Zunächst einmal vielen Dank an die Moderation für die Abtrennung des Themas :winke::winke:.
Vor einigen Jahren habe ich mir das kleine Modell in der Wehrtechnischen Studiensammlung (
WTS) in Koblenz angesehen. Bilder des Modells und der Beschreibung werde ich nach Möglichkeit am Wochenende in einem Album in meinem Profil einstellen.
Der Text der Ausstellung bestätigt den Eingangs verlinkten wiki-Artikel. Ich habe bisher als Abweichung nur das Maximal-Gewicht der Treibladungen gefunden, dass bei der WTS mit max. 300 kg angegeben wird.
Nicht ganz so deutlich wird in dem Artikel auch, dass die Flugbahn des Geschosses bewußt in die Stratosphäre verlagert wurde, um überhaupt die geforderte Reichweite von 120 km zu erreichen.
Die Entwicklung begann 1914 zunächst mit der aerodynamischen Optimierung der Geschoßform, mit der aber "nur" eine Schußweite von 49 km erzielt werden konnte.
Als nächstes erhöhte man das Volumen der Treibladung und Länge des Rohres um die Mündungsgeschwindigkeit zu steigern. Bei Schußversuchen in den oberen Winkelgruppen erkannte man, dass der Luftwiderstand mit zunehmender Höhe im stärker abnimmt und in ca. 40 km Höhe nahezu Null ist.
Daraufhin beschloss man sich diesen Effekt zu Nutze zu machen!
Nicht das Kaliber verändert sich, sondern ein gewisser Abbrand vergrössert das "Patronenlager" (ich weiss nicht, wie das bei der Schiffsartillerie genannt wird), dadurch entsteht mehr Volumen, resp. beim Abfeuern ein geringerer Druck. Was zu einer geringeren Anfangs-Geschwindigkeit führt - und somit zu einer geringeren Reichweite.
Dieser Beitrag orientiert sich am wiki-Beitrag
Innenballistik, der sich allerdings nicht 1:1 auf Geschütze mit getrennter Munition übertragen läßt. Da Geschoß und Treibladung nicht fest miteinanderverbunden sind, muss das Geschoß den Ladungsraum noch vorne hin (zur Mündung) möglichst gasdicht abschließen. Dazu wird das Geschoß förmlich in das Rohr gerammt.
Beim Parisgeschütz reichte nicht einmal diese Standard-Methode. Man brachte zusätzlich zu den Kupferführungen Stahlführungen am Geschoss an und
schraubte es mit Hilfe von Stahlwarzen ins Rohr.
Anschließend beschleunigte man es innerhalb von ca. 30 m auf 5-fache Schallgeschwindigkeit. Das dabei Züge und Felder extrem verschleißen ist wohl leicht einsehbar.
Die Erdrotation spiel dabei eine untergeordnete Rolle, weil sich die Erde mitsamt der Atmosphäre dreht.
jein - solange die Atmosphäre mitdreht, spielt die Erdrotation eigentlich keine Rolle. Erst wenn die Flugbahnen in die Stratosphäre führt, kommt die Rotation ins Spiel, wobei immer noch ein grosser Teil der Flugbahn unterhalb liegt.
Richtig an diesem Gedankengang ist, dass zum Zeitpunkt des Abschusses Geschoss und Abschussort die gleiche Geschwindigkeit Richtung Osten aufweisen, nämlich X km/h pro Stunde.
Da das Geschoß aber mit einem gewissen Abstand zur Erdoberfläche fliegt, wählt es die längere Außenbahn. Um mit der Erdoberfläche mitzuhalten, d. h. die gleiche Winkelgeschwindigkeit (grad / sec) zu haben, müßte es seine Geschwindigkeit erhöhen, der Weg auf der Außenbahn einer Kurve ist nun mal länger. Es verfügt aber nur über die Ausgangsgeschwindigkeit und fällt damit hinter den Abschussort zurück.
Das würde auch die grosse Reichweite der Pariskanone etwas glaubhafter machen.
Die Abschussstellen sind bekannt und die Opfer auch, allein
hier fielen 88 Menschen einem Geschoß zum Opfer. Am 29. März 1918, einem Karfreitag!
Wir diskutieren hier nicht über ein Projekt oder eine Fiktion. Das Paris-Geschütz war blutige Realität.