Napoleon und Hitler

Napoleon als Vorbild für Hitler?

Habe heute ein Interview mit dem Napoleon Forscher Jean Tulard1 gelesen. In einer Frage wird er auf die Sklaverei durch Napoleon in Guadeloupe angesprochen und die führt dann zu der Hitler Frage:

Frage: Diese Kritiker haben jüngst sogar einen Vergleich zu Hitler gezogen. Auch Napoleon habe - an Schwarzen- einen Genozid verübt.

Antwort von Tulard: Das ist völliger Unsinn. Napoleon wollte zwar die Sklaven als Arbeitskräfte ausbeuten, aber er hat keinen Völkermord begangen. Zweifellos war die Repression in der Karibik extrem hart und blutig, nicht zuletzt wegen der Sklavenaufstände. Aber die Behauptung, er habe mit der Unterdrückung der Schwarzen das Vorbild für den Judenmord gegeben, ist völlig absurd. Bei den Nazis ist nirgendwo, auch nicht in Hitlers Mein Kampf oder in Rosenbergs Mythos des 20. Jahrhundert, eine Bezugnahme auf Napoleon zu finden. Im Gegenteil: Die Nazis haben viele deutsche Napoleon-Verehrer verfolgt. Es stellt die Fakten in grotesker Weise auf den Kopf, wenn heute Fotos von Hitler vor dem Napoleon-Grab in Paris als Beleg dafür herhalten sollen, der Führer habe damit eine Hommage an sein Vorbild geleistet. In Wirklichkeit war das ein bewusster Akt der Demütigung der feindlichen Franzosen - als Revanche für Napoleons Sieg über die preussische Armee ebenso wie für die Kriegsniederlage 1918. Auch der Hinweis darauf, dass Hitler die Asche von Napoleons Sohn wieder nach Paris zurückbringen liest, taugt nicht als Beleg. Vielmehr handelt es sich um eine Propagandamassnahme, mit der die Franzosen kollaborationswillig gemacht werden sollten.

Quelle: Die Zeit, Geschichte, Nr. 2. 2006 S. 39

1 Jean Tulard kam 1933 in Paris zur Welt. Er war Dozent für Geschichte und wirkte 1981 - 1994 als Professor an der Sorbonne.
http://fr.wikipedia.org/wiki/Jean_Tulard
 
Es gibt in Napoleon Bonapartes Persönlichkeit sicher Züge, die an Hitler erinnern. Seine fast dämonische Begeisterung für den Krieg, seine Menschenverachtung, seine Gabe seine Umgebung zu brüskieren, sie herunterzumachen. Einige seiner Marschälle hatten am Ende ganz ähnliche Pläne, wie die Leute des 20. Julis, wenn sie auch nicht riskierten, an Fleischerhaken aufgehängt zu werden. Napoleons Herrschaft war am Ende für die Völker Europas nicht akzeptabel. Die letzten Projekte waren Ausdruck eines Ehrggeizes, der ins Monströse entartet war.
Frankreich wie Europa hat er einen hohen Blutzoll abgefordert. Aber trotz einzelner Entgleisungen wurden Kriegsgesetze geachtet, von einem Ausrottungs- und Rassekrieg konnte bei Napoleon keine Rede sein.
Frankreich verehrt ihn trotz seines Scheiterns zu Recht. Denn es gibt einen wesentlichen Unterschied zu Hitler oder Stalin. Er war ein Staatsmann! Seine Departements existieren heute noch. Sein Rechtssystem existiert im Grunde noch heute in vielen europäischen Staaten. Weite Teile des BGBs basieren auf dem Code Civil. Judenemanzipation, Gewerbefreiheit, die völlige Abschaffung der Folter, die in einigen deutschen Staaten noch existierte ging auf Napoleon zurück.
Die Einführung von Geschworenengerichten, überhaupt die Reformen im Bereich der Justiz und inneren Sicherheit waren so erfolgreich, daß sie selbst unter der Restauration beibehalten wurden. Aber auch seine Gegner wurden ungewollt von ihm beeinflußt:
Preußen hatte jahrelang eine erbärmliche Politik betrieben, nach der Niederlage von Jena-Auerstedt aber ging man daran Reformen einzuführen. Der Anreiz der Niederlage spornte eine ganze Reihe fähiger Leute an, die Franzosen auszustechen. die Linie reichte von Stein, Hardenberg, Clausewitz, Humboldt bis Moltke und Bismarck. Napoleon war durchaus ein Vater des modernen Europas, eine Damnatio memoriae wie Hitler oder Stalin hat er wirklich nicht verdient.
Hitler hat die Welt sicher nicht weniger verändert, als Napoleon, aber das was er veränderte hatte er nicht gewollt: Keine Supermacht Sowjetunion, keinen Staat Israel, keine Teilung Europas. Er sagte einmal "Ich war Europas letzte Chance". Das war er tatsächlich, 1940 bot sich die Chance einer Neuordnung Europas.
Doch Hitler wäre nicht Hitler gewesen, wenn man ihn sich als Friedensfürsten vorstellen will. Selbst wenn er vor dem Novemberpogrom 1938 einem Anschlag zum Opfer gefallen wäre und als Führer und Mehrer des Reiches in die Geschichte eingegangen wäre, glaube ich nicht, daß man ihn heute noch feiern würde. Im "Führerstaat" herrschte doch ein totales Führungschaos und eine unglaubliche Korruption. Hitlers "Neuordnung Europas" war so übel, daß Europa selbst Stalin noch als das kleinere Übel erschien. Hinterlassen haben Stalin und Hitler nur Verbrechen, von ihrer Partei wie ihrem Staat ist nichts geblieben.
 
Ist für einen Vergleich der beiden Personen aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Psychoanalytiker und auch Historiker halten es für legitim. Man spricht von dem sogenannten "Napoleonsyndrom". Bezieht sich allerdings nicht auf das Aussehen oder Plattfüße, sondern auf die Körpergröße.
Zwar uralt, aber auf diesen Beitrag muss ich eingehen. Napoleon war nicht klein. Dass er klein gewesen sein soll, ist eher eine Oral-Legend. Napoleon war 1,68 und damit zu seiner Zeit mittelgroß. Natürlich sah er neben Grenadieren, welche ein bestimmtes Mindestmaß haben mussten und wie bei der Alten Garde teilweise Bärenfellmützen trugen, oder neben verschiedenen größeren Befehlshabern klein aus. Ich habe noch nie etwas davon gelesen, dass er sich über seine Größe Gedanken gemacht hätte - warum auch, wenn er weder besonders groß, noch besonders klein war?
 
Zwar uralt, aber auf diesen Beitrag muss ich eingehen. Napoleon war nicht klein. Dass er klein gewesen sein soll, ist eher eine Oral-Legend. Napoleon war 1,68 und damit zu seiner Zeit mittelgroß.
Da die Engländer schon immer Lästermäuler waren und schon an Katharina der Großen kein gutes "Schamhaar" ließen, schätze ich mal, die haben diese "Tatsache" über Napoleon in die Welt gesetzt. Ein Zwerg erobert Europa!
1,68 ist aber wirklich nicht groß. Vor allem, wenn man als Korse in der Welt herumzieht. Na ja, viel Feind, viel Ehr... oder so.
 
Es gibt in Napoleon Bonapartes Persönlichkeit sicher Züge, die an Hitler erinnern. Seine fast dämonische Begeisterung für den Krieg, seine Menschenverachtung, seine Gabe seine Umgebung zu brüskieren, sie herunterzumachen. Einige seiner Marschälle hatten am Ende ganz ähnliche Pläne, wie die Leute des 20. Julis, wenn sie auch nicht riskierten, an Fleischerhaken aufgehängt zu werden. Napoleons Herrschaft war am Ende für die Völker Europas nicht akzeptabel. Die letzten Projekte waren Ausdruck eines Ehrggeizes, der ins Monströse entartet war.
Frankreich wie Europa hat er einen hohen Blutzoll abgefordert. Aber trotz einzelner Entgleisungen wurden Kriegsgesetze geachtet, von einem Ausrottungs- und Rassekrieg konnte bei Napoleon keine Rede sein.
Frankreich verehrt ihn trotz seines Scheiterns zu Recht. Denn es gibt einen wesentlichen Unterschied zu Hitler oder Stalin. Er war ein Staatsmann! Seine Departements existieren heute noch. Sein Rechtssystem existiert im Grunde noch heute in vielen europäischen Staaten. Weite Teile des BGBs basieren auf dem Code Civil. Judenemanzipation, Gewerbefreiheit, die völlige Abschaffung der Folter, die in einigen deutschen Staaten noch existierte ging auf Napoleon zurück.
Die Einführung von Geschworenengerichten, überhaupt die Reformen im Bereich der Justiz und inneren Sicherheit waren so erfolgreich, daß sie selbst unter der Restauration beibehalten wurden. Aber auch seine Gegner wurden ungewollt von ihm beeinflußt:
Preußen hatte jahrelang eine erbärmliche Politik betrieben, nach der Niederlage von Jena-Auerstedt aber ging man daran Reformen einzuführen. Der Anreiz der Niederlage spornte eine ganze Reihe fähiger Leute an, die Franzosen auszustechen. die Linie reichte von Stein, Hardenberg, Clausewitz, Humboldt bis Moltke und Bismarck. Napoleon war durchaus ein Vater des modernen Europas, eine Damnatio memoriae wie Hitler oder Stalin hat er wirklich nicht verdient.
Hitler hat die Welt sicher nicht weniger verändert, als Napoleon, aber das was er veränderte hatte er nicht gewollt: Keine Supermacht Sowjetunion, keinen Staat Israel, keine Teilung Europas. Er sagte einmal "Ich war Europas letzte Chance". Das war er tatsächlich, 1940 bot sich die Chance einer Neuordnung Europas.
Doch Hitler wäre nicht Hitler gewesen, wenn man ihn sich als Friedensfürsten vorstellen will. Selbst wenn er vor dem Novemberpogrom 1938 einem Anschlag zum Opfer gefallen wäre und als Führer und Mehrer des Reiches in die Geschichte eingegangen wäre, glaube ich nicht, daß man ihn heute noch feiern würde. Im "Führerstaat" herrschte doch ein totales Führungschaos und eine unglaubliche Korruption. Hitlers "Neuordnung Europas" war so übel, daß Europa selbst Stalin noch als das kleinere Übel erschien. Hinterlassen haben Stalin und Hitler nur Verbrechen, von ihrer Partei wie ihrem Staat ist nichts geblieben.


Wäre er 1939 gestorben wäre zwar der Krieg trotzdem in irgendeiner Kostelation ausgebrochen allerdings würd man Hitler als Heimholer von uns Össis (okay bin ja kein echter Össi) feiern.

Außerdem Autobahnbauer, Einführung der standesamtlichen Ehe, steuerfreicheit auf Nachtdienst.

Aber naja Hitler brauchte dann halt Lebensraum im Osten. :(
 
Reichstierschutzgesetz nicht zu vergessen was im Tierschutz regelrecht revolutionär war.

Erste Naturschutzgebiete im NS Reich.

Jetzt höre ich aber auf bis mich noch jemand für einen Nazi hält.
 
Wäre er 1939 gestorben wäre zwar der Krieg trotzdem in irgendeiner Kostelation ausgebrochen

1. Wieso gibt es diesen Automatismus in den historischen Ereignissen um das Jahr 1939, war der Kriegsausbruch eine Art Naturgesetz und Hitler lediglich das zufällige Instrument?

2. Welcher Historikter behauptet denn diese These, die durchaus eine sehr weitreichende Konsequenz hätte (über die Du viellicht ein wenig nachdenken solltest)?
 
1. Wieso gibt es diesen Automatismus in den historischen Ereignissen um das Jahr 1939, war der Kriegsausbruch eine Art Naturgesetz und Hitler lediglich das zufällige Instrument?

2. Welcher Historikter behauptet denn diese These, die durchaus eine sehr weitreichende Konsequenz hätte (über die Du viellicht ein wenig nachdenken solltest)?

Das ist meine These.

Wäre vielleicht nicht im Jahr 1939 ausgebrochen aber Europa war voller autoritärer Regime.

Die Sowjetunion die 20 % des BiPs in ein riesiges Herr steckte, das fasistische Italien gibt viele Möglichkeiten.
 
Thanepower schrieb:
1. Wieso gibt es diesen Automatismus in den historischen Ereignissen um das Jahr 1939, war der Kriegsausbruch eine Art Naturgesetz und Hitler lediglich das zufällige Instrument?
Bedenke bitte, dass die ganze Aufrüstung auf Pump (Mefo-Wechsel) finanziert war. Wie hätte man die finanzielle Situation anders als mit kriegerischen Mitteln beheben wollen? Die Goldreserven der CSR brachten doch nur eine kurze Atempause.
 
Das ist meine These.

Wäre vielleicht nicht im Jahr 1939 ausgebrochen aber Europa war voller autoritärer Regime.

Die Sowjetunion die 20 % des BiPs in ein riesiges Herr steckte, das fasistische Italien gibt viele Möglichkeiten.

OK....stellen wir also fest, dass Du an den Automatismus des Ausbruchs des 2. Weltkiegs glaubts und außer ein paar sehr pauschalen, sehr oberflächlichen Hinweisen, kein einziges ernsthaftes Argument entwickelst.

Es werden keine Belege angeführt, dass in anderen Ländern konkrete Planungen für einen Krieg in Europa vorhanden waren!!!

Herr Hitler und sein spezielles Progamm zur Eroberung von Lebensraum im Osten war also Deiner Meinung nach nicht der zentrale Grund für den Ausbruch des 2. Weltkriegs.

Deine These empfinde ich politisch als sehr problematisch und in der Untermauerung einfach als völlig unzureichend!!!!, um es diplomatisch zu sagen.

@flavius sterius: Wenn ich der Argumentation von Tooze: Ökonimie der Zerstörung folge, dann wäre es relativ problemlos möglich gewesen über die Intensivierung des Außenhandels die Leistungsbilanz wieder zu normalisieren.

Das hätte natürlich bedeutet, dass die intensive Aufrüstung deutlich reduziert hätte werden müssen. Aber das wäre ja auch kein Problem gewesen, da das dritte Reich das Gravitationszentrum für die kriegerischen Aktivitäten in der damaligen Zeit war.

Eine Reduzierung der Rüstung hätte die außenpoltische Handlungsfreiheit des 3. Reichs nicht wesentlich reduziert.
 
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