Veneter-Veneter...alles das selbe?

Nein, das hast du falsch verstanden. Alt-Bretonisch ist eben nicht vorrömisch-aremorikanisch sondern gehört mit den anderen bretonischen Sprachen zum Inselkeltischen. Siehe den vorherigen Teil deiner ÜS:
Wie passt das zur Argumentation des Artikels, die Palatisierung von K und g (ein Spezifikum des Vannetais) sei ein typisch vulgärlateinisches Phänomen des 2./3. Jahrhunderts, also aus der Zeit vor der britischen (Rück-)Einwanderung?
De plus, la palatalisation de /k/ et /g/ est un phénomène inhérent au bas-latin des IIe et IIIe siècles, donc avant les premières immigrations bretonnes.
 
Auch Großbritannien war ein Teil des römische Reiches mit einem lateinischen Superstrat. Und die vor den Angelsachsen fliehenden zukünftigen Bretonen kamen in romanisiertes Gebiete, das Gallolateinische war hier wiederum Sub- und Adstrat zum Inselkeltischen der Neuankömmlinge.
 
Der Wikipedia-Artikel ist hier (bewusst oder unbewusst) mehrdeutig. Ein Blick auf die Diskussionsseite verdeutlicht die Kontroversen:
Discussion:Breton ? Wikipédia
Discussion:Breton ? Wikipédia

Der Artikel macht jedoch für mich nachvollziehbar klar, dass ein Teil der Spezifika des Vannetais (u.a. die Betonung) weder durch Kontinental-, noch durch Inselkeltisch, noch durch Romanisierung erklärbar sind. Wo sie sonst herstammen könnten bleibt weitgehend der Phantasie der Leser überlassen. Na ja, nicht ganz, ein "Tip" wurde im Artikel schon plaziert:
Par contre, la romanisation semble avoir été bien plus avancée dans le vannetais où les vestiges gallo-romains sont bien plus nombreux que dans le reste de la Bretagne.

  • Les Vénètes du Morbihan constituait un peuple gaulois, qui au Ier siècle av. J.-C., résidait dans l'actuel département du Morbihan et a donné son nom à la ville de Vannes (Gwened en breton). Il est essentiellement connu à travers les mentions de Jules César dans ses "Commentaires sur la Guerre des Gaules".
Wenn wir uns einig sind, dass das Vannetais einige Spezifika aufweist, die aus Kontinental- und Inselkeltisch nicht erklärbar sind, können wir das weitere aber erst mal den Bretonen überlassen und prüfen, ob Frau Gvozdanovic plausible Erklärungen bereit hat. Dabei ist Deine linguistische Kompetenz sicherlich hilfreich.
 
Ich kann der ganzen Sache nicht mehr folgen. Wir haben drei Völkerschaften vor 2000 Jahren, die einen ähnlichen Namen hatten, die einen lebten irgendwo an der Ostsee, die anderen an der Adria und die letzten an bretonischen Atlantikküste. Bei den Ostsee-Venetern ist noch nicht mal sicher, ob das die eigene oder fremde Bezeichnung für diesen Stamm war.

Von den Adria-Venetern hat man einige Sprachzeugnisse, mehr nicht. Dieter hatte sie oben als Trümmersprache bezeichnet. Von den Ostsee-Venetern haben wir nicht mal Trümmer. Ob diese eine baltische, sarmatische oder eine germanische, eine andere indo- oder nicht-indogermanische Sprache oder eine uns vollkommen unbekannte, ausgestorbene Sprache gesprochen haben, ist absolut unbekannt. Die Atlantik-Veneter wiederum sprachen Gallisch, ebenfalls eine Trümmersprache. Ganz unabhängig, ob der heutige Dialekt der im alten Stammesgebiet der Veneter gesprochen wird, eine Kontinuität des alten Festlandkeltischen ist oder aus dem Inselkeltischen hervorgegangen ist, sind doch Aussagen über eine vor 2000 Jahren gesprochene Sprache aus einem heutigen Dialekt doch höchst suspekt.

Da frage ich mich, wie bei dieser sehr dünnen linguistischen Ausgangslage eine ethnische Beziehung dieser Völkerschaften zueinander hergestellt werden soll.:grübel:
 
wie sagt man so schön? Butter bei die Fische:
(1)Du [damit ist ElQ gemeint] nimmst offenbar Parallelen zwischen Slawisch (Polnisch?) und Portugiesisch wahr, in Intonation, Sprachrythmus, Konsonantenangleichung, oder wo auch immer.

(2) Grundsätzlich nicht erstaunlich - die an der Entwicklung des Portugiesischen beteiligten Sueben siedelten ja mal im heutigen Polen.

(3) Allerdings bedeutet dies, dass sich, über lexikalische Übertragungen hinaus, Migrationen offenbar nach 1.500 Jahren immer noch in Sprachen / Dialekten nachvollziehen lassen. [Ich denke bei Portugiesisch übrigens immer "Da liest gerade ein Schwabe einen lateinischen Text".]
zu (1)
das hat ElQ so, wie du es darstellst, nirgendwo gesagt - stattdessen hat er (ich gebe es sinngemäß wieder) unter Einbezug der Sprechgeschwindigkeit (!! also hören) festgestellt, gesprochenes Portugiesisch auf den ersten "Hörblick" für irgendwie slawisch (nicht polnisch, das erkennt man an den Nasalen) gehalten werden kann - hört man in aktueller Sprechgeschwindigkeit Rumänisch, das ohnehin viele slawische Lehnworte enthält, dann kann sich derselbe Eindruck beim ersten hören ohne mitlesen einstellen. Das sagt über diese Sprachen zunächst nichts - aber es sagt etwas ebenso wichtiges wie richtiges über Höreindrücke und Wahrnehmungen: denn diese Analogie verdeutlicht, dass sich antike Autoren beim hören ebenso vertan haben können wie wir heute*). Man denke nur an Prokopius und was der über die gotische Sprache geäussert hatte (wer alles gotisch gesprochen haben soll) sowie was derselbe über "den furchtbaren Dialekt" der Anten und Sclavenen geschrieben hatte. Mit anderen Worten hat ElQ sich zur Rezeption geäussert und nichts über vermeintliche Verwandtschaften der erwähnten Sprachen gesagt!

zu (2)
(pardon vorab, aber hier ist ahistorischer Blödsinn entstanden - ich finde, dass man das nicht unkommentiert stehen lassen sollte)
a) als Sueben bezeichnete Gruppen (aus der Perspektive der Römer) hatten evtl. im Territorium des heutigen Staates Polen irgendwann im 3.-4. Jh. gesiedelt
b) in den Wirren der Völkerwanderungszeit marodierte eine schlagkräftige Kriegergruppe, welche den traditionsreichen Namen "Sueben" verwendete, auf die iberische Halbinsel - ebenso zogen dort vandalische (asdingische und silesische) Kriegerverbände, alanische und teils wohl auch alamannische hin; von den westgotischen (teils in Lohn und Brot bei Westrom/Ravenna) zu schweigen
c) die hispanischen suebischen Kriegerverbände schafften es, sich zeitweilig ein sehr archaisch beherrschtes Königreich einzurichten, welches von den mächtigen westgotischen Nachbarn annektiert wurde, sowie diese Zeit und Gelegenheit dafür hatten
d) demografisch spielten die hispanischen Sueben keine Rolle, sprachlich (Übernahmen von "suebischen" Wörtern**)) ebenfalls nicht bzw. kaum***).
e) zu den Zeiten, da als Sueben bezeichnete Gruppen im heutigen Polen siedelten, war von den slawischen Polen und auch von deren Vorfahren in diesem Gebiet weit und breit nichts zu sehen! Die slawische Landnahme begann erst, nachdem die Sueben, Vandalen & Co. längst abgewandert waren!
mit anderen Worten: das suggerierte "vermitteln" polnisch-suebisch-portugiesisch ist Mumpitz! (spaßeshalber sei eingeschränkt: es ist so lange Mumpitz, bis der Beweis angetreten wird, dass irgendwelche gen Portugal siedelnde/marodierende/prügelnde Sueben mit echten slawischen Polen in Kontakt waren und von diesen sprachliche Eigenheiten übernommen hatten -- entre nous: ein solcher Beweis wird nicht stattfinden, denn erstens gibt es keine Quellen zu dergleichen, und zweitens weist keine germanische Sprache und keine germanische Trümmersprache aus der Zeit ab ovo bis ins 5. Jh., ja frühe 6. Jh irgendwelche eindeutig slawischen Einsprengsel auf)

zu (3)
das läuft ein wenig anders... man kann, wo historische Quellen fehlen, teilweise aus den Ortsnamen (und deren jeweiliger sprachlicher Form) Rückschlüsse auf Wanderungsbewegungen ziehen. Das allerdings ist im Detail stets ein heikles Unterfangen, wie die Fachliteratur zu solchen Rekonstruktionen zeigt, welche zumeist sehr kontrovers diskutiert werden. Ein Exempel für die rekonstruierende Arbeitsweise dieser Art von historisch orientierter Ortsnamenforschung bietet Gottfried Schramm für den pontischen Raum --- zumindest lässt sich sagen, dass so etwas weitaus komplexer ist, als du es darstellst.
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*) man denke nur an die willkürliche geografische Einteilung aus römischer Perspektive, welche Goten, (H)eruler, Gepiden zunächst als skythische Völker und sprachhistorisch "modern" als germanische eingeordnet hatte
**) eine suebische Sprache in Spanien ist nicht überliefert - es gibt lediglich ein paar relativ allgemein "germanische" Wörter und Personennamen
***) eigentlich sollte das, was Herwig Wolfram treffend zur Demografie der völkerwanderungszeitlichen Gruppen erklärt hat, bekannt sein...
 
@Carolus: Aus den "Trümmern" des adriatischen Venetisch wurden offensichtlich genug Scherben geborgen, um ein paar Töpfe leidlich gut zusammenzukleben. Diese zeigen einige sehr spezifische Muster, die sonst relativ selten in Europa vorkommen. Frau Gvozdanovic meint, einige dieser Muster bei den Westslawen (nur diesen, nicht Ost- und Südslawen) sowie, in andere Ausprägung, bei den Slowenen wiedergefunden zu haben. Sie meint außerdem, dass um Vannes in der Bretagne noch heute Töpfe in ganz ähnlicher Technik hergestellt werden. Daraus schließt sie, dass adriatische Veneter, Westslawen (Wenden) und Vannetais irgendwann mal das gleiche Augangsdesign besessen haben müssen. Wie das mit dem Muster-Ritzen genau funktioniert, weiß ich nicht (ich versuch mich da aber ein bißchen schlau zu machen), insofern kann ich erstmal nur diese Experteneinschätzung zur Kenntnis nehmen, und warten, bis andere Experten sie bestätigen oder wiederlegen.
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Nun bin ich soeben beim Versuch, die Meinung französischer Linguisten zum Dialekt des Vannetais herauszufinden, über etwas ganz anderes gestolpert, dass ich Euch nicht vorenthalten will: Eine Publikation der Herren J.L.Hebert, N. Hebert und Y Lecarpentier vom Kardiovaskulären Labor der Universität Paris. Der letztgenannte hat 190 Publikationen bei PubMed verzeichnet, zumindest in medizinischer Hinsicht scheint er zu wissen, von was er redet. Bei den anderen beiden sind es 37 und 57 Publikationen, vielfach als Ko-Autoren mit Lecarpentier. Aus den Ergebnissen einer europaweiten Studie der Universitäten Padua, Paris, Münster, Magdeburg, Warschau, Athen, Nikosia, London und Uppsala heraus entwickeln die drei folgende Theorie:
http://www.realites-cardiologiques.com/wp-content/uploads/2011/03/Hebert.pdf
La dysplasie ventriculaire droite arythmogène (DVDA) est une cardiomyopathie biventriculaire rare prédominant sur le ventricule droit, touchant surtout les hommes jeunes, responsable de mort subite liée à la pratique sportive, du fait de troubles du rythme ventriculaire rapides à point de départ ventriculaire droit. Elle a une origine génétique retrouvée dans 50 % des cas, liée à une altération des protéines des desmosomes cardiaques.
Les Vénètes sont un ensemble de peuples indo-européens ayant migré à partir du XIII​
siècle avant J.-C., de la mer Noire vers l’Europe centrale, septentrionale et occidentale sans se mélanger aux autres populations rencontrées. La répartition actuelle en Europe Occidentale de la DVDA se superpose assez fidèlement aux foyers de peuplement vénètes : bassin de la Vistule, golfe de l’Adriatique et Massif Armoricain en particulier.
Übersetzt (sinngemäß - insbesondere mitlesende Ärzte seien um Nachsicht gebeten!): Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie (Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie; ARVCM) ist eine seltene Herzerkrankung, die insbesondere bei jungen Männer auftritt, und zu Todesfällen während der Sportausübung infolge von Rythmusstörungen der rechten Herzkammer führen kann. In 50% der Fälle wurde sie auf genetische Ursachen, die eine Veränderung der Proteine im Herzmuskel bewirken, zurückgeführt.​
Die Veneter sind eine indoeuropäische Gruppe, die ab dem 13. Jh. v. Chr. vom Schwarzen Meer aus nach Mittel-, Nord- und Westeuropa wanderten, ohne sich mit der ansässigen Bevölkerung zu vermischen. Die aktuelle Verteilung der ARVCM in Westeuropa deckt sich sehr gut mit den Schwerpunkten venetischer Besiedlung: Weichselbecken, adriatischer Golf, und insbesondere dem armorikanischen Massiv.​

Die Autoren vertreten die "abenteuerliche" These, die Veneter hätten sich während der Bronzezeit von Paphlagonien aus entlang der Haupt-Handelsrouten für Kupfer und Zinn ausgebreitet [Die These ist übrigens nicht ganz neu - auch bei M. Gimbutas ist sie schon, allerdings ohne Paphlagonien, stattdessen mit Ursprung in der Kurgan-Kultur, nachzulesen]. Als Belege dieser Migrationsrouten führen sie u.a. ein neuendecktes Grab mit venetischen Inschriften in der ungarischen Tiefebene aus dem 5.Jh v.Chr. an - Ungarn sei der Ausgangspunkt für die weitere Wanderung entlang der Bernsteinstraße zur Weichselsmündung gewesen. Die Route von Venetien nach Vannes rekonstruieren sie über den Bodensee, Venetomagus (Vieu, SW von Genf), sowie das Oppidum von Vix (nahe Chatillon/s/Seine).

Ein Kernpunkt der Argumentation ist:​
La DVDA est en realite une affection a developpement mondial, mais il apparait, comme pour toutes les maladies rares ayant un substratum genetique, qu’une situation d’isolement genetique des populations concernees est un facteur determinant de son expression phenotypique, en raison de l’endogamie que favorise cet isolement. =​
ARVCM ist tatsächlich ein globales Phänomen, aber, wie bei allen seltenen Erkrankungen die ein genetisches Substratum betreffen, scheintt eine Situation der genetischen Isolation der betreffenden Bevölkerung ein wesentlicher Faktor bei der phänotypischen Herausbildung zu sein, da solche Isolation Endogamie fördert.​
Sie führen diverse Argumente für solche genetische Isolation der Veneter an - im Falle der baltischen Veneter die historischen Quellen, die zum einen Mühe bei der ethnischen Einordnung haben, zum anderen aber lange Präsenz bezeugen; bei den adriatischen Venetern die Insellage Venedigs, aber auch neue Genanalysen, die starke genetische Homogenität Venetiens zeigten; im Vannetais schließlich den spezifischen Dialekt, und die generelle sozio-linguistische Isolation der Bretagne in Frankreich bis zum frühen 20. Jahrhundert.​
Man mag von historisierenden Medizinern halten, was man will (an einigen Stellen habe ich auch Probleme mit den vorgetragenen Thesen, insbesondere, wo sie auch noch Troja mit ins Spiel bringen) - aber der Aufsatz ist lesenswert, mit schönen Karten und Grafiken, und die epdemologischen Argumente stammen von Experten und verdienen zweifellos Beachtung.​
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Wo ich gerade dabei bin: Das französische Wikipedia hat noch eine weitere etymologische Erklärung für "Veneter" - keltisch "veni"= Linie, Clan, Familie (ahd wini). Dazu die "Wa-na-at-ti-ja-ta" (offene Silben!) oder Weshnesh als eines der Seevölker, dann noch den Verweis auf Vénès (Venetium) südl. Albi am Westrand des Massif Central.
Vénètes ? Wikipédia

Schließlich ein schon älterer Aufsatz von H. Krahe über die illyrischen Veneter, mit der er die Theorie von der venetisch-illyrischen Einheit an der Adria zerstörte (Dieter hatte, glaube ich, dementsprechend nachgefragt), und stattdessen auf Basis mehrerer griechsicher Quelllen separate "illyrische Veneter" grob in Südostserbien / Kosovo verortete.
http://www.rhm.uni-koeln.de/088/Krahe.pdf

Da kommt eine ganz nette, archäologisch, über antike Quellen oder Ortsnamen belegte Migrationskarte zusammen.
 
Ich kann der ganzen Sache nicht mehr folgen. Wir haben drei Völkerschaften vor 2000 Jahren, die einen ähnlichen Namen hatten, die einen lebten irgendwo an der Ostsee, die anderen an der Adria und die letzten an bretonischen Atlantikküste. Bei den Ostsee-Venetern ist noch nicht mal sicher, ob das die eigene oder fremde Bezeichnung für diesen Stamm war.

Von den Adria-Venetern hat man einige Sprachzeugnisse, mehr nicht. Dieter hatte sie oben als Trümmersprache bezeichnet. Von den Ostsee-Venetern haben wir nicht mal Trümmer. Ob diese eine baltische, sarmatische oder eine germanische, eine andere indo- oder nicht-indogermanische Sprache oder eine uns vollkommen unbekannte, ausgestorbene Sprache gesprochen haben, ist absolut unbekannt.

Da frage ich mich, wie bei dieser sehr dünnen linguistischen Ausgangslage eine ethnische Beziehung dieser Völkerschaften zueinander hergestellt werden soll.:grübel:

Deine Frage ist sehr berechtigt. Die Sprachreste sind überall dermaßen spärlich, dass man keine fundierten Aussagen über ethnische oder linguistische Zugehörigkeiten machen kann.

Was die Kultur der Adria-Veneter betrifft, so gibt es einmal die Hypothese, sie seien von Osten her zugewandert. Ferner wird die Ansicht vertreten, dass sich die Kultur der Veneter im 9. Jh. v. Chr. aus dem Kontinuum der in Italien verbreiteten Proto-Villanova-Kultur ausgegeliedert habe.

Auf jeden Fall waren die Veneter über Jahrhunderte Nachbarn der Kelten in Oberitalien. Von ihnen könnten Lehnworte ins Venetische gelangt sein, ohne dass man deswegen das Venetische zu einer keltischen Sprache machen müsste,

Über die Venethi oder Veneti östlich der Weichsel gibt es nur schattenhafte Kurzberichte u.a. von Plinius d. Ä. und Tacitus. Sprachreste sind überhaupt nicht vorhanden. Insofern kann man lange rätseln, ob es sich nun um frühslawische Bevölkerungsgruppen handelte, deren Nachkommen später nach Westen migrierten und im deutschen Sprachraum als Wenden (ahd. Winida) bekannt waren.

Das alles ist Kaffeesatzleserei und mangels ausreichender Belege höchst spekulativ.

Die bretonischen Veneter (lat. Veneti, Venedi) waren mit großer Wahrscheinlichkeit ein keltischer Stamm. Auch von ihnen sind keinerlei Sprachreste überliefert.

Angesichts der Heterogenität von Stämmen oder Bevölkerungsgruppen mit venetischem Namen verbietet es sich, eine gemeinsame Wurzel oder einen gemeinsamen Ursprung anzunehmen.
 
Angesichts der Heterogenität von Stämmen oder Bevölkerungsgruppen mit venetischem Namen verbietet es sich, eine gemeinsame Wurzel oder einen gemeinsamen Ursprung anzunehmen.
Wende dies Argument mal auf Batavier und Betawi an. Na?
Betawi people - Wikipedia, the free encyclopedia
Bei Namensähnlichkeit gibt es sicherlich keine Automatismen, aber auch keine Verbote. Es handelt sich um erklärungsbedürftige Phänomene.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wende dies Argument mal auf Batavier und Betawi an. Na?
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Bei Namensähnlichkeit gibt es sicherlich keine Automatismen, aber auch keine Verbote. Es handelt sich um erklärungsbedürftige Phänomene.

"Verboten" ist es selbstverständlich nicht. Es steht jedem natürlich frei, einen gemeinsamen Ursprung dieser ganzen Veneterstämme anzunehmen. Aber aus den hier vorgebrachten Argumenten kann ich eigentlich nur erkennen, dass die Mehrheit der Diskutanten dieser These ablehnend gegenüber steht. Die Datenlage ist ziemlich dünn. Ich habe in einem der vorherigen Beiträge die drei mehr oder minder namensgleichen Galiziens genannt. Davon ist eines von einem anderen abhängig. Das andere ist vollkommen unabhängig. Bei Galizien haben wir zumindest Daten, bei den Venetern leider nicht.
 
(1)Bei Namensähnlichkeit gibt es sicherlich keine Automatismen, aber auch keine Verbote.
(2)Es handelt sich um erklärungsbedürftige Phänomene.
(1)
verboten ist die so genannte Volksetymologie nicht - aber ernst zu nehmen ist sie auch nicht ;)
(2)
erklärungsbedürftig? eher kurios -- dass die Engländer schmunzeln, wenn sie den Nachnamen eines berühmten Königsberger Philosophen hören, ist ulkig und kurios, aber kein Anlaß für ausufernde volksetymologisch geprägte Ausführungen ;)

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(3) @Scorpio - wo bleiben die Quellen für die von dir angeführte polnisch-suebisch-portugiesische Sprachvermittlung/wanderung? :D
 
Off Topc

@dekumatland: http://www.geschichtsforum.de/729680-post125.html
Ich weiß, DNFTT, aber Du lässt ja offensichtlich nicht locker:
(1) Ich habe den Eindruck gewonnen, dass EQ durchaus selbst in der Lage ist, klar zu stellen was er in Beiträgen gemeint oder nicht gemeint hat. Insofern werde ich mich an Interpretationen seiner Bemerkung zum persönlichen Höreindruck von Portugiesisch nicht weiter beteiligen (schon mein ursprüngliches P.S: hierzu hätte ich mir sparen sollen).
(2) Wir können gerne über Sueben, Polen und Portugiesen diskutieren (ich habe da u.a. ein bißchen Genanalyse im Angebot), jedoch nicht hier. Verweise mich auf einen entsprechenden Thread, oder eröffne ihn, und ich bin dabei - versprochen!
Im übrigen darfst Du mich gerne aphilologisch nennen, gegen ahistorisch möchte ich mich jedoch verwehren.
(3) Ich bin doch etwas darüber erschrocken, dass Du scheinbar nicht erkennst, dass "Intonation, Sprachrythmus, Konsonantenangleichung" (meine laienhafte Ausdrucksweise) bzw. "lenition, palatalization, lax vs. tense, consonant opposition, prothesis" (linguistisch korrekter bei Gvozdanovic) nur ganz am Rande mit Vokabeln und Ortsnamen zu tun hat.
 
Nun bin ich soeben beim Versuch [...] zum Dialekt des Vannetais [...] über etwas ganz anderes gestolpert, dass ich Euch nicht vorenthalten will: Eine Publikation der Herren J.L.Hebert, N. Hebert und Y Lecarpentier vom Kardiovaskulären Labor der Universität Paris. [...]

Man mag von historisierenden Medizinern halten, was man will (an einigen Stellen habe ich auch Probleme mit den vorgetragenen Thesen, insbesondere, wo sie auch noch Troja mit ins Spiel bringen) - aber der Aufsatz ist lesenswert, mit schönen Karten und Grafiken, und die epdemologischen Argumente stammen von Experten und verdienen zweifellos Beachtung.

Die ästhetische Aufbereitung der divergenten Informationen sollte aber über die zahlreichen spekulativen Einsätze, die beim ersten Nachvollzug auch die medizinischen, erbgenetischen Angaben betreffen, nicht hinwegtäuschen.
 
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Wende dies Argument mal auf Batavier und Betawi an. Na?
Betawi people - Wikipedia, the free encyclopedia
Bei Namensähnlichkeit gibt es sicherlich keine Automatismen, aber auch keine Verbote. Es handelt sich um erklärungsbedürftige Phänomene.

Ich vermag nicht zu erkennen, was die Betawi-People mit unseren Venetern zu tun haben. Sie mögen sich ja aus verschiedenen Ethnien zusammensetzen, was auf viele Völker zutrifft. Doch tauchen sie nicht wie die Veneter an vielen Stellen des Kontinents unter gleichem Namen und verschiedenen Sprachen auf.
 
Die ästhetische Aufbereitung der divergenten Informationen sollte aber über die zahlreichen spekulativen Einsätze, die beim ersten Nachvollzug auch die medizinischen, erbgenetischen Angaben betreffen, nicht hinwegtäuschen.
In der Tat - ich hatte gedacht, die epidemologische Argumentation beruhte auf einer europaweiten statistischen Fallanalyse nach Regionen. Nachdem ich mir die zitierten Quellen angesehen habe, ist mir aber klar geworden, dass die Autoren lediglich die Universitäten/ Institute, die zu der Erkrankung forschen, kartiert haben. Zwar ist die Annahme, die Einrichtung solcher Forschungszentren habe etwas mit hohen beobachteten Fallzahlen zu tun, nicht ganz von der Hand zu weisen, aber für einen Rückschluß auf genetische und letztendlich ethno-historische Muster doch sehr dünne.

Nichtsdestotrotz - Venetien scheint schon sehr auffällig zu sein:
Displasia ventricolare destra aritmogena - Wikipedia
L'incidenza della ARVD è di circa 1/10000 casi nella popolazione degli Stati Uniti, benché alcuni studi abbiano suggerito che possa essere di 1/1000 casi. Rende conto del 17% di tutte le morti cardiache nei giovani. In Italia, l'incidenza raggiunge i 40/10000 casi, rendendola la principale causa di morte cardiaca improvvisa nei giovani. Nel nostro Paese, il 45% dei casi è concentrato in Veneto ed il 35% in Emilia-Romagna;nella provincia di Rovigo si raggiungono, addirittura, i 30 casi ogni 1000 abitanti, la malattia è quindi considerata una delle principali minacce di decesso improvviso per le popolazioni della bassa Pianura Padana.
Inzidenz in den USA 1:10.000, nach neueren Studien vielleicht auch 1:1.000. Italien 1:250, wobei 45% der Fälle in Venetien, und 35% in der Emilia Romagna auftreten. In der venetischen Provinz Rovigo liegt die Quote bei 30/1.000!
Wenn jetzt jemand Vergleichszahlen für die Bretagne und Polen ranschafft, können wir das ganze weiter vertiefen. Ansonsten sollte man sich wohl tatsächlich erst mal auf die schönen Bilder konzentrieren..
 
Ich vermag nicht zu erkennen, was die Betawi-People mit unseren Venetern zu tun haben. Sie mögen sich ja aus verschiedenen Ethnien zusammensetzen, was auf viele Völker zutrifft. Doch tauchen sie nicht wie die Veneter an vielen Stellen des Kontinents unter gleichem Namen und verschiedenen Sprachen auf.
Nicht Betawi allein, sondern Betawi und Bataver: Zwei Kontinente, zwei Sprachen, zweitausend Jahre, und doch verbunden. Die Bataver hatte ich eigentlich als bekannt vorausgesetzt, aber zur Sicherheit:
Bataver ? Wikipedia

Alternativ kannst Du Deine Argumentation auch auf Jerusalem und Dar-Es-Salam anwenden, oder, um bei den Batavern zu bleiben, auf Leiden und Lyon.
Und, klar, es gibt auch Gegenbeispiele, wie die schon erwähnten zwei Galizien, wo der gleiche Name unterschiedliche Wurzeln hat. Jedoch können wir dort die jeweiligen Wurzeln zumindest so weit rekonstruieren, dass sicher ist, dass sie unterschiedlich sind.

Wir reden übrigens nicht über drei, sondern 6-7 Veneter (je nachdem, ob man Weichsel- und Ostseeveneter als identisch oder nicht ansieht). Dazu dann noch die Vindeliker, und drei Toponyme (Venetus lacus, Venetomagus, Vénès [Venetium]) außerhalb der attestierten Siedlungsgebiete. Also insgesamt 10-11 Vorkommen in Europa/Kleinasien. Dass die alle unabhängig voneinander entstanden sein sollen, ist schon sehr unwahrscheinlich.
 
Wenn jetzt jemand Vergleichszahlen für die Bretagne und Polen ranschafft, können wir das ganze weiter vertiefen. Ansonsten sollte man sich wohl tatsächlich erst mal auf die schönen Bilder konzentrieren..

Auf der Suche nach der Herkunft der Veneter-Namen brauchen wir uns nicht näher in den von dir in Beitrag #126 verlinkten spekulativen Artikel der Autoren vom Herzkreislauf- und Atemwegs-Forschungslabor in Paris zu vertiefen, in dem ein Zusammenhang zwischen einer speziellen Herzerkrankung zu den Venetern konstruiert wird.

Die Karte (Fig. 8) mit der angeblich gehäuften Verteilung der Herzerkrankung ist irreführend, denn sie deckt sich schon nicht mit den Gebieten der antiken Veneter. Hier hat man das Gefühl, es soll passend gemacht werden, was nicht so richtig passt. Das Gebiet von Warschau über Berlin bis westlich von Magdeburg ist nicht exakt östlich von Germanien, die Bretagne zzgl. Südwest-England ist nicht exakt das Siedlungsgebiet der aremoricanischen Veneter und Griechenland bis Zypern ist auch kein bekanntes Siedlungsgebiet von Venetern. Einzig Venetien scheint zu passen. Aber auch hier reicht das gehäufte Auftreten bis in die Emilia Romagna, was wiederum nicht mit der vorausgesetzten isolierten Lage zusammen passt.

Die Datenbasis, auf der die angeblich festgestellte gehäufte Verteilung der Herzerkrankung beruht, hinterfrage ich an dieser Stelle nicht. Hierzu mögen sich die Mediziner des Forums äußern.

Die bunte Karte (Fig. 2) mit der fiktiven Wanderroute der Veneter von den Dardanellen über Venetien in die Bretagne mit Abbiegung vom Balkan Richtung Weichsel kann man getrost als Spekulation bezeichnen.
 
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Nicht Betawi allein, sondern Betawi und Bataver: Zwei Kontinente, zwei Sprachen, zweitausend Jahre, und doch verbunden. Die Bataver hatte ich eigentlich als bekannt vorausgesetzt, aber zur Sicherheit:
Bataver ? Wikipedia

Alternativ kannst Du Deine Argumentation auch auf Jerusalem und Dar-Es-Salam anwenden, oder, um bei den Batavern zu bleiben, auf Leiden und Lyon.
Und, klar, es gibt auch Gegenbeispiele, wie die schon erwähnten zwei Galizien, wo der gleiche Name unterschiedliche Wurzeln hat. Jedoch können wir dort die jeweiligen Wurzeln zumindest so weit rekonstruieren, dass sicher ist, dass sie unterschiedlich sind.

Wir reden übrigens nicht über drei, sondern 6-7 Veneter (je nachdem, ob man Weichsel- und Ostseeveneter als identisch oder nicht ansieht). Dazu dann noch die Vindeliker, und drei Toponyme (Venetus lacus, Venetomagus, Vénès [Venetium]) außerhalb der attestierten Siedlungsgebiete. Also insgesamt 10-11 Vorkommen in Europa/Kleinasien. Dass die alle unabhängig voneinander entstanden sein sollen, ist schon sehr unwahrscheinlich.

Bei den Betawi ist es ja nun mal so, dass die Niederlande die Hauptstadt ihrer Kolonie nach dem germanischen Volk, auf dass sie sich beriefen, Batavia benannten. Davon ist der Name der Betawi wiederum abgeleitet. Welche Überaschung. Zu den verschiedenen Veneti- oder Venedi-Völkern gibt es hier aber keine Analogie, wie du insinuierst. Du hast dich verrannt.

Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass sich der Venetus Lacus ganz problemlos als 'blauer See' übersetzen lässt.
 
Die bunte Karte (Fig. 2) mit der fiktiven Wanderroute der Veneter von den Dardanellen über Venetien in die Bretagne mit Abbiegung vom Balkan Richtung Weichsel kann man getrost als Spekulation bezeichnen.

Ich fand bei meinen gelegentlichen Recherchen hochinteressant, daß die mit Augusto hier im Geschichstforum prominent vertretene Venetertheorie bereits aus der Zeit der Aufklärung stammt: Bereits Louis de Jancourt - gemäß Wikipedia Redigeur der/ des Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers - soll Mitte des 18. Jhs. einen starken Zusammenhang der Venter über die europäische Geschichte hinweg gesehen haben: "HÉNETEs (LES), s. m. pl. (Géog. anc.) Les Hénetes en Asie, étoient un ancien peuple de Paphlagonie, qui n'existoit plus du tems de Strabon. Les Hénetes en Italie, au fond du golphe de Venise, sont les mêmes que les Venetes ; ils venoient d'un peuple des Gaules, dont Vannes en Bretagne conserve encore le nom. Les Hénetes dans le nord, que quelques écrivains placent sur les côtes de Livonie & de Prusse, sont les mêmes que les Vendes ou Vénedes, nation sarmate qui s'établit entre l'Elbe & la Vistule."
 
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Was die Kultur der Adria-Veneter betrifft, so gibt es einmal die Hypothese, sie seien von Osten her zugewandert.
Kann sich diese Hypothese eigentlich auf irgendetwas anderes stützen als dass es in antiken Mythen (denen zufolge praktisch jedes Volk in Italien aus Griechenland oder Kleinasien stammte) behauptet wurde?
 
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