Warum wird Alexander der Große der "Große" genannt?

Die militärischen Leistungen Alexanders wurden freilich in der Antike anerkannt...Alexander profitierte davon, dass ihm sein Vater eine gut ausgebildete Armee und ein kompetentes und hoch motiviertes Offizierskorps hinterlassen hatte....Der Sieg Phipps bei Chaironeia war vor allem dem Einsatz der Hetairoi-Kavallerie unter dem 18 jährigen Alexander zu verdanken. Gegner waren bei dieser Schlacht u.a. eine der besten Spezialeinheiten die Heilige Schar von Theben. Alexander gehörte zu den Truppenführern, die von vorne führten, und mehrfach wurde er verwundet. Er ging hohe Risiken ein, doch der Erfolg gab ihm recht
Die militärischen Leistungen Alexanders waren bereits in der Antike mindestens bei seinen Gegnern umstritten. Und in der Schlacht bei Chaironaia stand Alexander zwar tatsächlich der legendären thebanischen Eliteeinheit der Heiligen Schar gegenüber und hat diese nahezu vollständig vernichtet, ABER man sollte nicht verschweigen, dass es nur knapp 300 waren. Alexander ging hohes persönliche Risiko und der Erfolg gab ihm recht. Einverstanden. Und das rechtfertigt den Titel der Grosse?
 
Ja und ? Alexander führte sein Heer trotz zahlemässiger Unterlegenheit quer duch Persien. Stimmt auch. Hat Xenophon aber auch geschafft. Mit einem Viertel der Truppen und der war nicht mal ein gelernter Militärstratege.
Alexander hat das Perserreich erobert.
Xenophon ist nach Hause geflohen.
Vielleicht ist das der Unterschied, warum er nicht "Xenophon der Große" heißt.
:grübel:
 
Und warum versuchst du mit einem "ja und?" die Siege über zahlenmäßig überlegene Armeen zu bagatellisieren?
Weil das in der Geschichte quasi normal war, dass eine an Kampfausbildung, Kampferfahrung und Kampfkraft ÜBERlegene, aber an numerischer Zahl UNTERlegene gewonnen hat. Das ist doch nichts aussergewöhnliches. Wo siehst du denn darin ein " grosses " militärisches Genie?
 
Ganz passend zur laufenden Diskussion eine Ausarbeitung von David Lonsdale, Strategic Studies an der University of Hull.

Lonsdale: Alexander the Great and the Art of Adaptation, JoMH 2013, S. 817-835.

Er analysiert Alexanders Anpassungsfähigkeiten an die verschiedenen strategischen, operativen und taktischen Level (anhand von vier Beispielen), unter wechselnden Lagen, und verbindet das mit einer Beurteilung der Kampagnen.

Zitat:
"Alexander the Great campaigned successfully for twelve years, across the range of military operations, against a wide range of opponents, and within many varied geographical environments. This article argues that this remarkable record of success can be partially attributed to Alexander’s ability to adapt at the tactical, operational and strategic levels. Alexander was also capable of operating beyond the bounds of his cultural normative framework. After a brief discussion of Macedonian warfare, this article analyses Alexander’s art of adaptation through the exploration of important strategic moments. These moments are his operations in the Balkans, defeat of the Persian navy, counterinsurgency in central Asia and the battle of Hydaspes"
 
Alexander war zahlenmäßig der Unterlegene, er befand sich zudem mitten im Feindesland, im Land eines Gegners, der sich ein Riesenreich zusammenerobert hatte und der auch schon mehrfach die Dardanellen respektive den Bosporus überschritten hatte. Alexander hatte hinter sich den kleinen Landstrich Makedonien und die griechischen poleis, deren Treue zweifelhaft war, da sie eher unfreiwillig die makedonische Suprematie anerkennen musste, Persien reichte von Indien bis zum Bosporus und den Dardanellen. Und mindestens bis zur ersten Flucht des Dareios war es alles andere als vorauszusehen, dass Persien "schwach" war.
 
Alexander hat das Perserreich erobert.
Xenophon ist nach Hause geflohen.Vielleicht ist das der Unterschied, warum er nicht "Xenophon der Große" heißt.
Das ist Ansichtssache. Xenophon ist nicht geflohen, sondern hat nach dem Tod ihres Auftraggebers Kyros seine Jungs gegen eine zahlenmässige Übermacht und ohne jede persönliche militärische Erfahrung erfolgreich quer durch Persien nach Hause geführt. Und das auch erst, nachdem es ihnen nicht gelungen war, einen neuen persischen Prinzen zu finden, dem sie dann den Thron frei gekämpft hätten. Hätten die Perser nicht das gesamte militärische Führungskorps der Griechen vorher hinterhältig ermordet, wäre das persische Reich vermutlich schon damals untergegangen. Nur der militärische Laie Xenophon kam nicht auf diese Idee und war vermutlich auch nicht dazu fähig. Immerhin war er aber fähig, quer durch Persien nach hause zu " spazieren ".
 
Zuletzt bearbeitet:
Zur Quellenkritik: Aus welcher Quelle ist der Rat des Memnon überliefert? Etwa aus einer promakedonischen, möglicherweise mit panegyrischen Absichten bzgl. Alexander?

Das Satrapenkonzil von Zeleia wird sowohl bei Arrian (Anabasis 1, 12) als auch bei Diodor (17, 18) beschrieben. Ersterer war proalexandrinisch, nach Ptolemaios schreibend, letzterer eher neutral, soweit ich das beurteilen kann.

Memnon hatte in dieser Beratung eine Strategie der verbrannten Erde vertreten, in der die Nahrungsreserven und Felder des westlichen Kleinasiens vernichtet werden sollten. Das Invasionsheer sollte somit ausgehungert und zum vorzeitigen Rückzug bewegt werden. Die Satrapen waren allerdings dagegen, weil sie ihre Provinzen nicht zertören wollten, und entschieden sich daher für eine schnelle Feldschlacht, in der Hoffnung, Alexander sofort besiegen zu können. Am Granikos waren sie dann allerdings unterlegen.

Die Satrapen waren es allerdings auch gewesen, die Alexander am Granikos wohl in dessen gefährlichste Zwangslage versetzen konnten. Die Brüder Spithridates und Rhoesakes hatten ihn zum Zweikampf gestellt und nur das Eingreifen des Kleitos hatte ihn retten können.

Erst in Multan, wo Alexander einen Pfeiltrefer in die Brust erhielt, war er wieder in eine derartige Gefahr geraten, nicht ohne eigenes Zutun.

robrich schrieb:
Alexander führte sein Heer trotz zahlemässiger Unterlegenheit quer duch Persien. Stimmt auch. Hat Xenophon aber auch geschafft. Mit einem Viertel der Truppen und der war nicht mal ein gelernter Militärstratege.

Xenophon und die Zehntausend hatten sich auch nicht vier große Schlachten zu stellen brauchen, oder zwei Mal den Hindukusch über- und Wüstenregionen durchqueren müssen. Nach Kunaxa hatten sie nur über Armenien an das schwarze Meer ziehen müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz passend zur laufenden Diskussion eine Ausarbeitung von David Lonsdale, Strategic Studies an der University of Hull.Er analysiert Alexanders Anpassungsfähigkeiten an die verschiedenen strategischen, operativen und taktischen Level (anhand von vier Beispielen), unter wechselnden Lagen, und verbindet das mit einer Beurteilung der Kampagnen.
Hallo Frau/ Herr Moderatorin, Deutsch ist schon nicht meine Muttersprache und Englisch kann ich noch schlechter. Könnten Sie den englischen Text bitte übersetzen, damit ich antworten kann. Ich bin ja hier der einzige, der am Nimbus des grossen Alexander kratzt.
 
Könnten Sie den englischen Text bitte übersetzen, damit ich antworten kann.

Leider nein, aber nur aus dida..., äh taktischen Überlegungen.:devil:

Das hier ist ein Forum, in dem man zB Hinweise und Meinungen austauschen kann. Die Literaturstelle ist ein aktueller Hinweis, wenn man an Alexanders Kampagnen und ihrer Beurteilung interessiert ist, und sich nach Bewertungen umschaut, die man sich zu eigen machen kann, ...oder eben auch nicht.
 
Ich bin ja hier der einzige, der am Nimbus des grossen Alexander kratzt.

Das ist nicht ganz korrekt. Du willst im lediglich das Attribut der Große nehmen, indem du einerseits Leistungen Alexanders (egal, wie man sie bewerten muss) bagatellisierst und andererseits Leistungen anderer aufbauschst, bzw. indem du die Griechen militärisch auf ein Podest stellst und die Perser für militärisch minderwertig erachtest. Das ist es letztlich, was hier Widerspruch auslöst.
 
Nun gibt es ja lange Disussionen darüber, ob man Geschichte bewerten darf, gar moralische Maßstäbe anlegen kann. Ich denke ja.

An welche Maßstäbe denkst du dabei? An die Maßstäbe unseres aufgeklärten Jahrhunderts und die Charta der Menschenrechte?

Das wäre allerdings völlig unhistorisch. Es ist ein ehernes Gesetz der historischen Zunft, dass man die Leistung und das Wirken von Menschen aus ihrer Zeit heraus beurteilen muss und dabei keine heutigen Maßstäbe anlegen darf.

Das gilt auch für so genannte "Blutbäder" und ähnliches, die in der Antike nicht verwerflich waren, vor allem wenn sie im Rahmen militärischer Unternehmungen erfolgten. Die Haager Landkriegsordnung ist erst ein Produkt unserer aufgeklärten Zeit!

Für den antikem Menschen war von Bedeutung: Hat ein König, Politiker oder Feldherr seine Ziele erreicht - auch trotz großer Widerstände - und hat er etwas Außergewöhnliches geleistet? Beides muss man bei Alexander mit "ja" beantworten.

Dass uns Heutigen einige seiner Maßnahmen, Ziele und Charakterzüge nicht schmecken, steht auf einem völlig anderen Blatt!

Dass uns das Attribut "Groß" aus heutiger Sicht zuweilen ungerechtfertigt erscheint, ist sicher wahr. Ferner ist es verwunderlich, dass manche Herrscher, die nach heutigen Maßstäben viel geleistet haben, diese Titulatur nicht erwerben konnten. Warum ist Queen Elizabeth I. nicht die "Große", obwohl sie ihrem Land Frieden und Wohlstand bescherte? Oder der römisch-deutsche Karl V., der ein Weltreich beherrschte, in dem die Sonne nicht unterging? Oder der römische Kaiser Augustus? Oder Napoleon?

Da mögen zuweilen auch Zufälle eine Rolle gespielt haben, die sich heute nicht mehr aufdecken lassen.
 
Memnon hatte in dieser Beratung eine Strategie der verbrannten Erde vertreten, in der die Nahrungsreserven und Felder des westlichen Kleinasiens vernichtet werden sollten. Das Invasionsheer sollte somit ausgehungert und zum vorzeitigen Rückzug bewegt werden.
Richtig. Memnon wollte Alexander den Nachschub abschneiden, und wollte vor allem keine Feldschlacht, mindesten solange nicht, bis die Perser nicht mindestens gleich starke GRIECHISCHE Söldnertruppen angworben hatten. Memnon hatte keinerlei Vetrauen in die so zahlreichen PERSISCHEN Truppen.
Xenophon und die Zehntausend hatten sich auch nicht vier große Schlachten zu stellen brauchen, oder zwei Mal den Hindukusch über- und Wüstenregionen durchqueren müssen.
Immerhin hat er es als militärischer Laie geschafft, mit einer zahlenmässig mindestens 10:1 Unterzahl gegen persische Heeere, die sie vernichten wollten, quer durch Persien zu marschieren, durch zu brechen und heil nach hause zu kommen.
 
Das ist nicht ganz korrekt. Du willst im lediglich das Attribut der Große nehmen, indem du einerseits Leistungen Alexanders (egal, wie man sie bewerten muss) bagatellisierst und andererseits Leistungen anderer aufbauschst, bzw. indem du die Griechen militärisch auf ein Podest stellst und die Perser für militärisch minderwertig erachtest. Das ist es letztlich, was hier Widerspruch auslöst.
Ok, einverstanden. Ausserdem, wir diskutieren ja nur .
 
Leider nein, aber nur aus dida..., äh taktischen Überlegungen.:devil:Das hier ist ein Forum, in dem man zB Hinweise und Meinungen austauschen kann. Die Literaturstelle ist ein aktueller Hinweis, wenn man an Alexanders Kampagnen und ihrer Beurteilung interessiert ist, und sich nach Bewertungen umschaut, die man sich zu eigen machen kann, ...oder eben auch nicht.
Also nein, auch recht.:winke:
Dann kann ich auch nichts dazu sagen.
 
Das wäre allerdings völlig unhistorisch. Es ist ein ehernes Gesetz der historischen Zunft, dass man die Leistung und das Wirken von Menschen aus ihrer Zeit heraus beurteilen muss und dabei keine heutigen Maßstäbe anlegen darf.

Da kommt aber die die Geschichtsdidaktik spätestens seit Jeismann zu einem anderen Urteil.

Das gilt auch für so genannte "Blutbäder" und ähnliches, die in der Antike nicht verwerflich waren, vor allem wenn sie im Rahmen militärischer Unternehmungen erfolgten. Die Haager Landkriegsordnung ist erst ein Produkt unserer aufgeklärten Zeit!

Das ist interessant, weil wir in eben diesem Thread von 5 Jahren schon mal genau dieselbe Diskussion geführt haben: Da die Goldene Regel auch schon damals, und zwar nicht nur den Hebräern, sondern auch den Griechen bekannt war, sie ist u.a. bei Platon, dem Lehrer Aristoteles', also Alexanders Lehrer überliefert ist, ist das nämlich so eine Sache, HLKO hin oder her.

Oder der römisch-deutsche Karl V., der ein Weltreich beherrschte, in dem die Sonne nicht unterging?

Einen Carolus Magnus gab es da schon. Außerdem hat Karl V. sein Reich ererbt und nicht erobert und war politisch alles andere als dauerhaft erfolgreich (Communeros, Reformation, Erbfolgeregelung, Konflikte mit Frankreich). Für die westindischen Kolonien interessierte er sich nicht wirklich.
Oder der römische Kaiser Augustus?
Augustus ist doch schon der Beiname, 'der Erhabene'.
Das berühmte Bild von Napoleon im Kaiserornat mit Lorbeerkranz und hermelingefüttertem Purpurmantel ist in der Tat mit "Napoleon le Grand" unterschrieben. Allerdings hat Napoleon bei allem militärischen Genie seine Eroberungen alle wieder verloren. Er hat quasi zweimal sein Waterloo erlebt.
 
... bis die Perser nicht mindestens gleich starke GRIECHISCHE Söldnertruppen angworben hatten. Memnon hatte keinerlei Vetrauen in die so zahlreichen PERSISCHEN Truppen.

Weder bei Arrian noch bei Diodor ist überliefert, dass Memnon ein Söldnerproblem hatte bzw. dass er sein Vertrauen ganz auf Griechen gesetzt und Perser gering geschätzt hätte. Er wollte einfach nur Alexander in verbranntes Land marschieren lassen. In Ephesos war eine Söldnergarnison stationiert, die mit dem makedonischen Abenteurer Amyntas, die nach Granikos nach Syrien zu Dareios zog. In Halikarnassos hatte Memnon ebenfalls eine Söldnertruppe unter dem attischen Kommandant Ephialtes stehen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Amyntas_(Sohn_des_Antiochos)

robrich schrieb:
Immerhin hat er es als militärischer Laie geschafft, mit einer zahlenmässig mindestens 10:1 Unterzahl gegen persische Heeere, die sie vernichten wollten, quer durch Persien zu marschieren, durch zu brechen und heil nach hause zu kommen.

Das ist sicher auch anerkennenswert. Aber gegen welche 10:1 überlegenen persischen Heere hatten sich die 10.000 den zu erwehren gehabt? Ich kenn die Anabasis jetzt nicht auswendig, allerdings sind mir beim schnellen Überblick keine größeren Kampfhandlungen ins Auge gefallen. Immerhin hatte der Großkönig bei Kunaxa ja auch einen hohen Blutzoll zu entrichten gehabt. Ober sich danach noch die Mühe zur Aufreibung des Söldnerheers, dass sowieso auf schnellstem Wege sein Land verlassen wollte, gemacht hätte?

Die Perser hatten sie bereitwillig durch Armenien ziehen lassen, freilich unter größten mühen, schließlich kannten sie die geographische Beschaffenheit dieser Region kaum.
 
Zurück
Oben