Die Pest - Examensarbeit

Nachdem nun schon sehr viel Kritik an deiner Idee geäußert wurde (die ich im Grunde teile), würde mich interessieren, wie du dir dein methodisches Vorgehen bei deiner ursprünglichen Idee vorstellst.
 
Erst einmal danke für die vielen Anregungen und die schöne Diskussion!

Das Buch von Acemoglcu habe ich mir glatt mal bestellt, hört sich sehr gut an!

Das mit der Richtung Kulturgeschichte hatte ich mir auch schon einmal überlegt, da könnte ich gut die Ars moriendi mit einbauen. Und generell die Veränderung der Kunst. Sprich überall war ja das Tod gegenwärtig und dies hat ja auch sehr stark zu der Zeit die Kunst mit ihren Zeichnungen von Tod und Skeleten usw. beeinflusst.

Leider kann ich mich nicht so sehr für diese Richtung begeistern. Muss da noch ein wenig in mich gehen.

Aber es muss doch noch mehr zur Quellenlage im Bezug auf die Sozialgeschichte geben außer der Il Decamerone. Mhhh schwer schwer... ;-)
 
Nachdem nun schon sehr viel Kritik an deiner Idee geäußert wurde (die ich im Grunde teile), würde mich interessieren, wie du dir dein methodisches Vorgehen bei deiner ursprünglichen Idee vorstellst.

Zum methodischen Vorgehen habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Da ich ja noch gar nicht sicher bin wie das Thema genau heißen soll.

Ich bin ja immer noch offen für alles.

Meine Anfangstendenz ging halt ging halt in grob in zwei Richtungen

1. Pest im Zusammenhang mit dem Klimawandel im MA
2. Die Pest im Mittelalter und ihre sozialen Folgen für die Bevölkerung von ...

aber wie gesagt die Kulturschiene wäre auch eine Überlegung wert.

Ansonsten würde ich natürlich Zentrale Fragen aufwerfen wie z.B. das die Pest zu schlimm erst wüten konnte weil es vorher eine Klimaveränderung gab. Diese Klimaveränderung würde ich anhand von Quellen beweisen. Dann würde ich den Zusammenhang von Unterernährung und Anfälligkeit für Krankheiten generell rausstellen. Weil viele sind ja auch nicht unbedingt nur an der Pest gestorben. Sonder der Begriff wurde ja generell, heute, gerne für den Tod zu der Zeit benutzt. Gerade dies wird denke ich schwerer werden, also der Zusammenhang

Bei der Sozialgeschichte würde ich ähnlich Vorgehen. Also auch Fragen aufwerfen, wie z.B. in wie fern hat die Pest die Judenverfolgung oder die Hexenverfolgung begünstigt im MA. Ich merke gerade, dass es mir hierbei schwerer fällt Fragen zu finden.

Bei beidem müsste natürlich vorher eine Einführung in das Thema, wie: Entstehung, Ausbreitung, Arten, Bekämpfung, usw. vorgeschaltet werden.
 
Also mit Judenverfolgung und Hexenverfolgung in Bezug auf den Pestzug ~1350 wird Dich jeder halbwegs gebildete Geschichtslehrer in der Luft zerreißen, zumindest, wenn die Arbeit nur 80 Seiten hat.
Der Hexenhammer erschien erstmals 1486 , da hatte sich die Pest schon seit einer Generation totgelaufen.
Einen Zusamenhang mit Judenverfolgung zu konstruieren , ist auch zweifelhaft, da "die Juden" im Zweifel für alles verantwotlich gemacht wurden.

Laß die Hexenverfolgung im MA ganz weg, sie ist äußerst schwer zu beweisen, denn tatsächlich gabs sie ja erst zu Beginn der Neuzeit. (Mit wenigen Ausnahmen, und da war dann Giftmischerei im Spiel)

Wenn dann die Pest medizinisch beschreiben, die Übertragungswege aufzeigen und eben die Bevölkerungsentwicklung , da kannst du dann das Klima ins Spiel bringen ...

Dann eben nach der Pest die Bevölkerungszahlen, das Klima und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Veränderungen.
Alles mit Zahlen, Daten Fakten hinterlegt, n paar Karten dazu und Deine 80 Seiten sind mehr als voll
 
Zum methodischen Vorgehen habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht.
Genau hier sehe ich auch ein Problem: Mit genuin kulturwissenschaftlichen Fragestellungen wirst du speziell beim klimatologischen Ansatz nicht weiterkommen.

Ansonsten habe ich ein klein wenig den Eindruck, dass du dich doch noch sehr in scheinbar ausgeforschtem Territotium bewegst. Für einen Lehrämter könnte sich evtl. ein geschichtsdidaktischer Ansatz anbieten oder aber du versuchst einen lokal- oder regionalhistorischen Ansatz: Der Verlauf der Pest in meinem erweiterten Vorgarten, wie versuchten die Menschen der Region X sich vor der Pest zu schützen und mit welchem Erfolg!
 
Danke für die Vorschläge... Die Hexenverfolgung und Judenverfolgung hatte ich ja von Anfang auch sehr skeptisch im MA gesehen und wurde ja auch da von euch bestätigt.

Werde ich also mal ganz weglassen.

Die regional Komponente finde ich aber schon sehr gut.

Das wäre ja quasi mein 2. Ansatz

2. Die Pest im Mittelalter und ihre sozialen Folgen für die Bevölkerung von ... XY oder wie Bev. XY darauf reagierte sich schützte usw...

Jetzt weiß ich nur nicht welche Region sich dafür besonders gut anbieten würde. Es müsste eine Region sein von der ich auch eine gute Quellenlage bekommen könnte.

Habt ihr da Vorschläge?
 
Erst einmal danke für die vielen Anregungen und die schöne Diskussion!

Das Buch von Acemoglcu habe ich mir glatt mal bestellt, hört sich sehr gut an!

Das mit der Richtung Kulturgeschichte hatte ich mir auch schon einmal überlegt, da könnte ich gut die Ars moriendi mit einbauen. Und generell die Veränderung der Kunst. Sprich überall war ja das Tod gegenwärtig und dies hat ja auch sehr stark zu der Zeit die Kunst mit ihren Zeichnungen von Tod und Skeleten usw. beeinflusst.

Leider kann ich mich nicht so sehr für diese Richtung begeistern. Muss da noch ein wenig in mich gehen.

Aber es muss doch noch mehr zur Quellenlage im Bezug auf die Sozialgeschichte geben außer der Il Decamerone. Mhhh schwer schwer... ;-)

zum Thema "Pest und die Kunst" habe ich etwas gefunden:
Millard Meiss: "Malerei in Florenz und Siena nach der großen Pest: Künste, Religion und Gesellschaft in der Mitte des 14. Jahrhunderts"
ISBN: 3865724396

andere Literatur:
Klaus Bergdoldt "die Pest"
C.H. Beck
ISBN: 3406536115

Samuel K. Cohn "der schwarze Tod und die Verwandlung Europas"
ISBN: 3803123917

eine Arbeit über die Pest:
Pest

eine Diskussion hier im Forum
http://www.geschichtsforum.de/f7/pest-der-kunst-literatur-41617/
 
zum Thema "Pest und die Kunst" habe ich etwas gefunden:
Millard Meiss: "Malerei in Florenz und Siena nach der großen Pest: Künste, Religion und Gesellschaft in der Mitte des 14. Jahrhunderts"
ISBN: 3865724396

andere Literatur:
Klaus Bergdoldt "die Pest"
C.H. Beck
ISBN: 3406536115

Samuel K. Cohn "der schwarze Tod und die Verwandlung Europas"
ISBN: 3803123917

eine Arbeit über die Pest:
Pest

eine Diskussion hier im Forum
http://www.geschichtsforum.de/f7/pest-der-kunst-literatur-41617/


Ohhh, sehr schön!!! Danke für deine Mühe. Das Buch von Klaus Bergdoldt habe ich schon gelesen. Kann ich auch nur weiterempfehlen! Die anderen Sachen werde ich mir mal anschauen... ich muss mich einfach noch ein wenig mehr mit der Kunst- und Kulturgeschichte beschäftigen. War bis jetzt halt nicht so meins un daher wollte ich den Weg halt nicht gehen. Aber gerade weil da die Quellenlage durch Bilder usw. so schön ist könnte ich mich vielleicht doch noch damit anfreunden.
 
Ohhh, sehr schön!!! Danke für deine Mühe. Das Buch von Klaus Bergdoldt habe ich schon gelesen. Kann ich auch nur weiterempfehlen! Die anderen Sachen werde ich mir mal anschauen... ich muss mich einfach noch ein wenig mehr mit der Kunst- und Kulturgeschichte beschäftigen. War bis jetzt halt nicht so meins un daher wollte ich den Weg halt nicht gehen. Aber gerade weil da die Quellenlage durch Bilder usw. so schön ist könnte ich mich vielleicht doch noch damit anfreunden.

bitte! War kein großer Aufwand
 
Hallo,

ich habe mir gestern und heute noch mal ein paar Gedanken zu zwei möglichen Ansetzen gemacht.

1. Die Pest im Mittelalter in Westfalen
da ich aus Westfalen stamme liegt es nahe. Ich habe auch schon ein wenig recherchiert und die Pest erreicht 1347 Westfalen.
Was mich ein wenig von diesen Ansatz abhält ist die Quellen und Literatur Lage . Ich war heute schon bei uns in der Bibo (Paderborn) und habe nicht viel gefunden. Habt ihr vielleicht noch etwas für mich?

Ansonsten die zweite Variante
2. Die Pest im Mittelalter und ihre Auswirkung auf die Kunst in Europa
Hier bin ich am überlegen ob das Thema nicht vielleicht zu weit gefasst ist. Vielleicht auf Italien, Frankreich oder Deutschland und noch enger auf eine Stadt.

Hier wäre die Quellenlage viel größer

Was meint ihr?
 
Pest und Kunst

Hallo

Du könntest das ja einschränken, z.B.

Die Pest in der Kunst, am Beispiel

a. Pestblätter des Mittelalters aus/in Westfalen

und

b. Pestsäulen in Westfalen

mfg
schwedenmann
 
Ich habe meine Prüfungsthemen immer dahin gehend ausgesucht, wo meine Interessen lagen. Pest und Klimawandel klingt auch sehr interessant. Allerdings denke ich, daß du da sehr viel selbst erarbeiten mußt und auch die Quellenlage, insbesondere des Klimas betreffend recht dünn ist. Klüger wäre es, für eine Examensarbeit ein Thema zu suchen, daß quellenmäßig besser erschlossen ist, Primar- wie Sekundärquellen.
Daher erscheint mir ein Examensthema im bezug auf Einfluß auf die Sozialstruktur deutlich besser zu sein. Welche Folgen hatte der Tod von 10, 20, 30 oder 50% der Bevölkerung auf die Gesellschaft in Paderborn und seinen umliegenden Orten, meinetwegen auch im bezug auf Wüstungen, auf politische Strukturen, Erben, Arbeitskräftemangel etc.
 
Nun, diese oben bezeichnete Pest war ja eine Pandemie, die von Ratten ausging. Und hier speziell durch die Wanderratte, die zu ~ der Zeit wohl erstmals in Europa auftrat.
Die Wanderratte ist im mittelalterlichen Europa, obwohl sie auch Träger des Pesterregers ist, von der Schuld freizusprechen. Erst im 18. Jh. wurden diese Nager aus Asien eingeschleppt. Im Zeitraum der großen Pestepedemien in Europa war die Haus-oder Dachratte der Übeltäter. Diese Tierart kam auch, in großer Zahl auf Schiffen vor und konnte den Rattenfloh, auf diesem Wege in sämtliche Gegenden transportieren.
Heute ist die Hausratte zum großen Teil von der asiatischen Wanderratte verdrängt worden und selten geworden, sie steht sogar auf der roten Liste der vom aussterben bedrohten Arten.
 
@Galeotto
Das scheint ein neueres Forschungsergebnis zu sein. Ich habe in den Neunzigern noch die These gelesen, dass die Pest in London nach dem großen Brand 1666 verschwunden sei, weil die Wanderratte die Hausratte verdrängt habe.
Die Wanderratte sei mit einem anderen Bakterium (Yersinia pseudotuberculosis) infiziert gewesen, welches Immunität gegen den Pesterreger verliehen habe.
War ein Artikel im "Spektrum der Wissenschaft".

Scheint nun also, zumindest was die Ratten betrifft, überholt zu sein. Danke !
 
Bei Wikipedia findet man über die Wanderratte folgendes:" Europa wurde im 18. Jahrhundert wahrscheinlich über Russland erreicht. Früher auf das 9. bis 10. und das 13. bis 14. Jahrhundert datierte Knochenfunde aus Schleswig-Holstein werden heute als Verschleppungen in tiefere Bodenschichten betrachtet."
Auch die spätantike "justinianische Pest" muss von Haus-und Schiffsratten übertragen worden sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Galeotto: Danke für die Info. Ich werde wohl auch mal mit meinem Prof. drüber sprechen und dann sehen was er so meint.

Vielen Dank für die vielen Beiträge
 
...
Verkürzt argumentiert er, dass durch den Wegfall von Population sich das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot an Arbeitskraft verändert hat. Mit allen Konsequenzen auch in Bezug auf die Gratifizierung der erbrachten Arbeit. Und zu einer erhöhten Attraktivität der Städte führte.
...

Hierzu Gregory Clark, hier bezogen auf England, Fig.1 PDF-Seite 4 und in einem anderen Artikel des gleichen Autors Fig.8 PDF-Seite 27.

Bemerkenswert ist, dass die Realeinkommen der Handwerker sich sehr klar mit dem Auftreten der Pest nach oben verändern, während sich die bäuerlichen Einkommen bereits ab dem Beginn des Jhds. deutlich erhöhen.
 
Ich finde zunächst einmal das ganze Thema "Pest und Klima und Verbreitung und Krankheiten" etc. nicht so ideal und zwar aus dem einfachen Grund, dass es eigentlich ja kein "historisches" Thema ist. Welche historische Frage möchtest du denn nach den Ursachen einer Krankheit stellen? Ich meine, die Übertragung der Pest ist doch eher eine Frage für einen Mediziner und das mit dem Klima sollte vielleicht ein Meteorologe erforschen, aber direkt historisch finde ich das nicht. Ich hätte da Angst, dass es vielleicht an der Aufgabe vorbeigeht.

Fragen, die ich historisch genug fände, wären z.B. solche:

- Einfluss der Pestepidemie von Anno schlagmichtot auf das Itinerar von Kaiser/Papst/König XY ... (gut, für 60 Seiten vielleicht bisschen eng formuliert, aber man kann ja auch einen bestimmten Raum/mehrere Reisen o.ä. untersuchen)
- Pest und Judenverfolgung > find ich ok, hat schon was historisches :)
- Verbreitung der Pest am Beispiel bestimmter Bevölkerungsgruppen: z.B. Untersuchung typischer Handelswege

Also vielleicht versteh ich dich jetzt auch falsch, aber ich würd nicht so sehr auf die Krankheit und Rattenflöhe usw. eigehen, sondern schon eher auf konkrete historische Personen, also wer hat etwas gegen die Pest getan, wer hat warum nichts tun können, welchen politischen oder demographischen Einfluss hatte sie, welches medizinische Wissen gab es in der Zeit, wer hat wann auf welcher Reise die Pest nach Europa geschleppt etc.?

Die ganze Pest ist wohl viel zu breit für eine Examensarbeit. Ich würde mir schon was Konkretes rauspicken, z.B. einen bestimmten Papst und seinen Umgang mit der Pest/seine Haltung zur Medizin (da gabs ja einen, der Name ist mir grad entfallen, der sich zwischen zwei Feuerchen setzte und die Pest nicht bekam und der auch Leichen sezieren ließ, was ja eigentlich total dem üblichen Bild vom Mittelalter widerspricht... ;)) oder "Die Pest in Florenz" oder sowas. Das kann man dann auf einigen Seiten in den größeren Zusammenhang einordnen und ansonsten schön in die Tiefe gehen, an konkreten Quellen arbeiten usw.
 
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