Neuverfilmung Das Boot - was sind eure Erwartungen?

Nr. 1 hatte bereits Rauschen im Blätterwald verursacht, auch Süddeutsche etc. erwähnten das.

Die NS-Rüstung wurde binnenwirtschaftlich durch immense Verschuldung "finanziert", faktisch mit Steigerung der erweiterten Geldmengen. Die dadurch induzierte Inflation wurde durch Preisreglementierungen soweit wie möglich vor Kriegsausbruch unterdrückt. Grob vereinfacht landete die Verschuldung auf der Aktivseite des Industrie- und Bankensektors ("Forderungen", Mefowechsel, etc).

Das Ausland war randweise involviert, soweit Engpassressourcen der Aufrüstung und binnenwirtschaftlichen Nachfrage beschafft werden mussten. Das wiederum wurde durch gepresste Exporte gegenfinanziert (mithin weiterem Konsumverzicht der Bevölkerung, ähnliche Wirkung wie Aufrüstung). Die Beschaffung dieser zu importierenden kritischen Ressourcen lief also gegen beschaffte Devisen aus Exporten. Das Beschaffungs-"System" stand 1939 nach h.M. vor dem Kollaps (ob tatsächlich, oder die massenweise Mobilisierung für das System weitere Duldung ermöglicht hätte, kann dahingestellt bleiben).

Gemixt mit Finanzierungsmythen betr. Weimar/WWK (US-Kredite "zwecks" Reparationen) und über den NS-Aufstieg ergibt sich das Märchen von der US-Finanzierung von Hitlers Krieg.
 
2.) Das "kyrillische Geisterschiff"
U 612 trifft auf dem Nordatlantik auf ein Schiff scheinbar ohne Besatzung und mit kyrillischem Namen, das zur Auffrischung der beinahe leeren Dieselvorräte als Prise ausgewählt wird. Nach Durchsuchung stellt sich heraus, dass es eine Mannschaft gibt, die teilweise leidlich deutsch spricht und dass es ein Deck mit Passagieren aus der UdSSR gibt, die fast alle tot sind. Fast alle bis auf die Eltern eines gefesselten und vermutlich vergewaltigten Mädchens auf einem Oberdeck, die dann auch noch von der einzigen "Ubootjungfrau" ein weiteres Mal vergewaltigt wird.
Wie realistisch war es im Nordatlantik auf Schiffe zu treffen, die vor Stalin "Richtung Kanada" fliehen wollten? Welchen Kurs hätte ein solches Schiff nehmen müssen? Aus dem eingeschlossenen Leningrad durch die von den Achsenmächte kontrollierte Ostsee? Über Archangelsk (da musste man erst mal hinkommen) und das Weiße Meer? Durch das Schwarze Meer, den Bosporus, das Mittelmeer und dann in den Nordatlantik?
Sollte das nicht ein rumänisches Schiff sein?
 
Zu Nr. 2: der Ubootkrieg wurde in den ersten Monaten bis Mitte 1940 tatsächlich nach "Prisenordnung" geführt. Soweit ist das realistisch, Schiffe wurden gestoppt, kontrolliert und ggf. versenkt.

Für unrealistisch halte ich die Absicht der Dieselübernahme. Die Boote kalkulierten vielmehr Anmarsch-Operationsgebiet-Rückmarsch.

Dass sich ein Boot "leergefahren" haben soll, und dann auf Dieselakquise aus Frachtschiffen angewiesen war, ist mir aus Berichten nicht bekannt. Dagegen gab es deutsche Versorger (wie auch später bei den Atlantikoperationen der Überwasser-Kampfschiffe). Dieses Netz wurde 1941 aufgerollt und zerstört (es blieben die s.g. "Milchkühe" für weite Operationen).

Möglicherweise wurde das Versorgermotiv mit drm Handelskrieg nach Prisenordnung "kombiniert" und dramatisiert.
 
So weit ich weiß nicht. Der "Korvettenkapitän" fragt vor dem Prisengang noch explizit die Mannschaft, ob jemand außer ihm Russisch sprechen könne, um erneut das Kommando zu übernehmen. (Folge 7, etwa Minute 24:30 - ich habe gerade noch mal nachgesehen)
Ja, aber das ist vor dem Entern. Nachher kommen sie auf das Schiff und begegnen zuerst einem Banater Schwaben. Und ich meine, der Kapitän hätte sich als Rumäne vorgestellt. Aber ich habe nur mit halbem auge zugesehen.
 
Ich habe ein zweites Mal nachgesehen. Der Kapitän nennt den Namen des Schiffes "Kazakh", die Besatzung seien zwei Deutsche (er und der Banater Schwabe), vier Rumänen und ein "Mitbringsel aus der Ukraine". Die Passagiere im Unterdeck erwähnt er nicht. Der Name des Schiffes ließ micht vermuten, es käme aus der UdSSR. Vielleicht legte das Filmschiff mit russischem Namen auch in Rumänien ab. Das bleibt letzlich offen. Aber selbst aus Rumänien wäre das eine irre Route mit einem Küstenschiff bis in den Nordatlantik.
 
Wie käme es dann zu einem kyrillischen Namen?
Ausgemustertes russisches oder ukrainisches Schiff. Und in Rumänien hat man bis 1860 kyrillisch geschrieben. (okay, das wären 85 Jahre bis zum Ende des WKII).

Zu Nr. 2: der Ubootkrieg wurde in den ersten Monaten bis Mitte 1940 tatsächlich nach "Prisenordnung" geführt. Soweit ist das realistisch, Schiffe wurden gestoppt, kontrolliert und ggf. versenkt.

Für unrealistisch halte ich die Absicht der Dieselübernahme. Die Boote kalkulierten vielmehr Anmarsch-Operationsgebiet-Rückmarsch.

Dass sich ein Boot "leergefahren" haben soll, und dann auf Dieselakquise aus Frachtschiffen angewiesen war, ist mir aus Berichten nicht bekannt. Dagegen gab es deutsche Versorger (wie auch später bei den Atlantikoperationen der Überwasser-Kampfschiffe). Dieses Netz wurde 1941 aufgerollt und zerstört (es blieben die s.g. "Milchkühe" für weite Operationen).

Möglicherweise wurde das Versorgermotiv mit drm Handelskrieg nach Prisenordnung "kombiniert" und dramatisiert.
Wie gesagt, ich habe nur mit halbem Auge hingesehen. Die Dieselübernahme wurde "plausibel" gemacht, dass das Boot durch Wasserbomben beschädigt war und nur mit Mühe und Not wieder flott gemacht wurde (im Prinzip war man eigentlich schon gesunken), das Funkgerät war kaputt, was verhinderte, Kontakt zum Versorgungsschiff aufzunehmen.
 
Bevor es zum Schußwechsel kommt sagt der Kapitän des Geisterschiffes, er habe bei Charkow im Krieg gekämpft. Der Korvettenkapitän fragt "57.Armee?"(sowjetisch), was der Geisterkapitän bejaht. "Gorodjanski, guter Mann; hat uns ganz schön eingeheizt." erneutes bejahen des Prisenkapitän. Daraufhin konfrontiert ihn der Uboothoeneß, dass Podlas und nicht Gorodjanski Befehlshaber gewesen sei - durch diese aufgedeckte Lüge kommt es zum Schußwechsel.
Auch daraus wird nicht ersichtlich, ob die Mannschaft des Geisterschiffs für die Sowjets gekämpft hat oder nicht. Dass sie weg vom Krieg wollten, erscheint das einzig plausible.
 
... bei Charkow im Krieg gekämpft. Der Korvettenkapitän fragt "57.Armee?"(sowjetisch), was der Geisterkapitän bejaht. "Gorodjanski, guter Mann; hat uns ganz schön eingeheizt." erneutes bejahen des Prisenkapitän. Daraufhin konfrontiert ihn der Uboothoeneß, dass Podlas und nicht Gorodjanski Befehlshaber gewesen sei...

Das ist ordentlich recherchiert. Allerdings wird ein KK kaum sowjetische Generalität gekannt haben.
Die Prisenaktion müsste außerdem nach dem Frühjahr 42 stattgefunden haben.
 
Mir sind in der neuen Boot-Staffel zwei sehr fragwürdige Themen aufgefallen.

1.) Mr Greenwood
Ein amerikanischer Banker, bzw. Bankerssohn, der in den 30er Jahren in die NS-Rüstung investiert und dabei angeblich die Baupläne eines deutschen U-Boots zu Gesicht bekommt. Wie realistisch ist es, dass ein ausländischer Banker solche Pläne sieht? Wie realistisch ist die Darstellung, dass US-Kapital die NS Vorkriegsrüstung massiv mitfinanzierte? So weit ich weiß, galt doch ab Juni 1933 ein Schuldenmoratorium des NS Regimes, bei dem ausländische Kredite nicht mehr bedient wurden und demzufolge auch kaum neue Auslandsschulden aufgenommen werden konnten.
Sven Felix Kellerhoff nennt diese Darstellung "Geschichtsklitterung".

Vielleicht spielt man hier auf Amerikanische Investitionen von vor dem Krieg an. Wichtig scheint mir hier das Werk von Ford in Köln zu sein.
Bei den Links ist der Bereich des Artikels in der Zeit des Nationalsozialismus wichtig.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ford_Deutschland
https://en.wikipedia.org/wiki/Ford_Germany
 
Vielleicht spielt man hier auf Amerikanische Investitionen von vor dem Krieg an. Wichtig scheint mir hier das Werk von Ford in Köln zu sein.
So weit ich weiß hat Ford keine Uboote produziert.
Bei Ford dürfte es sich in Sachen deutscher Kriegsproduktion ähnlich wie bei Opel verhalten haben. Beide Unternehmen verloren spätestens ab 1941/42 die Kontrolle über ihre deutschen Fabriken. GM ließ sich 1951 die erhaltenen Dividenden vom Konto der deutschen Opelproduktion während der Kriegszeit auszahlen. Von einem Profit wie ihn Greenwood in Das Boot darlegt, dass jeder investierte Dollar nun (im Krieg 1942) von Hitler 50fach zurückgezahlt werde, kann jedenfalls keine Rede sein.
Henry Ashby Turners "Opel und die Nazis" steht schon länger auf meinem Wunschzettel, hatte aber bislang keine Zeit dazu.
 
Bei Ford dürfte es sich in Sachen deutscher Kriegsproduktion ähnlich wie bei Opel verhalten haben. Beide Unternehmen verloren spätestens ab 1941/42 die Kontrolle über ihre deutschen Fabriken. GM ließ sich 1951 die erhaltenen Dividenden vom Konto der deutschen Opelproduktion während der Kriegszeit auszahlen.

Falls mich richtig an eine TV-Dokumentation zu dem Them erinnere, wurden Unternehmen aus Feindstaaten im Deutschen Reich unter deutsche Kontrolle gestellt. In der Praxis wurde das bisherige Management mit der Fortführung der Geschäfte beauftragt. Schwester-Niederlassungen in den besetzten Ländern wurden wohl von der deutschen Niederlassung geleitet.
 
Die sind alle noch so jung, dass die noch keinen Bartwuchs haben. Eine Toilette für 40 Mann war gestern Ansage.

Ich habe vorhin auf Facebook dieses Bild gesehen, dass ich doch direkt verlinken muß:

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https://www.facebook.com/ZDF/photos/a.156337284441909/2707809642627981/?type=3&theater
 
Für mich war dieses Remake bzw. Forstsetzung eine große Enttäuschung. Ich habe auch nach vier Episoden gestoppt. Schade eigentlich - der Beginn war absolut richtig gemacht: wir sehen ein sinkendes U-Boot, mit den Konsequenzen, auf die Buchheim in seinen Büchern immer wieder hingewiesen hat. Für mich war die neue Serie ein Beispiel dafür, wie man eine Serie mit "Story" überfrachten kann. Der alte Film/die Serie war eher eine Studie in Minimalismus: trotz der in den frühen 80ern beeindruckenden Tricktechnik ging es ja fast kammerspielartig um die Atmosphäre im Boot. Die zweite Episode der alten Serie war der Langeweile und Monotonie im Boot gewidmet. Stattdessen war die neue Serie - wie gesagt, so weit ich gesehen habe - gefüllt mit absurden Spionage-Plots und konstruierten Konflikten. Spätestens wo dieser Amerikaner auf das Boot aufgenommen wurde, war es für mich vorbei. Dieser ganze Plot war doch zu unrealistisch. Und nicht mal die großartige Musik von Klaus Doldinger hat man gelten lassen, sie taucht nur in einer knappen und verfremdeten Version im Intro aus.
Schade schade - auch wenn ich gewisses Verständnis habe, dass der Schreibstil von Buchheim nicht völlig der heutigen Zeit entspricht, hätte sein zweites Buch "Die Festung" genug Material geboten, ein sinnvolleres Drehbuch zu schreiben, als was wir in "Das Boot 2" geboten bekommen haben.
 
Zudem sagt man das sich die Story eng an Buchheims Buch anlehnt was schon quatsch ist.Die Festung beginnt nämlich erst 1944 als das Boot nach Brest einläuft.Kurz vor der Invasion wird dort der Alte Festungskommandant und Leutnant Werner wird nach Berlin beordert um dort Goebbels oder Dönitz zu malen.Also mit dem Buch und eng angelehnt hat dieser Zinober nichts zu tun.
 
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