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Eine Konferenz wird nur zu dem einzigen Zweck veranstaltet, jede einzelne These zu widerlegen und dies im "Anti-Pflug" für die internationale Fachwelt zu dokumentieren.
Nord rhein-Westfalen: Hermann kann stehen bleiben |*ZEIT ONLINEDie Kettenreaktion ist indessen ausgeblieben. Die Wissenschaftler zweifeln im Gegenteil Pflugs Theorien an. Ein Kolloquium, zu dem die Abteilung Geschichte des Altertums im Institut für Allgemeine Geschichte an der Leipziger Universität vor kurzem den Dr. Pflug eingeladen hatte, verlief ebenfalls nicht sonderlich ergiebig. Der Leipziger Dozent Dr. Thierfelder, dem Pflugs Hermannsschlachtfeld praktisch vor der Tür liegt, sagt über den Verlauf der Unterredung: „Sie hat keine wesentlichen Ergebnisse gezeitigt. Der Referent hielt sich leider an die literarischen Textstellen (Tacitus, Sueton, Valleius, Paterculus usw.) und ging auf seine Ausgrabungen nicht ein. Man kann also nach wie vor zu der ganzen Frage recht skeptisch eingestellt sein.“
Das ging nur, weil er SED-Mitglied war. Ein Parteiverfahren ist als solches aber noch keine Strafe. Was kam denn bei dem Verfahren heraus? Eine Verwarnung? Eine Rüge? Eine strenge Rüge? Oder gar die Höchststrafe - der Ausschluss?Auf jeden Fall wurde Pflug mit einem Parteiverfahren bestraft
Dem "Zeit"-Zitat entnehme ich, dass das Institut für Allgemeine Geschichte zu dem "Anti-Pflug"-Kolloquium eingeladen hat.Der "Verbrecher Thierfelder" hatte damit weiß Gott nicht das Geringste zu tun.
Ach so, dann war das also nicht so schlimm. Viel schlimmer war es, das Wort "Römer" in den Mund zu nehmen... :still:Republikflucht war in jener Zeit eine Massenbewegung.
Wie gesagt, ich behaupte jetzt einfach mal das Gegenteil:und Kritik an seinen "Entdeckungen" wurde oberstes Gebot für alle Archäologen
Der Ausgang des Parteiverfahrens ist mir nicht bekannt, spielt aber auch nur eine untergeordnete Rolle.Das ging nur, weil er SED-Mitglied war. Ein Parteiverfahren ist als solches aber noch keine Strafe. Was kam denn bei dem Verfahren heraus? Eine Verwarnung? Eine Rüge? Eine strenge Rüge? Oder gar die Höchststrafe - der Ausschluss?
Thierfelder hätte man kein Parteiverfahren anhängen können, weil er kein Parteimitglied war. Man wollte ihn zum Parteieintritt bewegen, dafür hätte man ihn zum Professor ernannt - aber daraus wurde wohl nichts.
(Eine Parteistrafe - wenn auch "nur" eine Verwarnung - bekam allerdings damals der zitierte Dr. Rigobert Günther verpasst.)
Dem "Zeit"-Zitat entnehme ich, dass das Institut für Allgemeine Geschichte zu dem "Anti-Pflug"-Kolloquium eingeladen hat.
Und Thierfelder war der Leiter des Instituts.
Hat die "Zeit" da etwa Blödsinn geschrieben? Warum zitiert sie denn Thierfelder, wenn er mit der Sache nicht das Geringste zu tun hatte?
Ach so, dann war das also nicht so schlimm. Viel schlimmer war es, das Wort "Römer" in den Mund zu nehmen... :still:
Wie gesagt, ich behaupte jetzt einfach mal das Gegenteil:
Von da an war es streng verboten, sich über Pflugs Thesen "recht skeptisch" zu äußern.
Der Ausgang des Parteiverfahrens ist mir nicht bekannt, spielt aber auch nur eine untergeordnete Rolle.
Umso unverständlicher bleibt mir, warum Du diesem "Anti-Pflug"-Kolloquium und dessen Ergebnis immer so einen gewaltigen Einfluss auf die gesamte Römerforschung - bis lange nach dem Ende der DDR - zuschreibst.Wenn Thierfelder für das Kolloquium verantwortlich zeichnete, dann wohl auch für dessen Ergebnis, den "Anti-Pflug". Und dann brauchen wir uns auch nicht zu wundern, dass Letzterer sang- und klanglos in der Versenkung verschwand.
Vor etwa 25 Jahren hatte ich den Anti-Pflug auf dem Tisch. Ich habe ihn vollständig gelesen und er wurde auch hier lange diskutiert. Leider hatte ich ihn nicht kopiert und mir auch keine Notizen gemacht. Es ging aber nur um das einzige Thema.Auf welche Quellen stützen sich denn Deine Behauptungen über die Causa Pflug überhaupt? Vom "Anti-Pflug" kennst Du nicht einmal den Titel, bislang hast Du nur einen journalistischen Artikel zweifelhaften Inhalts zitiert: http://www.geschichtsforum.de/764007-post96.html
... scheint für die hiesige Archäologie eine Art Richtlinie gewesen zu sein.
Was ist denn an dem Welt-Artikel zweifelhaft?
Die Aussage, dass seine weiteren Manuskripte ungesichtet wären, ist falsch.
In Fachkreisen kannte man sie. Und man agierte deshalb mindestens bis zur Wende sehr vorsichtig und zurückhaltend.... eine Richtlinie, die ganz schnell "sang- und klanglos in der Versenkung verschwand"?
Auch im Rest des Artikels ist grober Unfug zu finden:Der Rest des Artikels ist nicht zu beanstanden.
Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass es für alle repressiven Vorgänge in der DDR Belege gibt. Pflug kam mit einem blauen Auge davon und blieb vermutlich in der SED. Während er vor seinem Buch zahlreiche kleinere Publikationen tätigte, sind mir für den Zeitraum danach keine mehr bekannt. Wenn es einen Schweigebann gab, dann wurde der in Historiker- und Archäologenkreisen verhängt. Natürlich lokal, also im Raum Halle oder Dessau. Ich vermute mal, dass der Journalist Hinterbliebene befragt hat.Der Artikel enthält korrekte Angaben, falsche Angaben und dubiose, für mich nicht überprüfbare Angaben.
Für zweifelhaft halte die Formulierungen "von den Kommunisten politisch ausgegrenzt" und "ein Schweigebann verhängt". Wenn es dafür Belege gäbe, würde ich es für glaubhaft halten. Wurde Pflug aus der SED gedrängt oder ausgeschlossen? Weiß man nicht. Und wer soll den Schweigebann verhängt haben? Ulbricht? Das Institut für Allgemeine Geschichte an der Uni Leipzig?
Auch im Rest des Artikels ist grober Unfug zu finden:
Denn die Identifikation des in den Schriftquellen zur Varusschlacht häufig genannten "Amisia" mit Geismar bei Fritzlar durch Und legt nahe, dass sich die Angabe des Tacitus "media in Germania" tatsächlich auf einen Schauplatz weit im Südosten von Kalkriese bezieht – wenn denn Pflug mit seiner Kombination recht gehabt hätte, dass mit Amisia nicht die Ems, sondern die schon von Ptolemaios erwähnte, aber zu Pflugs Zeiten noch nicht lokalisierte Ortschaft gleichen Namens gemeint gewesen sein müsse.
Ich weiß nicht, wie oft wir es schon durchgekaut haben, aber Tacitus spricht hier von einem Fluss. Von dem Fluss Amisia. Diesen Fluss Amisia befährt er mit seiner Flotte.
:boot: :boot: :boot: :boot: :boot::boot:
integrum equitem equosque per ora et alveos fluminum media in Germania fore.
...
lacus inde et Oceanum usque ad Amisiam flumen secunda navigatione pervehitur.
classis Amisiae relicta laevo amne, erratumque in eo, quod non subvexit neque transposuit militem dextras in terras iturum; ita plures dies efficiendis pontibus absumpti.
:autsch:
Pflug hat in den 1960er und 1970er Jahren mehrere Bücher und Aufsätze zu lokalhistorischen Themen veröffentlicht. Zwei Bücher listet die Deutsche Nationalbibliothek auf:Während er vor seinem Buch zahlreiche kleinere Publikationen tätigte, sind mir für den Zeitraum danach keine mehr bekannt.
Der Journalist bezieht sich offensichtlich auf die damals nagelneue Veröffentlichung von Kleineberg (Philologie), Knobloch (Mathematikgeschichte) sowie Marx und Lelgemann (Geodäsie) zu Ptolemaios. Die schreiben aber keinen derartigen Blödsinn, wie er im Artikel steht, sondern identifizieren den Amisia fluvius einwandfrei mit der Ems.Und als Journalist würde ich mir nie wagen, an der Kompetenz von einem Forscherteam aus Altphilologen, Geodäten und Mathematikhistorikern der Technischen Universität Berlin zu zweifeln. Es ist ja schließlich keine Fachzeitschrift.
Während er vor seinem Buch zahlreiche kleinere Publikationen tätigte, sind mir für den Zeitraum danach keine mehr bekannt.
...
Kleine Korrektur: 1960 durfte Pflug noch mal ein kleines Werk zu seinem Schloss veröffentlichen. Aber das hatte ja mit Römern nichts zu tun.
Die beiden Angaben betreffen dasselbe Buch.Pflug hat in den 1960er und 1970er Jahren mehrere Bücher und Aufsätze zu lokalhistorischen Themen veröffentlicht. Zwei Bücher listet die Deutsche Nationalbibliothek auf:
https://portal.dnb.de/opac.htm;jsessionid=D392C6ABDCD3CC62D373A367063B9789.prod-worker1?method=showFullRecord¤tResultId=Woe%3D143906704%26any¤tPosition=1
Sorry, das andere ist hier:Die beiden Angaben betreffen dasselbe Buch.
Und bei welchen Urnenfriedhöfen bzw. bei welchen römischen Funden hat sie sich geirrt?Sie hat mehrere Bücher zu Ausgrabungen von Urnenfriedhöfen der späten Eisen- und frühen Kaiserzeit veröffentlicht. Dabei werden zahlreiche römische Funde erwähnt, die aber durchweg als Beute- oder Handelsgut eingestuft werden. Sie war von den Römerzügen zur Elbe überzeugt, konnte aber keinen einzigen Fund diesen zuordnen.
Sie galt als Fachfrau in der ostdeutschen Germanenforschung. Ob und wo sie sich bei römischen Funden geirrt hat, dürfte der zukünftigen Forschung überlassen bleiben.Und bei welchen Urnenfriedhöfen bzw. bei welchen römischen Funden hat sie sich geirrt?
Die meisten ihrer Publikationen sind ja 20 bis 50 Jahre alt, da könnte es schon sein, dass der eine oder andere Punkt heute überholt ist.Sie galt als Fachfrau in der ostdeutschen Germanenforschung. Ob und wo sie sich bei römischen Funden geirrt hat, dürfte der zukünftigen Forschung überlassen bleiben.
Richtig. Damit ist aber auch das Thema "Römerforschung in der DDR" fast ausgeschöpft.Die meisten ihrer Publikationen sind ja 20 bis 50 Jahre alt, da könnte es schon sein, dass der eine oder andere Punkt heute überholt ist.
Wenn das nicht der Fall sein sollte, sehe ich keinen Diskussionsbedarf.
Über den Forschungsstand in zwanzig Jahren können wir uns in zwanzig Jahren unterhalten.
Allerdings fiel mir bei der Recherche folgender Artikel aus der MZ Halle auf, der anlässlich eines geplanten römischen Wagenrennens geschrieben wurde:
Das kann nur aus dem bislang unveröffentlichten Tagebuch des Velleius Paterculus stammen:Tiberius an irgend einer Saale? Welche Textstelle des Velleius soll damit gemeint sein?
Spannend, spannend!... Velleius Paterculus, der im Feldzug getreulich Tagebuch führte...
Er hat offenbar nur keinen hauptamtlichen Archäologen gefunden, der sich für solche Werbung missbrauchen lassen wollte. Seine "Information" dürfte er aus Pflugs "media in germania" entnommen haben, da dieser wohl der Einzige ist, der Tiberius mit der Saale in Verbindung bringt.(Pflug kannte möglicherweise die verschollenen Tagebücher) Es gibt lediglich in einem halleschen Kalender einen Beitrag, der die Drusus-Sage von der großen germanischen Seherin an die Saale verlegt. Der MZ-Artikel sieht auch nicht so aus, als wenn dazu jemand direkt interviewt worden wäre, denn das hätte ordnungshalber erwähnt werden müssen. Auch sind alle mir bekannten fanatischen Befürworter von Pflugs Theorien bereits verstorben.Zum direkt Nachlesen:
Wagenrennen: Geschichte im Galopp | Mitteldeutsche Zeitung
Das kann nur aus dem bislang unveröffentlichten Tagebuch des Velleius Paterculus stammen:
Spannend, spannend!
Wer mag dem Journalisten wohl die Passagen aus dem Tagebuch vorgelesen haben? Die Germanen-Expertin oder der später im Text erwähnte Experte für die Römerzeit?
Es wird wohl wie im zuletzt diskutierten journalistischen Artikel sein:
Der Journalist hat sich auf die Schnelle etwas angelesen, Leute befragt, Notizen gemacht, da kann es schon vorkommen, dass man hinterher etwas falsch zusammenbastelt.
Die Saale wird ausschließlich bei Strabon erwähnt, laut ihm starb Drusus zwischen Salas und Rhein. Tiberius soll Drusus noch kurz vor dessen Tod erreicht haben.
5 n. Chr. stand Tiberius an der Elbe.
6 n. Chr. zog Tiberius gegen Marbod, aber nicht von der Elbe aus, sondern von Carnuntum an der Donau.
Und dann wird das alles zu einem Satz verwurstet, der dann lautet: "Am Ufer eines Flusses namens Salas schlug der römische Kaiser Tiberius im Jahr 5 nach Christus seine Zelte auf, ehe er gegen den Markomannen Marbod in die Schlacht zog."
(Im übernächsten Absatz verrät der Journalist unfreiwilligerweise, dass er bei seinen Recherchen nicht nur an Fachleute geraten ist, sondern sich wohl von mindestens einem Dummschwätzer einen Bären hat aufbinden lassen...)
Damit will ich kein Journalisten-Bashing betreiben. Die MZ ist keine historische Fachzeitschrift, und dass der Journalist kein Fachmann für Alte Geschichte ist, wird ihm niemand zum Vorwurf machen.
Und der Sinn des Artikels ist wohl in erster Linie, auf das große Wagenrennen aufmerksam zu machen, für das die MZ Karten verlost hat.
Seine "Information" dürfte er aus Pflugs "media in germania" entnommen haben, da dieser wohl der Einzige ist, der Tiberius mit der Saale in Verbindung bringt.
Römer in Mitteldeutschland (2)B. Willing 17.02.2004 schrieb:... und möchte nur noch eine Kostbarkeit aus dem leider unveröffentlicht gebliebenen Manuskript von Dr.Pflug anbieten, die man einfach gelesen haben muss...
Römer in Mitteldeutschland (8)B.Willing 10.05.2004 schrieb:Die Arbeitsgruppe "Media in Germania" beim Deutschen Kulturbund bemühte sich seit Mitte der achtziger Jahre, die Beiträge aus dem Nachlass Dr.Pflugs zu sichten, zu ordnen und einem möglichst großen Personenkreis zugänglich zu machen. Sie führte auch eigene Untersuchungen der beschriebenen Lokalitäten durch. Leider konnten keine Funde und Befunde gesichert werden, die für die Pflugschen Hypothesen sprechen.
Varusschlacht im Saltus bei Halberstadt (4)B.Willing 04.08.2004 schrieb:Unsere Arbeitsgruppe "Media in Germania" hat dies im Fall Dr.Pflug über Jahre hinweg praktiziert und die Orte akribisch nach Beweisen abgesucht. Über das Ergebnis hatte ich mich bereits geäußert.
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