Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
Schade, dass Deine Erinnerungen nur noch dunkel sind. Ich hätte jetzt mal vermutet, dass die Ausstattung bestimmt ähnlich wie bei der "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" war, war ja sicher derselbe Fundus. Auf die Drehorte bin ich aber zumeist ohnehin am meisten gespannt. :)


Noch dunkler sind meine Erinnerungen an eine alte Fernsehserie, die in den frühen 1970er ein absoluter Straßenfeger war und von der zwei Staffeln gesendet wurden. Im Gegensatz zu Sandokan, dem Tiger von Malaysia, war


Arpad dem Zigeuner, keine Rückkehr gestattet. Am Ende von Staffel 2 wurde seine Frau Rilana, (um 1973 gab es kurzzeitig eine wahre Inflation von Mädchen die so getauft wurden) wird in einem Hinterhalt der Österreicher erschossen und Arpad schwer verwundet von seinen Freunden wegggeschleppt. Es ging mal die Sage, dass ein Wiedergänger vor dem Karstadt aufgetaucht sei, doch der Darsteller Arpads Robert Etcheverry ist bereits 2007 im Alter von 73 Jahren gestorben.

Die Serie spielte zur Zeit der Kuruzzenkriege in Ungarn. Nachdem die Österreicher die Türken aus Ungarn spielen sie sich als Besatzer auf. die meisten Magnaten arrangieren sich, nur Fürst Ferencz Bekeczy und seine Schwester mucken auf. Arpad glaut an "Pacipe"- eine Welt, die allen offen steht. Er kehrt aus Polen zu seinem Stamm zurück und wird in die Ereignisse verwickelt.

Die Ausstattung an Kostümen wird man nach in Punkto historische Genauigkeit als grottig bezeichnen müssen, was allerdings durch gute schauspielerische Leistungen und ein recht originelles Drehbuch weggemacht wird. Vor allem besticht die Serie aber wegen des Engagements mit dem Roma-Kultur in die Handlung eingebaut und Sitten, Bräuche, Mythen und Kultur porträtiert wurden. Trotz melodramatischer Handlung ging das doch über Lagerfeuerromantik hinaus, und in einer Episode wurde arpads Sippe von einem (ungarischen) Mob aus der Stadt gejagt. Einige Darsteller von Nebenrollen und Komparsen waren tatsächlich Roma und Ausdrücke wie "latscho Dives", "Pacipe" wurden korrekt verwendet.
 
Der Winter der ein Sommer war

Mich irritierte in dem Mehrteiler, als sowohl Offiziere als auch der Landgraf im vorletzten Teil einen Aufstand machten und fragten, wie man denn 12.000 Soldaten auftreiben sollte in einem so kleinen Staat wie Hessen-Kassel. Das steht doch im Gegensatz zu dem riesigen Heer, das sowieso in Hessen-Kassel gehalten wurde.
 
Mich irritierte in dem Mehrteiler, als sowohl Offiziere als auch der Landgraf im vorletzten Teil einen Aufstand machten und fragten, wie man denn 12.000 Soldaten auftreiben sollte in einem so kleinen Staat wie Hessen-Kassel. Das steht doch im Gegensatz zu dem riesigen Heer, das sowieso in Hessen-Kassel gehalten wurde.


Ich habe schon mal das Bestellungsverzeichnis von Sandra Paretti gesehen, die damals vor Ort recherchiert und sich einige Bände über Soldatenhandel von Lowell, Kapp und Rosengarten ausgeliehen hat.

Der von Robert Sklenik jr. und Soermann geplante Einbruch in eine Tressenfabrik war übrigens historisch, nur dass er sich mehr als 20 Jahre früher in Coburg, statt in Kassel ereignete. Verantwortlich war die Bande eines Hoyum Moyses aka der Lange Hoym
 
"Garrow's Law" 2009-2011

Die Serie mit 12 Episoden handelt von den Fällen des Londoner Anwalts William Garrow (Andrew Buchan) und seines älteren Mentors John Southouse (Alun Armstrong) und spielt im späten 18.Jh..
Garrow schreibt sich recht rasch den Kampf gegen die Thief-takers wie einem gewissen Forrester (Steven Waddington). Recht rasch mausert sich Garrow zu einem erfolgreichen Anwalt, der vor allem mit Sir Francis Buller (Michael Culkin) als Richter zu tun hat. Neben den jeweiligen Verhandlungen vor Gericht bildet ein Schwerpunkt der Konflikt von Garrow mit seinem Gegenspieler Silvester (Adrian McArgle) vor Gericht, der sich dann aber auch bis hin zu einem Duell ins Privatleben zieht. Gefährlich für den ambitionierten Garrow sind neben seinen temperamentvollen Auftritten vor Gericht, sein oft schlechtes Händchen im Umgang mit wichtigen Personen wie Buller und den Baronet Sir Arthur Hill (Rupert Graves), zu dessen Frau, die oft den Prozessen im Sinne ihres Gatten, der MP ist, beiwohnt, er schnell eine Beziehung aufbaut. Dabei könnte der Unterschied zwischen den noblen Wohnverhältnissen von Lady Sarah Hill (Lyndsey Marshal) und der bescheidenen Dachbehausung Garrows kaum größer sein. Oft lässt sich Garrow auch auf Prozesse ein, wofür er nicht mehr als eine halbe Guinee von den Angeklagten zu erwarten hat.

Was mir mit am besten gefallen hat, war die Atmosphäre der Handlungsorte, sowohl die kleine Bude von Garrow, als auch die Anwaltsbüros. Man spürt beinahe plastisch beim Zuschauen das Papier der Aktenberge. Manchmal wirken freilich die Bücher zu alt und abgeschabt, dafür dass manchmal angedeutet wird, es handele sich um Werke neuester Erkenntnisse. Sehr angenehm fand ich das Schauspiel, wobei mir Alun Armstrong (den ich nicht nur aus "Aristocrats" noch in guter Erinnerung hatte) am besten gefiel.
Erstaunlich unstimmig ist leider oft die Kleidung. Da wurde quasi in die große Mottenkiste mit der Aufschrift "irgendwie 18.Jahrhundert" gegriffen und bisweilen schier wahllos das Zeug verteilt. Leider schleichen sich dann auch Fehler wie falsche Perücken für den Zeitschnitt ein. Geht man nach der Kleidung der Lady Hill müsste die Serie in den späten 1780ern spielen. Am besten gelungen schien mir die Berufskleidung der Juristen vor Gericht samt der schönen Bäffchen.

Die Handlung weist manchmal Logikfehler auf. Einmal erhält Forrester für einen relativ leicht konstruierbaren Mord bloß eine Prangerstrafe, wenngleich ihn dort ein offenbar tötlicher Steinwurf trifft. Der MP Sir Arthur Hill erfährt von dem Duell und geht nicht dagegen vor. Was mich interessieren würde wäre: war die Vollstreckung der Strafe direkt im Gerichtssaal wie in der 1. Folge zu sehen (Brandmarkung) in England üblich? Zumindest aus deutschen Rechtsquellen des späten 18.Jh. kenne ich das nicht. Die Abbildungen zeigen in der Regel eine Strafvollstreckung durch den Scharfrichter oder andere Personen auf einem öffentlichen Platz vor einer mehr oder minder großen Zuschauerschaft.
Das Gutmenschentum Garrows und seine an Naivität grenzende Lebenseinstellung ist bisweilen nervig, aber wird von der anstrengenden Haupthandlung mit seiner Beziehung zu Lady Sarah Hill noch übertroffen.

Ich habe bis jetzt 3 1/2 Folgen gesehen und auch wenn ich meine Punkte auszusetzen habe, betrachte ich die Serie gern aus dem Blickwinkel, dass sowas Gutes sicher in Dtl. nie und nimmer produziert werden würde. Ich würde mir jedenfalls, so ich dazu komme, auch gern den Rest der Serie anschauen. Sie ist gut und nette Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger.:)
 
"Tödliches Geheimnis" (1980)

Ich habe vor Kurzem den Abenteuervierteiler "Tödliches Geheimnis" (Regie Herbert Wiese) gesehen.

Die ziemlich komplexe Handlung kann man bei Wikipedia nachlesen: Tödliches Geheimnis (1980) ? Wikipedia)

Sehr gut gefielen mir durchgehend die Schauspieler allen voran Günther Maria Halmer, den ich in der Form noch garnicht wahrgenommen habe. Wunderbar gelingt es ihm diesen schleichend zunehmenden Wahnsinn des reichen Landmannes Falkland zu spielen, der ja am Anfang der Philantroph, Gentleman und große Kenner der Philosophie etc. par Excellence war. Die schauspielerischen Leistungen einiger Akteure allein genügten mir schon fast zum Zuschauen.

Was soll man sagen? Die Romanvorlage des Werkes von William Godwin bietet sich fulminant zu einer Verfilmung an, wobei der Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle geworfen wird. Soll man Falkland für seine Tat verachten? Soll er einem leid tun, da er doch eigentlich ein so guter Mensch war? Wie sieht es mit Caleb aus? Könnte er sich nicht aus mancher Schlinge ziehen, wenn er sich nicht so wahnsinnig naiv anstellen würde (da hat man ein paar Ähnlichkeiten zu Barry Lyndon)?

Trotz ziemlich durchwachsener Ausstattung bezüglich Kostümen und so weiter, bringt der Film viel Atmosphäre des 18.Jahrhunderts herüber. Das liegt natürlich an den großartigen Drehorten in den vielen Schlössern, Inn's usw. in Großbritannien und Italien. Bisweilen wirken die einfachen Leute sogar glaubhaft schäbig. Bei manch einem Kostüm dachte ich mir auch, hoppla, das sieht garnicht mal so schlecht aus. Das war dann wahrscheinlich nicht aus einem deutschen sondern aus einem englischen Fundus. Ganz großartig waren einzelne Szenen wie im Gefängnis, das tatsächlich so schäbig wie bei Hogarth oder zeitgenössischen deutschen Stichen aussah. Dann gefiel mir auch dieser Überfall der Straßenräuber auf Caleb, die ihn erstmal, da er keine ordentliche Barschaft hatte einfach nackt auszogen. So brutal waren nunmal damals die Zeiten.

Siehe zu Straßenraub: File:Chodowiecki Basedow Tafel 32 c.jpg ? Wikimedia Commons

Der Vierteiler schafft es gerade wegen der beachtlichen Länge von 361 Minuten (!) diesen Roman uns wie ein Gemälde vor Augen zu legen. Wer über die kleinen oder größeren Mankos hinwegsehen kann, wird seine reine Freude haben, denn ich fand den Film auch gut inszeniert.

8 von 10 heimtückischen Messerstichen.;)
 
Der Kurier der Kaiserin (1968)

War zwar kein Film, dafür eine tolle Serie:
Der Kurier der Kaiserin mit Klaus-Jürgen Wussow als Rittmeister von Rotteck.
Heldenhafte Österreicher, hinterhältige Preussen die trotz übler Tricks ob ihrer Plumpheit immer ins Hintertreffen kamen - alles im Dienste für die große Maria Theresia.
Herz, was willst du mehr!
Ich habe es jetzt mal geschafft sämtliche Folgen anzuschauen. Ich muss sagen, es war amüsant. Die Kostüme sind natürlich karnevalesk und die Handlung oftmals sowas von gaga, dass es schon wieder gut ist.

In der Serie soll der Rittmeister von Rotteck (Wussow) immer wieder Aufträge für die Kaiserin erfüllen. Maria Theresia ist auch eine der wenigen historischen Figuren, die auch explizit erwähnt werden. Beim König von Frankreich spricht man schlicht vom König von Frankreich. Eine weitere historische Persönlichkeit, die einmal erwähnt wird, ist der Feldmarschall Daun. Ansonsten sind die meisten auch höherrangigen Charaktere rein fiktiv. Mit Geschichte im engeren Sinne hat die Handlung nichts zu tun. Da gehen beispielsweise ein englischer, ein französischer, ein preußischer und ein österreichischer Offizier nach England in ihren Uniformen, um Kanonen zu kaufen. Oder aber ein preußischer und ein österreichischer Offizier verbünden sich, um gegen die Sachsen zu kämpfen, die in einem imaginären Konflikt offenbar mit Preußen und Österreich verfeindet sind. Einmal ist sogar in der Folge "Der Goldmacher" von einem König der Niederlande die Rede. Die Höhepunkte der Serie an Unterhaltsamkeit bieteten für mich die Folgen "Die Polin" und Staatsstreich". Bei ersterem Teil tritt der Rittmeister die an ihm haftende polnische Adelige, die er loswerden will, an Casanova ab, bei letzterer vereitelt Rotteck den Staatsstreich in einem fiktiven Fürstentum.
Es ist noch dazu zu sagen, dass die Folgen nichts miteinander zu tun haben, außer dass bestimmte Charaktere gelegentlich erneut auftreten wie dem preußischen Gegenspieler Rottecks der Leutnant von Buckow (Volkert Kraeft).

Manche Folgen wie "Die Brücke" waren auch durchaus langweilig. Aber insgesamt ist als besonders positiv hervor zu heben, dass die Schauspieler immerhin stets gut drauf zu sein schienen. :)
 
Jack Holborn (1982)

Dies ist die Geschichte des Findelkindes Jack Holborn (Patrick Bach), der 1777 gefunden wurde und etwa 10 Jahre später zu einem Seiler in Bristol gegeben wird. Aber es zieht Jack zu dem Kapitän Sharingham (Matthias Habich), der offiziell mit einem Kaperbrief gegen Franzosen und Spanier ausgestattet ist, von dem er sich Aufklärung bezüglich seiner Herkunft erhofft. Der Kapitän wird allerdings von der Admiralität bei seinem Kontakt mit den Piraten erwischt, woraufhin des Kapitäns Schiff "Charming Molly" von der Marine übernommen wird. Kapitän Sharingham gelingt es mit Hilfe der Piraten seinen Heschern zu entkommen. Schließlich gelingt es Jack auf die "Charming Molly" zu kommen, die nun als Kriegsschiff unter Kapitän Cox segelt. Die "Charming Molly" wird durch einen Trick von Kapitän Sharingham und seinen Piraten wieder in seine Gewalt gebracht und verfolgt nun wieder den ursprünglichen Plan, das Schiff "Esperance" mit einem sagenhaften Schatz von 20 Mio. Pfund zu kapern. Auf der Insel Nautia wird Kapitän Sharingham allerdings von seinem Bruder Lord Sharingham überrascht. In Folge dessen werden die beiden Zwillingsbrüder verwechselt und der Lord kommt als Verwundeter in der Uniform des Kapitäns an Bord der "Charming Molly". Der Navigator Morris (Terence Cooper) übernimmt nun das Kommando, da der angebliche Kapitän zum einen noch verwundet ist und zum anderen der in seemännischen Dingen völlig unbedarfte Lord-Richter lieber diese Sachen Morris überlässt. An Bord kommt es zu einer Meuterei, als ein Ausgesetzter der "Esperance" namens Trumpet (Monte Markham) aufgenommen wird. Die Meuterei wird abgewehrt und ein Teil der Meuterer getötet. Doch damit sind die Leute um Morris, Vronsky und Jack nicht gerettet. Die "Charming Molly" kommt in einen Sturm und rammt dabei zufällig die herrenlose "Esperance". Alle der eigentlichen Piraten vom Anfang des Films ertrinken dabei. Holborn gelingt es am nächsten Tag den Schatz der "Esperance" mit Trumpets Hilfe zu heben. Soviel man tragen kann, nehmen die Gestrandeten, nämlich Morris, Vromsky, Jack, Sharingham und Trumpet, mit sich. Sie haben einen langen Marsch mit allerhand Gefahren durch die Wildnis Afrikas zu bestehen, wobei der Navigator Morris heroisch und voller Pflichtbewusstsein stirbt. Schließlich gelingt es den einmal von Sklavenhändlern gefangenen Sharingham, dessen Identität nun bekannt ist, zu befreien. Vromsky bleibt bei der Familie des reichen Händlers Thompson in einer Küstenstadt. Wieder in England wird nun der echte Kapitän Sharingham, der sich dort als Lord Sharingham ausgibt von Mr. Trumpet in einer Gerichtsverhandlung überführt. Da Jack dem Kapitän Sharingham vor seiner Hinrichtung helfen will, erfährt er von ihm, inwiefern das Schicksal von Jacks Eltern mit dem Kapitän zusammenhängt. Schließlich wird der Kapitän Sharingham doch durch einen Zufall erfolgreich hingerichtet und Jack findet im Palast des Admirals seine Mutter, Lady Myra, die ehedem eine Informantin des Kapitän Sharingham gewesen war.

Es handelt sich um die Verfilmung eines Abenteuerromans von Leon Garfield von 1964. Glücklicherweise hat aber dieser Roman viel von den spannenden Romanen rund um Findelkinder des 18. oder 19. Jh. wie "Tom Jones" oder "Oliver Twist" an sich. Hier im Film gibt es freilich einige auch inhaltliche Anachronismen. So leuchtet es nicht ein, warum Kapitän Sharingham denn Kaperbriefe gegen die Franzosen und Spanier wie Anfangs erwähnt, bekommen sollte. 1787 herrschte nunmal Frieden. Vielleicht hat man da 1777 mit 1787 verwechselt. Dann erscheint die Summe von 20.000.000 Pfund als extrem übertrieben. Vielleicht wurden da DM von 1982 mit Pfund Sterling von 1787 verwechselt(?). Man muss nur mal bedenken, dass im 17.Jh. Freibeuter beim Überfall auf eine ganze Stadt bisweilen Beute von etwa 100.000 Pfund machten und das als viel Geld angesehen wurde(!).

Die Ausstattung ist sehr durchwachsen. Mich erstaunten zum Beispiel Szenen, wenn die "Charming Molly" als Kriegsschiff fungieren sollte und dann die Mannschaft tatsächlich durchweg in den Matrosenuniformen mit den blauen Jacken und schwarzen Hüten ausgestattet war, wie es auch in diese Zeit passt. Rund um das Haus der Admiralität sah man sogar bisweilen Offiziere mit recht stimmigen Uniformen für britische Seekadetten. Besonders erfreulich fand ich die Schusswaffen. Hier griff man offensichtlich zu keinen billigen Attrappen; es könnten Repliken aus den 1980ern gewesen sein, denen man eine Funktionsfähigkeit durchaus ansehen konnte. Vielleicht kommt es auch daher, dass die Pfannen vor dem Abfeuern geschlossen und die Hähne tatsächlich auch gespannt wurden.
Auf der anderen Seite waren natürlich oft die Schminke und die Frisuren völlig gaga und man verstand manchmal nicht, was für eine Uniform da und dort getragen wurde. Ein typischer Filmfehler war die Trikolore an dem Piratenschiff, das sich als französisches Schiff ausgeben wollte und das, wie gesagt, deutlich vor 1789.
Es wurde für die Hafenszenen auf Nautia und in Bristol einiger Aufwand betrieben. So verwundert es vielleicht nicht, dass man nunmal kein hundertprozentig passendes Schiff für die "Charming Molly" nachbauen konnte. Die Betakelung wirkt einfach zu modern und die Geschützpforten in Relation zu zeitgenössischen Gemälden seltsam aufgemalt. Das Schiff sollte übrigens eine Fregatte sein. Es fungierte dann an anderer Stelle im Film auch als Handelsschiff namens "Lady Jane", was man eindeutig an der selben Besegelung, nur mit einem anderen Anstrich, erkennen konnte. Neben der "Charming Molly" trat dann in unterschiedlicher Rolle noch ein weiteres kleineres Fahrzeug auf. Die beiden Linienschiffe in der ersten Folge wurden offensichtlich mit Modellen simuliert, wobei ich das Ergebnis, so drollig es aussah, gelungener als moderne PC-Animationen (siehe "Der Patriot" mit Mel Gibson bei den Szenen im Hafen von Charlston) fand.

Teilweise sehr gut gefielen mir die Schauspieler, allen voran Terence Cooper, dem man mit seinem (historisch natürlich unpassenden) Schnurbart auch gut und gern den Mimen in einem Italowestern abgenommen hätte. Es war für mich manchmal ein bisschen schwierig Lord und Kapitän Sharingham voneinander zu unterscheiden, da beide dummerweise die selbe dämliche (19)80er-Jahre-Frisur mit Zöpfchen und Seitenscheitel verpasst bekommen hatten.

Für einen Jugendfilm war die Serie ziemlich brutal - ich denke da nur mal an den mit einem Degen an die Wand genagelten Kapitän der "Esperance" in dem Wrack des Schiffes. Aber die Serie konnte trotz der beachtlichen Länger von 6 mal 55 Minuten gut die Spannung halten. Keine Folge war grundlegend langweilig. Obendrein kamen viele Themen vor, wie Selbstbeherrschung, Gerechtigkeitssinn, Sklaverei, woraus Jugendliche vielleicht etwas lernen können. Insgesamt eine schöne Geschichte, die man vielleicht weniger als Historienfilm betrachten sollte, eher als gelungene Unterhaltung. :)
 
"Chingachgook, die große Schlange" (1967)

"Chingachgook, die große Schlange" (1967) vom Regisseur Richard Groschopp war ein Kinofilm der DEFA, welcher den dankbaren Stoff "Der Wildtöter" von J.F.Cooper aufgriff. Schon allein der Titel legt nahe, dass diese Verfilmung den Mohikaner stärker in den Blickpunkt als gewöhnlich rücken wollte.

Am Beginn sieht man Wildtöter (Rolf Römer) bei den Mohikanern, wo Chingachgook (Gojko Mitić) seine Braut Wahtawah (Andrea Drahota) heiraten soll. Allerdings wird Wahtawah von den Delawaren geraubt, so dass sich Wildtöter und Chingachgook zu ihrer Befreiung auf den Weg machen. Dabei trifft Wildtöter auf den Trapper Harry (Jürgen Frohriep), der den alten Tom Hutter (Helmut Schreiber) in seiner Biberburg, einer Behausung auf einem großen See, besuchen möchte. Zusammen mit Tom wohnt dort auch seine Tochter Judith. Eines Tages machen sich Tom und Harry auf, um Delawaren zu skalpieren, welche sie für eine leichte Beute halten. Die beiden werden jedoch von den wachsamen Delawaren gefangen. Mit Hilfe von Chingackgooks Rat gelingt es Tom und Harry gegen zwei Miniaturelefanten auszutauschen. Dennoch sind die Delwaren nun aufgrund von dem Verhalten der beiden hitzigen Trapper gegen sie aufgebracht. In den anschließenden Kämpfen wird Tom von den Delawaren getötet, verrät im Sterben aber noch Judith, dass er ein mieser Verbrecher war, der Judiths wahre Eltern tötete. Chingachgook wird bei einem Versuch, Wahtawah zu befreien von den Delawaren geschnappt und landet am Materpfahl. Harry schlägt sich zu einem britischen Fort durch, wo er den Kommandanten mit der Aussicht auf viel Kopfgeld für die arglosen Delawaren für einen Angriff auf deren Lager begeistern kann. Daher marschieren die Briten nun an den See und metzeln in einem Gefecht die überraschten und mit Chingachgook beschäftigten Delawaren egal ober Männer oder Frauen nieder. Wenigen gelingt die Flucht. Judith verlässt die Biberburg mit den Soldaten. Wildtöter zieht das Leben mit seinem Freund, dem Mohikaner, dem Leben mit Judith in der Zivilisation vor.

Anders als in anderen Verfilmungen wird gerade am Schluss deutlich, dass eben die Metzelei unter den Delawaren keineswegs ein toller Triumph sondern ein schauriges Ereignis ist. Die Gefahr für die Ureinwohner, da sie sich untereinander im Dienste der Briten beziehungsweise Franzosen, bekämpfen, wird thematisiert. Ich weiß nicht in wie weit diese Sichtweise der Romanverfilmung seine Nähe zur Literaturvorlage abspenstig macht. Auffällig waren für mich vor allem grobe Abweichungen davon wie der Umstand, dass Toms zweite Tochter Hetty einfach gestrichen wurde. Der Aspekt, dass die Delawaren Hetty sehr menschlich behandeln, als sie versucht diese zur Freilassung ihres Vaters zu überzeugen, kommt dadurch leider nicht vor.

Der See und das Blockhaus Biberburg fand ich sehr stimmig ausgewählt bzw. gestaltet und es entsprach ziemlich dem, wie ich mir die Gegend nach dem Lesen des Romans vor vielen Jahren vorgestellt hatte.

Einige Szenen im Film enthalten Ungereimtheiten wie die von einigen französischen Reitern, denen Chingachgook einmal ein Pferd abnimmt, um es ihnen dann letztlich doch zu überlassen. Da beschleicht einem der Eindruck, dass es um eine, letztlich völlig sinnlose, Verfolgungsjagdszene gehen sollte. Warum dieselben Franzosen (in ihren Infanterie(?)Fantasieuniformen) dann später im Fort Gefangene der Briten sind, erfährt man nicht. Die Kleidung sowohl von Ureinwohnern als auch von Engländern ist durchweg krude. Die Hosen sehen vom Schnitt her oft aus wie ganz moderne Hosen, die dann auch entsprechend mit Gürteln fixiert werden müssen. In einer Truhe findet Judith die angeblichen Kleider ihrer wahren Eltern, worunter ein komischer Zweispitz und Hofrock und ein karnevaleskes Kleid ist, wobei alles irgendwie komplett aus dem übrigen Kostümbild rausfällt. Die britischen Uniformen sind seltsam, da sie nicht so ganz fantasymäßig sind, was die Aufschläge bspw. anbelangt, dann aber albern kleine Hütchen und moderne Rückentornister aufweisen. Die Delawaren haben irgendwie sowas wie Maurerhämmer als Waffen statt der typischen Kugelkopfkeulen (die z.B. in "Der letzte Mohikaner" (1992) oder "The New World" (2005) zu sehen sind). Immerhin sieht man einmal am Anfang ein indianisches Langhaus, wie es bei Irokesen z.B. üblich war, während in der etwa zeitgleichen BRD-Produktion "Die Lederstrumpferzählungen - Der Wildtöter" (1969) nur Tipis zu sehen waren.

Gut gefiel mir, dass die Ureinwohner, egal ob positiv belegte Figuren wie Chingachgook oder eben die delawarischen Gegner, nicht als idiotische Nebenfiguren gezeigt wurden. Auch die feindlichen Krieger, allen vorran deren Häuptling und dessen Sohn bekamen eigene Charaktere und waren nicht gesichtslose Feinde, die wie in anderen Filmen bloß als Ziele der Kugeln der Helden dienen sollten. Einleuchtend fand ich auch, dass Harry und Tom so garnichts von der Unterstützung durch den Mohikaner hielten. Schön war auch, dass keine der beiden Protagonisten als unüberwindliche Heldengestalten auftraten, sondern eben auch ihre Schwächen hatten. Rolf Römer war als Wildtöter zwar nicht so jung wie die Romanfigur, sah aber immerhin im Unterschied zu seinem Pendant Helmut Lange noch halbwegs danach aus. Schauspielerisch war das Ganze solide gemacht.

Als Kind habe ich den Film einmal im Kino gesehen und ich muss zugeben, dass ich ihn noch immer mag. Natürlich weiß ich heute deutlich mehr über den historischen Hintergrund und erkenne viele Fehler der Authenzität, aber immerhin ist der Film trotz alledem und in Anbetracht des politischen Hintergrundes der Produktion recht spannend gemacht und besticht zumindest in einigen Zügen durch eine gewisse Atmosphäre, wenngleich er an Action freilich nicht mit Filmen wie "The last of the Mohicans" (1992) mithalten kann. Sollte er aber sicher auch nicht. :fs:
 
Kann mich leider nicht entscheiden...

Ein paar Filme dieser Umfrage habe ich davon gesehen.
Eigentlich kann ich keinen dieser Filme nachreden, dass sie nicht sehenswert gewesen wären.
Jeder dieser Filme verkörpert einen anderen Sachverhalt.
Die Filmaussagen sind sehr verschieden, teilweise gar nicht vergleichbar.
Ergo, so was wie einen Favoriten habe ich da nicht.

Abschalten tue ich eigentlich nur dann, wenn ich feststelle, der Film passt in seiner Ausstattung nicht in das Zeitalter wo erhandelt und das damalige Lebensgefühl/Lebensformen/Lebensart wird mit dem heutigen Lebensgefühl/Lebensformen/Lebensart etc. verwechselt.

Anmerkung: Findet man heutzutage auch oft im Opernhaus.
Ein Beispiel: La Traviata, Alfredo tritt in einem Designer Anzug der heutigen Zeit auf und es werden in laufe der Vorstellung ein paar „erheiternde Sprüche der heutigen Zeit“ eingeflochten.


Und da ich gerade von Alfredo (Verdi) schreibe.
Natürlich gefiel mir der Streifen „Amadeus“.
Hätte gern per Youtube das Adagio vom Klarinettenkonzert (KV 622) – eines meiner Lieblingsstücke von Mozart – reingesetzt, aber ich glaube das ist hier nicht erwünscht.
 
Die Serie mit 12 Episoden handelt von den Fällen des Londoner Anwalts William Garrow (Andrew Buchan) und seines älteren Mentors John Southouse (Alun Armstrong) und spielt im späten 18.Jh..
Garrow schreibt sich recht rasch den Kampf gegen die Thief-takers wie einem gewissen Forrester (Steven Waddington). Recht rasch mausert sich Garrow zu einem erfolgreichen Anwalt, der vor allem mit Sir Francis Buller (Michael Culkin) als Richter zu tun hat. [...]

Es ist etwas her, seit die Serie lief, aber sie hatte insgesamt drei Staffeln, wovon meiner Erinnerung nach, die dritte die schwächste war. Das nur nebenbei.



Erstaunlich unstimmig ist leider oft die Kleidung. Da wurde quasi in die große Mottenkiste mit der Aufschrift "irgendwie 18.Jahrhundert" gegriffen und bisweilen schier wahllos das Zeug verteilt. Leider schleichen sich dann auch Fehler wie falsche Perücken für den Zeitschnitt ein. Geht man nach der Kleidung der Lady Hill müsste die Serie in den späten 1780ern spielen. Am besten gelungen schien mir die Berufskleidung der Juristen vor Gericht samt der schönen Bäffchen.
Die Kleidung von Lady Sarah war durchaus verwirrend, weswegen ich erst mal annahm, daß die Handlung zu Zeiten der französischen Revolution spielte. Was mir deswegen überhaupt nicht gefiel waren ihre Haare, die m.E. nicht toupiert genug waren. Es fiel mir erst später auf, daß ich mich im Zeitrahmen geirrt hatte, was dann leider meine Meinung ihrer Kleidung noch verschlechtert hat.



Die Handlung weist manchmal Logikfehler auf. Einmal erhält Forrester für einen relativ leicht konstruierbaren Mord bloß eine Prangerstrafe, wenngleich ihn dort ein offenbar tötlicher Steinwurf trifft. Der MP Sir Arthur Hill erfährt von dem Duell und geht nicht dagegen vor. Was mich interessieren würde wäre: war die Vollstreckung der Strafe direkt im Gerichtssaal wie in der 1. Folge zu sehen (Brandmarkung) in England üblich? Zumindest aus deutschen Rechtsquellen des späten 18.Jh. kenne ich das nicht. Die Abbildungen zeigen in der Regel eine Strafvollstreckung durch den Scharfrichter oder andere Personen auf einem öffentlichen Platz vor einer mehr oder minder großen Zuschauerschaft.
Die Vollstreckung des Urteils kam auf den sozialen Stand an. Leider erinnere ich mich nicht mehr an die erste Folge, aber eine Vollstreckung im Gericht wäre ungewöhnlich.

Was Forrester angeht, gilt auch heute noch der Spruch "The law is what the judge ate for breakfast", also grob übersetzt "das Frühstück des Richters diktiert das Gesetz". Will heißen, Richter urteilten nach Tagesform, und Präzedenzfällen. Oder sie schufen Präzedenzfälle. Englisches Recht ist ein Wirr-warr von Präzedenzfällen, die sich oft ändern, weswegen die Strafe Forresters durchaus möglich war.

Das Gutmenschentum Garrows und seine an Naivität grenzende Lebenseinstellung ist bisweilen nervig, aber wird von der anstrengenden Haupthandlung mit seiner Beziehung zu Lady Sarah Hill noch übertroffen.
Es wird noch schlimmer! :winke: Wie du gesagt hast, es ist nette Unterhaltung, wobei man durchaus einiges lernen kann. ***Spoiler*** Vor Allem das Schicksal Lady Sarahs wirft Licht auf die Situation von Frauen, und in wie weit sich das teilweise nicht geändert hat.

Mein Fazit war, daß Garrow's Law durchaus interessant war, aber leider mit der Charakterisierung Garrows einen Fehlgriff gemacht hat. Garrow hat keine Ecken und Kanten, und tat sich deswegen schwer damit die Probleme der Zeit zu illuminieren. Im Vergleich zu "City of Vice", welches zu ähnlicher Zeit spielt und die Bow Street Runners behandelt, war mir Garrow zu seicht. Die Protagonisten in "City of Vice" sind keine Gutmenschen, sondern agieren in der moralischen Welt des 18.Jhdts, was anders als bei Garrow manchmal schlecht aufstösst, aber nichtsdestotrotz zum Nachdenken anregt.
 
Zuletzt bearbeitet:
1.
Was Forrester angeht, gilt auch heute noch der Spruch "The law is what the judge ate for breakfast", also grob übersetzt "das Frühstück des Richters diktiert das Gesetz". Will heißen, Richter urteilten nach Tagesform, und Präzedenzfällen. Oder sie schufen Präzedenzfälle. Englisches Recht ist ein Wirr-warr von Präzedenzfällen, die sich oft ändern, weswegen die Strafe Forresters durchaus möglich war.

2.
Mein Fazit war, daß Garrow's Law durchaus interessant war, aber leider mit der Charakterisierung Garrows einen Fehlgriff gemacht hat. Garrow hat keine Ecken und Kanten, und tat sich deswegen schwer damit die Probleme der Zeit zu illuminieren.
1.
Wobei das in Deutschland nicht besonders anders war. Es gab zwar die Carolina, welche in den meisten hier vorgeführten Fällen greifen könnte, aber ob sie angewendet wurde oder ob man der örtlichen Rechtstradition folgte, blieb mehr oder weniger dem Gericht überlassen. Selbst die Carolina ließ allerdings bis auf klar nachweisbaren Mord relativ viele Freiräume "am leib oder leben" zu strafen bzw. "radts pflegen", also in nicht eindeutigen Fragen sich juristische Hilfe einzuholen.
Warum der Richter mit Forrester glimpflich umgehen sollte, schien mir in dem Fall nur unlogisch. Das Urteil hing doch, wenn ich recht verstehe, wie in Dtl. auch von einem Kollegium von Geschworenen ab.

2.
Seine Hitzköpfigkeit könnte man als seine Ecken und Kanten beschreiben. Ansonsten hast Du allerdings Recht. Es wäre unterhaltsamer gewesen, wenn er auch ein paar zeittypische Laster gehabt hätte.

Vielleicht hätte man die Serie zumindest sinnvoller strukturieren können und wenn auch nicht alle Fälle in das Alter von Garrow passen, hätte man vielleicht zumindest die historische Abfolge der Fälle chronologisch in der Serie abbilden können.

Ansonsten teile ich Deine Ansicht, dass die Frisur von Lady Hill irgendwie uninspiriert ausschaut. insgesamt hätte es der Serie besser getan, dass man die Großkopferten deutlicher heraus gehoben hätte, indem sie eben immer neue Moden trügen, wobei die Stoffe und Materialien im Gegensatz zum Rest der Rollen evtl. eben auch erkennbar neu (also frisch hergestellt) hätten aussehen dürfen.
Durch dieses Durcheinander von Kostümen etc. wirkt es manchmal arg beliebig und ein bisschen nach "no period" - also Quasi wie bei der 3. Staffel von "Blackadder", die irgendwie zwischen 1750 und 1830 angesiedelt war, wodurch natürlich Personen aufeinander trafen, die sich nie begegnet wären.

Nicht schlecht, aber man hat es von der Insel schon besser gemacht gesehen.
 
Kann mich leider nicht entscheiden...

Ein paar Filme dieser Umfrage habe ich davon gesehen.
Eigentlich kann ich keinen dieser Filme nachreden, dass sie nicht sehenswert gewesen wären.
Jeder dieser Filme verkörpert einen anderen Sachverhalt.
Die Filmaussagen sind sehr verschieden, teilweise gar nicht vergleichbar.
Ergo, so was wie einen Favoriten habe ich da nicht.

Abschalten tue ich eigentlich nur dann, wenn ich feststelle, der Film passt in seiner Ausstattung nicht in das Zeitalter wo erhandelt und das damalige Lebensgefühl/Lebensformen/Lebensart wird mit dem heutigen Lebensgefühl/Lebensformen/Lebensart etc. verwechselt.

Anmerkung: Findet man heutzutage auch oft im Opernhaus.
Ein Beispiel: La Traviata, Alfredo tritt in einem Designer Anzug der heutigen Zeit auf und es werden in laufe der Vorstellung ein paar „erheiternde Sprüche der heutigen Zeit“ eingeflochten.


Und da ich gerade von Alfredo (Verdi) schreibe.
Natürlich gefiel mir der Streifen „Amadeus“.
Hätte gern per Youtube das Adagio vom Klarinettenkonzert (KV 622) – eines meiner Lieblingsstücke von Mozart – reingesetzt, aber ich glaube das ist hier nicht erwünscht.
Es ist ganz natürlich, dass die Meinungen auseinander gehen. Jedem ist an einem Film etwas anderes wichtig. Ich finde "Amadeus" beispielsweise furchtbar, nicht nur wegen der miesen Ausstattung, sondern eben auch, weil quasi jedes Klischee über diesen Zeitschnitt bedient wird. Dass Mozarts Musik recht schön ist, wird ja davon nicht berührt. Ich finde ja auch die Musik in "Farinelli" sehr schön, auch wenn die Handlung nicht viel mit der historischen Figur des Kastraten zu tun hat.

Lustigerweise wird in "Ich, Don Giovanni" (2009) auf die fiktive zerwühlte Frisur, die Mozart in Formans "Amadeus" hatte, Bezug genommen, auch wenn Mozart nicht als ganz so infantil und Salieri nicht als ganz so unbegabt hingestellt wird. Habe den Film jetzt noch nicht zu Ende gesehen, fand ihn aber bis jetzt sogar besser als "Amadeus", auch wenn die Handlung selbstredend ein Stück weit fiktiv ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Die Lederstrumpferzählungen - Der Wildtöter" (1969)

Da die Handlung von der DEFA-Produktion erheblich abweicht, obwohl es sich um die Verfilmung desselben Stoffes handelt, - das nur mal zum Thema Literaturverfilmung - will ich sie hier auch darstellen.

Anders als in "Chingachgook, die große Schlange" wird die Handlung dauernd von einem Erzähler begleitet. Dadurch wird zumindest suggeriert, dass diese Erzählerpassagen den Büchern entnommern sind, was aber keineswegs der Fall ist.

Nat Bumppo (Helmut Lange) möchte am Anfang des Filmes einige Siedler besuchen. Deren Hof wirkt aber verlassen. Dann wird er von Eingeborenen angegriffen, die ihn fangen und zu einem auf einer Bergesspitze sterbenden Häuptling führen. Nach einer Unterhaltung mit dem Häuptling schließt sich Nat den Ureinwohnern an. Er erhält den Namen Wildtöter, sein Freund wird Chingachgook (Pierre Massimi) ein Mohikaner.
Sein Weg führt ihn zusammen mit Harry March an einen großen See. Harry, ein grober und eindeutig recht dummer Geselle, hat es auf Judith, die Tochter des alten Tom Hutter abgesehen, der auf dem See wohnt. Als Natt und Harry in der Biberburg eintreffen, sind Tom und seine beiden Töchter mit der sogenannten Arche unterwegs. Sie finden die Arche in einem Flussarm, wo gleich darauf ein Angriff der Mingos entbrennt. Es gelingt sich zur Biberburg durchzuschlagen. Bei der abendlichen Aktion, die Kanus vor dem Zugriff der Mingos zu schützen, kommen Tom und Harry auf die Idee, Skalps im Frauenlager der Mingos zu machen, wobei sie gefangen werden. Durch den bekannten Tausch kommen zwar Harry und Tom wieder frei, aber Harry ist so hitzig den Parlamentären der Mingos hinterher zu schießen, was diese als Kampfansage deuten. Bei dem Schusswechsel wird Hetty Hutter, die mit Hilfe der Bibel zuvor die Mingos zur Freilassung ihres Vaters hatte bewegen wollen, getötet. Im Zuge der Kämpfe wird Tom von den Mingos in der Biberburg getötet, weil Harry Chingachgooks Warnung in den Wind schlägt; Wildtöter wird bei der Befreiung Wah-Ta-Wahs gefangen und an den Materpfahl gebunden. Allerdings schafft es Chingachgook mit der Bemalung der Mingos zu Wildtöter vorzudringen und ihn zu retten. Sie werden Zeugen wie Rogers Rangers fast gleichzeitig und aus heiterem Himmel die Mingos überrumpeln und vernichten. Judith heiratet frustriert Harry und zieht die Zivilisation dem Leben auf dem See vor.

Die Handlung der DEFA-Verfilmung wie auch der deutsch-franz. Koproduktion weicht in vielen Punkten von der des Romans ab. So kommen in "Die Lederstrumpferzählung ..." die Soldaten urplötzlich und ohne jegliche Erklärung. Anders als im Roman haben die Mingos kaum ein Gesicht, abgesehen von den Szenen, in denen Hetty sie versucht mit Hilfe der Bibel zu überzeugen.

Die Ausstattung ähnelt bedingt wohl auch durch die zeittypische Anforderung an Authenzität ungefähr derjenigen der DEFA-Produktion. Die Gewehre wirken oftmals wie billige Attrapen, was auch am Schafft und an der Länge der Ladestöcke, die eindeutig zu kurz für die Läufe sind, zu erkennen ist. Die Mingos sind mit gewaltigen und ganz offenbar unhandlichen Äxten bewaffnet. Die Messer von Trappern und Mingos sind ähnlich überdimensioniert. Teilweise kommt es zu unfreiwillig lustigen Szenen, wenn man bspw. in der Arche jemanden anschlagen sieht und ein Schuss kracht, dann aber offensichtlich garkein Pulver auf der Pfanne entzündet wird. Wie soll da das Gewehr losgegangen sein, das ja eindeutig geschossen haben soll? Die Mingos und Mohikaner haben durchweg die für Prärie und Plains typischen Tipis. Außerdem verfügen die Mohikaner offenbar über große Mengen an Pferden, was natürlich zu den offensichtlich aufgeforsteten Wäldern, die hier als Drehorte herhalten, gut passen mag. In der DEFA-Verfilmung sah man vor allem die für Delawaren üblichen runden Wigwams. Zur Kleidung der Mingos fehlen mir im Übrigen die Kenntnisse, um dazu etwas zu sagen. Ausgenommen davon sind die seltsamen und als Kleidungsstück sicherlich sinnlosen Lederwestchen, wie Chingachgook hier eines trägt.

Schauspielerisch wirkt mir das Ensemble irgendwie unmotiviert. Dass der Darsteller von Nat Bumppo für die Rolle eines Anfang 20-jährigen viel zu alt aussieht, habe ich oben schon erwähnt.

Ein unterhaltsamer Film sieht wahrscheinlich anders aus. Wer beide von mir zusammengefasste Verfilmungen anschaut erlebt in beiden bestimmte Aspekte, die eher im Roman vorkommen. Der Stoff an sich war für mich als Jugendlicher der spannendste der Lederstrumpf-Romane. Ich weiß nicht in wie fern das die Verfilmungen überhaupt transportieren können. Wobei beide Verfilmungen zusammen immerhin ein richtigeres Bild des Romans abgeben als die Verfilmungen von "Der letzte Mohikaner", die ich bis jetzt sah.:winke:
 
"Die Lederstrumpferzählungen - Der letzte Mohikaner" (1969)"

Hier will ich kurz zusammen auf beide Teile der deutsch-französischen Produktion "Die Lederstrumpferzählungen" sowohl "Der letzte Mohikaner" als auch "Das Fort am Biberfluss" (1969) eingehen.

Die Handlung unterscheidet sich in beiden Fällen gravierend von den Romanen, weshalb ich sie hier recht weitschweifig wiedergeben muss.

1. "Der letzte Mohikaner"
Der Film beginnt mit der Erzählung, dass die weißen Siedler den Mohikanern die Büffelherden getötet hätten. Deswegen würden die Mohikaner sterben. Nat Bumppo findet im verschneiten Dorf der Mohikaner als einzigen Überlebenden Chingachgook und dessen Sohn, der noch ein Baby ist. Da in der Folge dieser Sohn schon erwachsen ist, müsste der Anfang des Filmes um 1740, also kurz nach der Handlung von "Wildtöter" und die nächsten Sequenzen dann in den späten 1750ern spielen. Uncas (David Alexandru) und sein Vater Chingachgook leiden darunter, dass es in den Wäldern nur noch kaum Tiere zum erlegen gäbe. Nat ist ein Freund des Kommandanten eines Forts Oberst Munroe (Otto Ambros). Der Oberst kann oder möchte nichts für die hungernden Delawaren und Huronen tun, die von ihm Pulver und Blei zur Jagd haben wollen, weil er nicht ermächtigt sei, ihnen diese Güter zu überlassen. Erbost ziehen die Ureinwohner ab. In Magua bekommen sie einen Anführer, der eine persönliche Rechnung mit den Briten begleichen zu müssen glaubt, weil er von ihnen für die Zerstörung eines Gebäudes in Trunkenheit bestraft worden war.
Derweil tut Magua so, als sei er vom Oberst ausgeschickt worden dessen Töchter Alice und Cora zum Fort zu führen. Stattdessen will er sie, einen Offizier und den Musiklehrer aber in die Arme seiner Komplizen locken. Doch schafft es vorerst Nat und seinen Freunden den Angriff abzuwehren und daraufhin die Reisegesellschaft aus den Händen von Maguas Leuten zu befreien. Nat glaubt nun die beiden Schwestern sicher beim Oberst. In seiner Abwesenheit gelingt es jedoch den Huronen und Delawaren gemeinsam das Fort durch eine List zu erobern und alle bis auf die Mädchen, die entführt werden, umzubringen. Die Gefangenen Maguas legen nun Nat und seinen Gefährten einige Spuren, damit sie sie wiederfinden. Allerdings wird dabei Uncas gefangen genommen, als er irgendwie mit zwei Bäumen hingerichtet werden soll, fällt den Delawaren seine Tätowierung auf, die seine Verbindung zum Häuptling der Delawaren beweist. Schließlich werden die beiden Töchter des Obersten befreit, nicht ohne dass Uncas und Magua sein Widersacher den Tod finden.

2. "Das Fort am Biberfluss"
Dieser Teil wird ähnlich wie die beiden vorigen durch eine längere Episode eingeleitet. Darin werden Nat und Chingachgook vom Sheriff beim Schießen von Wild während der Schonzeit erwischt. Das Ganze spielt sich wieder am Susquehanna ab, dem Fluss, der auch schon im "Wildtöter" erwähnt wurde. Nat kommt vor Gericht, wird aber vor allem wegen seiner Missachtung des Sheriffs zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er flieht zusammen mit seinem Freund Richtung Westen. Bald treffen sie auf Mabel (Julliet Villard), die von Sioux überfallen wird, wobei ihre Eskorte zu Tode kommt. Nat und Chingachgook bringen sie sicher zum Fort Henry, wo sie von ihrem Vater Major Dunham. Nat verguckt sich in Mable, auf die allerdings auch schon Captain Muir (Gilbert Normand) ein Auge geworfen hat, obwohl sie eigentlich nur Leutnant Jasper (Christian Duroc) liebt. Bei einem Überfall während eines Festes im Fort zerstören die Sioux das Munitionsdepot und entkommen wieder. Nat ahnt, dass ein Offizier der Verräter ist, der den Sioux den besten Weg ins Fort mitteilte. Anschließend werden die Soldaten einmal vor das Fort gelockt, wo sie unter hohen Verlusten geschlagen werden. Der Major fällt. Am Ende wird aber der Spion entlarvt und getötet. Nat sieht es ein, dass das Leben in der Wildnis nichts für Mable Dunham ist und gibt seinen Versuch sie für sich zu gewinnen auf.

Ohne großartig auf Details zu achten, fällt schon allein, wenn man knappe Inhaltsangaben der Romane mit der Handlung der Fernsehfilme vergleicht, dass hier kaum noch Nähe zum Stoff vorhanden ist. Der englisch-französische Konflikt verschwindet vollkommen in der Filmhandlung, obwohl er für beide Romane "Der Pfadfinder" und "Der letzte Mohikaner" von großer Bedeutung ist. Erst davor erscheinen die Handlungen und auch die Tragik des Kampfes der Delawaren, Irokesen, Mohikaner oder auch Huronen gegeneinander im richtigen Licht. "Das Fort am Biberfluss" orientiert sich nur in ganz entfernten Motiven und anhand der Namen einiger Rollen am Roman, bei dem auch der See eine viel größere Rolle einnimmt. Auch wurden die Irokesen durch Sioux ersetzt. Die ganze Handlung könnte in die 1760er verlegt worden sein; in "Der letzte Mohikaner" ist übrigens auch von Reservaten bereits die Rede und die meisten der Waldindianer sind beritten. Bei "Der letzte Mohikaner" stimmt nicht bloß wegen der Problematik, dass die Franzosen weggelassen werden und die Huronen als bitterböse Schurken auftreten, garnichts mit dem Roman überein, sondern weil eben auch einige Figuren an unpassenden Stellen sterben. So spielte eigentlich Gamut auch bei der Befreiung der Mädchen später noch eine gewisse Rolle, wird hier aber als komplette Randfigur mit der Garnison des Forts in demselben von Maguas Leuten getötet.

Gerade weil man nun in beiden Teilen ein wenig mehr von den Briten sieht, wird offensichtlich, dass sich die Verantwortlichen offensichtlich auf keinem Auge mit der Zeit beschäftigt hatten. Die Kostüme der Damen könnte man als "no period" bezeichnen. Man könnte sie quasi in jeden anderen Zusammenhang genauso gut stellen und man würde nicht erraten können, dass sie irgendwie mit 18.Jh. zu tun haben sollen. Die Hütchen, denn als Hüte kann man sie wirklich nicht bezeichnen, der englischen Offiziere mit orangen Federchen daran sehen einfach nur wie aus dem Karnevalsversand aus. Die einfachen Soldaten sind entweder aufs Pferd gesetzte oder zu Fuß herum laufende Pseudogrenadiere. Die Kopfbedeckungen sollen wohl Bärenfellmützen immitieren; sollen sage ich deswegen, weil man weder Fell noch sonstwas passendes dazu erkennen kann. Nur von der Form her und wegen der lieblos daran befestigten Federstützchen (?) könnte man auf die Assoziation kommen, dass es Bärenfellmützen sein sollen. Ein typischer Filmfehler sind Säbelbandeliers ohne Säbel darin. Es scheint auch, als hätten die Zuständigen für die Bauten noch nie eine Abbildung von einem Fort aus der Zeit geschweige denn des historischen Forts William Henry gesehen, worauf ja in dem Roman "Der letzte Mohikaner" von Cooper offensichtlich angespielt wurde. Die Frisuren sind überwiegend modern, d.h. einfach Kurzhaarfrisuren Anno 1969. Cooper soll sein Wissen zu den Lebensweisen der Mohikaner usw. hauptsächlich aus Büchern gekannt haben; dennoch wäre es sicher besser gewesen sich danach zu richten, als sich selbst eine "gute, falsche" Indianerwelt zusammen zu fantasieren.

Fazit:
"Der Wildtöter" hatte schon einige Schwächen, aber immerhin hielt er sich noch halbwegs an die Romanhandlung. Bei den beiden folgenden Teilen wird aber ganz frei damit umgegangen, so dass nicht mal eine brauchbare Widergabe des Romanstoffes über die Ausstattungsmängel hinwegtrösten kann. Die Erzählerstimme, ein Mittel was eigentlich ganz OK ist, vermittelt dabei völlig unzutreffender Weise, dass man sich an den Roman hielte.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Ich, Don Giovanni" 2009

Ich habe jetzt den Film "Ich, Don Giovanni" (Carlos Saura) gesehen.

Die Handlung beginnt 1763 in Venedig. Lorenzo da Ponte konvertiert in Anwesenheit von Casanova (Tobias Moretti) zum katholischen Bekenntnis. Später sieht man ihn dann als jungen Mann, der Priester in Venedig geworden ist. Casanova ist Da Pontes (Lorenzo Balducci) Mentor, der ihn in eine lasterhafte aber auch freidenkerische Welt einführt, worin Da Ponte unzählige Liebesgeschichten hat. Zum Teil scheint er seine Priesterwürde dazu auszunutzen, um mit jungen Damen in Kontakt zu kommen. Letztlich fliegt aber sein doppeltes Spiel auf, er wird wegen seiner Mitgliedschaft bei den Freimaurern aus Venedig für 15 Jahre verbannt. Casanova verspricht ihm aber, dass er Da Ponte dem gefeierten und einflussreichen Komponisten Salieri empfiehlt. Zugleich weist Casanova Da Ponte darauf hin, dass man das Thema des Don Giovanni neu interpretieren müsse. In Wien angekommen gelingt es Da Ponte auch tatsächlich durch das zufällige Auftreten des Kaisers (Roberto Accornero) und dessen flugs getroffene Entscheidung, dass er einen Auftrag bekommt ein Libretto zu verfassen. Sein "Le Nozze di Figaro" zusammen mit Mozart wird auch tatsächlich ein Erfolg. Als er aber erneut auf Mozart (Lino Guanciale) mit dem neuen Projekt des "Don Giovanni" zugeht, lehnt dieser allerdings ab, vielleicht auch weil Salieri (Ennio Fantastichini) etwas einfaches fordert (warum gerade Salieri, der Gluck nahestand, irgendeine einfache Musik anrät, erscheint nicht plausibel). Letztlich vermag es Da Ponte aber doch Mozart zu überzeugen indem er ihm von der Handlung vorschwärmt. Ein Problem haben die beiden Künstler allerdings noch mit den rivalisierenden Sängerinnen, der Caterina Cavalieri und Adriana Ferrarese, da sie beide die Hauptrolle in der Oper haben wollen und Da Ponte als Liebhaber der einen dieser verpflichtet ist. Statt ihrer verfällt er dann allerdings einer Annetta (Emilia Verginelli), der er in Venedig vor langer Zeit begegnet war. Die verschmähte ehemalige Geliebte bricht mit ihm und grollt ihm erstrecht, da er eine Hauptrolle ihrer Konkurrentin gibt, worauf sie versucht bei Casanova gegen ihn zu intregieren. Dies scheitert aber letztlich. Da Ponte muss nochmals als Priester fungieren, als Mozart, der vom Tod seines Vaters schwer getroffen ist, von ihm eine Absolution will. Letztlich kann Mozart seine Arbeit am "Don Giovanni" fortsetzen. Da gerät Da Ponte in eine Schaffenskrise, da er von Annetta nicht erhört wird, und er hat eine Woche vor der geplanten Aufführung das Finale der Oper noch nicht abgeschlossen. Da sucht ihn doch Annetta auf. Entgegen Casanovas Drängen entschließt sich Da Ponte, dass Don Giovanni, den er mit sich selbst vergleicht, keineswegs am Ende der Oper bereut. Am Schluss des Films haben Annetta und Da Ponte, der selber seinen Lebenswandel bereut, zueinander gefunden und die Oper wird in Gegenwart Casanovas uraufgeführt.

Wie bei vielen Künstlerfilmbiographien werden die Werke der Künstler und deren Inhalt stets auf die Biographie der Erschaffer bezogen. War in "Amadeus" noch die Vorlage zum "Don Giovanni" Mozarts Anklage gegen seinen Vater, so ist es nun das sündige Leben Da Pontes, der es angeblich in der Oper verarbeitet. Auf die Dauer ist dies wenig plausibel und auch ermüdend. Dass der "Don Giovanni" eine Vorlage wie viele zeitgenössische Opern hatte ("Die Entführung aus dem Serail", "Le nozze di Figaro" ...), nämlich in Giovanni Bertatis Libretto, wird hier reichlich übergangen. Zum Ende hin scheint dem Drehbuchschreiber der Faden gerissen zu sein. Zuerst scheint sich die Beziehung des schmachtenden Da Ponte zu Annetta zuzuspitzen und plötzlich ist sie einfach bei ihm.

Ein Problem stellt die Betonung Casanovas als wesentliche Figur in der Handlung dar. Dieser war 1763 garnicht in Venedig. Dass er mit Da Ponte befreundet war, ist wohl belegt, dass er aber immer mal wieder von Dux aus in Wien vorbeischaute, scheint mir weniger glaubhaft. Erst 1774 wurde Casanova begnadigt und kehrte wieder in die Stadt zurück, zuvor war er über 15 Jahre teilweise auf der Flucht gewesen, da er ja aus den berüchtigten Bleikammern entkommen war. Die Handlungsorte waren ansonsten bis auf Dux nicht näher verifizierbar.
Mozart wohnte hier im Film wie viele Charaktere in irgendeiner Bruchbude. Ich habe mal eine von Mozarts Wohnungen in Wien, heute ein Museum, gesehen und das war von der Lage her eine gute Adresse. Da er sich sogar einen Billardtisch hinstellen konnte und einige Dienstboten hatte, können die Verhältnisse so ärmlich dann doch nicht gewesen sein; auch wenn er seine reichlichen Einnahmen irgendwie schaffte zu verschwenden.
Der Kaiser geht als ein zwar herrischer und bestimmter, aber durchaus einsichtiger und humorvoller Souverän ganz gut durch, der sich auch mal vom (körperlich) kleinen Mozart was sagen lässt.=)

Die Ausstattung fand ich ganz in Ordnung. Die Kostüme waren manchmal etwas schräg und die Perücken sahen bisweilen nach einer Horrorfahrt durch das 18.Jh. aus. Die Perücken von Mozart waren offensichtlich an den zerwühlten Pfiffis aus "Amadeus" orientiert. Einen Grund aus der Biographie des Künstlers oder auch aus den zahlreichen zeitgen. Darstellungen (Stock, Edlinger usw.) erschließt sich mir nicht. Diese komischen Schleier bei der einen Diva gingen mir z.B. auf die Nerven. Der Kaiser trug nie seine charakteristische Uniform. Im Großen und Ganzen hat man aber auch einiges schlimmeres gerade bei nichtbritischen Produktionen aus Europa gesehen.

Das Szenenbild schien modernen Videoinstallationen aus dem Theater entnommen, wenn hinter den sich unterhaltenden Künstlern die Handlung des Stückes ablief, wie sie sich Da Ponte vorstellte. Ich fand diesen Trick, wiewohl im modernen Theater etwas abgenutzt, an der Stelle ganz unterhaltsam, zumal er die ansonsten ziemlich langweilige Handlung auffrischte. Eigentlich fehlte mir wie in fast allen Filmbiographien der schöpferische Teil. Wie kommt ein Librettist zu seinem Werk? Dies war streckenweise hier völlig unlogisch dargestellt. Es ist ja bekannt, dass Mozart bis Anfang Oktober 1787 an der Musik arbeitete. Dass Da Ponte aber bis eine Woche vor der Premiere den Schluss noch nicht beendet hatte, ist einfach grotesk. Es mag ja zur filmischen Spannungssteigerung sinnvoll sein und vielleicht auch, um die Figur des Librettisten hervor zu heben, aber es ist doch völlig unglaubwürdig. Ein Komponist arbeitete eigentlich stets mit einem fertigen Libretto, das ihm vorgelegt wurde. Oftmals bezog sich die Ouverture auf Melodien aus verschiedenen Teilen einer Oper und diese Melodien waren schon lange auf die Charakteristika der Szenen angepasst. Wie sollte ein Komponist also komponieren, wenn er nicht die volle Oper von ihrem Text und der Handlung her kannte?

Die Schauspieler waren offenbar alle engagiert. Der Darsteller des Mozart war für den realen Mozart, der in seinen späten Jahren ein Doppelkinn bekam, gern und reichlich schmauste, eindeutig zu dünn. Tobias Moretti ging in seiner Rolle des gealterten Casanova komplett auf und ich mochte sie ihm abnehmen, wennschon die Ähnlichkeit nicht gerade bedeutend ist. Irgendwie versuchte man scheinbar, dass Lorenzo Balducci ziemlich in Valmonts, in der Darstellung von Malkovich, Fußstapfen trat. Die Lippen und die blass geschminkte Haut, aber auch die Blicke der kühlen Durchdringlichkeit schienen wie nach dem einzig wahren Valmont kopiert, was sich aber von der Wirkung her ganz gut machte. Die Entwicklung seines Charakters, ob nun teilweise fiktiv ausgeschmückt oder nicht, fand ich ganz gelungen dargestellt.

Mögen auch einige historische Details nicht stimmig sein, fand ich den Film durch manche filmerische Einfälle recht unterhaltsam. Mozarts Musik kann man immer wieder anhören. Die Charakterisierungen und auch die Ausstattung hier war immerhin deutlich brauchbarer als im aufwändiger und sicher teurer inszenierten "Amadeus"; von daher würde ich eher diesen Streifen empfehlen, wenn man sich mit Mozart, Da Ponte und Co. mal unterhaltsam in einem Film auseinandersetzen möchte. 6 von 10 Librettoseiten. :D
 
Fazit:
"Der Wildtöter" hatte schon einige Schwächen, aber immerhin hielt er sich noch halbwegs an die Romanhandlung. Bei den beiden folgenden Teilen wird aber ganz frei damit umgegangen, so dass nicht mal eine brauchbare Widergabe des Romanstoffes über die Ausstattungsmängel hinwegtrösten kann. Die Erzählerstimme, ein Mittel was eigentlich ganz OK ist, vermittelt dabei völlig unzutreffender Weise, dass man sich an den Roman hielte.
Nachtrag, zum Teil erkennt man auch bei den beiden Teilen eindeutig, dass moderne Karabiner zum Einsatz kommen. Manchmal wurde wenigstens ein Steinschloss irgendwie rangeschraubt, oftmals, bei den "Massenszenen", machten sie sich nichtmal die Mühe. :nono:
 
Zuletzt bearbeitet:
Typisch an diesen Mozartfilmen ist ja auch, dass die deutschsprachigen Produktionen gerne wiener Darsteller für diese Rolle engagieren und wenn's eine fremdsprachiger Film ist, wird er dann ebenfalls von einem Mann synchronisiert, der aus Wien stammt (und in "Amadeus" wurde, wenn ich mich jetzt recht erinnere auch seine Frau von einer Wienerin gesprochen).

Gibt's eigentlich irgendeine Meinung eurerseits zu "Sommer der Gaukler"?
 
Zurück
Oben