Das Interview fand ich teilweise gut.
Ich wüßte gern, ob es per Fragenkatalog oder im Gespräch geführt wurde, denn manche Punkte könnte man mehr ausziselieren.
Wenn ich den Herrn Karl richtig verstehe, spricht er sich - was m.E. auch in den Kommentaren missverstanden wird - für eine Erlaubnis aus, Oberflächenfunde zu sammeln. Das schlösse natürlich Sondengänger ein. Alles darunter bliebe weiterhin tabu. Müsste man mal überlegen, wie dies praktisch möglich wäre, die "schwarzen Schafe" dann noch zu unterscheiden. Etwas zu leicht machen es sich beide Gesprächspartner mit dem Thema der Raubgräber. Dort wird auf eine Untersuchung verwiesen, nachdem die meisten Sondengänger angeblich nicht an Schatzgräberei interessiert sind. Dies ist m.E. jedoch wenig zielführend. Selbst wenn dies so sollte, nutzt das bei der Befundsicherung nicht viel, wenn nur drei von 10 (z.B.) ohne Rücksicht auf Verluste alles aufwühlen. Wäre so, als argumentiere man, wenn bei 10 Safariteilnehmern einer dabei ist, der vom Aussterben bedrohte Nashöhner abschießt, sei dies kein Problem, denn er ist ja in der Minderzahl. Solche Fälle, Zitat:
Die gesamte Fläche von Ratiaria wurde mit Baumaschinen metertief umgegraben und durchgesiebt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ratiaria sind ja weder erfunden noch Ergebnis einer zu restriktiven Denkmalschutzpolitik.
Das Schatzregal ist viel diskutiert. Die britische Methode gilt oft als "Leuchtturm". In Vergessenheit gerät, dass für diese Art mit großzügigen Entschädigungen durchaus beträchtliche öffentliche Summen aufgewendet werden - m.W. handelt es sich dabei um Lotterieeinahmen, die an den "National trust" überwiesen wurde. Gottfried Kiesow (der aus einer nicht-archäologischen Ecke kam) und andere Vertreter der Stiftung Denkmalschutz haben versucht, dies in Deutschland zu imitieren. Auch wenn die Stiftung Denkmalschutz nicht klein ist und auch ein ansehnliches finanzielles Volumen hat, so kommt sie an britische Verhältnisse nicht heran und für den archäologischen Bereich spielt sie bei uns keine Rolle.
Was in der Diskussion vollkommen unter den Tisch fiel, ist die strafrechtliche Praxis. Faktisch passiert nämlich nicht mal den "schwarzen Schafen" sonderlich viel. Wenn man auf der einen Seite mehr Liberalisierung will, so sollte man auf der andere Seiten auch mal darüber reden.
Wohltuend fand ich den zweiten Teil des Interviews, in welchem Herr Karl in meinen Augen sehr realistisch auf Vorzüge und Nachteile der archäologischen Laienarbeit ging. Würde mir auch mehr solche ausgewogenen Beiträge auf dem Hiltibold-Blog wünschen, wo mir manchmal zu viel Wissenschaftlerschelte herrscht oder Personen mit obskuren Theorien wie z.B. dem Herrn Haug sehr viel Platz eingeräumt wird. Trotzdem lese ich ganz gerne dort, damit dass nicht missverstanden wird.