Deutschland-England

K

Kevvvvvv

Gast
Also, habe mich hier umgeschaut und noch nicht das richtige gefunden.
Bin in der 12 und mache eine Facharbeit über die Beziehung zwischen Deutschland und England.

Meine Fragen:
-Verhältnis vor dem 2 Weltkrieg
-Verhältnis nach dem 2 Weltkrieg
-Wie hat sich das Verhältnis zwischen 1945-2008 verändert

Wäre supergeil, wenn ich hier ein paar Antworten oder Links bekomme :)
 
Meine Fragen:
-Verhältnis vor dem 2 Weltkrieg
-Verhältnis nach dem 2 Weltkrieg
-Wie hat sich das Verhältnis zwischen 1945-2008 verändert


Verhältnis vor 2. Weltkrieg

Das Verhältnis war aufgrund des 1. Weltkriegs ziemlich angespannt.
Ich hätte die Frage eher so formuliert wie das Verhältnis vor dem 1. Weltkrieg
war ;-)
Nachdem England bzw. Groß Britannien seit dem 7 Jährigen Krieg gute Beziehungen zu Preussen unterhielt, und das Englische Königshaus ja
Ursprünglich aus Deutschland stammte, war die Beziehung bis etwa
in die 1870'er Jahre ganz gut.
Erst als Deutschland in Folge der Industrialisierung immer stärker wurde und den Britischen Markt mit seinen Waren überschwemmte wurden die Beziehungen immer angespannter.
Als auf Drängen Wilhelms II. Deutschland Kolonien in Afrika und dem Pazifikraum erwarb und seine Flotte massiv aufrüstet, schlug die Stimmung in Misstrauen um.
Anders als die Politik unter Bismarck der sich um gute Beziehungen zu England
bemühte, lehnte sich Deutschland enger an Österreich Ungarn an.
England war lange Zeit geneigt mit Deutschland ein Bündnis abzuschliessen,
aber die Deutsche Politik klemmerte sich liebe an die Donaumonarchie.
Nach dem für Frankreich so unglücklich verlaufenen Deutsch - Französischen Krieg 1870-71 und dem Verlust von Elsass/Lothringen nutzten die Franzosen die Gunst der Stunde un schlosse ein Bündnis mit England ab.
Zu diesem schloss sich auch Russland an, welches durch die Expansion der K.u.K Monarchie auf dem Balkan und er Deutschen Präsenz in der Türkei von einer Wohlwollenden Haltung Deutschland gegenüber zu latenter Feindschaft entwickelte.
Zurück zu England.
Nach dem ersten Weltkrieg und dem hohen Blutzoll der Britischen Expeditionsstreitkräfte war Großbritannien Deutschland gegen über sehr Feindseelig eingestellt.
Nach der machtergreifung Hitlers, zogen allerdings dessen "Erfolge"
(auf die ich jetzt nicht näher und vor allem nicht wohlwollend eingehen möchte) eine Reihe Hoher Persönlichkeiten u.a den britischen König zu einer
Versöhnlicheren Haltung. Diese wurde allerdings von der breiten Bevölkerung nicht geteilt.

Die Abdankung des Engischen Königs, der zweite Weltkrieg usw. vergifteten das Verhältnis noch weiter.
Nach der Kapitulation Deutschlands und der sich abzeichnenden Kriese mit Sowjetrussland bemühte sich Großbritannien jedoch um gute Beziehungen
zu Deutschland.

Das Verhältnis wird nur dadurch etwas getrübt dass britische Zeitungen
immer gerne dumpfe Vorurteile Gegen Deutschland schüren, welche zum Teil
ziemlich dümmlich sind.
 
Das die Haltung Deutschlands vor dem 1. WK gegenüber Habsburg zu einer Verstimmung mit England geführt habe ist mir völlig neu. Vor dem 1.WK war es neben der Rivalität der beiden leistungsstärksten europäischen Industrienationen (was keinesfalls zu einem Hass geführt hatte!) vor allem die krude Fehleinschätzung der Nachfolger Bismarcks betreff der Möglichkeiten einer Französisch-Britischen Annäherung - besonders vor dem Hintergrund deutscher Flottenpolitik (Stichwort Tirpitz!) und zunehmendem kolonialem Engagement.

Frankreichs Durst auf Rache war der einzig wirklich verlässliche politische Faktor vor dem 1. WK (dabei war die Niederlage von 1870 bei Ausbruch des Krieges bereits gut 40 Jahre her!!!). Die Fehlannahme war, das neben dieser französischen Gegnerschaft auch die britisch- französische Gegnerschaft im kolonialen Wettstreit und (Anfangs, deutlich vor 1900) auch der französischen Flottenrüstung als ebenso statisch angesehen wurde. Dabei war den Franzosen ihre Rache gegen Deutschland weitaus wichtiger als jedes andere strategische Motiv. Zusätzlich durch eine herausfordernde Flottenrüstung das Selbstverständnis Großbritanniens anzugreifen war politscher Selbstmord. Die Grundidee von Tirpitz, das England im Konfliktfall mit der deutschen Hochseeflotte sein Monopol auf die Seeherrschaft an die USA verlieren würde, selbst wenn GB letztlich (vielleicht) siegen möge, wurde zwar zur Wahrheit. Doch wie heist es so schön? Wie der Bauer die Klöße ist, so MUSSTE England handeln. Die Tirpitzsche Überlegung lief am Kern jeder Konfliktbewältigung vorbei. Dazu gehörte auch das ständige deutsche Interesse an Russland. In Russland gelang es Frankreich in der Vorkriegszeit zu deren Bündnispartner zu werden, da Deutschland sich allzu sehr auf Habsburg stützte, das in der Balkanpolitik in deutlicher Konfrontation mit Russland konkurrierte. Russland dagegen galt in London als Herausforderung für die britischen Mittelmeerinteressen und in China (Tibet & Afganistan & Persien). In Deutschland blieb man aber bei dem Wahn, sich neben Habsburg wahlweise England oder Russland als Bündnispartner sichern zu können, trotz Balkanpolitik und trotz einer Flottenrüstung die sich ihrem Wesen nach nur gegen England richten konnte... Und das, obwohl es keinerlei sonstigen, generellen Interessengegensätze zwischen GB und D gab!

Während des 1. WK wuchs auf allen Seiten aufgrund der gigantischen Verluste an Menschen und Gütern die Gegnerschaft, wenn nicht der Hass. Allein am ersten Tag der Schlacht an der Somme 1916 starben mehr britische Soldaten, als während des gesammten spanischen Feldzuges zwischen 1809 und 1814 unter General Wellington. Ein Feldzug, der bekanntlich mit zur ersten Abdankung Kaiser Napoleons geführt hatte! Auch die "Hungerblockade" gegen Deutschland weckte in der dortigen Bevölkerung bestimmt keine Sympathien.

Mit dem Sieg im 1.WK begann England einen zähen Weg, der weg von der Gegnerschaft zu Deutschland führte. Als Höhepunkt war der Hasadeur Adolf Hitler größter Nutznießer dieser Entwicklung beim "Münchner Abkommen" von 1938, wobei Deutschland vielleicht mehr Kredit auf der Insel verspielt hat als man noch heute wahrhaben will. Erst seit damals begannen sich m.E. die von meinem Vorposter genannten, generell dümmlichen Vorurteile auf legendär, niedrigem intellektuellem Niveau endgültig durchzusetzen.
 
tejason schrieb:
Das die Haltung Deutschlands vor dem 1. WK gegenüber Habsburg zu einer Verstimmung mit England geführt habe ist mir völlig neu. Vor dem 1.WK war es neben der Rivalität der beiden leistungsstärksten europäischen Industrienationen (was keinesfalls zu einem Hass geführt hatte!) vor allem die krude Fehleinschätzung der Nachfolger Bismarcks betreff der Möglichkeiten einer Französisch-Britischen Annäherung - besonders vor dem Hintergrund deutscher Flottenpolitik (Stichwort Tirpitz!) und zunehmendem kolonialem Engagement.

Wenn überhaupt, ging es Großbritannien darum, dass das Deutsche Reich Österreich-Ungarn hinsichtlich seiner Balkanpolitik zurückhält, was auch während der Balkankriege der Jahre 1912/13 realisiert worden war. Entsprechend wirkten die Briten auf Petersburg ein.

tejason schrieb:
Frankreichs Durst auf Rache war der einzig wirklich verlässliche politische Faktor vor dem 1. WK (dabei war die Niederlage von 1870 bei Ausbruch des Krieges bereits gut 40 Jahre her!!!).

Das halte ich für vollkommen übertrieben. Ja, Frankreich wollte die Provinzen zurück, keine Frage. Aber, man war dafür nicht willens sich auf eine militärische Auseinandersetzung mit dem Deutschen Reich einzulassen. Gerade in den Jahren 1911 bis 1914 gab es diverse Ansätze für eine konstruktive und kooperative Ansätze für eine deutsch-französische Zusammenarbeit.

Die Grundidee von Tirpitz, das England im Konfliktfall mit der deutschen Hochseeflotte sein Monopol auf die Seeherrschaft an die USA verlieren würde, selbst wenn GB letztlich (vielleicht) siegen möge, wurde zwar zur Wahrheit.

Der grundlegende Gedanke von Tirpitz war die sogenannte Risikoflotte. Das bedeutet, das es für die stärkste Seemacht der Welt, eben Großbritannien, ein nicht zu verachtendes Risiko sein würde, sich mit der deutschen kaiserlichen Marine anzulegen, da dadurch ihre eigene Vormachtstellung ernsthaft gefährdet werden könnte.
 
[...]Die Grundidee von Tirpitz, das England im Konfliktfall mit der deutschen Hochseeflotte sein Monopol auf die Seeherrschaft an die USA verlieren würde, selbst wenn GB letztlich (vielleicht) siegen möge, wurde zwar zur Wahrheit. [...]

Danke Turgot, auf diesen Hinweis und die o.g. Behauptung ist absolut falsch.

In dem Risikogedanken Tirpitz spielte die US amerikanische Flotte vor dem 1.WK keine wesentlich höhere Rolle, wie alle anderen Flotten unterhalb der RN und der kaiserlichen Marine.
Die US amerikanische Marine bekommt Ihren Aufschwung durch den europäischen Seekrieg, der eine weitere Rüstung der RN und der kaiserlichen Marine nicht zulässt, aber die US Navy hier einen Vorteil erzielt ohne Kriegzustand weiter Aufrüsten zu können.
Das konnte unmöglich Tirpitz als Grundidee im Hinterkopf gehabt haben!
 
Das halte ich für vollkommen übertrieben. Ja, Frankreich wollte die Provinzen zurück, keine Frage. Aber man war dafür nicht willens sich auf eine militärische Auseinandersetzung mit dem Deutschen Reich einzulassen. Gerade in den Jahren 1911 bis 1914 gab es diverse Ansätze für eine konstruktive und kooperative Ansätze für eine deutsch-französische Zusammenarbeit.

Das würde ich auf jeden Fall unterstreichen. Die Rückgewinnung spielte in der Politik der dritten Republik keine entscheidende Rolle. Wichtiger waren die Auseinandersetzungen zwischen Links und Rechts im Inneren. Im Äußeren die Abgrenzung der Hegemonialsphären zwischen den Kolonialmächten und die Einbindung Frankreichs, dass 1871 isoliert da stand in ein europäisches Sicherheitssystem. Meines Wissens hat keine Partei sich über Lippenbekenntnisse hinaus ernsthaft für eine Wiedergewinnung eingesetzt.

Ich stelle mir die Haltung der franz. Öffentlichkeit und der Politik zur Wiedergewinnung Elsass-Lothringen ähnlich vor, wie die der BRD zur Wiedervereinigung: Bei Festtagsreden ist man natürlich dafür, beim anschließenden Festtagsessen geht es schon wieder um Gelder für die eigene Klientel. Und auf keinen Fall will man Streit mit dem starken Nachbarn.

Es gab durchaus schwerwiegende Konflikte mit Deutschland (Tanger- Krise etc..). Formulierungen wie Rache oder Hass sind hier aber m.E. nicht treffend, ihre Verwendung wenig sinnvoll
 
Das muss man etwas differenziert sehen.Die Propaganda zur Rückgewinnung
der verlorenen Provinzen lief eigentlich dauernd.

Propaganda impliziert m.M. Steuerung und Ziel.

In der 3. Republik orte ich eher ein Grundrauschen (wie s.o. in der BRD): Klar, L´alsace, c´est la France etc. etc.

Es gab aber doch keine Partei, die ernsthaft beispielsweise Steuererhöhungen, Mobilmachung etc. kurz, irgend etwas, das dem Wahlvolk weh tut, gefordert hätte, um die Deutschen aus Colmar zu vertreiben. "Mourir pour Strassbourg" hat doch kein französischer Politiker der ersten Riege ernsthaft gefordert.
 
Propaganda impliziert m.M. Steuerung und Ziel.

In der 3. Republik orte ich eher ein Grundrauschen (wie s.o. in der BRD): Klar, L´alsace, c´est la France etc. etc.

Es gab aber doch keine Partei, die ernsthaft beispielsweise Steuererhöhungen, Mobilmachung etc. kurz, irgend etwas, das dem Wahlvolk weh tut, gefordert hätte, um die Deutschen aus Colmar zu vertreiben. "Mourir pour Strassbourg" hat doch kein französischer Politiker der ersten Riege ernsthaft gefordert.

Oh doch

Léon Gambetta ? Wikipedia

"Immer daran denken,nie davon sprechen."
 
...es sollte die Jugend auf den zukünftigen Krieg vorbereiten.

Sicher. Solche Schriften gab es viele, Invasion Scare in Großbritannien, Flottenverein in Deutschland usw. Das ist nichts Besonderes.

Von wem wurde die zeitgenössische Perzeption in der historischen Forschung untersucht, bzw. wo kann man die Auswirkungen und diese beschriebene Absicht nachlesen?

Du musst Dir mal die Realitäten verdeutlichen: selbst nach 1892 war Frankreich nur im Zweiverband in der Lage, ein Gegengewicht zum gerüsteten Deutschen Reich zu bilden. Und Russland hätte zu keiner Zeit einen Angriffskrieg gegen die Mittelmächte wegen Elsaß-Lothringen begonnen.
 
Sicher. Solche Schriften gab es viele, Invasion Scare in Großbritannien, Flottenverein in Deutschland usw. Das ist nichts Besonderes.

Von wem wurde die zeitgenössische Perzeption in der historischen Forschung untersucht, bzw. wo kann man die Auswirkungen und diese beschriebene Absicht nachlesen?

Du musst Dir mal die Realitäten verdeutlichen: selbst nach 1892 war Frankreich nur im Zweiverband in der Lage, ein Gegengewicht zum gerüsteten Deutschen Reich zu bilden. Und Russland hätte zu keiner Zeit einen Angriffskrieg gegen die Mittelmächte wegen Elsaß-Lothringen begonnen.

Gambetta,Boulanger,sie alle stellten die Revanche in den Mittelpunkt ihrer Politik.

Hätte einer angegriffen?Boulanger war verrückt genug dazu.

Boulangisme - Wikipédia
 
Also, was wäre England ohne Deutschland?
Immer noch die Weltmacht?
Wenn uns jemand mit Häme überschütten darf, dann die Briten(!).
 
Also, was wäre England ohne Deutschland?
Immer noch die Weltmacht?
Wenn uns jemand mit Häme überschütten darf, dann die Briten(!).

Du meinst also, daß der Risikogedanke doch gegriffen hat. Das Risiko bestand darin dem Streben der Deutschen nach Seemacht Einhalt zu gebieten, und daran sind die Engländer mit aller Macht herangegangen und wurden vom Strudel der untergehenden deutschen Weltmachtstreben mitgerissen worden?
 
Du meinst also, daß der Risikogedanke doch gegriffen hat. Das Risiko bestand darin dem Streben der Deutschen nach Seemacht Einhalt zu gebieten, und daran sind die Engländer mit aller Macht herangegangen und wurden vom Strudel der untergehenden deutschen Weltmachtstreben mitgerissen worden?

Relevanter als alle Tirpitzschen Risikophantasien waren die ökonomischen Trends, die Bevölkerungsentwicklungen, und die aufstrebenden Mächte wie Japan, Russland, USA.

Dieser Trend - und der ist unabhängig vom WK I - war mit dem Industrialisierungsboom der USA (wobei auch die Agrarexporte preislich nicht zu schlagen waren und eine bedeutende Rolle bereits vor 1914 spielten) unaufhaltsam.

Nach der Landkarte betrachtet war das Empire durch die Machterweiterung im Mittleren Osten sogar größer als vor 1914. Sein Zerfall setzte spätestens in den 1930ern in Indien ein, und wurde durch den WK II "beschleunigt".
 
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