Einerseits, wenn man sich die Verhörprotokolle der Anklage der führenden sowjetischen Kommandeure auf dem Juni Prozess 1937, ansieht, so scheinen solche Vorwürfe, wie die Spionage zugunsten Deutschlands oder der Plan einer bewussten Niederlage der RA, im Falle eines Krieges, reines Science-fiction Scenario, zu sein. Andererseits, lässt sich die Kampagne gegen die die Militärs, durch die persönlichen Motive, wie „Stalin mochte Tuchatschewski nicht“ oder durch die Desinformation des SD, auch nicht erklären. Stalin hatte durchaus viele andere Gründe zu denken, dass in den Reihen der RA eine Verschwörung heranwächst. Womöglich wollte er nicht den „High noon“ abwarten und zuerst losschlagen, bevor sich die antistalinschen Stimmungen zu einer konkreten Verschwörung formieren.
Was spricht für eine mögliche Verschwörung in der RA?
1. Soziale und politische Instabilität
Die Rote Armee war garnichtmal so Stalin bzw. Systemtreu, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Anfang der 30er Jahre war die innenpolitische Situation in der UdSSR höchst instabil. Diese Instabilität war auch in den Armeekreisen zu beobachten. Es gab auf der Kommandoeben durchaus viele Kommandeure mit trotzkistischer oder anderen linksradikaler Orientierung. Diese sahen im politischen Kurs Stalins „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ eine Revision oder sogar Verrat an den revolutionären Idealen der „Weltrevolution“. Das Stimmung sprengartig war bestätigten solche Episoden wie: Die Drohung mit dem herausgezogenem Säbel, von Korpskommandeur Vitovt Putna an Stalin persönlich, nach dem Ausschluss Trozkijs aus der Partei 1927, er werde im die Ohren abschneiden. Oder auch der Versuch eines Kremlsturmes unter Stabskommandeur Artem Nechajev mit 200 Mann (5.8.1934). Die Unzufriedenheit mit der Kollektivierung, bei welcher auch die RA zum Einsatz kam, sollte bei Stalin Zweifel über die Loyalität der RA aufkommen lassen. Dazu kamen noch die „Salongespräche“ der ehemaligen zaristischen Offiziere, über den baldigen Kollaps des Bolschewismus. Diese Armeefronde führte 1930 zu der ersten großen Welle der Armeesäuberungen der s.g. Operation „Vesna“ (Frühling).
2.Außenpolitische Instabilität:
Der Kurs auf die Durchbrechung der außenpolit. Isolation und die Annäherung an die Westmächte, erforderte von Stalin eine neue Verhandlungsbasis zu schaffen. Ideologisch, wirtschaftlich und in allen anderen Aspekten, hatte die UdSSR für die Großmächte nichts zu bieten. Aber ein entsprechender militärisches Potential, würde die Großmächte interessieren. Um eben auf der „gleichen Augenhöhe“ zu verhandeln benötigte man eine moderne und vollmechanisierte Armee. Dazu diente z.B. die großangelegte Werbungsaktion der Kiewer Manöver von 1935.
Daraus resultierten 2 Probleme. Erstens, wie soll diese moderne Armee ausgerüstet sein? Zweitens, wie soll die Militärdoktrin aussehen? Über diese Fragen entstanden im Volkskommissariat für Verteidigung massive Konflikte. Es ging soweit, dass im Jahre 1936 Tuchatschewskij, Jakir und Uborewitsch den Volkskommissar für Verteidigung Voroschilov abzusetzen versuchten. Der russische Historiker Mel’tjuchov spricht davon, dass im Falle einer Verschwörung, diese eher antivoroschilovschen, als einen antistalinschen, Charakter hatte. Auch andere führende Militärs wie Egorov (Leiter des Generalstabs) und Blücher (Befehlshaber der Besonderen Fernostarmee) gerieten in den Sog der Intrigen.
3. Personen & Verhalten
Die bonaparitistischen Ambitionen und Karrierismus von Tuchatschewskij & co. waren allgemein bekannt. Tuchatschewskij stand bereits vor 1937 zweimal unter dem Verdacht des Geheimdienstes. 1923 als er noch die s.g. „Westfront“ kommandierte und 1931 in Verbindung mit der Operation „Vesna“. Iona Jakir (Befehlshaber des ukrainischen Militärbezirkes), und Ieronim Uborewitsch (Befehlshaber des weißruss. Militärbezirkes) wurden ihrerseits, durch die Befehlsgewalt in den jeweiligen Republiken, zu lokalen Machtzentren mit entscheidungsvollmachten in ihrem eigenem Revier.
4. Agenturberichte
Im Verlauf der 20er & 30er Jahre lieferte die ausländische Agentur der GPU (z. B. Adolf Chajrowskij, Kurt von Possanner) ständige Gerüchte über die Existenz einer Militärverschwörung. Hier kommt aber eine zusätzliche Schwierigkeit ins Spiel. Die GPU stimulierte selbst diese Gerüchte. Dies geschah in Folge der großangelegten Desinformationskampagne der weißen Emigration (die s.g. Operation „Trest“). Kann sein, dass ein Teil diese Desinformation in Form der Agenturberichte nach Moskau zurückkam. Es ist aber unwahrscheinlich, dass eine solche Desinformation eine Dauer von 14 Jahre besitzen kann und es erklärt nicht einen ähnlichen Bericht aus der japanischen Quelle.
Es existieren zwei weitere Positionen. 1. Es war eine Desinformation des deutschen SD, die mit Hilfe des Doppelagenten der [URL="http://en.wikipedia.org/wiki/Russian_All-Military_Union"]ROWS Nikolaj Skoblin [/URL]und dem tschechoslowak. Präsidenten Beneš nach Moskau kam.
2. Es war ein gezieltes Kompromat Spiel des NKVD. Man schickt ein „Kompromat -Bumerang“ ins Ausland und irgendwann kommt der „Bumerang“, als Auslandsbericht, nach Moskau zurück.
Beides erscheint als unwahrscheinlich, da sich weder in Verhörprotokollen, noch in den russ. Archiven, jegliche Spuren und Erwähnungen solcher Materialien fehlen. Denn wozu so viel Aufwand für diese „Bumerangaktion“, um schließlich Kompromat zu erhalten, welches man nicht zu verwenden beabsichtigt?
5. Memoiren
Es existieren viele Berichte von Menschen, denen man gerade nicht eine stalinistische Position, vorwerfen kann. z.B. Lilja Brik, die Ehefrau von KomKor Primakov , berichtete über die abendlichen Versammlungen der Kommandeure, hinter geschlossenen Türen, im Hause ihres Mannes. Auch der NKVD Überläufer Aleksandr Orlov bestätigte die Existenz einer Armeeverschwörung.
Was spricht für eine mögliche Verschwörung in der RA?
1. Soziale und politische Instabilität
Die Rote Armee war garnichtmal so Stalin bzw. Systemtreu, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Anfang der 30er Jahre war die innenpolitische Situation in der UdSSR höchst instabil. Diese Instabilität war auch in den Armeekreisen zu beobachten. Es gab auf der Kommandoeben durchaus viele Kommandeure mit trotzkistischer oder anderen linksradikaler Orientierung. Diese sahen im politischen Kurs Stalins „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ eine Revision oder sogar Verrat an den revolutionären Idealen der „Weltrevolution“. Das Stimmung sprengartig war bestätigten solche Episoden wie: Die Drohung mit dem herausgezogenem Säbel, von Korpskommandeur Vitovt Putna an Stalin persönlich, nach dem Ausschluss Trozkijs aus der Partei 1927, er werde im die Ohren abschneiden. Oder auch der Versuch eines Kremlsturmes unter Stabskommandeur Artem Nechajev mit 200 Mann (5.8.1934). Die Unzufriedenheit mit der Kollektivierung, bei welcher auch die RA zum Einsatz kam, sollte bei Stalin Zweifel über die Loyalität der RA aufkommen lassen. Dazu kamen noch die „Salongespräche“ der ehemaligen zaristischen Offiziere, über den baldigen Kollaps des Bolschewismus. Diese Armeefronde führte 1930 zu der ersten großen Welle der Armeesäuberungen der s.g. Operation „Vesna“ (Frühling).
2.Außenpolitische Instabilität:
Der Kurs auf die Durchbrechung der außenpolit. Isolation und die Annäherung an die Westmächte, erforderte von Stalin eine neue Verhandlungsbasis zu schaffen. Ideologisch, wirtschaftlich und in allen anderen Aspekten, hatte die UdSSR für die Großmächte nichts zu bieten. Aber ein entsprechender militärisches Potential, würde die Großmächte interessieren. Um eben auf der „gleichen Augenhöhe“ zu verhandeln benötigte man eine moderne und vollmechanisierte Armee. Dazu diente z.B. die großangelegte Werbungsaktion der Kiewer Manöver von 1935.
Daraus resultierten 2 Probleme. Erstens, wie soll diese moderne Armee ausgerüstet sein? Zweitens, wie soll die Militärdoktrin aussehen? Über diese Fragen entstanden im Volkskommissariat für Verteidigung massive Konflikte. Es ging soweit, dass im Jahre 1936 Tuchatschewskij, Jakir und Uborewitsch den Volkskommissar für Verteidigung Voroschilov abzusetzen versuchten. Der russische Historiker Mel’tjuchov spricht davon, dass im Falle einer Verschwörung, diese eher antivoroschilovschen, als einen antistalinschen, Charakter hatte. Auch andere führende Militärs wie Egorov (Leiter des Generalstabs) und Blücher (Befehlshaber der Besonderen Fernostarmee) gerieten in den Sog der Intrigen.
3. Personen & Verhalten
Die bonaparitistischen Ambitionen und Karrierismus von Tuchatschewskij & co. waren allgemein bekannt. Tuchatschewskij stand bereits vor 1937 zweimal unter dem Verdacht des Geheimdienstes. 1923 als er noch die s.g. „Westfront“ kommandierte und 1931 in Verbindung mit der Operation „Vesna“. Iona Jakir (Befehlshaber des ukrainischen Militärbezirkes), und Ieronim Uborewitsch (Befehlshaber des weißruss. Militärbezirkes) wurden ihrerseits, durch die Befehlsgewalt in den jeweiligen Republiken, zu lokalen Machtzentren mit entscheidungsvollmachten in ihrem eigenem Revier.
4. Agenturberichte
Im Verlauf der 20er & 30er Jahre lieferte die ausländische Agentur der GPU (z. B. Adolf Chajrowskij, Kurt von Possanner) ständige Gerüchte über die Existenz einer Militärverschwörung. Hier kommt aber eine zusätzliche Schwierigkeit ins Spiel. Die GPU stimulierte selbst diese Gerüchte. Dies geschah in Folge der großangelegten Desinformationskampagne der weißen Emigration (die s.g. Operation „Trest“). Kann sein, dass ein Teil diese Desinformation in Form der Agenturberichte nach Moskau zurückkam. Es ist aber unwahrscheinlich, dass eine solche Desinformation eine Dauer von 14 Jahre besitzen kann und es erklärt nicht einen ähnlichen Bericht aus der japanischen Quelle.
Es existieren zwei weitere Positionen. 1. Es war eine Desinformation des deutschen SD, die mit Hilfe des Doppelagenten der [URL="http://en.wikipedia.org/wiki/Russian_All-Military_Union"]ROWS Nikolaj Skoblin [/URL]und dem tschechoslowak. Präsidenten Beneš nach Moskau kam.
2. Es war ein gezieltes Kompromat Spiel des NKVD. Man schickt ein „Kompromat -Bumerang“ ins Ausland und irgendwann kommt der „Bumerang“, als Auslandsbericht, nach Moskau zurück.
Beides erscheint als unwahrscheinlich, da sich weder in Verhörprotokollen, noch in den russ. Archiven, jegliche Spuren und Erwähnungen solcher Materialien fehlen. Denn wozu so viel Aufwand für diese „Bumerangaktion“, um schließlich Kompromat zu erhalten, welches man nicht zu verwenden beabsichtigt?
5. Memoiren
Es existieren viele Berichte von Menschen, denen man gerade nicht eine stalinistische Position, vorwerfen kann. z.B. Lilja Brik, die Ehefrau von KomKor Primakov , berichtete über die abendlichen Versammlungen der Kommandeure, hinter geschlossenen Türen, im Hause ihres Mannes. Auch der NKVD Überläufer Aleksandr Orlov bestätigte die Existenz einer Armeeverschwörung.