Wie weit sind die Kelten nach Norden vorgestossen?

Wo kann man das nachlesen???

Daher mußten sich die Handwerker bei einem großen Angriff auch erst ihre Waffen selbst bauen, d.h. "Pflugscharen zu Schwertern". Von den Angreifern blieb wiederum so gut wie gar nichts erhalten. Eigentlich typisch für germanische Angriffe.

Im wissenschaftlichen Bericht von Cosack über die Wallanlagen. Dort wird berichtet, daß die Bevölkerung der Wallanlage sich in Notzeiten mit ihrem Hab und Gut zurückgezogen hat und man notdürftig aus bestehendem Handwerkszeug Waffen herstellte. Auch hat man wohl Pfeilspitzen gefunden, die auch einem Kettenhemd gefährlich werden konnten. Anhand von Funden kann man die Fluchtbewegung der Bevölkerung nachvollziehen. Von den Angreifern ist aber kaum etwas übriggeblieben, außer die Pfeilspitzen. Wenn man Kalkriese, Harzhorn, usw. vergleicht, dann findet man auch viele römische Sachen, aber ganz wenig germanische Teile. Die verrotten besser.:pfeif:
 
....Vieleicht das, aber ich zähle den Harz und den Teutoburger Wald nicht gerade zu Norddeutschland.

Nein, das Nammer Lager ist bei den Wissenschaftlern dort nicht genannt worden. Aber Niedersachsen zählt halt zu Norddeutschland.:winke: Und das Wiehengebirge, Deister, Teutoburger Wald usw. zählen somit zum norddeutschen Teil Deutschlands. Danach kommt nur noch flaches Land. :)

Auf den keltischen Wallanlagen hat es auch schon Raubgräber gegeben, die aber mit großem Polizeiaufwand dann doch gestellt wurden.
Vor ein paar Jahren hat es einen Vortrag von einem jungen Archäologen gegeben, der diese keltischen Wallanlagen aufgeführt hat. Es sind nicht viele, dafür aber, im Vergleich zu den üblichen Wallanlagen der Sachsenzeit, recht große Anlagen .
 
Im wissenschaftlichen Bericht von Cosack über die Wallanlagen. Dort wird berichtet, daß die Bevölkerung der Wallanlage sich in Notzeiten mit ihrem Hab und Gut zurückgezogen hat und man notdürftig aus bestehendem Handwerkszeug Waffen herstellte.
Wie ist das zu verstehen? Wenn ein Schwert oder eine Speerspitze gefunden wird, sieht man ihnen doch wohl nicht an, ob ihr Material früher schon mal zu einem Werkzeug (das wieder eingeschmolzen wurde) gehört hat. Oder ist gemeint, dass aus Handwerkszeug improvisierte Waffen gebastelt wurden?
 
Herrmann bezieht sich auf folgende Quellen:
Cosack, Erhard: Latènezeitliche Fundhorizonte auf den Höhen der "Niedersächsischen Mittelgebirge" und deren Interpretation vor dem historischen Hintergrund ihrer Zeit. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, 54,2 (2007(2011))
Cosack, E.: Neue Forschungen zu den latenezeitlichen Befestigungen im ehemaligen Regierungsbezirk Hannover, Neumünster 2008
und ebenso in Das latene - kaiserzeitliche Scheiterhaufengräberfeld bei Sorsum, Schriftenreihe des Landemuseums Oldenburg, 2011
Ich kann mich leider nur auf den letzten Beitrag stützen, in diesem bezieht sich Cosack sehr eng auf die Befestigungsanlagen Barenburg und Amelungsburg, dies heißt auf eine Siedlungskammer der von ihm hier vermuteten vorrömischen Eisenzeit am Leinetal und im Weserbergland. Angetroffen wurden in den beiden Befestigungen und auf offenen PHöhenplätzen in der Nähe (Deister, Negenborner Burgwall) Fluchthorizonte und Depotfunde zum Beispiel von Metall - Leder und Holzhandwerkern mit speziellen geräten wie Stemmeisen, Ledermessern, Bohrern, Ambosse, Schürschaufeln etc. und Landbevölkerung mit Sicheln, Pflugscharen usw. Da die Bevölkerung diese Depots nicht mehr bergen konnte, vermutet Cosack eine Verschleppung. Er sieht sich durch den Fund eines Schmuckgürtels Typ Amelungsburg im Oppidum Manching bestätigt, dass aus der gleichen Werkstatt kommen könnte und eventuell ein Beutestück war.
Da Cosack durch z.B. die fortlaufende Nutzung und Belegung des Scheiterhaufengräberfelds von Sorsum eine Besiedelungskontinuität bis in die römische Kaiserzeit annimmt, vermutet er in der eisenzeitlichen Bevölkerung einen mit Abgleich antiker schriftlicher Quellen den Stamm der Cherusker - zwischen Harz und Weserbergland, und südlich der Aller bis zur Weser. Damit ist noch keine Aussage getroffen zu den anderen vorrömischen eisenzeitlichen Wallanlagen wie der Schnippenburg und den anderen Anlagen westlich der Weser oder dem oben erwähnten Nammer Lager. Ich halte die Schlussfolgerungen von Cosack und Kehne für diesen Siedlungsraum für schlüssig.
 
Mir fällt auf, dass die Diskussion hier immer wieder auf die ethnische Dimension zurückkommt, um sich eine gesellschaftliche Veränderung, die wir in der Kontaktzone im Norden Mitteleuropas spätestens im 3.Jahrhundert BC feststellen, zu erklären - zuletzt die Diskussion der Nordwestblocktheorie.
Ich möchte, um die Diskussion anzuregen, vorschlagen die Latenisierung in einer ökonomischen Dimension zu diskutieren (bin kein Profi, falls wissenschaftlich nicht uptodate, dann sorry).
1.Voraussetzung von differenzierter Arbeitsteilung, Intensivierung des Austauschs und der Difersifikation der Waren ist eine landwirtschaftliche Überproduktion. Dies setzt eine funktionierende, gut organisierte Landwirtschaft voraus. Dies könnte ein Grund sein, dass es im Norden in einem Gebiet eine stärkere Latenisierung als in einem anderen Gebiet gegeben hat (in den Niederlanden z.B. in der Rhein/Meuse - Region, aber nicht in der Küstenregion).
2. In Latene setzt eine ausgehend von der neuen Technologie der Erzverhüttung und Eisenproduktion - über die Zwischenstadien Import / Experimentierphase / Herstellung als Luxusartikel für eine schmale Herrschaftsschicht zur protoindustriellen Überschussproduktion für einen breiten (überegionalen) Markt (angenommen 10 - 20 kg Eisen Bedarf pro Hof und Jahr) - eine gezielte, organisierte Bodenprospektion, Ausbau von Produktionsstätten, von Marktbeziehungen und Technologietransfers ein.
Dabei bestehen Subistenzwirtschaften und Eigenbedarfherstellung weiter.
Viele der neuen nördlichen Mittelgebirgs - Ansiedelungen mit Ringwall (Mittellatene 3.Jahrhundert BC) haben Bezüge zu Eisenerzvorkommen (Lahn - Dill, Siegerland, Minden /Wittekindsburg, Marsberg/ Eresburg, Battenberg / Ederbergland). Diese Stufe erreichte das Nordeutsche Tiefland erst in der römischen Eisenzeit, im Bereich der "germanischen Kulturen" ist ein Produktionsgebiet in Polen mit zahlreichen Rennöfen die Ausnahme (Heilig-Kreuzgebirge, Niederschlesien).
3. Die Wirtschaftsregion Latene hatte eine Ausstrahlungskraft und Eigendynamik jenseits direkter politischer Herrschaft, und ließ regionale Märkte, kulturelle Eigenformen und lokale Kulturen bestehen, während gleichzeitig eine Normierung und Rationalisierung der Exportproduktion einsetzte, die sich an übergreifenden Marktbedürfnissen (z.B. nach Rohstoffen Metalle, Salz, Holz, Textilien, Geräte) und kulturellen, sozialen und politischen Bedürfnissen (Ess -und Trinksitten, Statussymbole, Moden, Waffen usw) orientierte.
4. Ein Teil der Anziehungskraft von Latene war der ökonomische Erfolg / Aufstieg von Produktionsgemeinschaften, ein anderer die Vertiefung / Demokratisierung des Konsums und der Marktbeteiligung - ein Umbruch zur Hallstattkultur? Von der Produktion spezialisierter Handwerkerkünstler für Eliten zur "vorindustriellen" Produktion von Rasiermessern und Pinzetten für (fast) alle?
5. Latene prägte eine erste mitteleuropäische Geldwirtschaft aus, analog zur Normierung / Rationalisierung vergleichbarer (messbarer) Produkte -
daher erste Gewichte, Masstäbe, Waagen, Münzgewichte.
6. Auch wenn die Durchsetzung im zentralen keltischen Raum begann, vielleicht war das Keltische im Mitteleuropa vergleichbar mit dem Koine - Griechisch im Mittelmeerraum (Cäsar ist erstaunt, dass der Suebe Ariovist gallisch /keltisch versteht) - waren verschiedene ethnische Gruppen daran beteiligt und involviert.
7. Dies heißt nicht, dass es nicht auch eine militärische / politische Expansion von politischen Gruppen zum Beispiel in den Norden gegeben hat - welche Rolle sie gespielt hat, bei nachweisbarer Bevölkerungs und Kulturkontinuität (Grabsitten, Hausbauweisen, Technische Traditionen), bleibt offen.
 
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Mir fällt auf, dass die Diskussion hier immer wieder auf die ethnische Dimension zurückkommt, um sich eine gesellschaftliche Veränderung, die wir in der Kontaktzone im Norden Mitteleuropas spätestens im 3.Jahrhundert BC feststellen, zu erklären - zuletzt die Diskussion der Nordwestblocktheorie.
Ich möchte, um die Diskussion anzuregen, vorschlagen die Latenisierung in einer ökonomischen Dimension zu diskutieren [...].

Mir ist die Stoßrichtung deines Vorschlages noch nicht ganz klar, aber er gefällt mir sehr gut.

Du nennst als ökonomische Bedingungen (1) die "landwirtschaftliche Überproduktion" und (2) die Eisentechnologie (3).
Die Agrarsituation macht du bspw. für Latenisierung in nördlichen Regionen von Rhein und Meuse verantwortlich, verbesserte/erhöhte Eisenproduktion bspw. für Latenisierungen in Mittelgebirgszonen, die erst später das Nordeutsche Tiefland erreiche - und dann schreibst du plötzlich:

im Bereich der "germanischen Kulturen" ist ein Produktionsgebiet in Polen mit zahlreichen Rennöfen die Ausnahme (Heilig-Kreuzgebirge, Niederschlesien).

Die Erwähnung von Germanennamen hätte ich eingestandermaßen schon früher erwartet, und finde es gut, daß du darauf zunächst verzichtest. Dann nennst du ihn aber in einen örtlichen Zusammenhang, wo ich ihn nicht mehr erwartet hätte. Das irritiert mich etwas (s. noch unten)
Auch danach wird es ein wenig widersprüchlich:
Zunächst sprichst du von einer "Wirtschaftsregion" - ohne sie näher einzugrenzen; ohne notwendigerweise politischen Einfluß des Zentrums (Pkt 3 + 6) willst du dann aber auch wieder nicht in Abrede stellen, daß Herrschaftsausdehnung nach Norden möglich gewesen sein könnte - mit angedeuteter Einwanderung trotz Kontinuität (Pkt 5). Du sprichst vom "Aufstieg von Produktionsgemeinschaften" (Pkt 4) und ebenda von "Vertiefung / Demokratisierung des Konsums und der Marktbeteiligung" - als besonderes Kennzeichen anscheinend gegenüber der älteren Eisenzeit. Schließlich weist du noch auf "eine erste mitteleuropäische Geldwirtschaft", die sozusagen auf "Normierung / Rationalisierung" hinweisen könnte; und die keltische Sprache bringst du (6) als eine Koine ins Spiel mit Hinweis auf Cäsars Erstaunen, dass ein suebischer Führer dieser Sprache mächtig war.

Ich habe den Eindruck, daß du hier verschiedene kulturelle Prozesse ansprichst, die du zu trennen versuchst, die grundsätzlich Überlegungen vorhergehen sollte, bevor man auf irgendeine wie auch geartete Frage nach ethnischer Zuschreibung kommt. Aber hinsichtlich der politischen Verhältnisse bleibst du völlig vage, so daß fraglich ist, worauf du mit den Andeutungen, die du machst, eigentlich hinauswillst, zudem du dann stillschweigend und implizit negativ eine ethnische Deutung einführst, wie angedeutet verhalten, indem du den "germanisch" in Anführungszeichen setzt, wobei überhaupt nicht klar ist, ob diese Zuordnung für Niederschlesien überhaupt für einen Zeitraum, den du für das 3. Jh. v. Ztr. nahelegst, angemessen wäre. Mit "negativ" meine ich meinen Eindruck, daß du implizit mit der ethnischen Annahme arbeitest. Aber vielleicht überinterpretiere ich das auch, denn hinsichtlich einer ethnischen Zuschreibung Ariovists hältst du dich ja zurück.
 
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Vielen Dank für deine Reaktion. Du hast natürlich recht, mit den "germanischen Kulturen" habe ich meinen Thesen selbst ein Bein gestellt. Richtiger wäre es gewesen, die Ausnahme der Montanindustrie nördlich und nordöstlich der Latenewirtschaftregion zu verorten - in diesem Fall (Heilig-Kreuzgebirge, Niederschlesien) in der latenebeeinflussten Przeworskkultur, die den ostgermanischen Stämmen (Lugier, Vandalen, Burgunden) zugeordnet wird.
In die Wirtschaftsregion Latene habe ich eben traditionell germanisch entweder geographisch verortete Gebiete (in der Germania magna aus Sicht des römischen Reiches) verortet, wie das Gebiet der Rhein - Weser - Germanen (NRW, Südniedersachsen), und die Kulturgruppe zwischen Westthüringen (Saale - Unstrut) und Hessischen Bergland und bis zum Rhein. Daher hätte ich den Norden /Nordosten nicht abgrenzend germanisch nennen dürfen (das sind diese Gebiete geografisch auch), weil dies keine besondere Aussagekraft hat.
Einen Teil der Ausstrahlungskraft dieses Gebietes möchte ich noch nachtragen:
technologische Überlegenheit. Später dann mehr.
 
Mir fällt auf, dass die Diskussion hier immer wieder auf die ethnische Dimension zurückkommt,

Ganz kommt man darum nicht herum. Wer wirtschaftliche und kulturelle Verhältnisse beleuchtet, will auch wissen, welche Sprachen vermutlich gesprochen wurden und wie man sich die ethnischen Strukturen vorstellen muss.
 
Du hast natürlich recht, mit den "germanischen Kulturen" habe ich meinen Thesen selbst ein Bein gestellt. Richtiger wäre es gewesen, die Ausnahme der Montanindustrie nördlich und nordöstlich der Latenewirtschaftregion zu verorten - in diesem Fall (Heilig-Kreuzgebirge, Niederschlesien) in der latenebeeinflussten Przeworskkultur, die den ostgermanischen Stämmen (Lugier, Vandalen, Burgunden) zugeordnet wird.
In die Wirtschaftsregion Latene habe ich eben traditionell germanisch entweder geographisch verortete Gebiete (in der Germania magna aus Sicht des römischen Reiches) verortet, wie das Gebiet der Rhein - Weser - Germanen (NRW, Südniedersachsen), und die Kulturgruppe zwischen Westthüringen (Saale - Unstrut) und Hessischen Bergland und bis zum Rhein. Daher hätte ich den Norden /Nordosten nicht abgrenzend germanisch nennen dürfen (das sind diese Gebiete geografisch auch), weil dies keine besondere Aussagekraft hat.

Ich wies vor allem darauf hin, weil das ein meiner Ansicht nach sehr häufig zu beobachtender Kategorienfehler ist, der gerne gemacht wird, weil der Kelten- und der Germanenname als eindeutige Entitäten aufgefaßt und archäologisch identifzierten Kulturgruppen traditionell - wie du so schön sagst - übergestülpt wird, die aber häufig nicht mehr mehr den aktuellen Stand der Forschung entsprechen. Man könnte es als "ethnisierende Versuchung" bezeichnen, der man nicht verfrüht nachgeben sollte. Ich verweise einfach mal hinsichtlich der von dir im Nordosten als Bsp. angeführten auf
http://www.geschichtsforum.de/f32/die-lugii-21929/#post332728 (vgl. vielleicht auch: http://www.geschichtsforum.de/f35/lugier-germanische-kultgemeinschaft-1527/#post53563), wobei die ethnische Deutung nicht unkontrovers ist: http://www.geschichtsforum.de/461978-post175.html.
 
Hallo Muspilli, ich möchte auf deine Fragezeichen bezüglich der politischen Dimensionen eingehen. Ich habe mich gestern Abend plötzlich getraut einige Gedanken zur Diskussion zu stellen, thesenhaft, zugespitzt und "unfertig". Du beklagst zum Beispiel die Vagheit des von mir behaupteten Wirtschaftsraum Latene. Das ist richtig, ich würde mich nicht entscheiden können, inwiefern zum Beispiel die iberische Halbinsel dazu gehören würde zumal im 3. Jahrhundert BC, indem Roms außenpolitische Interessen dort begannen mit den karthagischen Interessen zu konkurrieren.
Ich habe die Thesen in diesen Blog gestellt, da der Blog ein heißes Eisen der Geschichtswissenschaft, Archäologie berührt - praktisch jedes Jahr gibt es neue Funde, die unseren Blick erweitern aber auch neue Rätsel aufgeben.
Ich habe bewusst die ökonomische Dimension gewählt, weil ich gerade dort eine Schwäche der Debatte vermute. Ich möchte ein Beispiel nennen: im Tagungsband Keltische Einflüsse im nördlichen Mitteleuropa (2006) vergleicht Jochen Brandt die plötzlichen Höhenbefestigungen im nördlichen Mittelgebirgsraum mit den Fortifikationen der Maori auf Neuseeland - er nimmt sie als Ausdruck endemischer Kriegsführung vorindustrieller Gesellschaften, die zum Beispiel um Naturräume konkurrieren. Ursache wäre Bevölkerungswachstum und daher die steigende Konkurrenz um Ressourcen wie Böden, Wasser, Rohstoffe. Daher sieht er die steigende Zahl an Befestigungen als innergesellschaftliche Entwicklung, die nicht ursächlich mit einem Kulturbruch, einer äußeren militärischen Kolonisierung ("der Kelten") zusammenhängen würde. Doch ist dieser Vergleich richtig? Die polynesischen Maorigesellschaft erscheint mir insular und statisch - die Latenisierung jedoch dynamisch und expansiv -mir scheint, die ökonomische Basis lässt sich nicht vergleichen. Richtig ist, dass man solche Befestigungen nicht errichtet, als Gemeinschaftsleistungen, wenn es keine latente Bedrohungssituation geben würde. Woher kommt sie? Für mich stellt sich wirklich die Frage, ob politische Gemeinschaften, die ökonomisch handeln, im nördlichen Mitteleuropa ähnlich wie von den mediterranen Gesellschaften eine gezielte Kolonisierung betrieben haben - ohne damit immer /sofort einen politischen Macht - und Herrschaftsanspruch über ein gesamtes Gebiet zu stellen. In anderen Regionen können neue Ansiedelungen von den örtlichen Eliten gerne akzeptiert worden sein - als neue Handels - und Kulturkontakte, Wertschöpfungsstätten mit Werkstätten und Kontoren, Technologie - und Wissensvermittler - und Steuerzahler. Oder auch als neue Bündnispartner in regionalen Konflikten.
 
Ich bin sehr kritisch, ich weiß; mir meiner Kritik über die ethnisierende Deutung hinaus habe ich leider auch nicht wirklich etwas beizutragen; daß ich hinsichtlich der politischen Einflußfrage ebenfalls sehr kritisch auf Widersprüche hinwies, bedauerte ich für mich schon beim Abfassen ein wenig, weil Eindeutigkeiten mangels schriftlicher Überlieferungen hier schwer zu begründen wären. Die Modelle können hier in der Tat sehr verschieden sein. Inhaltlich will ich deine Vorschlägen hier nicht unbedingt widersprechen, würde nur einen Aspekt ergänzen wollen: denkbar sind für mich auch dynastische Anschlüsse,* als Zwischenmodell zwischen rein soziokonomischem Einfluß- und "mediterranen" Kolonialisierungsmodell und läge ein wenig auf der Linie eines Bündnis-Modells, wie du auch zuletzt vorschlägst.
Daß es neuerdings sogar eine Wirtschaftsarchäoglogie gibt (vgl. z. Bsp. Dobiat, Claus, Sievers, Susanne, Stöllner, Thomas, Dürrnberg und Manching Wirtschaftsarchäologie im ostkeltischen Raum ; Akten des internationalen Kolloquiums in Hallein/Bad Dürrnberg vom 7. bis 11. Oktober 1998 ; Römisch-Germanische Kommission ; Vorgeschichtliches Seminar der Philipps-Universität Marburg. 2001), ist mir neu, finde es aber eine grundsätzliche Einbeziehung wert.

* edit: zumindest habe ich an dynastische Beziehung auch aufgrund deines Hinweises auf E. Cosack folgend gedacht, nachdem ich etwas über Wagengräber gelesen hatte.
 
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Der keltische Einfluß ging bis zu den Mittelgebirgen im norddeutschen Raum. Einige Befestigungsanlagen zeugen von der Anwesenheit von Kelten bzw. keltisch beeinflußten Bevölkerungen. Cosack irrt sich, daß die Bevölkerung der Amelungsburg bzw. Barenburg germanischen Ursprungs sei. Er verdreht hier die Sache so sehr, daß er es genau umgekehrt darstellt. Die Wallanlagen wurden über mehrere Jahrzehnte angegriffen und auch neu gestaltet. Warum sollen also Germanen große Wallanlagen bauen und dort Handwerkssachen verstauen, wenn sie um die Zeitenwende ein ganz anderes Bild in ihrer Gesellschaft darstellen?

Meine Vermutung: diese Wallanlagen wurden von Kelten erbaut, die auch Handelskontakte gen Süden hatten. Es waren halt aber nur die ärmeren "Nordkelten", die nicht über dem Reichtum des Südens, z.B. Handel mit Römern, Etruskern und Griechen, verfügten. Trotzdem hat man hier eine Diversifikation der Berufe schon erkennen können. Es gab somit Handwerker, Bauern etc., die sich spezialisiert hatten. Die Adelsschicht bildete hier auch die Heerführer und die "Kriegerkaste". Daher mußten sich die Handwerker bei einem großen Angriff auch erst ihre Waffen selbst bauen, d.h. "Pflugscharen zu Schwertern". Von den Angreifern blieb wiederum so gut wie gar nichts erhalten. Eigentlich typisch für germanische Angriffe.:D Die massiven Angriffswellen auf diese Anlagen erfolgten in dem Zeitraum, in dem die Germanen dort Fuß faßten. Das Märchen von keltischen Sklavenjäger aus dem Süden hat wohl nur den Sinn erbracht die Presse darauf aufmerksam zu machen. Die hatten ihre Schlagzeilen vom Menschenraub. Hört sich ja auch spannender an als eine Eroberung seitens germanischer Stämme.
Nachdem das Gebiet von den Germanen kontrolliert wurde, hat es auch keinen weiteren Bau von solch großen Verteidigungsanlagen gegeben. Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn es sich bei den Angreifern um keltische Menschenjäger gehandelt hätte. Dann wären solche Anlagen wiederum verbessert aufgebaut worden. Auch läßt sich erkennen, daß die meisten keltischen Wallanlagen auf eine Bedrohung aus dem Norden ausgerichtet waren. Vom Süden schützten die Alpen.
Man findet halt diese Verteidigungsanlage in der Nähe von Bielefeld, Alfeld, Hannover und ein Heiligtum in der Nähe von Osnabrück.

Das sind recht starke Worte. Cosack versucht folgende Fakten zu erklären:

- die latenezeitlichen Fluchtburgen scheinen eher gegen Angriffe aus dem Süden ausgerichtet; ein wesentlicher Angriff auf eine Anlage im 2. Jhd. v. Chr. scheint aus dem Süden erfolgt zu sein (schwammig, kann man diskutieren)
- es gibt dort viele Funde von Gebrauchsgegenständen, aber nur sehr wenig Fundstücke mit Latenekulturbezug, was seltsam wäre, wenn die Fluchtburgen von Latenekulturmenschen benutzt worden wären
- es gibt einen ununterbrochenen Fundhorizont eines Bestattungsfeldes nicht weit entfernt von ca. 400 v. Chr. bis in das 1. Jhd. n. Chr., der von Latenekulturbestattungsfunden abweicht
- im 1. Jhd. v. Chr. werden die Fluchtburgen recht plötzlich aufgegeben, allerdings ohne Anzeichen kriegerischer Gründe dafür

Der Schluß liegt nicht fern, daß es sich beim Nordrand der Mittelgebirge um den südlichen Rand des Einflußgebietes von Angehörigen von später als "Germanen" bezeichneten Kulturgruppen handelte, die dort Anlagen gegen Einflüsse aus dem Süden, die Latenekulturanzeichen tragen, errichteten. Das finde ich jedenfalls weitaus plausibler als von "keltischen" bzw. Latenekultur-Burgen auszugehen, auch wenn mir letzteres (aus irrationalen Sympathiegründen) eigentlich lieber wäre.
 
Moin Leute:winke:
Interesante Diskussion hier, darf ich auch mein Sämpf dazu giesen?:pfeif:
Was haltet Ihr won folgende Annahme :
- dass die Verbreitungsgrenze mit Druidentuhm und folglich mit Ackerbau zusammenhängt:scheinheilig:
- ich meine folgendes :
1) die Handelsbeziungen / informationaustausch zwieschen Britischen Inseln und heuteigen Frankreich ( warscheinlich bis zu Alpen ) gab es schon vor die Kelten ( sogar die gemeinsame vorkeltische Handelssprache, die dann in keltische übergegangen war, ist kein Ding des unmöglichen ).

2) also nemehn wir an, dass frühere Druiden auf Britischen Inseln die ersten primitiven, wissenschaftlichen Ansätze zu effezientärem Ackerbau erfunden haben ( Steinkreise und so ne Zeug :still:).

3) dieses Wissen komt mit Druiden auf dem Kontinent, ich meine dass solches Wissen ist nich nur ungeheuere weltliche Macht, es ist auch erstklassige Machtbasis. Auf diese Weise findet verbreitung von Druidentuhm statt, unter verschidenen ( nicht blutsverwandten ) Stämmen.

4) unter solchen Umständen kommt es natürch zu akkomulirung von Vermögen in Dörfern die verbesserte Ackerbau betreiben, natürlich wird auch Handel weiter angeregt was in einen regulären Handelsraum mündet, der sich wiederum in einen kulturellen Raum entwikelt.

5) und etzt haben wir ein kulturelles Raum (Kelten), die verschiedene Stämme von Brittanien, das Kontinent, filleicht sogar einige Germannen :nono:umfast (vereint wäre wol falsch ). Die ställung von Druidentuhm wäre damit auch entsprechent gefestigt.

6) und etzt zu Grenzen :
weil in Nordeuropa und Alpen die großangelegte (natürlich relativ) und effiziente Ackerbau eine schwierige Sache war felte den Druiden die Machtbasis.

Man dass ist die längste Ausguss die ich geschrieben hab:still:.
Machts gut Leute:devil:
 
Druiden und Steinkreise das ist eine Verbindung aus der Esoterik. Die Megalithkultur ist wesentlich älter als die keltische Kultur und das mit ihr verbundene Druidentum. Also bitte nicht mit den Events irgendwelcher Neodruiden verwechseln, wie man sie manchmal in Stonehenge-Dokus sieht.
Bronzezeit (keltenarchäologisch bis Hallstatt C) und Eisenzeit (keltenarchäologisch ab Hallstatt C und La Tène etc.) liegen gut 1800 Jahre nach der Neolithisierung und gut 800 Jahre nach der Megalithkultur. Ein vor- oder protokeltischer indoeuropäischer Dialekt könnte im Alpenraum, Tschechien Süddeutschland und Südostfrankreich möglicherweise damals schon gesprochen worden sein, sicher aber noch nicht in ganz Frankreich oder gar auf den britischen Inseln.
 
2) also nemehn wir an, dass frühere Druiden auf Britischen Inseln die ersten primitiven, wissenschaftlichen Ansätze zu effezientärem Ackerbau erfunden haben ( Steinkreise und so ne Zeug :still:).

Als die Kelten auf die Britischen Inseln einwanderten, gab es dort schon seit etwa 3000 Jahren eine ackerbauende Bevölkerung. Das hat also nichts mit den Druiden zu tun und somit stimmen auch deine Schlussfolgerungen nicht.
 
Moin,:winke:
werter El Quijote und Dieter, mein Post vorher war eher Denkeinsatz als aine Theorie, aber trozdem Ache auf mein Haupt.

Wenn man die kriegerische Ausbreitung in Mettelmeerraum mal ausenfort lässt, finde ich komisch dass die Kelten nicht noch weiter in germanisch und skandinawisch geprägten Norden ausgebreitet haben. Dazu müssen doch wichtige Gründe gegeben haben.

Die unterschidliche klimatische Bedinungen für bodenbestellung kann nicht die einzige unterschied sein, auf brittischen Inseln hat man es überwunden, es muss also noch weitere wichtige Gründe geben.

viel Spass noch Leute.:pfeif:
 
Wenn man die kriegerische Ausbreitung in Mettelmeerraum mal ausenfort lässt, finde ich komisch dass die Kelten nicht noch weiter in germanisch und skandinawisch geprägten Norden ausgebreitet haben. Dazu müssen doch wichtige Gründe gegeben haben.

Die Kelten haben sich so weit nach Norden ausgebreitet, bis sie etwa in Höhe der deutschen Mittelgebirge auf die frühen germanischen Stämme stießen. Zwischen beiden Bevölkerungsgruppen gab es eine breite kulturelle Übrgangszone, in der vor allem keltische Elemente den Ton angaben.

Die unterschidliche klimatische Bedinungen für bodenbestellung kann nicht die einzige unterschied sein, auf brittischen Inseln hat man es überwunden, es muss also noch weitere wichtige Gründe geben.

Mir ist nicht ganz klar, was du damit sagen willst. Keltischsprachige Bevölkerungsgruppen wanderten ab etwa 500 v. Chr. - nach anderen Hypothesen bereits früher - auf die Britischen Inseln ein. Dort vermischten sie sich mit der autochthonen Bevölkerung, setzten aber ihre Sprache und ihre religiösen Vorstellungen im wesentlichen durch.
 
Moin,:winke:
werter El Quijote und Dieter, mein Post vorher war eher Denkeinsatz als aine Theorie, aber trozdem Ache auf mein Haupt.

Wenn man die kriegerische Ausbreitung in Mettelmeerraum mal ausenfort lässt, finde ich komisch dass die Kelten nicht noch weiter in germanisch und skandinawisch geprägten Norden ausgebreitet haben. Dazu müssen doch wichtige Gründe gegeben haben.

Die unterschidliche klimatische Bedinungen für bodenbestellung kann nicht die einzige unterschied sein, auf brittischen Inseln hat man es überwunden, es muss also noch weitere wichtige Gründe geben.

viel Spass noch Leute.:pfeif:

Auf die knappeste Form gebracht: weil die keltischen Stämme anderweitig zu beschäftigt waren. Der anziehende Raum war die Wirtschaft der Mittelmeeranrainer. Dabei ist es zu kurz gegriffen, die Kelten ausschließlich als kriegerische Kontrahenten der Römer und Griechen zu sehen. Sie waren vielfach in den Handelsraum eingebunden - als Söldner, Produzenten, Handelspartner, als Völker, die wichtige Verkehrswege (wie das Rhonetal oder manche Alpenpässe) kontrollierten. Diese Beziehungen gab es nicht nach Skandinavien hin.
 
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