Zu ahnen, Shinigami, dass es mit Hitler als Reichspräsidenten Krieg geben würde, bedeutet nicht, auch den eigenen Untergang zu ahnen. .
Dann ging man in der KPD also deiner Meinung nach davon aus, dass die Bluttaten der SA, die diese ja bereits vorher zu verantworten hatte von allein verschwinden, die NSDAP das politische System unangetastet lassen und auf einen Missbrauch von Armee und Polizei in denjenigen Ländern, in denen sie die Innenministerien in der Hand hatte verzichtet hätten?
Die Gewalttaten der Nazi-Partei waren bereits vor der Wahl Realität und davon auszugehen, Hindenburg wäre am Ende bereit Hitler zu stützen nimmt implizit dann acuh die Notwendigkeit vorweg, dass der Reichspräsident dieses Vorgehen zu dulden bereit ist, denn ansonsten könnte er jemanden aus dieser Partei kaum zum Kanzler machen.
Das eine auf Notverordnungen beruhende, vom Reichspräsidenten Hindenburg gestützte Regierung die politische Arbeit der KPD mindestens in extremer Weise behindern und dass ihr der eine oder andere Exponent dieser Partei auch rein physich zum Opfer fallen würde, war klar zu antizipieren.
Zwischen der Wiederwahl Hindenburgs und der Ernennung Hitlers, amtierten drei Reichskanzler samt Kabinetten.
Namentlich das Kabinett Brüning II. und die Kabinette v. Papen und v. Schleicher.
Brüning gehörte keiner extremistischen Partei an und wenn die KPD hier ihre Tolerierung hinzugesetzt hätte, hätte er mit den Reichstagsfraktionen von Zentrum, BVP, SPD und KPD eine parlamentarische Mehrheit gehabt, das System der Notverordnungen und Präsidialkabinette wäre damit ausgehebelt gewesen.
Du willst mir nun nicht erzählen, dass eine demokratisch legitimierte, von der KPD selbst gestützte Regierung Brüning für die KPD als Organisation und für ihre Exponenten rein physisch, eine ähnliche Bedrohung dargestellt hätte, als ein von Hindenburg mit Sondervollmachten ausgestattets und unter Umgehung der Verfassung ernanntes, offen extremistsiches Kabinett Hitler?
Selbst Papen und Schleicher wären, dank fehlender Massenbasis als ungefährlicher zu antizipieren gewesen, zudem hätte es deren Ernennungen nicht gebraucht, wäre die KPD rechtzeitig bereit gewesen einen demokratisch legitimierten Kanzler aus den Reihen der SPD oder des Zentrums zu stützen um Hitler zu verhindern.
Daher ist deine Schreibe entweder reine Kaffeesatzleserei, oder aber ein Versuch, der KPD die Schuld dafür zuzuschieben, dass Hitler 11 Monate später Reichskanzler geworden ist.
Ich muss sagen du legst eine ganz erstaunliche Fähigkeit an den Tag den Kern meiner Ausführungen nicht zu erfassen.
Der KPD die Schuld dafür zuzuschieben, dass Hitler Kanzler wurde wäre offensichtlich überzogen. Die KPD trägt einen gewissen Teil der Mitverantwortung, weil sie die Kanzlerschaft eines demokratischen Kandidaten verhinderte, die einen Kanzler Hitler überflüssig gemacht hätte. Da wiederrum trägt Hindenburg mit seinem Handeln, dass darauf gerichtet war die SPD aus der Regierungskoalition zu drängen, der Brüning ohne Not die Unterstützung entzog und außerplanmäßige Reichstagswahlen ansetzte, die nur den Extremisten nutzten, so wie durch seine letztendliche Ernennung Hitlers oder auch sein Mitwirken am "Preußenschlag", schon durchaus ein höheres Maß an Verantwortung, die Wähler der NSDAP selbstverständlich auch.
Es geht viel mehr darum, dass die Handlungsweise der KPD, wäre sie wirklich davon ausgegangen ein Kabinett Hitler und damit verbunden ein Systemumsturz drohe (denn der wäre bei einer Regierung gestützt auf NSDAP, DNVP, eingesetzt durch den erklärten Monarchisten Hindenburg und qua dessen Mitwirkung auch auf Basis der Reichswehr als bewaffneter Macht im Rücken, eine realistisch zu antizipierende Perspektive gewesen), der Verzicht darauf Hindenburgs Handlungsspielraum durch das Tolerieren einer demokratisch legitimierten Regierung unter Führung der SPD oder des Zentrums einzuschränken, offensichtlich nichts anderes gewesen wäre als politischer Selbstmord.
Hätte die KPD Hitler tatsächlich im Vorhinein als Kanzler antizipiert (mit Holocaust und Weltkrieg hätte sie in dieser Konstellation sicher nicht rechnene müssen, mit Zerschlagung der KPD und der Gewerkschaften, so wie mit politischer Verfolgung dagegen doch, bei dieser Zusammensetzung), wäre diese Vorgehensweise im höchsten Maße irrational gewesen.
Wahrscheinlicher ist daher, dass die KPD bis zum Januar 1933 nicht ernstlich mit einem Kabinett Hitler rechnete, wofür es ja auch gute Gründe gab.
- Die Talsohle der Wirtschaftskrise schin überwunden
- Die Ergebnisse der NSDAP waren rückläufig
- Hindenburg hatte bisher auf Hitlers Maximalforderungen ablehnend reagiert
- Hitler als Kanzler hätte je nach Positionierung von Zentrum und BVP dazu zu massiven politischen Unruhen führen können.
- Hindenburg hatte sich zwar in Teilen über die Weimarer Verfassung hinweggesetzt, aber keine wirklichen Anstalten gezeigt einem Systemumsturz zuzuarbeiten, was Hitler hingegen sehr offen tat.
Welchen Anlass gab es im März 1932 ernsthaft auf Hitler als Kanzler zu rechnen? Er war als politischer Rivale Hindenburgs und Parvenu nun nicht unbedingt ein Liebling des greisen Marschalls. Zum Zeitpunkt des Wahlkampfes amtierte Brüning, der für die SPD zustimmungsfähig war und damit zwar keine Mehrheit im Parlament hatte, aber doch die zu dem Zeitpunkt breitest mögliche Unterstützung aller denkbarer Kandidaten im Parlament genoss, zumal sich zu diesem Zeitpunkt Hugenberg und damit die DNVP beharrlich weigerte eigene Ambitionen zu Gunsten Hitlers und der Nazi-Bewegung aufzugeben.
Das unter diesen Umständen der KPD die Obstruktionspolitik, die sie betrieb, relativ ungefährlich erscheinen konnte, wäre ein logischer Ansatz um sie zu erklären.
Das Problem mit deinem Standpunkt ist nach wie vor, dass du dich an einer Wahlkampfparole hochziehst und nicht im mindesten beachtest inwiefern das Handeln im politischen Tagesgeschäft seitens der KPD damit kongruent gewesen ist.