Die im folgenden vorgebrachten Falsifizierungen der Hypothese wurden in dieser und vorherigen Diskussionen zur 9/10-Leugen-Hypothese schon wiederholt vorgebracht. Das ändert aber nichts an ihrer unbedingten Aussagekraft.
1. Falsifizierung: Die Hypothese benötigt für ihre Erhaltung Hilfshypothesen. Hilfshypothesen sind aber unzulässig, da sie letztlich nur dem einen Zweck dienen, eine nicht haltbare Hypothese zu retten (Kartenhausprinzip*)**.
Eine Hypothese die sich Hilfshypothesen bedienen muss, ist folglich nichts wert.
2. Falsifizierung, Beliebigkeit I: Die Messpunkte sind willkürlich gewählt. Mal das Stadttor, mal das Forum, mal der (angenommene) Kreuzungspunkt von Cardo und Decumanus. Um diese Diskrepanz auszuhebeln wurden neue Hilfshypothesen gebildet, die aber unzulässig sind. S.o.
3. Falsifizierung, Beliebigkeit II: Die These geht von einer normierten Entfernung von Lagern aus. Als Stütze werden aber nicht ausschließlich nachgewiesene Römerlager verwendet, sondern jegliche römische (Be)Funde und moderne Siedlungen, die - so eine weitere Hilfshypothese - nur noch nicht als römische Gründungen erkannt worden seien.
Es ist dabei bei den römischen Funden/Befunden egal, ob es sich um militärische, öffentliche, private oder privatwirtschaftliche Einrichtungen handelt.
4. Falsifizierung, die Aufweichung der Hypothese durch ihren Urheber selbst, Beliebigkeit III: Im Prinzip auch eine Art der Hilfshypothese. Da die Leugenzahl nicht immer nur 9 oder nur 10 beträgt, sind es entweder 9 oder 10 Leugen.
5. Falsifizierung: Angeführt für den Beweis der 10-Leugen-Hypothese wurde der Ortsname Detzem. Dass es weitere auf Meilen- oder Leugenangaben basierende Ortsnamen gibt, wird geflissentlich ignoriert bzw. es werden Alternativerklärungen (Einheitenbezeichungen) gesucht.
6. Falsifizierung: Sprechende historische Quellen, die Auskunft darüber geben könnten, ob es Normetappen gab, werden gar nicht herangezogen (de bello Gallico) oder aber als nichtig abgetan (Peutingertafel, Itinerarium Gaditanum) bzw. es wird Energie darauf verschwendet, den Römern nachzuweisen, dass sie fehlerhafte Meilenangaben gemacht haben - was ja durchaus sein kann, was aber am Problem vorbeisieht: Nämlich, dass den Römern selbst offenbar nicht klar war, dass sie genormte Routen verwendeten.
Es käme dann noch das eine oder andere Gegenargument hinzu, was aber keine Falsifizierung im engeren Sinne wäre. Etwa, dass topgraphische Beweggründe für Lager- oder Siedlungsbau wesentlich wichtiger waren, als die unsinnige Einhaltung einer Norm. Oder aber, dass Siedlungen, die innerhalb des Radius (x<r) liegen dagegen keine Berücksichtigung erfahren.
*Das Wort Kartenhausprinzip stammt von mir, da es sich aber auf eine allgemeine Metapher bezieht, bedarf es wohl keiner weiteren Erklärung.
**Ich ahne, dass die Art der Formulierung dich an den alten Witz erinnert, dass das erste Gesetz sei, dass der Gesetzgeber immer Recht habe und dass zweite Gesetz, dass, wenn das mal nicht der Fall sei, automatisch das erste Gesetz in Kraft trete. Aber so ist das nun mal in der Wissenschaftstheorie mit den Hilfshypothesen.