenso die Konservierung der Nahrung war ebenfalls zeitaufwendiger, da es keinerlei Fertig- oder Halbfertigprodukte gab. Das Holz für ein Kochfeuer mußte besorgt, die erbeuteten Tiere enthäutet, zerteilt, zubereitet werden. Die Felle wurden weiter von Fleischresten befreit, zum Trocknen gespannt, danach gegerbt, dann vernäht. Der Nähfaden wiederum wurde aus den Sehnen erlegter Tiere hergestellt, die Nähnadel zb aus deren Knochen. Ebenso mußten zb neue Pfeile hergestellt werden, abgenutzte Messer ersetzt, Fallen gebaut oder ausgebessert. Sofern Pflanzenfasern zu Kleidung verarbeitet wurden, mußten die Pflanzen auch erst geerntet und weiterbearbeitet werden.

In klimatisch günstigen Gegenden bleiben diese Arbeiten genauso zu erledigen, wenn auch die Nahrungsbeschaffung dort möglicherweise schneller geht, weil in bequem erreichbarer Nähe genug vorhanden ist. Solche Zustände gibt es aber lange nicht überall. Der Angebotsvorteil wiederum läßt sich dadurch 'ausgleichen', daß ein Grundnahrungsmittel zum Einsatz kommt, das erst durch aufwendige Bearbeitung genießbar wird - wie in Kalifornien Eicheln oder in Südamerika Maniok.

Weiterhin muß eine Behausung gebaut und im Laufe der Zeit immer mal wieder ausgebessert werden. Einrichtungsgegenstände und Haushaltsutensilien müssen ebenfalls hergestellt werden, und da wir über nicht oder wenig arbeitsteilige Kulturen sprechen, sind die Bewohner der Unterkunft da selbst gefordert.

Zusätzlich ging zumindest bei den Kulturen, die über keine Schrift verfügten, die Weitergabe von Traditionen und die Vermittlung von Kenntnissen nur über die mündliche Unterrichtung, was auch mehr Zeit erfordert.

Sicherlich war das Arbeitstempo ein anderes als heute. Zum einen über das Jahr verteilt: im Winter war mehr Ruhe und Muße, da an pflanzlicher Nahrung nur das zur Verfügung stand, was im Sommer und Herbst konserviert worden war, während die Jagd weiter betrieben werden kann. Zum anderen war das langsamere Arbeitstempo aber auch bei den täglichen Abläufen gegeben.

Es steht aber außer Zweifel, daß die Vorstellung, diese Völker hätten kaum gearbeitet, nicht haltbar ist. Unter solchen Bedingungen seine Familie erfolgreich zu ernähren, zu kleiden und gut übers Jahr zu bringen, ist harte Arbeit. Wer da im Sommer und Herbst wochen- oder sogar monatelang die Füße hochlegt, wird spätestens im folgenden Winter sehr alt aussehen - und im Frühjar gar nicht mehr aussehen.
 
Da ich hier mehrfach lese, Menschen unter naturnahen Lebensumständen würden nur einen wesentlich geringeren Teil ihrer Zeit mit "Arbeit" verbringen, als was wir es heute für normal halten, eine Frage, eine These:

Frage:
Könnte dies vielleicht besonders stark für Völker gelten, die in klimatisch besonders günstigen Gegenden leben, während es womöglich besonders wenig für Völker gilt, die in klimatisch ungünstigen Gegenden leben?

These:
Wenn Ihr Recht habt, erklärt sich mir meine echte Naturfaulheit. Demnach wären meine ganzen Arbeits- und Lebensumstände einfach nur naturwidrig und ich wäre ganz und gar im Recht ungern mehr als ein oder zwei Stunden am Tag zu arbeiten! Hurrah!! Endlich ein GUTER Grund zur Faulheit!

Bei den Khoisan in Namibia wurde festgestellt, dass sie mit etwa 4 Stunden Nahrungsbeschaffung pro Tag (Jagen und Sammeln) auskommen.
Bei den Papuas, die neben der Jagd Feldbau betreiben, wird kein Mann je eine Hacke anfassen. Man soll aber nun nicht glauben, dass auf dem Feld (hier besser: im Garten) nur gearbeitet wird. Da werden die Kinder mitgenommen, da wird mit der Nachbarin getratscht und so ganz nebenbei werden vielleicht einige Knollen gesteckt oder ausgegraben.

Wirklich arbeitsintensiv sind die Landwirtschaft auf Getreidebasis, wie in unseren Breiten üblich, oder tropische Monokulturen. Es ist daher gut nachvollziehbar, warum die "faulen Neger und Indios" schwer zur Abkehr von ihrer traditionellen Lebensweise zu bewegen waren und auf den Plantagen des "weissen Massa" nicht die grosse Begeisterung zeigten.

@Hans, hast du nicht mal vor längerer Zeit erwähnt, du wärst im öffentlichen Dienst? - Dann passt deine Einstellung ja. :devil:
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei den Khoisan in Namibia wurde festgestellt, dass sie mit etwa 4 Stunden Nahrungsbeschaffung pro Tag (Jagen und Sammeln) auskommen.
Bei den Papuas, die neben der Jagd Feldbau betreiben, wird kein Mann je eine Hacke anfassen. Man soll aber nun nicht glauben, dass auf dem Feld (hier besser: im Garten) nur gearbeitet wird. Da werden die Kinder mitgenommen, da wird mit der Nachbarin getratscht und so ganz nebenbei werden vielleicht einige Knollen gesteckt oder ausgegraben.

Wirklich arbeitsintensiv sind die Landwirtschaft auf Getreidebasis, wie in unseren Breiten üblich, oder tropische Monokulturen. Es ist daher gut nachvollziehbar, warum die "faulen Neger und Indios" schwer zur Abkehr von ihrer traditionellen Lebensweise zu bewegen waren und auf den Plantagen des "weissen Massa" nicht die grosse Begeisterung zeigten.

@Hans, hast du nicht mal vor längerer Zeit erwähnt, du wärst im öffentlichen Dienst? - Dann passt deine Einstellung ja. :devil:

Die differrenzierte Darstellung von Ingeborg zum Arbeitsaufwand in einer wenig spezialisierten Gesellschaft gefällt mir gut.
Die ständig als ethnologisches 4-Stunden-Arbeit-Beispiel zitierten Khoisan würde ich gern in einem anderen Kontext mit anderen wenig gegliederten Gesellschaften vergleichen.
Ich denke, wieviel man täglich oder jährlich oder im Laufe seines Lebens für den persönlichen Lebensunterhalt aufwendete, hängt nicht so sehr von den klimatischen Verhältnissen ab, sondern vielmehr von der Gesellschaftsstruktur.

Da ein solches Thema hier nicht wirklich reinpaßt, überlege ich ein eigenes Thema dafür zu eröffnen oder gibt es das in den Tiefen des GF bereits?
 
Ich denke, wieviel man täglich oder jährlich oder im Laufe seines Lebens für den persönlichen Lebensunterhalt aufwendete, hängt nicht so sehr von den klimatischen Verhältnissen ab, sondern vielmehr von der Gesellschaftsstruktur.
Es hängt von beidem ab.
Beim Vergleich der Gesellschaftsstrukturen schneiden die Wildbeuter am besten ab, d.h. sie müssen für den Lebensunterhalt am wenigsten arbeiten. Dann kommen Bauerngesellschaften, dann Industriegesellschaften. Jawohl, wir sind am meisten gearscht. 8+ Stunden Arbeit + Wegzeiten + Einkaufen + Haushalt + Kinderaufzucht. Für das alles brauchen Wildbeuter 4-8 Stunden, je nach untersuchter Kultur und Umweltbedingungen. Die 8 Stunden hatte eine Ethnie, die in einer kargen Halbwüste wohnhaft war und extrem lange Wanderwege hatte, also für Wildbeuterverhältnisse ein Ausreißer nach oben war. Die Khoisan sind bei weitem nicht die einzigen, die auf aufgewendete Arbeitszeit untersucht wurden.

Wir freunden uns mit dieser Vorstellung so ungern an, weil wir dem Glauben anhaften, die "Wilden" früher führten einen harten Überlebenskampf am Rande des menschenmöglichen, während wir eine hochentwickelte Gesellschaft mit ach so großen Vorzügen und Lebensstandards sind.

Das Thema ist durchaus einen eigenen Thread wert.
 
Das Thema ist durchaus einen eigenen Thread wert.

Ist aber nicht so einfach, einen Ansatzpunkt zu finden.
Die Bewertung von Arbeit treibt mich schon lange um, es gibt dazu unendlich viele Facetten und ich würde gern beim Anfang beginnen und auf bereits diskutierte Teilaspekte verlinken.

Einerseits denke ich, dass der Arbeitseinsatz eines einzelnen erwachsenen Menschen auf einer einsamen Insel der Maßstab sein könnte, wieviel Arbeit dieser braucht, um zu überleben.
Das wäre aber zu jeder Zeit und in jeder Umwelt nur ein theoretischer Maßstab gewesen, da der Mensch ein soziales Wesen ist und ein Kind ohne die Vorleistung der umgebenden Mitmenschen nicht überleben kann. Alte und Kranke konnten sich durch frühere Leistungen, Macht oder Beziehungspflege ein soziales Anrecht auf die Arbeitsleistung der Jungen und Gesunden erwerben.
Von unterschiedlichen Begabungen und Schweregraden der Arbeit will ich noch gar nicht sprechen. 2 Stunden Hacken, Roden und Bäumefällen kann anstrengender und damit wertvoller sein als 8 Stunden hinter Ochsen und Pflug herzulaufen oder 24 Stunden auf die Schafe aufzupassen.
Insofern muß in jeder Gesellschaft zu jeder Zeit ein Austausch von Arbeitsleistung vorausgesetzt werden.

:winke:Vielleicht könnte ein Mod erstmal die letzten Beiträge abtrennen? :fs:
 
Von unterschiedlichen Begabungen und Schweregraden der Arbeit will ich noch gar nicht sprechen. 2 Stunden Hacken, Roden und Bäumefällen kann anstrengender und damit wertvoller sein als 8 Stunden hinter Ochsen und Pflug herzulaufen oder 24 Stunden auf die Schafe aufzupassen.
Wenn Du mal einen Bauern mit Hakenpflug gesehen hast, dann wirst Du nicht mehr von "hinterm Pflug herlaufen" sprechen. Das ist absolute Knochenarbeit. Der Pflug muß nämlich ständig in die Erde gedrückt werden, sonst wird das nichts - und 8 Stunden hält das auch keiner aus.
 
Wenn Du mal einen Bauern mit Hakenpflug gesehen hast, dann wirst Du nicht mehr von "hinterm Pflug herlaufen" sprechen. Das ist absolute Knochenarbeit. Der Pflug muß nämlich ständig in die Erde gedrückt werden, sonst wird das nichts - und 8 Stunden hält das auch keiner aus.

Das glaube ich dir gern, habe ich irgendwo http://www.geschichtsforum.de/516779-post547.html in den Untiefen dieses Threads diese Position auch schon vertreten.
Selber ausprobiert habe ich das Pflügen, ob nun mit oder ohne Zugtier, aber noch nicht, Hacken und Roden dagegen schon. :winke:
 
Bei der Frage der "Arbeitszeit" ist zu bedenken, was man dort alles subsumiert. Wenn die Khoisan mit 4 Stunden pro Tag auskommen, meint das mWn nur die Beschaffung von Nahrung. Umfasst es aber auch die Zeit, die nötig ist, dienotwendigen Gerätschaften herzustellen, bspw Jagdwaffen? Was ist mit Hausrat, Kleidung (gut, bei dem Beispiel evtl weniger wichtig), Schmuck & Statussymbole etc.pp.? In einer stark arbeitsteiligen gesellschaft wie der unsrigen erwirbt man mit seiner "Arbeit" die Mittel, all diese Bedürfnisse zu befriedigen (mehr oder weniger...).

Dazu ein Gedankenexperiment: Es ist in der Geschichte der Kolonialisierung mE häufiger vorgekommen, dass Gesellschaften, die bisher als Wildbeuter und vom Gartenbau gelebt haben, beim Zusammentreffen mit Europäern begannen, ihre eigenen Jagdreviere zu überjagen und dadurch nachhaltig zu schädigen, v.a. was wertvolle Beute wie Tiere mit begehrten Pelzen anging. Die Erklärung ist mE in den neuen bedürfnissen zu suchen, die von der alten Wirtschaftsweise nicht anders befriedigt werden konnten, bei gleichzeitgem Unwillen, die neue Wirtschaftsweise zu übernehmen.

Sarkastisch formuliert: Natürlich woltle jeder gewebte Decken, stählerne Messer und Töpfe und Glasperlen zur Erhöhung des Ansehens, von der neuen Volksdroge Alkohol ganz zuschweigen. Da aber niemand dafür zehn Stunden auf dem Feld ackern wollte wurden eben Biber gefangen, bis es keine mehr gab...
 
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