Die Geschichte von Anne Frank ist unbedingt notwendig um den Wahnsinn des Riesenverbrechens Holocaust überhaupt ansatzweise verstehen zu können. Anne Frank ist ein Gesicht, eine Geschichte - die man sozusagen mit 6 Millionen multiplizieren müsste. Es sind genau diese Biographien die einen Klos im Hals verursachen - mehr noch als es jede Statistik oder Denkmal könnte.
Yad Vashem ist so gestaltet. Hier wird die Geschichte des Holocausts in mehreren Etappen erzählt - vom europäischen Antisemitismus der Jahrhundertwende zur Endlösung. Von Station zu Station wird es schrecklicher, in dem Ausschwitz gewidmeten Teil war es kaum mehr auszuhalten. Jede Etappe erzählte die Geschichte und illustrierte diese durch die Schicksale realer Menschen, verstärkt durch deren persönliche Habe oder Ton-/Video-Dokumenten von Nachkommen oder Augenzeugen.
Für mich am prägendsten dabei war die Geschichte einer Berliner Familie. Der Mann verlor seine Frau kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes. Es gelang ihm, den Sohn im Alter von 4 Jahren nach England in Sicherheit zu bringen (dies war 36 oder 37), Jedes Monat schickte er seinem Sohn eine Zeichnung - die einzige Verbindung zwischen Vater und Sohn. Bis eines Tages keine Karten mehr kamen, der Vater war deportiert worden und wurde in Auschwitz-Birkenau umgebracht. Man sieht dort diese Zeichnungen, der Versuch, einem Kind die Trennung zu erleichtern. Es sind naive Bilder, voller Liebe - und das einzige was dem Sohn von seiner Familie blieb. Ich weiß nicht warum mich gerade dieses Schicksal so berührte, vielleicht weil ich im selben Alter wie der Vater bin, keine Ahnung. Aber es schnürte mir echt die Kehle zu.
Solche Schicksale - wie auch das von Anne Frank - müssen wir bewahren und erzählen. Das so etwas nie wieder passiert!