Helmbusch römischer Soldaten - Die Crista

Habe nicht die ganze Diskussion durchgelesen. Ich hoff Ihr könnt mir verzeihen. Aus der Diskussion über die militärische Ausrüstung habe ich mal meinen letzten Beitrag kopiert:

Habe gerade bei Wikipedia gefunden das die Tunika des normalen Soldaten in Römischen Diensten weiss gewesen ist, und erst ab Centurio aufwärts rote Tuniken getragen wurden. Und bei der Flotte hellblaue Tuniken und die dortigen Offiziere dunkelblaue Tuniken trugen. Ist das zutreffend und gibt es etwa Untersuchungen dazu von eventuellen Grabungsfunden?

Die Frage die sich in dem Zusammenhang für mich stellt ist folgende: Wenn ich an der normalen Uniform schon erkennen kann ob jemand ein Offizier ist, warum braucht er dann noch ein "Geweih" womit er vom Gegner noch leichter zu erkennen ist. Wenn der Centurio vor seinen Leuten stand, war er in Einzelkämpfen verwickelt. Er wird deshalb auch seinen oft von rechts nach links und umgekehrt gedreht haben. Wenn die Crista Transversalle zur Befehlsübermittlung da war, wird sie automatisch sehr viel Missverständnisse durch den dauernden Richtungswechsel hervorgerufen haben. Und zum anderen wird durch das zusätzliche Gewicht der Träger schneller ermüden. Ob das so gewollt wahr?

Apvar
 
Ich vertrete die Meinung, daß man die Fülle an Helmfunden mit einer Halterung versehen nicht einfach ohne weiteres ignorieren kann. Sie waren eben da und wenn sie da waren, dann hat man sie benutzt.
Mit modernen Beispielen kommt man auch nicht weiter.
Mit Sicherheit diente die Crista nicht der Befehlsübermittlung. Dafür waren die Feldzeichen und Hornisten da.
Der Kennzeichnung der Offiziere eher ja. Sowohl in der Kaserne als auch im Einsatz. Der Argument, sie mussten sich verstecken um nicht zur Zielscheibe zu werden ist nicht haltbar, da die Feldzeichenträger, die tatsächlich wichtiger waren, es nachweislich nicht getan haben.
Somit hat der Centurio eine Crista getragen um für seine Leute sichtbar, wiedererkennbar zu sein um sie zu motivieren. Ob der Optio eine trug, ist nicht bekannt. Vielleicht?

Eine andere Frage beschäftigt mich jedoch:

In der Rekonstruktionsszene weltweit tragen die Signiferi unter dem Tier einen Helm. In der Ikonographie spiegelt sich das aber nicht wieder. Es sieht überall so aus, als würden die Tiere ohne Helm aufgesetzt sein.
Was ist also in der Rekonstruktion passiert? Hat jemand damit angefangen und Alle machen es nach, weil es so logischer erscheint?
Das Gleiche gilt für die Maske beim Signifer? Jemand hat es so gezeigt und Alle fanden es cool?
Kennt jemand Reliefs, Fresken, Stellen in der Literatur, die eindeutig darauf hinweisen, daß die Feldzeichenträger auch mit einem Helm ausgestattet waren?
Das wäre interessant....
 
Auf den Reliefs der Säule des Marc Aurel, sind im Gegensatz zur Trajansäule, ungewöhnlich viele Helme mit einem länsstehenden Federbusch geschmückt. Die anderen Legionäre tragen den Ring auf dem Helm. Es sieht sogar fast so aus, als hätte die gesamte Kavallerie eine Crista. Ich kann mir zumindest schwer vorstellen, dass das alles Ofiziere oder Prätorianer sein sollen.
@Grunwald1410, ich gebe dir völlig Recht, dass die Feldzeichenträger nur ein Tierhaupt tragen. Man sieht auf antiken Abbildungen, die ich kenne, keinen Helm darunter. Weder auf der Trajan-noch auf der Aureliussäule. Wobei es wiederum etwas unlogisch wäre, dass ausgerechnet diese wichtigen Männer einen so ungenügend geschützten Kopf hatten. Ich könnte mir vorstellen, dass in das Tierhaupt eine metallene Halbschale integriert war. Wangenschützer hatten sie aber wohl keine, denn bei manchen kann man den Backenbart bis zu den Ohren sehen.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Column_of_Marcus_Aurelius_-_detail1.jpg
 
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In der Rekonstruktionsszene weltweit tragen die Signiferi unter dem Tier einen Helm. In der Ikonographie spiegelt sich das aber nicht wieder. Es sieht überall so aus, als würden die Tiere ohne Helm aufgesetzt sein.
Was ist also in der Rekonstruktion passiert? Hat jemand damit angefangen und Alle machen es nach, weil es so logischer erscheint?
Das Gleiche gilt für die Maske beim Signifer? Jemand hat es so gezeigt und Alle fanden es cool?
Kennt jemand Reliefs, Fresken, Stellen in der Literatur, die eindeutig darauf hinweisen, daß die Feldzeichenträger auch mit einem Helm ausgestattet waren?
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Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass das Tierhaupt aus Metall bestand und damit ein Helm war. Das Fell,welches über den Rücken des Signifers hängt, könnte an dem künstlichen Bären-oder Wolfskopf befestigt gewesen sein. Schaut man sich den römischen Paradehelm an, so sind auf diesem auch Haare imitiert. Auf die gleiche Art könnte auch das Bärenhaupt gearbeitet gewesen sein.
 

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In der Rekonstruktionsszene weltweit tragen die Signiferi unter dem Tier einen Helm. In der Ikonographie spiegelt sich das aber nicht wieder. Es sieht überall so aus, als würden die Tiere ohne Helm aufgesetzt sein.
Was ist also in der Rekonstruktion passiert? Hat jemand damit angefangen und Alle machen es nach, weil es so logischer erscheint?
Das Gleiche gilt für die Maske beim Signifer? Jemand hat es so gezeigt und Alle fanden es cool?
Kennt jemand Reliefs, Fresken, Stellen in der Literatur, die eindeutig darauf hinweisen, daß die Feldzeichenträger auch mit einem Helm ausgestattet waren?
Das wäre interessant....

Auch wenn die Antwort reichlich spät kommt, wenn mein Interesse für römische Helme mich schonmal dazu bringt am Tag vor einer Präsentation durchgehend zu lesen hier auch die Antwort auf die Frage des (hoffentlich noch aktiven ;)) Forenmitglieds.

Meiner Meinung nach könnte es sich bei der Mode der Aquilifer Felle zu tragen um eine Adaption aus früherer Zeit gehandelt haben. Die der Velites, also einer Klasse der Leichtbewaffneten aus Polybios Zeit die somit ihre Tapferkeit hervorheben wollten (oder den Gegner ängstigen?). Und das der Posten eines Signifers besondere Tapferkeit,Mut und einen Hintern in der Hose verlangte (wie der restliche Legionärsjob der Theorie nach auch) sollte ja klar sein.

Zur Quelle an die ich mich glaubte zu erinnern und die ich nun auch gefunden habe

Polybios VI , 22, 3

Auch wird der Soldat dieser Altersklasse mit einem einfachen Helm (cassis) geschmückt.Manchmal aber stülpt er ein Wolfsfell oder etwas Ähnliches über den Helm damit die Unterführer erkennen können,ob sie im Kampf an der Front tapfer waren oder nicht

Der letzte Abschnitt gibt mir dahingehend zu denken, ob das Fell somit eine Auszeichnung darstellen sollte oder vielmehr Tapferkeit suggerieren /(erzeugen) sollte? Für Polybios Zeit ist das freilich schwer zu verifizieren zumal er durch seine Sichtweise evt. "schwammig" schildert.

Zu dem Problem der Gesichtsmaske, dies fiel mir neulich beim bemalen eines Signifers meiner Römer im 28mm Maßstab auf, im Gußrahmen befand sich ein solcher Helm. Allerdings kenne ich die Funde von Gesichtsmasken (sofern sie noch in der Nähe von Helmen waren), nur als Reiterhelme gedeutet. Des Weiteren waren Sie für eine Schlacht denkbar ungeeignet (stark eingeschränktes Sichtfeld ,schlechte Atmung: bei einigen Modellen sind Mund und Nasenraum durchbrochen, bei anderen nur die Nase bei wenigen keins von beidem). Wahrscheinlicher scheint mir hier die Deutung als Paradehelm, bzw allenfalls Turnierhelm der Auxiliarkavallerie. Eventuell dachte irgendwann jmd, hey das sähe auch cool aus als Signifer. Allerdings kenne ich auch nicht genug bildliche Quellen um dies festhalten zu können. Die mir gerade vorliegende Literatur (die allerdings aus den 70ern und 80ern stammt) verliert allerdings im Bereich der Maskenhelme keinen Ton über Infanterietypen.


 
Gesichtsmasken & Verwendung

Sehr schön, wie sich die Frage nach der Vereinbarkeit von Wolfsfell & Helm aufgeklärt hat. Ich möchte einmal zurückkommen auf die Gesichtsmasken und ihre Verwendung, wobei ich recht weit ausholen möchte auf das spezielle Exerzieren in der Römischen Armee

Wenn ich doch nur wüsste wo ich es gelesen habe… Jedenfalls stand dort, dass die Gesichtsmasken bei der Kavallerie (Auxilien) verbreitet gewesen seien. Man habe sie bei Paraden und auch teils beim Exerzieren getragen, was du ja ebenfalls schreibst.

Zum Thema Exerzieren in der römischen Armee: Unter Exerzieren versteht man heute Handgriffe, die nur noch für Paraden geeignet sind mit Befehlen wie „Gewehr ab“, „Legt an“ und dergleichen mehr - Letztlich ohne militärischen Wert und aus Tradition heraus. Für die Taktiken der Antike bis hin zum Hinterladergewehr war Exerzieren aber ein unerlässliches Vorbereiten für die Schlacht. Man lernte nicht etwa (vornehmlich) den Umgang mit der Waffe dabei, sondern das gemeinsame Agieren mit den Kameraden als „Truppenkörper“, was im Gefecht der Antike, bis hin zur Lineartaktik des Musketenzeitalters von militärischer Bedeutung blieb. Es wurden die eigenen Bewegungen mit den Kameraden abgestimmt und taktische Wendungen, sowie rudimentärer Umgang mit der Waffe geübt und man lernte sich auf die Kameraden und Offiziere zu verlassen und ihnen zu vertrauen. Im Gefecht konnten dann taktische Schwenkungen und andere „Führungsgriffe“ der Offiziere einfacher ausgeführt werden, weil sie schon gut einstudiert waren. Das antike Exerzieren ist also nicht einfach als „Schaulaufen“ der Truppen zu sehen. Moderne Autoren betonen den Wert des Exerzierens für die Disziplin und Führbarkeit einer Truppe – Eine Aussage, der wohl jeder napoleonische Offizier oder noch preußische „Schleifer“ der Zeit vor dem 1.Weltkrieg ohne Wenn & Aber zugestimmt hätten.

Wenn also die Gesichtsmaske römischer Reiter bei Paraden wie beim Exerzieren benutzt wurden, dann würde zumindest kein grundsätzlicher Einwand dagegen bestehen, sie auch im Kampf zu tragen, da der Soldat gewöhnt war, damit alle notwendigen Bewegungen ausführen zu können. Es bleiben aber die Gründe, die dagegen sprechen, sie im Kampf zu tragen. Vielleicht halfen die Nachteile ihres Tragens beim Exerzieren auch eher dabei, die eigenen Bewegungen trotz dieser Behinderungen besser einzustudieren? Quasi ein erschwertes Training. Letztlich wurde auch das einstudierte Können vor höheren Offizieren bei der Römischen Armee beim Exerzieren vorgeführt, wo sich die Masken gut gemacht haben dürften. Diese Art von „Sonderexerzieren“ erinnert stark an die entsprechenden Vorführungen bei der Preußischen Armee nach Friedrich II. Nach der Katastrophe von 1806 (Jena & Auerstedt) wurde diese Art von Training als „Revuetaktik“ abqualifiziert und abgeschafft. (Man erinnere sich, dass zu jener Zeit ein Zirkusauftritt auch als eine „Revue“ bezeichnet wurde.) Einen gewissen Nutzen für Mannschaften wie Offiziere hatte solches, „großes Exerzieren“ aber schon.


Autoren wie Yann Le Bohec messen dem regelmäßigen Exerzieren der römischen Truppen einen sehr hohen Stellenwert für ihre taktische Vielseitigkeit und persönliche Disziplin zu und widmet dem Thema ein ganzes Kapitel in seinem Buch zur Römischen Armee der Frühen- & Hohen Kaiserzeit. Zu jedem Truppenstandort gehörte wohl ein Exerzierplatz. Gemäß den antiken, römischen Traditionen findet sich sehr früh eine Abstraktion und Vergöttlichung dafür notwendiger Eigenschaften. Man errichtete eigene Altäre für die Disziplin („Ara Disciplinae“) und Altäre für die Gottheiten des „campus“/Exerzierfeldes.
Le Bohec schrieb:
In Spanien ist ein Mars Campester bezeugt [...] „Widmung an den Mars des Exerzierplatzes“…
(Errichtet vom für das Exerzieren zuständigen Zenturio der VII. Legion Gemina.) Weiterhin schreibt er auch von Prozessionen und Opfern zu Ehren dieser Götter/Genien. So seien in Ägypten als Opfer Gazellen dargebracht worden… Recht bekannt ist auch eine Inschrift, die unter Kaiser Hadrian im afrikanischen Lambaese entstanden ist. Der stolze Offizier ließ hier quasi die Manöverkritik des Kaisers öffentlich aufstellen. Ich habe die Stelle nicht gefunden, aber ich meine mich erinnern zu können, dass darin auch das Tragen von Gesichtsmasken während des Exerzierens erwähnt ist.
 
Es ist immer die Frage was nun genau "exerzieren" bei der römischen Armee schreibt, wenn es einstudierte "Turniere" der Auxiliarkavallerie waren, mit festgelegtem Ablauf (von a nach b, Lanze Schleudern eine Drehung und nett winken ;)) hatte das ja freilich wenig mit Gefechtsbedingungen zu tun.

Und es spricht ja nichts dagegen, dass es "Militärisches Exerzieren" als wichtige Übung gab. Aber sofern diese Masken, wie verschiedene andere Auszeichnungen nichts weiter als Prunkgegenstände waren? Ich weiß diese These spricht immer noch nicht gegen einen Einsatz in der Schlacht, aber wenn man die gefundenen Maskenhelme in ihrer Anzahl mit anderen Helmtypen vergleicht, die allesamt ein sehr viel größeres Sichtfeld haben?

Des Weiteren glaube ich mich zu erinnern, dass viele der Masken aufgrund der Materialstärke oder Verarbeitung (neben den Aspekten die ich bereits schilderte) und auch teilweise der massiven Verzierungen (Silbereinlagen, Silber als Material etc.) als für den Kampf ungeeignet dargestellt wurden.

Edit: Ein Stück, gefunden in der Provinz Gelderland, in das Ende des 2. Jh. eingeordnet wird explizit mit der Widerbelebung von "Reiterspielen" unter Hadrian in Verbindung gebracht (das Bild einzuscannen ist mir leider gerade nicht möglich), auch ist bei dieser Maske ein Silberbezug nachgewiesen, welcher vermutlich bevor die Maske entsorgt wurde (aufgrund einer Beschädigung an der "Aufhängung" abgelöst wurde.

Ich finde hier die Deutung von Hans Klumbach, römische Helme in Niedergermanien, sehr treffend. Robinson und seine Helmtypologie (die sehr viel ausführlicher auf Funde, Fundumstände Material etc- eingeht habe ich leider nicht zur Hand.

Mein persönliches Gefühl geht eben immer noch in Richtung Reitermaske in Form von "Spielen" bzw. symbolischem Exerzieren, welches nichts mit Gefechtstraining , und somit nichts mit realen Bedingungen zu tun hatte
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Maskenhelm beim Signifer bin ich gerade hierauf:

http://www.romanarmy.com/cms/images/thumbs/imagebase_FirstnameQR_lg_QLucciusFaustusd1_jpg_large.jpg

Dieser Grabstein soll einen Signifer mit Maskenhelm darstellen, die Tierpfoten über den Schultern sind zwar schlecht zu erkennen, dafür umso besser die Ohren am Helm (deutet auf Gesichtshelm oder?), ich muss nun leider zur Uni und dann ab gen Heimat, mal sehen ob es in der Provinz noch Internet gibt, dann beteilige ich mich von dort weiter an Diskussionen.. oder buddle im Trierer Umland nach Maskenhelmen ;)
 
Hallo!

Sehr interessanter Thread!

Was aber bisher keine Erwähnung gefunden hat, vielleicht habe ich es aber auch überlesen, îst die Möglichkeit nicht optimal sehender Soldaten.

Nero soll ja z.B. kurzsichtig gewesen sein (es wird, glaube ich, bei Tacitus erwähnt, im Roman Quo Vadis hält er sich einen geschliffenen Smaragd vors Auge, um scharf zu sehen), also gab es Kurzsichtigkeit auch schon in der Antike, wenn auch zivilisationsbedingt wohl bei weitem nicht im heutigen Ausmaß, ebenso wird es Astigmatismus gegeben haben, der ja in geringem Ausmaß physiologisch normal ist.

Also es gab Sehfehler, aber es gab keine Brillen. Es gab wohl auch eine Art Sehtest, die alten Griechen bemaßen die Sehschärfe an der Fähigkeit, zwei bestimmte sehr eng benachbarte Sterne auseinanderzuhalten.

Dennoch glaube ich nicht, daß hier allzu streng ausgemustert wurde, und unter dieser Prämisse kann man auch nicht davon ausgehen, daß jeder seinen Centurio auf 100 m am Gesicht erkennen konnte.

Also war eine Kennzeichnung z.B. durch einen Helmbusch doch nützlich.
 
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