In Nürnberg und anderswo...Karikatur

Hallo,
kennt ihr diese Karikatur? Nürnberg und anderswo : Entnazifizierung in Österreich ...vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen: wisst ihr welche Uniformen die ersten fünf Männer in der Reihe tragen, kann man die genau zuordnen? SS..Gestapo.. usw... ich habe schon im Internet gesucht, bin mir aber nicht sicher...
VIelen Dank!
lg

@mameli

Auf dieser Karikaturen Uniformen zuordnen zu wollen, ist sehr schwierig und mit großen Unschärfen behaftet. Ein Versuch.

Von rechts nach links:
- keine Uniform
- SA
- Uniform für Parteiführer der NSDAP
- Wehrmacht (eventuell Luftwaffe w./Krawatte)
- faktisch nicht erkennbar, eventuell SA (?)

M.
 
Also, mameli, sicher war sich wohl auch schon der Karikaturist von damals wohl nicht, er hat wohl aus dem Kopf einfach was gezeichnet und das wars dann wohl. Karikaturisten versuchen das Ganze zu treffen und kümmern sich nicht so sehr um Details... zu Recht.

Viel mehr würde ich da nicht hineininterpretieren wollen. Einfach ein Querschnitt der Nazigesellschaft (auch mit Zivilisten, man beachte), SS müsste eigentlich ganz schwarz sein, aber das kann er sich auch rein deshalb geschenkt haben, weil das zu viel Druckerschwärze gekostet haben konnte... 1946. Wie gesagt, Details nicht so wichtig nehmen.

Aber eine herrliche, sehr ins schwarze treffende Karikatur.

Machst Du eine Arbeit? Oder interessiert Dich das privat?
 
Also Grundsätzlich ist es immer auf den Sinn und Zweck der Karikatur zu bewerten, inwieweit, Details wichtig, für das Erkennen der Sinnhaftigkeit sind.

Somit würde ich das jetzt nicht im allgemeinen auf Karikaturen beziehen.

Aber in der dargestellten Karikatur des ET gehe ich davon aus, daß die Uniformierten hier nicht in Ihrer innerpolitischen Funktion als wichtig erachtet werden, sondern im Vordergrund würde ich hier die militärische, wie paramiltärische Zugehörigkeit als Ausdruck des Militärstaates suchen.
Der wichtigste Grundgedanke der Karikatur ist wohl das Fingerzeigen auf den am nächsten Stehenden mit der Reihenfolge bis zum Sarg Hitlers ... damit wollen sich die damals führenden bzw. verantwortlichen Positionen von der eigenen Verantwortung frei sprechen.
 
Hallo,
kennt ihr diese Karikatur? Nürnberg und anderswo : Entnazifizierung in Österreich ...vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen: wisst ihr welche Uniformen die ersten fünf Männer in der Reihe tragen, kann man die genau zuordnen? SS..Gestapo.. usw... ich habe schon im Internet gesucht, bin mir aber nicht sicher...
VIelen Dank!
lg

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Karikatur (20. Juli 1946) und die wörtliche Erwähnung von Nürnberg legen einen Bezug auf den zeitgleich stattfinden Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher nahe.

Die Berichterstattung dazu überlagerte zeitweise die Presseberichterstattung über die in Österreich stattfindenden Volksgerichtsprozesse (vgl. http://www.nachkriegsjustiz.at/prozesse/volksg/OeNB_EndberichtTeilprojektKuretsidis.pdf, S. 15).

"Befehlsnotstand" und das Leugnen der eigenen Verantwortung waren (und sind) gerne benutzte Entschuldigungen.

Die Figur vorne, rechts trägt an ihrer linken Seite eine Pistolentasche, was die Mitgliedschaft in einer waffentragenden Organisation andeuten könnte. Dass sie im Hemd dargestellt wird, im Gegensatz zu den weiter hinten stehenden Zivilisten (z. B. Person 6 = Kapitalist) spricht m. E. ebenfalls für eine Organisation (vielleicht Gestapo?).
 
Also, mameli, sicher war sich wohl auch schon der Karikaturist von damals wohl nicht, er hat wohl aus dem Kopf einfach was gezeichnet und das wars dann wohl. Karikaturisten versuchen das Ganze zu treffen und kümmern sich nicht so sehr um Details... zu Recht.
Es kommt darauf an, welche Aussage der Karikaturist machen will. In dieser Karikatur wurden beliebige, im Prinzip gesichtslose Typen gezeichnet, keine konkreten Personen. Gerade dann nämlich, wenn konkrete Personen gezeichnet werden, werden gerade die Details als Wiedererkennungsmerkmale überspitzt. Wer kennt nicht "Birne Kohl" oder das "Dreieck/Karo der Macht"?

SS müsste eigentlich ganz schwarz sein, aber das kann er sich auch rein deshalb geschenkt haben, weil das zu viel Druckerschwärze gekostet haben konnte... 1946.
Das ist eine gewagte Behauptung.
 
Also Grundsätzlich ist es immer auf den Sinn und Zweck der Karikatur zu bewerten, inwieweit, Details wichtig, für das Erkennen der Sinnhaftigkeit sind.

Somit würde ich das jetzt nicht im allgemeinen auf Karikaturen beziehen.

Aber in der dargestellten Karikatur des ET gehe ich davon aus, daß die Uniformierten hier nicht in Ihrer innerpolitischen Funktion als wichtig erachtet werden, sondern im Vordergrund würde ich hier die militärische, wie paramiltärische Zugehörigkeit als Ausdruck des Militärstaates suchen.
Der wichtigste Grundgedanke der Karikatur ist wohl das Fingerzeigen auf den am nächsten Stehenden mit der Reihenfolge bis zum Sarg Hitlers ... damit wollen sich die damals führenden bzw. verantwortlichen Positionen von der eigenen Verantwortung frei sprechen.


Genau so sehe ich diese Karikatur auch.
Und passt zum Erscheinungsbild der Zeitung: „Neues Österreich“.
Neues Österreich, ein Organ der ÖVP, SPÖ und KPÖ.

Aufgefallen ist mir, diese Karikatur ist nicht signiert.
Nehme deshalb an, sie stammt vom Redaktionsmitglied Siegfried Weyr (1890 – 1963).
S. Weyr war Maler, Grafiker und Journalist.
Vielleicht hat hier jemand etwas von ihn und findet darin vielleicht sogar diese Karikatur. Im Netz habe ich nichts gefunden.
 
Liborius hat vollkommen recht, die Kernaussage (und die Standardentschuldigung von Tätern) steht in der Sprechblase

Er hat es aber doch befohlen.


Die Befehlskette konkret mit einer NS- Organisation zu identifizieren, ist eigentlich nebensächlich, denn die waren ja ziemlich beliebig, und auf mindestens einen Vorgesetzten, der es angeordnet hat, konnten sich alle berufen. Der aber kann nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden.

Der ehemalige Marinerichter und spätere Ministerpräsident von Baden- Württemberg Filbinger sagte bis zuletzt, was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.

Die kleinen Tötungsarbeiter und "Außendienstmitarbeiter" wie Irma Grese, Ruth Neudeck, Hertha Bote oder Karl und Inge Koch die eigenhändig Leute umgebracht haben, redeten sich damit heraus, es sei ihnen befohlen worden und hätten sie es nicht getan, wären sie selbst ins KZ gekommen.

Es ist aber kein Soldat oder SS- Mann gezwungen worden Geiseln und Gefangene zu erschießen. Niemand musste den Nachbarn denunzieren, weil er einen Witz erzählt, Radio gehört oder schwarz geschlachtet hat. Kein Arzt musste Patienten umbringen und Menschenversuche machen. Es wurde kein Feuerwehrmann mit vorgehaltener Pistole gezwungen, Synagogen abbrennen zu lassen, und kein Pfarrer Einblick in Kirchenbücher zu gewähren, um jüdische Vorfahren ausfindig zu machen.

Viele, die im 3. Reich Karriere machen wollten oder im Führerstaat selbst ein kleiner Führer werden wollten, taten vieles in vorauseilendem Gehorsam, redeten sich aber mit Befehlsnotstand heraus.

Jeder Mensch ist für sein Handeln selbst verantwortlich, es kann kein anderer sich dafür verantwortlich erklären, mag es auch Leute geben, die erklären, sie wollen die volle Verantwortung übernehmen.

Nach dem Krieg
 
Hallo,
kennt ihr diese Karikatur? Nürnberg und anderswo : Entnazifizierung in Österreich ...vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen: wisst ihr welche Uniformen die ersten fünf Männer in der Reihe tragen, kann man die genau zuordnen? SS..Gestapo.. usw... ich habe schon im Internet gesucht, bin mir aber nicht sicher...
VIelen Dank!
lg


Zur Entnazifizierung und der Rolle Österreichs vor während und nach der Nazizeit verdient ein Klassiker erwähnt zu werden, vielleicht kennst du ihn noch nicht:

Helmut Qualtinger Der Herr Karl.

Qualtingers Einpersonenstück von 1960 machte den Autor bekannt, der vielfach als nestbeschmutzer beschimpft wurde, denn viele erkannten sich im Herrn Karl wieder.

In einer Feinkosthandlung vertraut der Herr Karl einem jungen Mensch seine Erfahrungen mit. Dabei zeigt sich sehr bald, dass der Herr Karl nur vordergründig ein jovialer Raunzer, in Wirklichkeit aber ein eiskalter Schlawiner, Wendehals und Untertan ist, der knallhart seinen Vorteil auf Kosten anderer sucht.

O- Ton Herr Karl: "Da hatten wir einen juden im Gemeindebau, einen gewissen tennenbaum, sonst a netter Mensch..Da ham´s Parolen gegen die Nazis wegwischen müssen, net der Tennenbaum alleine, die ganzen Juden halt, und I hab ihn hingeführt. Ich war ein Opfer, immer unpolitisch! Und überhaupt, einer hat´s ja wegwischen müssen."

Qualtingers Meisterwerk ist online zu sehen, direktrverlinkungenb auf Youtube oder andere seiten untersagen allerdings die Forenregeln.
 
Wo bei die Entnazifizierung/Denazification und die Selbstentschuldung ja nur bedingt etwas miteinander zu tun haben.
Bei der Entnazifizierung wurde mittels Erhebungsbögen versucht herauszufinden, wie "nazifiziert" man war. Das ging über Partei- und Parteiunterguppenmitgliedschaften, Alter des Eintritts und Zeitpunkt des Eintritts. Hier konnte man im Volksmund so genannte Persilscheine beilegen, das waren Schriftstücke von Gewährsleuten, die den guten Leumund des zu Entnazifizierenden bekundeten. Die "Befehlskette" hatte damit nur insoweit etwas zu tun, als sich Leute, die miteinander an Kriegsverbrechen oder Arisierungen etc. beteiligt waren, natürlich ein Interesse hatten, sich gegenseitig ein Anständigkeitszeugnis auszustellen. Nur so viel zum Stichwort Entnazifizierung.
 
...
Es ist aber kein Soldat oder SS- Mann gezwungen worden Geiseln und Gefangene zu erschießen. Niemand musste den Nachbarn denunzieren, weil er einen Witz erzählt, Radio gehört oder schwarz geschlachtet hat. Kein Arzt musste Patienten umbringen und Menschenversuche machen. Es wurde kein Feuerwehrmann mit vorgehaltener Pistole gezwungen, Synagogen abbrennen zu lassen, und kein Pfarrer Einblick in Kirchenbücher zu gewähren, um jüdische Vorfahren ausfindig zu machen.

Das scheint mir zu plakativ zu sein und beschreibt das Leben im Dritten Reich genauso wenig wie "Hitler war an allem Schuld".
Es würde mich interessieren wer solche unhaltbaren Verlautbarungen in die Welt setzt. Ein Gegenbeweis steht eigentlich 2 Absätze vorher im Beitrag - der Marinerichter Filbinger.

Jeder Mensch ist für sein Handeln selbst verantwortlich, es kann kein anderer sich dafür verantwortlich erklären, mag es auch Leute geben, die erklären, sie wollen die volle Verantwortung übernehmen.

Der erste Halbsatz stimmt grundsätzlich - in der Theorie, denn er setzt Einsichtsfähigkeit und Abwesenheit von Zwang voraus.

Die nachfolgenden Ausführungen werden vom realen Leben jeden Tag tausendfach widerlegt, wenn Vorgesetzte für das Handeln oder Nichthandeln von Mitarbeitern die Verantwortung übernehmen - quer durch alle Branchen. Darüberhinaus gibt es auch entsprechende Codifizierungen, z. B. §10 Soldatengesetz.
 
Es ist aber kein Soldat ....worden Geiseln und Gefangene zu erschießen...... kein Pfarrer Einblick in Kirchenbücher zu gewähren, um jüdische Vorfahren ausfindig zu machen.
Woher weißt Du das ? Ein Soldat, der im Krieg einen Befehl verweigerte kam vors Kriegsgericht und wurde im ungünstigsten Fall zum Tode verurteilt. Natürlich konnten Soldaten zu Erschießungen, per Befehl gezwungen werden.

Es gab auch zahlreiche Pfarrer die ins KZ gesteckt und umgebracht wurden, wenn sie dem Regime missliebig waren.

Was die Denunzianten betrifft gebe ich dir aber vollkommen Recht. Die taten das gerne und versprachen sich Vorteile davon. Das Gleiche gilt für die Ärzte.
 
Woher weißt Du das ? Ein Soldat, der im Krieg einen Befehl verweigerte kam vors Kriegsgericht und wurde im ungünstigsten Fall zum Tode verurteilt. Natürlich konnten Soldaten zu Erschießungen, per Befehl gezwungen werden.

Dann müsste es Quellen dazu geben. Es gibt keine Quellen die bezeugen, dass wenn jemand einen Befehl zur Massenerschiessung diesen verweigerte vor ein Kriegsgericht gestellt wurde.

Die Erschiessungskommandos, wie die Einsatzgruppen bestanden aus Freiwilligen.

Wenn ein Soldat der in keinem Erschiessungskommando war, also ein ganz normaler Wehrmachtssoldat einen Befehl verweigerte, der kam vor ein Kriegsgericht - hier gibt es eben auch Unterschiede und es ist wie überall nicht nur schwarz und weiss.


Dazu gibt es ein gutes Buch: Christopher Browning: Ganz normale Männer: Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die "Endlösung" in Polen. Rororo Verlag. 1998. 336 Seiten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Reserve-Polizei-Bataillon_101
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ein Soldat der in keinem Erschiessungskommando war, also ein ganz normaler Wehrmachtssoldat einen Befehl verweigerte, der kam vor ein Kriegsgericht - hier gibt es eben auch Unterschiede und es ist wie überall nicht nur schwarz und weiss.
Die meisten Wehrpflichtigen gehen überhaupt nur aus Angst vor Strafe in einen Krieg und es unterliegen nur sehr wenige ihrer Handlungen in ihrer Eigenverantwortung. Wer in der Armee eines totalitären Regimes gedient hat weiß dass es da kaum Spielräume gab. Ein besonders perfides Mittel ist die Kollektivstrafe indem die ganze Einheit für das Ausscheren eines Einzelnen bestraft wird. Dann hat Derjenige nicht nur unter der eigentlichen Bestrafung sondern unter den Rachegelüsten seiner "Kameraden" zu leiden.
 
Die meisten Wehrpflichtigen gehen überhaupt nur aus Angst vor Strafe in einen Krieg und es unterliegen nur sehr wenige ihrer Handlungen in ihrer Eigenverantwortung. Wer in der Armee eines totalitären Regimes gedient hat weiß dass es da kaum Spielräume gab. Ein besonders perfides Mittel ist die Kollektivstrafe indem die ganze Einheit für das Ausscheren eines Einzelnen bestraft wird. Dann hat Derjenige nicht nur unter der eigentlichen Bestrafung sondern unter den Rachegelüsten seiner "Kameraden" zu leiden.

Ja es bestand einen Gruppenzwang (der nicht zu unterschätzen ist), dass man aber da nicht unbedingt mitmachen musste und es für einem keine Konsequenzen gab, das ist durch Quellen belegt.

In Józefów stehen die Männer am frühen Morgen des 13. Juli 1942 im Licht der aufgehenden Sonne im Halbkreis um Major Wilhelm Trapp. Der 53-jährige Berufspolizist ist unruhig und blass, während er den Befehl erläutert. Trapp, der bereits im Ersten Weltkrieg gekämpft hat, ist ein befehlsgläubiger Mann; und eher einer, der sich wohl gelegentlich wünscht, in anderen Zeiten zu leben. Bevor er den Befehl erteilt, der - so sagt er - „von ganz oben“ komme, ihm selbst aber sehr missfalle, sammeln sich in seinen Augen Tränen.

Er schlägt seinen Männern vor, während der Exekutionen an die sterbenden deutschen Frauen und Kinder im Bombenhagel zu denken. Anschließend bietet er an, dass die Älteren von ihnen, die sich nicht in der Lage sähen, auf Frauen und Kinder, Alte und Kranke zu schießen, beiseite träten. Es ist eine ungewöhnliche Offerte.

Stille. Zu seltsam klingt das Angebot für die Männer, die nicht gewohnt sind, Befehle in Eigenverantwortung zu behandeln. Das Ganze muss ihnen vorkommen wie eine Falle, mit der Feiglinge und Drückeberger aus dem Bataillon gefiltert werden sollen. Zögernd tritt der Erste vor. Hauptmann Wolfgang Hoffmann, zu dessen Kompanie der Mann gehört, reagiert wütend. Doch Trapp, vielleicht wünschend, dass er selbst die Verweigerung wagen würde, verteidigt den Polizisten. Nun treten zehn bis zwölf weitere Männer vor und geben ihre Gewehre ab (später werden sie zur Bewachung von Juden eingesetzt).

„Sie bedachten mich mit Bemerkungen wie Scheißkerl’ Blutarmer’ und anderem, womit sie ihr Missfallen zum Ausdruck brachten“, berichtet einer, der erst später an den Erschießungen nicht teilnehmen will. „Irgendwelche Folgen sind daraus für mich nicht entstanden.“

Auch Leutnant Heinz B. verweigert den Befehl. Der 38-jährige international tätige Holzhändler aus Hamburg macht schnell deutlich, dass er sich „in keinem Falle an einer derartigen Aktion, bei der wehrlose Frauen und Kinder erschossen werden“, beteiligen wird.

Quelle: Reserve-Polizeibataillon 101 - GEO EPOCHE- GEO.de Den Buchtipp dazu habe ich oben schon erwähnt.
 
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Woher weißt Du das ? Ein Soldat, der im Krieg einen Befehl verweigerte kam vors Kriegsgericht und wurde im ungünstigsten Fall zum Tode verurteilt. Natürlich konnten Soldaten zu Erschießungen, per Befehl gezwungen werden.
Woher weißt Du das, dass dies die Regel war?


Ursi hat richtigerweise auf die Studie von Browning hingewiesen.

Nach den diversen Studien zu Einsatzgruppen und Erschießungskommandos hatten diesbezügliche Verweigerungen oder Versetzungsanträge keine disziplinarischen Folgen. Von dem Aspekt der freiwilligen ursprünglichen Meldungen mal ganz abgesehen.

Abseits der Einsatzgruppen:
Wie nun Neitzel , Hartmann und Co. zeigten, waren auch Kriegsverbrechen im Osten sehr vom persönlichen "Engagement" abhängig - die Frage, wie verbrecherische Befehle umgesetzt wurden, wies eine große Spannbreite auf. Dazu gibt es zahlreiche Einzelstudien, so jetzt zum rückwärtigen Besatzungsgebiet und den Wehrmachtsstrukturen.

Dann wird hier mit einer weiteren Legende der Täter aufgeräumt: das Verbrechen nicht als solche erkannt worden seien.

Ganz abgesehen davon ist das für die Schuldfrage nebensächlich: bzgl. der Kriegsverbrechen hat sich das BVerfG eindeutig geäußert. Das Urteil ist hier mehrfach im Forum zitiert worden. @stephan2: was Filbinger zur Schuldfrage meint, mag in der Zeit typisch und politisch bedingt gewesen sein, ist aber rechtlich völlig unerheblich.
 
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Dann müsste es Quellen dazu geben. Es gibt keine Quellen die bezeugen, dass wenn jemand einen Befehl zur Massenerschiessung diesen verweigerte vor ein Kriegsgericht gestellt wurde.

Das sind schon bemerkenswert unwissenschaftliche Ausführungen.

1. Scorpios Beitrag bezog sich nicht nur auf Massenerschießungen, dies war nur ein Teil seiner Argumentationskette.
2. Die Anführung eines Beispiels genügt nicht als Beweis einer allgemeingültig formulierten Aussage.
3. Nicht jedes Ereignis findet Eingang in eine Quelle.
4. Aufzeichnungen werden unbewusst verfälscht oder werden sogar zweckdienlich angefertigt.
5. Aufzeichnungen können verloren gehen (Beispiel: http://www.geschichtsforum.de/671748-post8.html) werden nicht oder erst mit erheblichen zeitlichen Verzug wiedergefunden. ursis Argumentation folgend hätten meine Großväter also nie an kriegerischen Ereignissen teilgenommen, da es keine Quellen gibt.
Meine Kindheitserinnerungen an die Gespräche der inzwischen verstorbenen Erwachsenen dürften wohl kaum wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.

Wenn die realen Ereignisse nur den Umfang hätten, der später in Quellen wiedergegeben wird, wäre die Erde öd und leer!

Die Erschiessungskommandos, wie die Einsatzgruppen bestanden aus Freiwilligen.

Jeder der schon einmal gedient hat, weiß was es mit der sogenannten "Freiwilligkeit" schon in Friedenszeiten auf sich hat - wie "freiwillig" ist dann wohl eine Entscheidung wenn man möglicherweise gerade an einem gehenkten Kameraden mit einer Schmähaufschrift vorbeimarschiert ist? Mein Vater hat die von Schörner an den brandenburgischen Alleebäumen Gehenkten auf dem Weg zur Oderfront mit eigenen Augen gesehen.

...und es ist wie überall nicht nur schwarz und weiss. ...

Richtig, und deshalb lässt man die Finger von allgemeingültigen Aussagen, insbesondere in historischen Kontexten.

...Ganz abgesehen davon ist das für die Schuldfrage nebensächlich: bzgl. der Kriegsverbrechen hat sich das BVerfG eindeutig geäußert. Das Urteil ist hier mehrfach im Forum zitiert worden.

Das BVerfG hat über Verfassungsmässigkeiten zu entscheiden - und selbst da sind einige Entscheidungen schon mehr als fragwürdig. Die Wehrpflicht nur für Männer war für mich schon in den 70er eine geschlechtsspezifische Diskriminierung, Karlsruhe musste sich 25 Jahre später über die richtige Interpretation belehren lassen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreil-Entscheidung.
Seine Entscheidungen orientieren sich leider immer wieder mehr an den politischen Auswirkungen und weniger an den Grundrechten. Und wenn Du mich nach meiner Kompetenz fragst: Ich sehe mit als Bürger und Teil des Souveräns.

...@stephan2: was Filbinger zur Schuldfrage meint, mag in der Zeit typisch und politisch bedingt gewesen sein, ist aber rechtlich völlig unerheblich.
Auf Filbinger habe ich nicht wegen seiner Ausführungen zu Recht und Unrecht, sondern wegen der noch kurz vor Toresschluss verhängten Todesurteile hingewiesen - die m. E. schon als Gegenbeweis für scorpios These genügen.

Letztlich ist es aber an Scorpio seine Aussage zu belegen. Bisher steht dieser Nachweis noch aus!
 
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Stephan, es ist heute unter Historikern unumstritten, dass die gerne geäußerte Behauptung, wenn man nicht mitgemacht hätte, hätte man "sich gleich dazu stellen können" jeglicher Basis entbehrt, im Ggt. es ist sogar so, dass in den Befehlen vermerkt war, dass, wer "zu weich" für die Erschießung von Zivilisten sei (natürlich sprach man nicht von Zivilisten), der solle anderweitig eingesetzt werden. Die Biographien von Soldaten und Polizisten, die sich nachweislich geweigert haben, zu schießen, können auch weiterverfolgt werden, dagegen gibt es keinen einzigen bekannten Fall, in dem ein Verweigerer "gleich dazu gestellt" worden sei.
Was es gibt, das sind Leute, die beim ersten Mal aus Gewissensgründen verweigert haben und später doch geschossen, oder die beim ersten Mal die Courage nicht aufbrachten, dafür aber ein ander Mal.
Das Problem war nicht der NS-Staat (in diesem Fall ausnahmsweise), sondern die Gruppendynamik. Denn wer sich verweigerte, der ließ die anderen bei der "Drecksarbeit" alleine. So wurde das teilweise wahrgenommen.
 
Dann müsste es Quellen dazu geben. Es gibt keine Quellen die bezeugen, dass wenn jemand einen Befehl zur Massenerschiessung diesen verweigerte vor ein Kriegsgericht gestellt wurde.[...]

Ohne das ich mich in diesen Fachgebiet auskenne, wundert mich diese Aussage allgemein schon etwas, ursi.
Nur, weil es keine belegbaren Quellen gibt, bedeutet es doch nicht zwangsläufig, daß das Ereignis so nicht stattgefunden hat.
 
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