Ich hab jetzt nur mal überflogen und mir ist dabei die Behauptung ins Auge gesprungen, in den Knochengruben seien Maultierschädel gefunden worden. Das ist mir neu, mir ist nur von vereinzelten Maultierknochen etwas bekannt. Wo kann man das mit den Schädeln nachlesen?
Ich habe diese Frage als Anlass genommen mir noch einmal das Buch „Kalkriese 3- Interdisziplinäre Untersuchungen auf dem Oberesch in Kalkriese“ zur Hand zu nehmen. Denn hier habe ich meine Informationen über die Maultierschädel in den Knochengruben her. Um die Antwort der Frage vorwegzunehmen; Ja es gibt auch Maultierschädel in den Knochengruben.
Im Einzelnen sieht die Verteilung dieser Schädel und Knochen in geraffter Form folgendermaßen aus:
Grube 1 / Schnitt 24 / auch Große Knochengrube genannt.
Die Grube selbst hatte eine Größe von etwa 2x2m bei einer Tiefe von 1m. Sie wurde in einem vorgeschichtlichen Graben für diese Deponierung angelegt. Hier wurden mindestens fünf Maultiere anhand ihrer Zähne lokalisiert. Von zwei Maultieren lagen die Zähne verstreut in der Grube zwischen anderen Knochen. Von den drei anderen Maultieren konnten Unter-bzw. Oberkieferteile bestimmt werden, wobei das Knochenmaterial zum großen Teil schon während der Deponierung im Untergrund vergangen war. Gesichtsknochenfragmente, Wirbel und Beckenknochen von Equiden waren genauso vorhanden wie alle weiteren Knochengruppen von Maultieren. Soweit ich das beurteilen kann ist das Verhältnis von Menschenknochen zu Equidenknochen in etwa 60 zu 40. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass gleichzeitig mit dem Knocheneintrag auch Kalksteinbrocken lose verteilt in der Grube lagen.
Grube 2 / Schnitt 25
Ovale Grube 1x1.5m Durchmesser Tiefe 0,7m. Auch diese Grube wurde in dem vorgeschichtlichen Graben angelegt. Nur wenige Röhrenknochen und Fragment eines menschlichen Schädels.
Grube 3 / Schnitt 25
Rund Grube im Durchmesser von etwa 2m. Tiefe ähnlich der Grube 2. Diese Grube wurde auch in dem vorgeschichtlichen Graben angelegt. Auch hier nur vereinzelte Knochen.
Grube 4 / Schnitt 22D
Grube von einem Ausmaß von 0.4x0.6m. Ehemals feuchte Mulde. Die Dicke der Knochendeponierung relativ gering. Ein menschlicher Schädel, sonst nur Equidenknochen.
Grube 5 / Schnitt 22P
Größe der Grube 1x0,6m. Ehemals natürliche kleine Mulde. Knochen und viele Kalksteine vermischt. Ein menschlicher Schädel sonst andere Knochen.
Grube 6 / Schnitt 22C
Grube ähnlich wie Grube 4. Teilweise erhaltener Maultierschädel. Weitere nicht zum Schädel gehörende Knochen. Menschlicher Unterkiefer.
Grube 7 und 8/ Schnitt 37
Die größten der Knochengruben. Grube 7 Durchmesser 4x4m, Grube (8 noch nicht vollständig erfasst. Tiefe etwa 1m. Im Vergleich zu den anderen Knochengruben erheblich weniger Knochen und Tierzähne. Knochendeponierungen nur am Rand und an der Sohle der Gruben. Als Besonderheit ist für diesen Befund zu vermerken, dass diese Knochengruben über eine vorherige Grube angelegt war, in der sich römische Münzen befanden. Diese vorherigen Grubendeponierungen, die etwa einen halben Meter tiefer reichten waren vermutlich schon kurz nach der Schlacht angelegt worden und waren vollständig verfüllt (womit kann ich nicht erkennen). Allerdings wurden hier ein Denar und zwei Aurei aufgefunden.
Ich muss mich gegenüber einer vorherigen Aussage korrigieren. Es wurden wohl mehr als nur zwei menschliche Schädelkalotten gefunden. Eine genaue Anzahl wird in dem Buch leider nicht genannt. Drei dieser Schädel lassen Hiebspuren erkennen.
Es wurden nicht nur drei im Verband befindliche Hände mit Unterarmknochen gefunden sondern noch weitere Skelettverbände. Eine Schädeldeponierung in der großen Knochengrube ist im Verbund mit dem Unterkiefer in Seitenlage aufgefunden worden. Die Position der Knochen verdeutlicht, dass diese Knochen gemeinsam in originaler Lage in die Grube gelangt sein müssen. Eine nachträgliche anatomisch korrekte Einpassung des Unterkiefers in Seitenlage ist fast unmöglich. Weiterhin wurde der Schädel mit zwei im Verband liegenden Wirbeln in die Grube verbracht. Zudem wurde ein rechtes und linkes Schulterblatt mit zugehörigen Brustwirbeln zum Teil im anatomischen Verband aufgefunden. Auffallend ist in diesem Zusammenhang, dass diese im anatomischen Verband liegenden Skelettteile in einer Blockbergung der großen Knochengrube geborgen wurden.