Geschichtswettbewerb: Skandale in der Geschichte

Mord ist am unwahrscheinlichsten, am ehesten ist es ein Unfall gewesen.
Kommt drauf an, wie damals die Reaktionen waren.

Es ist doch wie beim Kaspar Hauser. Wird lange genug über einen Mord spekuliert, dann werden bei solchen Prominenten als Täter auch immer gern die Großkopferten ins Visier genommen. Und schon haben wir einen Skandal.:pfeif:

Die von Dir verlinkte Diskussion hatte ich freilich auch noch im Hinterkopf. :scheinheilig:
 
Als Skandal wuerde ich es nicht sehen, aber natuerlich ungemein spannend. Diskutiert und recherchiert wurde das uebrigens hier einmal:

Napoleon Online :: Thema anzeigen - Berthier's Tod - Der Fenstersturz zu Bamberg

Mord ist am unwahrscheinlichsten, am ehesten ist es ein Unfall gewesen.

Gruss, muheijo

Eine Wahrscheinlichkeit möchte ich nicht festlegen. Aber: Der 1.6.1815 fällt in die 100-Tage-Herrschaft Napoleons. Da ist Selbstmord (Angst vor Napoleon) oder Mord (Der Korse hatte allen Grund, sauer auf ihn zu sein.) möglich. Natürlich kann er genausogut im Suff aus dem Fenster gefallen sein.

Einen weiteren Vorfall aus dem Hause Windsor hätte ich noch anzubieten. König Edward VIII. wurde 1936 zur Abdankung gezwungen, weil er im Begriff war, die bereits zweimal geschiedene amerikanische Skandalnudel Wallis Simpson zu heiraten.
Folge: Edward, dem gewisse Sympathien zu den Nazis nachgesagt wurden, verschwand aus der offiziellen Geschichte und während des 2. Weltkrieges war sein Bruder Edward Vi. dann englischer König.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein interessanter und amüsanter Thread.

Das Thema sollte aus meiner Sicht nicht sehr bekannt und somit neu für die Jury sein.

In den Themenpool meiner Mitdiskutanten stelle ich selbige Themen ein:

"Der Selbstmord eines deutschen Bundesfürsten während des I. WK. Ein Bundesfürst im Spannungsverhältnis von Tradition, Moderne und "Pflichtbewußtsein". Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg-Strelitz".

Oder

"Dr. Konrad Morgen, ein SS-Richter ermittelt während des Holocaust in deutschen KZ's wegen Mordes gegen SS-Schergen".

Sollte sich ein Schüler für einen dieser Vorschläge entscheiden, Umformulierungen sind natürlich logisch, würde ich den auch online unterstützen.

M.
 
Nachtrag: ich muss noch etwas ergänzen, die Morgenbesprechung war vorhin so aprupt vorbei, so dass ich nur ein kurzes Blitzlicht geben konnte:
die Ausstellung zur entarteten Kunst '37 in München
Hier dürfte der inszenierte Skandal, nämlich die ach so entartete Kunst, offensichtlich sein, zwei weitere Skandale stehen aber unmittelbar damit in Verbindung, die in der Literatur bisher aber bei weitem weniger im Fokus standen. Zum einen wäre da der Skandal in München zu den Eröffnungsfeierlichkeiten der Ausstellung. Hierbei wurden diverse Bühnenbilder aus der germanischen Mythologie (oder das was dazu erklärt wurde) gezeigt, bei dem die Darsteller eben auch mal nackt waren. Im konservativen München löste das natürlich einen Sturm der Empörung aus. Der zweite Skandal findet sich dann eher auf der Parteiebene: die Ausstellung zur entarteten Kunst war ja das Gegenstück, oder vielmehr das schlechte Beispiel, zur eigentlichen Hauptausstellung, nämlich der "Ersten Großen Deutschen Kunstausstellung" konzipiert. Die Besuchermassen strömten zumindest in München zahlreich in die Ausstellung zu entarteten Kunst, die eigentliche Hauptausstellung war bei weitem nicht so gut besucht.

Ludwig I. und Lola Montez
Albrecht III. und Agnes Bernauer
ein einziger Skandal ihr ganzes Leben lang: Amalie von Gallitzin

Oder wie wäre es denn mit inszenierten Skandalen?
Der Reichstagsbrand
Die ersten beiden sowie der letzt genannte Skandal dürften soweit bekannt und damit wohl ein- als auch zuordenbar sein. Amalie von Gallitzin ist es weniger, daher ein Link sowie eine Literaturempfehlung als Einstieg: Köhler: "Amalie von Gallitzin: ein Leben zwischen Skandal und Legende"
 
Ort: Esslingen BadenWürttemberg
Pfälzer Erbfolgekrieg
Etliche Bewohner umliegender Dörfer sind nach Esslingen geflüchtet. Darunter die Tochter des Hochdorfer Pfarrers Haug. Die Franzosen besetzen Esslingen.
Melac steigt im selben Gasthof ab, wie das reizende Pfarrerstöchterchen.
Melac "entbrennt in Liebe" die Pfarrerstocher lässt ihn mehrfach abblitzen.
Schließlich schnappt er sie am Händchen, zieht sie zum Fenster zeigt ihr Esslingen, und droht die Stadt abzubrennen, wenn sie ihn nicht erhören würde.
(dass er dazu fähig und in der Lage war, beweist Heidelberg usw. bis heute)
Sie verspricht ihm daraufhin ein Schäferstündchen in einem der idyllisch gelegenen Weinberghäuschen. Nimmt dann aber dorthin ein scharfes Messer mit, will Melac meucheln. Dieser versucht ihr das Messer zu entreißen, dabei geschieht es, dass ihr das Messer mitten ins Herz fährt. Melac erschrickt ob dieser Tat zu Tode, gibt Alarm und verlässt mit dem ganzen Heer noch in der Nacht Esslingen.

Die schöne Pfarrerstocher hat mit ihrem Tod Esslingen errettet.


So kann man die Geschichte seit langem erzählt bekommen.


Es scheint allerdings etwas prosaischer gewesen zu sein. Denn im Esslinger Stadtarchiv ist ein Schriftwechsel des Hochdorfer Pfarrers erhalten, indem er Alimente für das Kind seiner Tochter fordert, da sie mit ihrem Opfer (das auch groß aber anscheinend doch "anders", gegenteiliger Art, war) Esslingen gerettet hätte.
Die Esslinger Stadtväter stellten sich aber auf den Standpunkt, dass da ja jede mit einem ledigen Kind kommen könnte....


Oder ist der Skandal nichts für heutige Schulkinder?


Dieses Beispiel finde ich sehr gut. Als Ex-Teilnehmer am Wettbewerb erinnere ich mich noch daran, dass lokalgeschichtliche Fragen hier sehr groß geschrieben werden.

Mir fiel dazu - für Schüler aus dem Taunus ganz interessant, aber vielleicht auch noch ein zu "heißes" Eisen - spontan der Korruptionsskandal mit Beteiligung von Bürgermeistern aus vielen Gemeinden 1990/1991 ein:

DER SPIEGEL 52/1991 - Teure Erde
 
... Die Besuchermassen strömten zumindest in München zahlreich in die Ausstellung zu entarteten Kunst, die eigentliche Hauptausstellung war bei weitem nicht so gut besucht.
"'s war immer so. 's wird immer so sein. D'Leut redn halt gern." Will heissen, man geht ja eh hin, um sich danach "das Maul zu zerreissen".
 
"'s war immer so. 's wird immer so sein. D'Leut redn halt gern." Will heissen, man geht ja eh hin, um sich danach "das Maul zu zerreissen".
Scheint mir auch eher der Grund gewesen sein, als dass damals plötzlich ach soviele der modernen Kunst (ich meine hier die "entartete") angehangen hätten. Also ich kenne viele Leute, die doch die Zeitungen gern lesen, um sich
A) über die Berichterstattung als solche
B) über die Geschehnisse
aufzuregen.
Dagegen war jedenfalls die Kunst, welche in der "Ersten Großen Deutschen Kunstausstellung" geboten wurde, allzu langweilig.
Ich denke da auch an die Ausstellungen von regimetreuer Kunst in der DDR, wo hart geschnittene Arbeiter auf Gemälden den Staat aufbauten. Also die meisten Besucher trotteten an den Bildern eher gelangweilt vorbei. Weil man sowas nicht freiwillig anschaut, sind solche Ausstellungen ja auch gern an Museen zur Geschichte einer Stadt als Sonderausstellung, sprich Dreingabe, angehangen.
 
Na Leut, das war doch nicht der Skandal. Der Skandal fand auf Parteiebene (schreib ich ja auch...) statt. Warum und wieso die Besucherzahlen zustande kamen sollte in dem Zusammenhang zwar auch erörtert werden, steht aber wohl kaum im Fokus. Im Fokus sollte dabei doch vielmehr das stehen was sich auf innerparteilicher Ebene abgespielt hat und welche Konsequenzen aus den Münchner Erfahrungen gezogen wurden.
 
Hier der Klassiker, die Blomberg-Fritsch-Krise ? Wikipedia.

Hitler entledigte sich der nicht-konformen Spitze der Wehrmacht durch eine Reihe von inszenierten Schmuddel-Skandalen und ersetzte Blomberg durch seinen Gewährsmann Keitel.

Dies wäre im Sinne der Aufgabenstellung ein gutes Beispiel für einen zum Zwecke der politischen "Gestaltung" konstruierten Skandals.
 
Na Leut, das war doch nicht der Skandal. Der Skandal fand auf Parteiebene (schreib ich ja auch...) statt. Warum und wieso die Besucherzahlen zustande kamen sollte in dem Zusammenhang zwar auch erörtert werden, steht aber wohl kaum im Fokus. Im Fokus sollte dabei doch vielmehr das stehen was sich auf innerparteilicher Ebene abgespielt hat und welche Konsequenzen aus den Münchner Erfahrungen gezogen wurden.
Wobei z.B. Babberger mit seiner Kunst ja schon früh Anstoss bei Konservativen erregte und 1933 bereits seine Professur verlor. Adolf Bühler organisierte im selben Jahr im Auftrag der NSDAP seine ersten "Schreckenskammerausstellungen" in der nun moderne Kunst bereits als "entartete Kunst" diffarmiert wurde. München sollte ja wohl den "Gipfel" bringen, doch der Schuss ging nach hinten los, wie wir wissen. :winke:
 
Wäre er, wenn der "Fall" nicht schon profund aufgearbeitet worden wäre.
GUNTER E. GRIMM: Das Mädchen von Esslingen. Wandlungen einer Sage

http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/epoche/grimm_maedchen.pdf


Und? Weiter?

alle Skandale, an denen sich schon mal ein "Profi" versucht hat, fallen weg?

Gott sei Dank ist unser Altmilitarist Mercy nicht im Gremium für den Wettbewerb, denn ich fürchte, dass bei diesen verschärften Bedingungen für die Kinder recht wenig Themen übrig blieben.

Ach so, Mercy, wenn du schon am Googeln bist, schau mal unter Gunter Haug, (Verwandt mit dem schönen Mädchen?) das ist nämlich der letzte mir bekannte Profi, der sich an dem Thema versucht hat.
 
Eine Wahrscheinlichkeit möchte ich nicht festlegen. Aber: Der 1.6.1815 fällt in die 100-Tage-Herrschaft Napoleons. Da ist Selbstmord (Angst vor Napoleon) oder Mord (Der Korse hatte allen Grund, sauer auf ihn zu sein.) möglich. Natürlich kann er genausogut im Suff aus dem Fenster gefallen sein.
Ich hätte als Täter eher Royalisten oder Alliierte im Kopf gehabt. Theoretisch hätte er sich ja noch Napi anschließen können. Dass in weniger als 3 Wochen der Spuk schon wieder so gut wie ad acta wäre, hatte ja zum Todeszeitpunkt nun doch noch keiner wissen können.
 
Passt auch sowas dazu?

Wer? Louis-Alexandre Berthier (Marschall von Frankreich)
Wo? Bamberg
Wann? 1. Juni 1815

Was ist geschehen? Tödlicher Sturz aus dem Fenster aus ungeklärten Gründen. (Mord, Selbstmord oder Unfall.)

Erg.: Land: Bayern (manche sagen auch Franken), Kreis: kreisfreie Stadt, Stadt: Bamberg.
Was ist daran ein Skandal?
Wenn ein Offizier den Freitod wählte, dann mit Sicherheit nicht durch "weibischen" Fenstersturz. Hatte wer Interesse ihn zu beseitigen, dann nicht durch öffentlich-aufsehenerregendem Fensterrauswurf.
Was bleibt ist der "Skandal", be- oder angetrunken das Gleichgewicht verloren zu haben. Die Theorie, dass er sehr weit auf einem Sessel stehend herauslehnte, um nach Russen Ausschau zu halten, hört sich an, als ob der Marshall sowieso nicht mehr ganz bei Sinnen war.
 
Ein "Skandal" war es 2005, als der 1. Preis, eine "Arbeit" über eine Glashütte im Spessart nach der Verleihung auf Einspruch des Staatsarchivs Wertheim annulliert wurde.
Da hatte jemand eine Publikation von 1995 abgekupfert.
 
Ein "Skandal" war es 2005, als der 1. Preis, eine "Arbeit" über eine Glashütte im Spessart nach der Verleihung auf Einspruch des Staatsarchivs Wertheim annulliert wurde.
Da hatte jemand eine Publikation von 1995 abgekupfert.

Das wär natürlich sehr witzig, dies aufzugreifen.
 
Würden sich die Vorgänge um Hans-Martin Decker-Hauff,
der nicht nur die Geschichte der Staufer, sondern gleich auch noch seine eigene Ahnenreihe, fälschte eignen?

Kritik [Bearbeiten]

Erst nach seinem Tod wurde in Historikerkreisen bekannt, in welchem Umfang seine bereits zu seinen Lebenszeiten umstrittenen genealogischen Studien auf eigenen Quellenfälschungen beruhten[1] . So konnten die angeblich im Roten Buch des Klosters Lorch enthaltenen Notizen, die er im Katalog der Stauferausstellung 1977 mitteilte, nach Restaurierung des 1944 stark beschädigten Archivales nicht verifiziert werden (nähere Informationen finden sich im Artikel über Konrad III.). Auch das von ihm wiederholt angeführte Hauff'sche Epitaphienbüchlein ist allem Anschein nach eine Erfindung Decker-Hauffs. Eine fachwissenschaftliche Verteidigung, die Decker-Hauff gegen diese Vorwürfe in Schutz nimmt, existiert nicht.

aus Wiki
 
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