Ich ergänze mal
diesen Link zur Entwicklung der villae rusticae in der Nordwestschweiz, die uns im Moment ja besonders interessiert. Ab der Mitte des 1. Jhds. reihte sich da villa gastronomica an villa gastronomica auf manchen Etappen der fraglichen Route, wie es scheint.
Danke für den Link, aus dem ich anstelle einer Antwort zitiere:
Sieht man von den wenigen Plätzen mit Hinweisen auf eine Siedlungskontinuität seit der Spätlatènezeit ab, bahnt sich eine flächige Erschließung des Helvetier- und Raurakergebietes mit Villae rusticae, also landwirtschaftlichen Betrieben, erst im ersten Drittel des 1. Jh. n.Chr. an. Das zeitliche Zusammentreffen mit der Etablierung des Legionslagers von Windisch/Vindonissa (Kt. Aargau) im Jahre 16/17 n.Chr. hat dabei der Vermutung Raum gegeben, daß diese Entwicklung in ursächlichem Zusammenhang mit dem durch die ständige Truppenpräsenz gesteigerten Versorgungsbedarf gesehen werden muß.
Es gab entlang der Straßen durchaus private Güter. Einige waren mit Pflichten zur Instandhaltung der Straßen belastet. Nur als Beispiel.
Die Privatisierung der Straßen begann aber meines Wissens erst gegen Ende des 2. Jahrhunderts. Vorher war der Staat in Form des Militärs zuständig.
Some early towns, settlements or villa estates developed from military establishments or on 'green-field' sites; others had their origins in Late Iron Age or earlier settlements, with or without an intervening military presence.
Todd, Malcon [ed. ]: A Companion to Roman Britain. - John Wiley & Sons, 2008
Beispiel für eine
Villa rustica, die in mehreren Phasen über einem Militärlager entstand:
Piddington Uncovered: Beyond the Roman Villa.
Aus diesen Zutaten bereitete die Zeltgemeinschaft (Contubernium = 8 Mann) jeden Abend ihren Gemüsebrei (Puls) zu. Ein Teil der Getreidekörner wurde mit der Handmühle gemahlen, welche ebenso wie das Zelt und die Pila muralia auf dem zu jedem Contubernium gehörenden Maultier transportiert wurde.
Das Mehl wurde ins Wasser geschüttet (das Kochgeschirr hing ebenfalls an der Furca) ebenso die Bohnen bzw. Erbsen. Dann wurde das Ganze solange gekocht bis ein dicker Brei entstanden war, der mit den Gewürzen und dem Garum noch verfeinert wurde. Fertig war die Versorgung für die Legionäre.
Bei dem kulinarischen Ergebnis handelt es sich um das älteste nachgewiesene mitteleuropäische Eintopfgericht überhaupt [
p.10], in Österreich als
Ritschert bekannt. Wer es nachkochen möchte, sollte unbedingt Pastinaken und Räucherfleisch hinzufügen.
Die römischen Legionen waren bei ihren Märschen schlicht nicht auf feste Versorgungsstationen angewiesen, da immer genug Vorräte für einen mehrtägigen Marsch mitgeführt wurden.
Im speziellen Fall hätten die Legionen aber schon eine mehrtägige anstrengende Alpenquerung hinter sich, bevor sie überhaupt im Mittelland ankamen. Von ein paar Kilometern Aare abgesehen, gab es auf der Mittelland-Hauenstein-Transversale nach Augst auch keine Möglichkeit des Flusstransports. Und von Augst bis Mainz sind es dann noch einmal rund 300 km.
Selbst bei einem länger andauernden Feldzug in Feindesland lief die Versorgung des Expeditionsheeres meist über die bekannten Routen (Flüsse, Handelsstraßen) mit Hilfe von Versorgungstransporten, da schlicht und ergreifend nicht sicher war, ob das Heer die notwendigen Vorräte aus dem zu erobernden/besetzenden Gebiet akquirieren konnte.
Nach meiner Kenntnis war das Requirieren innerhalb der Provinzen verpönt. Es ergab keinen Sinn, Steuerzahler zu schädigen oder gar in den Ruin zu treiben.
Und der uns so unattraktiv erscheinende Getreidebrei war damals die übliche Mahlzeit auch außerhalb der Armee.
Also ich esse sowohl Ritschert als auch die verwandte Bündner Gerstensuppe für mein Leben gern.
Sicher gehörte das Heer zu den Abnehmern der Villae rusticae. Aber in der Form, als es ihnen das Getreide abkaufte und in den horrea der Garnisonen einlagerte. Von dort wurde es dann an die Soldaten ausgegeben.
Nur gibt es eben von Aosta bis Augst oder Windisch keine Hinweise auf Garnisonen, geschweige denn Legionslager. Und es liegen zwischen den Garnisonen ein bzw. zwei Gebirge. Da wäre es doch schlau, entlang der Strecke durchs fruchtbare Mittelland gezielt Güter anzulegen, um die Truppen auf dem Marsch versorgen zu können ohne die erst kürzlich befriedete Bevölkerung durch Plünderungen wieder gegen sich aufzubringen.