Mehrsprachigkeit der Schweiz

Vielleicht liegt's am stärkeren Konservatismus? Oder daran, dass die Schweizer - anders als die Niederländer - nie zu einer (kleinen) Großmacht mit Kolonialreich aufstiegen und damit auch das Selbstbewusstsein entsprechend wuchs, das ja den Rang einer großen Handelsnation verdeutlichen sollte?
Ich sehe, wenn überhaupt als Grund, die Verfassung des Staates und die große Bedeutung der Kantone.
Wenn ich da an das 18.Jh. und insbesondere, da zeitgleich geschehen die Reaktionen in den Niederlanden und der Schweiz bei der Umformung in franz. Tochterrepubliken denke, dann fällt die Problematik der unterschiedlichen politischen Haltungen in den Kantonen für mich recht deutlich ins Blickfeld.

Allerdings verstehe ich da auch ursi. Warum sollen die Schweizer denn darin eine Errungenschaft sehen, dass sie eine eigene schwiizertütsche Sprache ähnlich dem Niederländischen oder Luxemburgischen haben? In Österreich ist es doch ähnlich wie in der Schweiz, oder nicht? Jedenfalls hat sich da auch kein Gesamtdialekt oder sowas m.W. durchgesetzt.
 
Anscheinend nicht. Schweizer Filme werden mitunter sogar synchronisiert ...

Nicht für die Schweizer mein Lieber, sondern für die Deutschen und Österreicher die auf 3 SAT Schweizer Filme schauen. Bei uns im Schweizer Fernsehen laufen die im Dialekt.

Natürlich werden sie ins italienische oder französische synchronisiert, denn die verstehen die deutschschweizer Dialekte nicht.
 
Anscheinend nicht. Schweizer Filme werden mitunter sogar synchronisiert ...
Stimmt. Wobei mir Untertitel eigentlich immer lieber sind, denn die Authenzität leidet doch bei so einer Synchronisierung.
Bei österreichischen Dialekten wird m.E. auch zumeist extra abgemildert, spezielle Worte aus dem jeweiligen Dialekt vermieden, damit auch der große deutsche Markt das Ganze versteht.

Aber so wirklich viel hat das nicht mehr mit dem Thread zu tun.

Daher mal eine andere Frage: Hatte die Franzosenzeit Einfluss auf die Mehrsprachigkeit?
 
Daher mal eine andere Frage: Hatte die Franzosenzeit Einfluss auf die Mehrsprachigkeit?

Kannst du das noch genauer schreiben. Die Schweiz war vor der Franzosenzeit schon mehrsprachig. Es gibt einige an französischen Wörtern in den Dialekten.

Ich zum Beispiel sag nicht Gehsteig oder Bürgersteig sondern Trottoir.
 
Kannst du das noch genauer schreiben. Die Schweiz war vor der Franzosenzeit schon mehrsprachig. Es gibt einige an französischen Wörtern in den Dialekten.

Ich zum Beispiel sag nicht Gehsteig oder Bürgersteig sondern Trottoir.

Bei uns dito.
Man wohnt auch nicht gegenüber, man wohnt vis-a-vis. Meine Mutter ging nicht zum Kaffeeklatsch sondern zur Kaffeevisite.
 
Oder daran, dass die Schweizer - anders als die Niederländer - nie zu einer (kleinen) Großmacht mit Kolonialreich aufstiegen und damit auch das Selbstbewusstsein entsprechend wuchs, das ja den Rang einer großen Handelsnation verdeutlichen sollte?

Das siehst Du aber falsch.
Großmacht war die Eidgenossenschaft in ihrer Geschichte mehrfach.

Vielleicht genügt der kleine Denkanstoss, dass die Mehrsprachigkeit der Schweiz in der Regel (nicht immer) schlicht auf kriegerische Eroberungen zurückzuführen ist. Die Urkantone sind deutschsprachig.

Und mangelndes Selbstbewusstsein? Bei den Schweizern??? :rofl::rofl::rofl::rofl:
Sorry, aber das ist der Witz des Jahres.
Ich behaupte Du warst noch nie dort.:friends:

Es ist erstaunlich.
Wenn sich einer/eine hinstellt und frisch fröhlich in seinem Dialekt redet, wird dies von den "Schriftsprachlern" (resp. sie versuchen es, können tun sie es sowieso nicht, aber das ist ein anderes Thema) immer mal wieder mit mangelndem Selbstbewusstsein in Verbindung gebracht.
Freunde und Freundinnen, es ist doch umgekehrt. Ihr schämt Euch Eures Dialektes und tut wie wenn es ihn nicht gäbe.
Und mir will man was von Selbstbewusstsein erzählen.:motz:
Ihr wisst ja nicht mal was aufrechter Gang ist.:devil::devil:
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist ja putzig genug, wenn ein Interview mit einem Schweizer im Deutschen Fernsehen untertitelt werden muss. Der Guru in meiner Branche heisst übrigens Urs Glutz von Blotzheim.
 
Es ist ja putzig genug, wenn ein Interview mit einem Schweizer im Deutschen Fernsehen untertitelt werden muss. Der Guru in meiner Branche heisst übrigens Urs Glutz von Blotzheim.

Und es zeugt von einer unglaublichen Überheblichkeit eine Sprache, die man selbst weder versteht noch sprechen kann, als "putzig" zu bezeichnen.
 
Mich beschäftigen immer noch die Gebirge und ihre Sprachen. Für die Schweiz ist die Sprachentwicklung seit Kelten und Römern gut nachvollziehbar. Seit ca. 2000 Jahren scheinen sich die verschiedenen Sprachgrundlagen erhalten zu haben, obwohl seitdem weiter ein- und umgesiedelt wurde, von den Seen in die höheren Lagen z.B.
Außer den bekannten Kelten, Romanen, Alemannen (Germanen) und einigen Slawen habe ich in obigen Links noch die Räter ? Wikipedia gefunden.
Das heute als 4. Hauptsprache in der Schweiz gesprochene Rumantsch Datei:KARTE schweiz sprachen.png ? Wikipedia soll kaum auf die Rätische Sprache ? Wikipedia zurückgehen, rätisch soll wie etruskisch ausgestorben sein.
Gibt es Hinweise auf weitere Sprachen, nicht Dialekte, im Alpengebiet aus der keltisch-römischen Zeit oder später?

Das hatte ich vor lauter mangelndem Selbstvertrauen=) überlesen.

Googel mal nach den "Walserwanderungen" ein überaus interessanter Punkt zu diesem Thema.

Das deutsche Zollanschlussgebiet "Kleines Walsertal" in Vorarlberg lediglich erreichbar über das Allgäu, das "Große Walsertal" ebenfalls in Vorarlberg wird manchem bekannt sein. Ich war mal zufällig in Bosco/Gurin im Kanton Tessin.
Alles Walser-Siedlungen.
 
Anscheinend nicht. Schweizer Filme werden mitunter sogar synchronisiert ...


Das weiß ich nicht.

Aber heißen will das überhaupt nichts.
Die Heidi Kabel und der Willy Millowitsch kamen im deutschen Fernsehen auch in einer gereinigten Fassung.
Und was Häberle und Pfleiderer einst ins TV-Mikrofon säuselten, ist das "Schriftdeutsch" eines gestandenen Schwaben.
 
Das weiß ich nicht.

Aber heißen will das überhaupt nichts.
Die Heidi Kabel und der Willy Millowitsch kamen im deutschen Fernsehen auch in einer gereinigten Fassung.
Und was Häberle und Pfleiderer einst ins TV-Mikrofon säuselten, ist das "Schriftdeutsch" eines gestandenen Schwaben.

Wie ich schon gesagt habe, die Schweizerfilme werden für die Deutschen und Österreichischen Zuschauer synchronisiert. Zum Beispiel der Film Ueli der Knecht und Ueli der Pächter wurde auf Hochdeutsch synchronisiert und in der Schweiz lief er im Dialekt. Die Schweizer Schauspieler haben sich gleich selber synchronisiert.

Hier ein schönes Beispiel von einem tollen Schweizerfilm so wie er im Schweizer Fernsehen gesendet wird:

http://www.youtube.com/watch?v=zC2DL_eEgPE&feature=related

und so werden die Filme für Deutschland synchronisiert:

http://www.youtube.com/watch?v=9mhuUws-N_k&feature=related
 
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Wie ich schon gesagt habe, die Schweizerfilme werden für die Deutschen und Österreichischen Zuschauer synchronisiert. Zum Beispiel der Film Ueli der Knecht und Ueli der Pächter wurde auf Hochdeutsch synchronisiert und in der Schweiz lief er im Dialekt. Die Schweizer Schauspieler haben sich gleich selber synchronisiert.


Den Namen des Films weiß ich jetzt gar nicht mehr.
Aber Lilo Pulver in einer Doppelrolle, einmal Glamourgirl schriftdeutsch, und einmal rustikaler Bergteufel mir kräftigem schwyzer Zungenschlag.
Super, eine ganz große Schauspielerin.
 
Den Namen des Films weiß ich jetzt gar nicht mehr.
Aber Lilo Pulver in einer Doppelrolle, einmal Glamourgirl schriftdeutsch, und einmal rustikaler Bergteufel mir kräftigem schwyzer Zungenschlag.
Super, eine ganz große Schauspielerin.

Kohlhiesels Töchter heisst der Film. Das ist aber kein Schweizerfilm sondern eine Deutsche Produktion.
 
Wie ich schon gesagt habe, die Schweizerfilme werden für die Deutschen und Österreichischen Zuschauer synchronisiert. Zum Beispiel der Film Ueli der Knecht und Ueli der Pächter wurde auf Hochdeutsch synchronisiert und in der Schweiz lief er im Dialekt. Die Schweizer Schauspieler haben sich gleich selber synchronisiert.
http://www.youtube.com/watch?v=9mhuUws-N_k&feature=related

Grund für die Synchronisation, ist aber nicht die Sprache die nicht verstanden würde.
"Man" bräuchte nur ein paar Minuten des reinhörens, aber wer nimmt sich die?
zapp weiter, nächster Sender, Quote am A..... bei den dann sinkenden Werbeeinnahmen ist das bißchen Syncronisieren leicht drin.
 
Bei uns dito.
Man wohnt auch nicht gegenüber, man wohnt vis-a-vis. Meine Mutter ging nicht zum Kaffeeklatsch sondern zur Kaffeevisite.

Wo ist denn "bei uns"? Im Schwabenlande?

Es ist ja putzig genug, wenn ein Interview mit einem Schweizer im Deutschen Fernsehen untertitelt werden muss. Der Guru in meiner Branche heisst übrigens Urs Glutz von Blotzheim.

Und es zeugt von einer unglaublichen Überheblichkeit eine Sprache, die man selbst weder versteht noch sprechen kann, als "putzig" zu bezeichnen.

Bitte nicht echauffieren...
BB bezeichnet nicht die Sprache als "putzig", sondern die Situation, daß Hochsprache und Dialektform sich so weit auseinanderdividiert haben, daß man Untertitel braucht.

Letztendlich haben wir diese Situation nicht nur bei den Dialekten (Plural!) in der Schweiz, sondern auch bei anderen Dialekten. Wenn im NDR "Talk op Platt" oder im BR "Jetz red i" kommt, ist das für mich auch schon sprachlich eine Herausforderung.

Mal eine Frage an unsere Schweizer Zuschauer, äh Diskutanten:

Gibt es denn auch die Situation, daß zwei deutschsprachige Schweizer Probleme haben, einander zu verstehen, wenn sie ihre lokalen Dialekte sprechen?

(Sollten NDR und BR ihre oben genannten Talkshows zusammenlegen, gibt es wahrscheinlich auch gewisse Verständigungsprobleme.:D)
 
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