Konkrete Pläne gab es m. W. nicht. Weil ja auch das Aufteilungsinteresse sehr unterschiedlich war.
Zustimmung, wenn man "konkret" auch als zeitlich hinreichend bestimmbar und stabil ansieht. Pläne könnte man als ziemlich im Fluß bezeichnen.
Als Konstante könnte man die wahrgenommene Schwäche des Osmanischen Reiches ansehen, mit steigender Intensität. Das rief je nach Lage und ggf. anderweitiger Interessenbindung die imperialen Gelüste vorwiegend der alten Großmächte auf den Plan.
Nehmen wir mal
Frankreich als Beispiel, woran klart wird, dass auch die Haltung je nach Interessenlage wechselte und kein "Masterplan" bestand.
Pariser Vertrag 1856:
Frankreich rutschte in die Rolle der Schutzmacht der Christen im Osmanischen Reich, gleichzeitig sprachen die Großmächte das Verbot in die inneren osmanischen Angelegenheiten aus.
1860: ein "internationales" Expeditionskorps mit 6000 Franzosen trifft in Syrien ein. Diese Region plus Libanon plus Palästina wurde Zielrichtung des französischen Engagements. Die Anlandung stand am Ende eines fast 20 Jahre dauernden kriegsähnlichen Zustandes im Libanon. 1861 erhielt der Libanon einen autonomieähnlichen Status, Frankreich gelang die Übernahme der Schutzmachtambitionen für die in Syrien/Libanon lebenden Christen (rd. 1 Mio. nach Zählung 1912, bei rd. 1,8 Mio. Moslems und rd. 0,4 Mio. sonstige).
Nach 1871 setzte die deutsche Penetration des Gebietes ein, insbesondere in Landwirtschaft und Bankwesen. Die seit 1850 in Konstantinopel befindliche französische Militärmission - zwecks Reformierung des türkischen Heeres - wurde nach und nach durch deutschen Einfluß verdrängt.
1878 wurde das Berliner Abkommen geschlossen. Hierin gab es auch einen Passus zu Reformen sowie in Richtung auf Autonomie der Armenier, die durch die Großmächte in den einzelnen Schritten überwacht werden sollte. Das steigerte allerdings seit Abdul Hamid II. die Repressionen, bis zu Eskalation 1894 (Sassun). Bereits 1888 erhielten die frz. Ambitionen durch die Vergabe der anatolischen Eisenbahnlinie an das Deutsche Reich einen wirtschaftlichen Dämpfer.
In den folgenden Jahren, speziell in der Eskalation 1894 hielt sich Frankreich in der Armenischen Frage stark zugunsten von Rußland zurück (das russ.-französische Abkommen war erst 2 Jahre alt, die Verbindung für Frankreich lebenswichtig in Mitteleuropa gegen das Deutsche Reich). Das ist ein Beispiel dafür, wie imperiale Interessen an der Peripherie zugunsten wichtiger anderer Bereiche zurückgestellt wurden. Frankreich geriet sogar in eine Mittlerrolle zwischen divergierenden Interessen Rußlands, Englands und des Osmanischen Reiches. Jede frz. Konfrontation in der Armenienfrage wurde zugunsten des eigenen Bündnisses vermieden.
1901 folgte dann die Lorando-Tubini-Affäre, im Kern ging es zunächst um die Einstellung osmanischer Zahlungen auf Schulden. Im Zuge einer angedohten französischen (Marine-)Intervention lenkte die Pforte ein, nachdem Mitylene besetzt worden war. Nun war es wieder an Rußland, dass massiv auf die Beendigung des Konfliktes auch in Paris drängte (wohl, um die Meerengen nicht durch eine andere, auch verbündete Großmacht bedrohen zu lassen. Man einigte sich, wobei am Rande auch wieder türkische Repressionen gegen Armenien auf den Tisch kamen (die frz. Flotte sollte wohl nicht allein wegen ein paar hunderttausend türkische Pfund von Toulon losgefahren sein). Das wiederum mißfiel ebenfalls der selbsternannten Schutzmacht Rußland, dass in Paris die Bedeutung der russ.-frz. Allianz betonen mußte, um ein Einlenken zu fördern.
Die frz.-türkische Konfrontation von 1901 steigerte das Ansehen Frankreichs bei den Christen in Syrien und Libanon ganz erheblich. Nun trat eine weitere Aspirant verstärkt auf den Plan: Italien als Konkurrent Frankreichs. Auch das Deutsche mischte in der Durchdringung der eigentlichen Zielregion Frankreichs (Palästina, Libanon, Syrien) wirtschaftlich weiter fleißig mit.
Dieses nur als kurzer Abriß. Am Ende stand vor dem Ersten Weltkrieg ein beachtliches finanzielles Engagement Frankreichs, was das Osmanische Reich stützen sollte und ein Gegengewicht zu den militärischen Unterstützungen Deutschlands (Heer) und England (Marine) darstellte. Dazu kamen als Spannungsfelder weitere Eisenbahnfragen und die Ölvorkommen des Mittleren Ostens.
1913/14 (im Zuge der deutsch-frz. Verhandlungen über weitere Anleihen und die Bagdad-Bahn) stand wohl in Paris die Auffassung fest, dass es mit dem Osmanischen Reich zu Ende gehen würde. Folglich zementierte man in den Absprachen unter den Großmächten den französischen Einfluß in Syrien und Libanon, während man die Palästina-Ambitionen in dieser Zeit wohl in Paris beerdigte. Eine jahrelange Entwicklung hatte diese Ausgangslage und die frz. Ziele langsam geprägt, die dann erst durch den Ausgang des Ersten Weltkrieges erreicht wurden.
Literatur zB und mit ausführlicher Darstellung: Shorrock, William I., French Imperialism in the Middle East - The Failure of Policy in Syria and Lebanon 1900 - 1914.