Was haltet ihr von diesem Artikel, bin mir da nicht so ganz sicher was ich davon halten soll. Der Autor hat ja nicht ganz unrecht, lässt aber meiner Meinung nach viel zu sehr die geschichtlichen Zusammenhänge die dahin geführt haben außen vor.
Geschichte: Einheit durch Reinheit | Wissen | ZEIT ONLINE
Ich halte die Ausführungen von
Chrstian Staas, Verfasser des Artikels, für unredlich. Er begeht den für Historiker unverzeihlichen Fehler, Menschen nicht aus ihrer Zeit heraus zu beurteilen und sie durch die moralische Brille der Gegenwart zu betrachten.
Wenn es während der napoleonischen Epoche in Deutschland einen zuweilen übersteigerten Nationalismus und Franzosenhass gab, so lwar das geschuldet der französischen Besetzung aller linksrheinischen deutschen Gebiete, dem französischen Königreich Westphalen, das vor allem durch die Verschwendungssucht des unfähigen Jerome Bonaparte glänzte, an der temporären Besetzung Preußens und schließlich am
Rheinbund mit seinen Potentaten von Napoleons Gnaden. Es ist absurd, von Menschen jener Zeit Völkerfreundschaft und basisdemokratische Grundsätze einzufordern und ihnen Nationalismus vorzuwerfen, den es gewiss gab - aber in anderer Konnotation als heute!
Natürlich waren die Deutschen in ihrer überwältigenden Mehrheit aus heutiger Sicht "nationalistisch", aber das war zum einen ein Zug der Zeit, der auch andere europäische Völker betraf, und es ist zu bedenken, dass Deutschland den Status eines souveränen Nationalstaats überhaupt noch nicht erreicht hatte, anders als die alten Nationalstaaten Westeuropas wie Spanien, Frankreich oder England.
Zum
Antisemitismus ist zu sagen, dass er im 19. Jh. in Europa beklagenswerterweise noch sehr verbreitet war. In einigen Staaten mehr, in anderen weniger. Auch das darf man nicht durch die Brille des heutigen aufgeklärten Menschen sehen, der Holocaust und millionenfache Ermordung erlebt hat. Der Antisemitismus bildete in Antike, Mittelalter und der Neuzeit eine schwärende Wunde und wo gab es um 1800 führende Köpfe, die ihn verurteilten? Gewiss, es gab einige, aber es waren nur wenige und ihre Mahnungen verhallten und wurden nicht für voll genommen.
All das, was
Christian Staats da in seinem Artikel aufspießt, hätte 100 Jahre später einen Vorwurf bilden können, nicht aber in der Phase der napoleonischen Epoche und der nächsten Jahrzehnte bis zum Vormärz. und noch darüber hinaus. Deutschland war in politischer Hinsicht eine "verspätete Nation" und das sowie den Zeitgeist muss man bei allen moralischen Urteilen in Rechnung stellen.