Wie latinisiert war Sizilien vor den Aġlabiden?

Übersetzung der spanischen, englischen und italienischen Textteile gerne morgen (außer eine freundliche Seele erbarmt sich meiner und stellt vor mir eine ÜS ein ;) )

Monika Winet in El artículo árabe en las lenguas iberorománicas (Diss. 2001, publ. 2006):
Trotzdem hatte das Griechische auf Sizilien eine gewisse Stellung (Original: importancia > Wichtigkeit). In dem Zeitraum der arabischen Eroberung sprach man wahrscheinlich* eine Form des Vulgärlateinischen, Protoromanisch und in gewissen Regionen das Griechische.
Es gibt Anzeichen eines gesprochenen Lateins bei der romanisierten christlichen Bevölkerung [...] und einige "Verderbnis" der Sprache im Schreiben belegt, dass das gesprochene Latein von der literarischen Forum zunehmend getrennt war. Es scheint, dass einige Varianten des Vulgärlateinischen oder Protoromanischen weiterhin die Sprache der Administration während der byzantinischen Periode in Nordafrika und möglicherweise auch auf Sizilien waren, auch wenn Rohlfs der Meinung ist, dass Griechisch die Alltagssprache der eingeborenen Bevölkerung war.
Griechisch wurde lediglich in Enklaven
(pockets) im Osten [Siziliens] gesprochen und außer, dass es eine liturgische Sprache war, war es - wie auch in Festlanditalien - eine Literatursprache. (Agius)
Während für Di Petro/Selim das Griechische ein Mittel der Legislation, Erziehung und Religion war, verteidigt Agius den Standpunkt, dass während der byzantinischen Periode das Protoromanische die Sprache der Verwaltung war und das Griechische als liturgische und literarische Sprache benutzt wurde. Trotzdem ist der Gebrauch des Griechischen im Osten, im Val Demone belegt, während im Zentrum und im Westen Regionen waren, in denen man ein Romanisch sprach, dessen Merkmale umstritten sind. Varvaro und Scholz, die sich für die Merkmale der von den Christen gesprochenen Sprache interessieren, bedauern das Fehlen von Dokumenten aus der Epoche der arabischen Herrschaft.
Das zentrale Problem ist sicherlich das der Kontinuität des Romanischen in Sizilien und im südlichen Kalabrien zwischen Spätantike und Hoch- und Spätmittelalters**. Wir haben keine direkte Dokumentation vor der normannischen Periode. [...] Die Informationen bzgl. Latein beziehen sich auf die Präsenz der Christen in Sizilien, in der Regel des griechischen Ritus', nicht auf ihre eigene Sprache. [...] In jedem Fall ist die Kontinuität des Griechischen von der Antike bis ins 12. Jhdt., sowohl auf Sizilien wie in Kalabrien unbestreitbar und sicher ist auch seine Ausbreitung auf Kosten des Romanischen. (Varvaro)
[...] Auf die historischen Fakten bezogen erscheint und sie Variante plausibel, wonach auch auf Sizilien ein protoromanischer Dialekt existierte. Wir sehen vor uns eine adstratische Situation zwischen Arabisch, Griechisch und Protoromanisch [...] verschiedene Wissenschaftler ziehen den Schluss, dass man von einer zweisprachigen arabisch-sizilianischen Epoche ausgehen muss, schon wegen des einfachen Umstands, dass es Arabismen gab.
[...] Das Überleben des Romanischen erscheint aufrechterhaltbar [...] durch das Vorhandensein einiger ererbter Begriffe in Bezug auf die Landschaft oder Pflanzen, die nicht aus anderen Bereichen kommen können [...] und weil das postnormannische Sizilianische Merkmale hat, die nicht vollständig in Bezug auf Zuwanderung erklärt werden können. In jedem Fall hatten das vorarabische Sizilianisch und das Mozarabische andere [Merkmale] als das spätere... (Varvaro)
[...] Der Fächer der Sprachen in der sizilianischen Gesellschaft umfasste also das Siculo-Arabische, das Judenarabische und das klassische Arabisch, das Protoromanische, Latein, [und] Griechisch und es gab sicher Gemeinschaften, die Berber, Hebräisch oder Koptisch sprachen.
*im spanischen Text kommt 'wahrscheinlich' (probable) nicht vor, aber das Verb ist in der Konditionalform.
**Im Italienischen Originaltext steht basso medievo, was buchstabengetreu mit 'Niedermittelalter' zu übersetzen wäre, ein Begriff, den wir im Deutschen nicht kennen. Gemeinhin wird damit die Epoche zwischen 1000 und 1500 begriffen, die also umfasst, was wir als Hoch- und Spätmittelalter unterscheiden. Hier dürfte kontextuell das sizilianische Hochmittelalter, konkreter die normannisch-staufische Epoche gemeint sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der griechisch-sprachige Bevölkerungsteil bildet in Sizilien stets die Mehrheit.

Das sind ja insgesamt durchaus widersprüchliche Aussagen, die von einer griechischsprachigen Mehheit der eingeborenen sizilianischen Bevölkerung bis hin zu lediglich kleinen griechischen Sprachinseln inmitten einer protoromanischen Bevölkerung reichen.

Mir persönlich leuchtet am ehesten ein, was die von ElQ zitierte Monika Winet sagt:

Trotzdem hatte das Griechische auf Sizilien eine gewisse Stellung (Original: importancia > Wichtigkeit). In dem Zeitraum der arabischen Eroberung sprach man wahrscheinlich* eine Form des Vulgärlateinischen, Protoromanisch und in gewissen Regionen das Griechische.Es gibt Anzeichen eines gesprochenen Lateins bei der romanisierten christlichen Bevölkerung [...] und einige "Verderbnis" der Sprache im Schreiben belegt, dass das gesprochene Latein von der literarischen Forum zunehmend getrennt war. Es scheint, dass einige Varianten des Vulgärlateinischen oder Protoromanischen weiterhin die Sprache der Administration während der byzantinischen Periode in Nordafrika und möglicherweise auch auf Sizilien waren, auch wenn Rohlfs der Meinung ist, dass Griechisch die Alltagssprache der eingeborenen Bevölkerung war.
Griechisch wurde lediglich in Enklaven
(pockets) im Osten [Siziliens] gesprochen und außer, dass es eine liturgische Sprache war, war es - wie auch in Festlanditalien - eine Literatursprache. (Agius)
 
Das ganze ist aus Winet übernommen, aber zum größten Teil eben ein Zitat von Dionisius Albertus Agius (nicht durch den humanistisch klingenden Namen irritieren lassen, der Mann lebt noch).
Der Anstoß zu der ganzen Diskussion war für mich vor allem das Zitat von Varvaro, welches ich bei Winet gefunden habe:
[...] Das Überleben des Romanischen erscheint aufrechterhaltbar [...] durch das Vorhandensein einiger ererbter Begriffe in Bezug auf die Landschaft oder Pflanzen, die nicht aus anderen Bereichen kommen können [...] und weil das postnormannische Sizilianische Merkmale hat, die nicht vollständig in Bezug auf Zuwanderung erklärt werden können. In jedem Fall hatten das vorarabische Sizilianisch und das Mozarabische andere [Merkmale] als das spätere... (Varvaro)
Denn, wie gesagt, mir war zuvor bekannt, dass das Sizilianische ein sekundärer italienischer Dialekt sei, wohingegen Varvaro nahelegt, dass dem nicht unbedingt so ist bzw. dass der ursprünglich romanische Dialekt als Ad- oder Substrat des Italienischen auf Sizilien sich zum heutigen Sizilianischen verbunden habe.
 
Das andere Regionen von den Römern zu einen guten Teil romanisiert wurden heisst nicht dass auch für die Gebiete der früherenMagna Grecia gültig gewesen ist. Meine Meinung ist dass im Großteil der Gebiete von Magna Grecia von einer Mehrheit bis im 11. - 13. Jhr. n.Chr. griechisch gesprochen wurde, dieser Bevölkerugnsanteil wurde von griechsichsprachigen aus Griechenland und den durch die Arabern eroberten Gebieten von Byzanz verstärkt doch eine Kontinuität von der Antike bestand und zwar war es keine winzige Minderheit sondern der Großteil der Bevölkerung. Natürlich war die ein oder andere Region romanisiert,aber eher Regionen die auch vor der Römer Eroberung nicht griechischsprachig waren.
Die eigentliche latinisierung beginnt erst durch die Normanen Eroberung und so richtig nach dem Schisma in west und Ostkirche ab dem 11. und 13. Jahrhundert.
 
Denn, wie gesagt, mir war zuvor bekannt, dass das Sizilianische ein sekundärer italienischer Dialekt sei, wohingegen Varvaro nahelegt, dass dem nicht unbedingt so ist bzw. dass der ursprünglich romanische Dialekt als Ad- oder Substrat des Italienischen auf Sizilien sich zum heutigen Sizilianischen verbunden habe.

In die gleiche Richtung ging bereits mein Beitrag # 5, der selbstverständlich mangels seriöser Sekundärquellen nur spekulativ sein konnte:

Dieter schrieb:
Es ist also denkbar, dass die sizilische Bevölkerung nach dem Ende der arabischen Herrschaft und zu Beginn der normannischen Eroberung noch ein archaisches Sprechlatein sprach, das sich vom Italienisch des restlichen Italiens durchaus unterschied. Vielleicht war auch ein ganz eigener sizilisch-romanischer Dialekt (oder Sprache?) entstanden, der sich erst im weiteren Verlauf der sizilischen und mit ihr verbundenen itakienischen Geschichte einebnete.

Folgt man dem, so wurde Sizilien, nachdem es Mitte des 3. Jh. v. Chr. erste römische Provinz geworden war, im Verlauf von rund 700 Jahren weitgehend romanisiert. Das Griechische überlebte in einigen kleinen Sprachinseln und erhielt nach der Eroberung durch Byzanz im 6. Jh. eine Verstärkung durch byzantinische Neusiedler, die sich allerdings auf den Ostteil der Insel beschränkten. Der überwiegende Teil der sizilianischen Bevölkerung bildete ein Sprechlatein aus und entwickelte einen vom Festland unterschiedlichen frühromanischen Dialekt (oder Sprache?) aus. Der hielt sich über die 250jährige arabische Besetzung, die keinen Sprachwechsel herbeiführte, und ebnete sich nach der normannischen Eroberung ein, bzw. nach engerem Kontakt mit der festländischen Bevölkerung.

Es gibt demnach - wie schon weiter oben gesagt - eine Zeitspanne, in der Sizilien dreisprachig war: der größte Teil der Bevölkerung romanischsprachig, ein kleinerer Teil griechischsprachig sowie die arabischsprachige Herrenschicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
wenn ich die vielen interessanten Zitate richtig überschaue, so wird nirgendwo daran gezweifelt, dass auf Sizilien Latein / Spätlatein in der Zeit als römische Provinz bis in die relativ kurzen Zeiten der vandalischen und ostgotischen Herrschaft nicht nur Verwaltungssprache war; daneben sprach man griechisch in den ehemaligen griechischen Gründungen.

kontrovers scheint zu sein, ob das Romanische die anschließende byzantische und arabische Zeit bis zur Normannenherrschaft überdauert hat oder nicht. Wenn nicht, so muss das romanische Sizilianisch später erfolgreich eingesickert sein, wenn doch, so wurde es dann später aufgefrischt - aber das ist entscheidend für die Frage, wie alt das Sizilianische ist.

das entscheidende bzw. anlaßgebende Varvaro-Zitat legt nahe, dass das Romanische auf Sizilien überdauert hatte.
 
Wo kommt es heraus dass nur kleine griechische Sprachinseln während der Römer Herrschaft übrig blieben?
in diesem Zitat sieht es so aus:
Griechisch wurde lediglich in Enklaven (pockets) im Osten [Siziliens] gesprochen und außer, dass es eine liturgische Sprache war, war es - wie auch in Festlanditalien - eine Literatursprache. (Agius)

aber wenn du die späte Republik und danach die gesamte Kaiserzeit ansprichst: sicherlich waren da da die griechischen Städte außerhalb Griechenlands mindestens zweisprachig
 
Wenn es dannach lief das überall wo vor der Römer Herrschaft griechisch gesprochen wurde in Sizilien, es sich auch später erhilet dann ist es nicht nur der Ostteil sondern der Großteil der Insel. In Sizilien war es nicht so dass die Griechen nur in den Küsten oder nur im Ostteil präsent waren sondern schon auf der ganzen Insel, im Landesinneren und auch im Westteil, nicht zu vergessen Palermo hatte den griechsichen Namen Panormos weil auch der Großteil seiner Bevölkerung nach der Römer Eroberung Griechen bzw griechischsprachig waren. Im Ostteil und in den Küstengebieten war sozusagen der Kerngebiet der griechischen Siedler doch die waren auch im Westteil und im Landesinneren präsent. Deshalb meine ich wenn es dannach geht dass sich das griechische in den ehemalig griechischsprachigfen Gebieten hielt dann ist es um einiges mehr als nur grob der Ostteil.
Mir ist klar dass die Siculer im Landesinneren imemr noch existierten, doch die wurden auch zu ein guten Teil hellenisiert oder vermischten sich mit griechischen Elementen durch die Expansion der ehemaligen Siedlungen landeinwärts. Auch die Punier habe ich nicht vergessen doch ihr Kerngebiet war der Nordwestliche Teil wo ausser den Elymern wieder die ein oder andere griechische Ortschaft zu finden war, nach ihrer Niederlage durch die Römer haben die Punier nicht weiter expandiert und in den Städten die in der Römerzeit gegründet werden sind die griechsichsprachigen bzw das griechsiche Element dominant.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn es dannach lief das überall wo vor der Römer Herrschaft griechisch gesprochen wurde in Sizilien, es sich auch später erhilet dann ist es nicht nur der Ostteil sondern der Großteil der Insel. In Sizilien war es nicht so dass die Griechen nur in den Küsten oder nur im Ostteil präsent waren sondern schon auf der ganzen Insel,
Meinst du damit, dass Sizilien vor der Zeit als römische Provinz gänzlich hellenisiert war? Gibt es dazu Quellen? Mich würde eine solche flächendeckende Hellenisierung vor der Römerzeit etwas wundern, dann andernorts, wo griech. Handelsstützpunkte gegründet wurden und florierten, griff das ja nicht allzu weit aufs Umland aus (Massilia / Marseille, die spanischen Griechenstützpunkte, die am schwarzen Meer) - wenn also ganz Sizilien hellenisiert gewesen wäre, so wäre das ziemlich auffällig gewesen und man fragt sich, warum das andernorts nicht genauso war.

Aber für uns interessant ist hier ja die Situation nach dem Ende des weströmischen Reichs bis ins Mittelalter (Normannen). Und bis jetzt war in den vielen Zitaten genügend belegt, dass Sizilien mindestens zweisprachig war, wobei Latein (romanisch) eine große Rolle spielte (was in jahrhundertelangen römischen Provinzen nicht wundert) - also stellt sich eher die Frage, wie sich der Sprachenfächer auf Sizilien ab der byzantinischen Zeit demografisch darstellte.
 
Denn, wie gesagt, mir war zuvor bekannt, dass das Sizilianische ein sekundärer italienischer Dialekt sei, wohingegen Varvaro nahelegt, dass dem nicht unbedingt so ist bzw. dass der ursprünglich romanische Dialekt als Ad- oder Substrat des Italienischen auf Sizilien sich zum heutigen Sizilianischen verbunden habe.
In die gleiche Richtung ging bereits mein Beitrag # 5, der selbstverständlich mangels seriöser Sekundärquellen nur spekulativ sein konnte:

Du weißt ja, dass ich ungerne auf Behauptungen vertraue und lieber auf belastbare Daten baue. Varvaro gibt immerhin einen Hinweis, wenn auch, zumindest in dem von Winet zitierten Ausschnitt, dieser nur in der Form einer Andeutung kommt und nicht als konkreter Beleg.

Allerdings:
Es gibt demnach - wie schon weiter oben gesagt - eine Zeitspanne, in der Sizilien dreisprachig war: der größte Teil der Bevölkerung romanischsprachig, ein kleinerer Teil griechischsprachig sowie die arabischsprachige Herrenschicht.
Varvaro legt nur ein Überleben eines protoromanischen sizilinianischen Dialektes nahe, Aussagen darüber, welche Sprache auf Sizilien dominant war trifft er - zumindest in dem zitierten Ausschnitt nicht.
Es fällt eigentlich auf, dass fast alle zitierten Autoren deutlich machen, dass die Frage umstritten ist.
 
Wo kommt es heraus dass nur kleine griechische Sprachinseln während der Römer Herrschaft übrig blieben?

Hier (siehe Beitrag # 43):

Griechisch wurde lediglich in Enklaven (pockets) im Osten [Siziliens] gesprochen und außer, dass es eine liturgische Sprache war, war es - wie auch in Festlanditalien - eine Literatursprache. (Agius)

Wenn es dannach lief das überall wo vor der Römer Herrschaft griechisch gesprochen wurde in Sizilien, es sich auch später erhilet dann ist es nicht nur der Ostteil sondern der Großteil der Insel. In Sizilien war es nicht so dass die Griechen nur in den Küsten oder nur im Ostteil präsent waren sondern schon auf der ganzen Insel, im Landesinneren und auch im Westteil, nicht zu vergessen Palermo hatte den griechsichen Namen Panormos weil auch der Großteil seiner Bevölkerung nach der Römer Eroberung Griechen bzw griechischsprachig waren. Im Ostteil und in den Küstengebieten war sozusagen der Kerngebiet der griechischen Siedler doch die waren auch im Westteil und im Landesinneren präsent. Deshalb meine ich wenn es dannach geht dass sich das griechische in den ehemalig griechischsprachigfen Gebieten hielt dann ist es um einiges mehr als nur grob der Ostteil.

Was du hier beschreibst, ist die ethnische (und sprachliche) Situation Siziliens vor der römischen Eroberung im Jahr 241 v. Chr. Danach folgten 700 Jahre (!) römische Herrschaft und damit eine Romanisierung der Insel. Somit wird vielfach die Meinung vertreten, dass es bei Ende des Weströmischen Reichs nur noch einige griechische Sprachinseln gab. Wenn du vor allem die Beiträge von El Quijote und seine Zitate aus der Fachliteratur durchliest, kannst du erkennen, dass die Frage umstritten ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es fällt eigentlich auf, dass fast alle zitierten Autoren deutlich machen, dass die Frage umstritten ist.

Aus der Zeit zwischen dem 6. und 11. Jh. gibt es anscheinend nur eine sehr dürftige Quellenlage, die keine belastbaren Rückschlüsse auf die demografische und sprachliche Situation Siziliens erlaubt. Somit lassen sich nur mehr oder weniger wahrscheinliche Hypothesen aufstellen, wobei mir die Version des Dionisius Agius plausibel erscheint.
 
Aus der Zeit zwischen dem 6. und 11. Jh. gibt es anscheinend nur eine sehr dürftige Quellenlage, die keine belastbaren Rückschlüsse auf die demografische und sprachliche Situation Siziliens erlaubt. Somit lassen sich nur mehr oder weniger wahrscheinliche Hypothesen aufstellen, wobei mir die Version des Dionisius Agius plausibel erscheint.

Aber aufgrund welcher Fakten?
 
Noch eine Stimme zur Frage, Volker Noll in Der arabische Artikel al und das Iberoromanische (Original: Festschrift für Kontzi, 1996, Kopie online):

"Über die sprachlichen Verhältnisse auf Sizilien in bezug auf die Stellung des Romanische, Griechischen und Arabischen im Mittelalter ist wenig bekannt. Wenn auch die Situation des Romanischen wohl nicht so kritisch zu bewerten ist, wie dies in der Einschätzung Caracausis zutage tritt, darf die bedeutende Stellung des Griechischen hingegen als unbestritten gelten.
[...]
Die skizzierten Rahmenbedingungen sprechen gegen die Existenz eines generalisierten, stabilen sizilianisch-arabischen Bilinguismus. [...] Darüber hinaus ergab sich auf Sizilien angesichts der bedeutenden Stellung des Griechischen und der Präsenz weiterer Sprachen keine unmittelbare Polarisierung zwischen dem Arabischen und dem Romanischen."
 
@dekumatland

ja ich meine dass Sizilien vor der römischen Eroberung zum großteil hellenisiert war. Es existierten noch repräsentanten der indigenen Völker Siziliens die noch ihre Sprache gesprochen haben und ein phönizischer Kern im Nordwesten der Insel, aber ein Großteil siziliens war hellenisiert.
Das waren keine Handelsstüzpunkte sondern Siedlungen, der Hauptgrund der griechischen Kolonisation war Überbevölkerung und die oligarchischen bzw tyrannischen Verhältnisse im griechischen Mutterland meistens. Ausser den ersten Siedlern die von der Metropole, der Mutterkolonie geschickt wurden, folgten noch andere die sich in den Küstengebieten versammelten wo die Schiffe vorbgei gesegelt haben, meistens Leute aus armen Verhältnissen die sich eine bessere Zukunft in der fremde erhofften oder auch abenteuerlustige. Wie dem auch sei, Fakt ist das speziell die Siedlungen in Süditalien und Sizilien nach einer Zeit die griechsichen Metropolen was Bevölkerungsdichte bzw Bevölkerung und Macht, Reichtum anging überholten und auch selber kleinere Siedlungen in ihrer unmittelbaren Umgebung oder auch weiter weg gründeten.
Die Siedlungen der Magna Grecia sind die bevölkerungreichsten und entwickelsten von allen anderen.
Südfrankreich hatte im Prinzip Massalia dass von den Phokäern gegründet wird nachdem die als Ganzes ihre Heimat in Ionien verlassen. Von Massalia aus wird Nikea, Emporion, Monakius Limin und eine Reihe kleinerer griechischer Ortschaften im Innenland gegründet.
Spanien war unter der Kontrolle der Karthager und Phönizier Spanien ist kein Prototyp woraus sich die Intensität der griechischen Kolonisation erkennen lässt.
Das Schwarze Meer ist riesig , obwohl es so ist gab es einige Ecken im Schwarzen Meer wo die griechische Kolonisation auch einiges an Innenland erfasste (Chersones), da gibt es auch Beispiele von der Existenz griechischer bzw griechischsprachiger Reiche nach einer Zeit, z.B das bosporianische Reich oder das Königreich Pontos. Im Königreich Pontos wenn man seine ganze Fläche nehmt waren die Griechen nicht die Mehrheit in genug Gebieten auch weniger als die Hälfte der Bevölkerung, (vielleicht waren die in einigen Küstenregionen eine Mehrheit, sonst eher die Minderheit) dann kann man sehen wie eine Reihe von Städten in der Küste liegt, links und rechts der Flüsse, eine weitere Reihe aus kleineren Ortschaften im Laufe der Flüsse und 4-5 Städte in den pontischen Alpen auf den Bergen, von west nach Ost. Also existiert da auch eine Expansion im Landesinneren, obwohl diese Gebiete nicht so eine hohe Zahl an griechischer Bevölkerung und eine so hohe Zahl an griechischen Polis und Ortschaften hatten wie Süditalien und Sizilien. Ausserdem waren in diesen Gebieten die Einheimischen um einiges zahlreicher als ind en Gebieten von Magna Grecia.
Meiner Meinung nach ist es falsch von Handelsstüzpunkten zu sprechen, speziell im Falle Italiens sind es schon mehrheitlich sogar größere Polis als die des griechischen Mutterlandes.
 
@Dieter

Was die Quellen angeht habe ich nur von einer gelesen dass das griechsiche nur in kleinen Enklaven gesprochen wurde, alle anderen sprechen über ein relativ großen Teil an griechsichsprechenden.
Das Sizilien unter römischer Herrschaft ist sagt wenig. Kennen Sie viele Beispiele wo griechischsprachige Bevölkerungen bzw Griechen romanisiert werden? Es gibt Beispiele aber die sind eher die Ausnahme.
 
Das Sizilien unter römischer Herrschaft ist sagt wenig.


Das sagt sogar sehr viel. Immerhin wurden einige Länder wie Gallien und Spanien aufgrund der römischen Herrschaft durchgreifend romanisiert - und Sizilien zählte rund 700 Jahre zum engsten Kern des Imperium Romanum. Somit erscheint mir die Hypothese einleuchtend, dass es am Ende des Weströmischen Reichs im 5. Jh. n. Chr. nur noch einige griechische Siedlungskammern auf der Insel gab.
 
andere Quellen und zwar die Mehrheit berichten über eine relativ große Zahl an griechischsprachigen in Sizilien und dass ist auch zum Teil logisch, den die Römer waren mehr dran interessiert Gebiete zu romanisieren wenn sie sich dadurch eine bessere Kontrolle und mehr Sicherheit davon versprachen, nirgendwo wurden aber griechische Bevölkerungen im großen Style romanisiert nichtmal in Italien selbst, es existiere Belege über größere größere griechischsprechige Bevölkerungen in Süditalien bis im 13. Jahrhundert. Natürlich wurde ein Teil der Bevölkerung von ehemaligen griechischen Städten die irgend ein Status erreichten gegenüber Rom romanisiert, oder mit Romanen bevölkert, trozdem waren die griechischsprechenden bis dem 11. Jahrhundert in den meisten Gebieten der ehemaligen Magna Grecia ein Großteil der Bevölkerung. Auch wenn es 55% 45% gewesen sind, ist es ein Großteil insgesamt. Ich habe über Gebiete gelesen die bis zum 12 Jahrhundert vollkommen griechisch sprachig waren, glaube es war Apulien oder eine andere Region Italiens und erst durch die Katholisizierung hat sich da das lateinische behauptet. Wieso sollte es in Sizilien anders sein?
 
Zurück
Oben