Reden vor großem Publikum

Die "Rückprall"-Wände müssen sich aber in nächster Nähe zum Redner befinden.
Da kann ich dir nicht folgen, Sepiola. (Außer wenn avantgardistisch, der Redner quatscht mit dem Rücken zum Publikum eine Wand an. Wie ich anscheinend, als ich dir erklären wollte, dass jeder Punkt in einem Raum einen unterschiedlichen Nachhall, resp. der Schall von dort eine unterschiedlich lange Nachhallzeit hat…)

(Oder in nächster Nähe zum Zuhörer, das gestaltet sich bei einer größeren Zuhörerschaft aber als schwierig, da nicht jeder Zuhörer seine eigenen Wände bekommen kann.)
Eben! Genau dafür sorgen die Stufen in Epidaurus; und nebenbei natürlich als Sitzgelegenheit.
 
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Da kann ich dir nicht folgen, Sepiola.
Dann schau doch in das von Dir oben verlinkte PDF nochmal rein, Seite 18.

Wenn die reflektierenden Wände zu einer Laufwegdifferenz von mehr als 17 m führen, gibt es keinen Verstärkungseffekt mehr, sondern nur noch störende Effekte.
(Dazu muss keine der reflektierenden Wände annähernd 17 m entfernt sein.)

Und warum befindet sich der Schalldeckel über der Kanzel so dicht über dem Kopf des Redners? Weil die Kirchendecke in den meisten Fällen schon viel zu weit weg ist, um noch einen vergleichbaren positiven Effekt zu erzielen.
 
Wenn die reflektierenden Wände zu einer Laufwegdifferenz von mehr als 17 m führen, gibt es keinen Verstärkungseffekt mehr, sondern nur noch störende Effekte.
Betrifft die Akustik des Freilufttheaters in Epidaurus wenig. Bei den 17 Metern geht es ja um die Differenz zwischen direktem und reflektiertem Schall, die ab dieser Länge zur Echobildung führt und stört. Da wir aber in Epidaurus eine weit geringere Differenz haben, das Mauerwek befindet sich ja unmittelbar hinter dem Zuhörer, fiele dein Einwand hier weg.

Da eigentlich du der OP bist, der etwas erfahren möchte, will ich dir nicht vorenthalten, dass die legendäre Akustik des Epidaurus-Theaters anscheinend relativiert worden ist: “Whisper it – Greek theatre's legendary acoustics are a myth”, The Guardian. Andererseits aber schwärmt ein anderer dortiger Artikel “Salford scientists reveal the ‘sound of Stonehenge’”. Auf der verlinkten Website des engineers sind Vergleiche mit und ohne den Steinen zu hören. Der Unterschied ist, obwohl auch hier nur mit dem Himmel als Decke, erstaunlich.
 
Im Freien, außerhalb von Theatern und ähnlichen Einrichtungen und inmitten einer Menschenmenge, ist es durchaus von Vorteil, erhöht zu stehen: Sonst behindert das Publikum den Schall.

Da ich es schon an verschiedenen Stellen ausprobieren konnte, muss ich feststellen, dass das mit dem leisen Reden in manchen Theatern stimmt. Flüstern ist natürlich übertrieben, doch ist jene Formulierung eben nicht wörtlich zu verstehen.
 
Vermutlich kennt jeder Momente aus dem Alltag, in denen permant auftretende Geräusche aus der näheren Umgebung (Autobahn, Kirchenglocken, Wellenrauschen, etc.) an ein und dem selben Ort mal abgeschwächt oder mal verstärkt ans Ohr dringen, und zu Aussagen veranlassen wie: “Ich kann heute die Eisenbahn hören - wir haben Ostwind.“

Könnten vorherrschend lokale Windverhältnisse eine Rolle gespielt haben bei der Anlage von Versammlungsorten im Freien?

Die Pnyx – Wikipedia in Athen wurde in ihrer zweiten Ausbauphase anscheinend um 180° gedreht. Zuvor war sie dergestalt angelegt, dass die Redner auf dem naturgegeben nach Norden abfallenden Hang unten standen und ihre Worte hangaufwärts in Richtung Süden richteten. Durch den Bau einer Mauer im Norden und umfangreichen Erdaufschüttungen ergab sich dann eine künstlich erschaffene Situation, die die Rednerplattform wiederum auf dem unteren Niveau ansiedelte, nur dass die Reden nun nach Norden gerichtet wurden.

Gibt es fassbare Anhaltspunkte für den Grund dieser Umgestaltung?

Möglicherweise akustisch bedingte (Mit-)Auslöser könnten sein:
- Durch den Umbau der am südwestlichen Stadtrand gelegenen Pnyx könnte diese zum einen gegen von der Stadt her schallende Geräusche abgeschirmt worden sein.
- Tagsüber vermutlich vorherrschende Südwinde aufgrund des lokalen Land-See-Windsystem – Wikipedia könnten Worte der Redner in ihrer Verständlichkeit unterstützt haben - die bei der ursprünglichen Anlage gerade für die hinteren Reihen öfter mal verpustet und verwirbelt worden sein könnten: “Häh, was hat er gerade gesagt?“
 
Da wir aber in Epidaurus eine weit geringere Differenz haben, das Mauerwek befindet sich ja unmittelbar hinter dem Zuhörer, fiele dein Einwand hier weg.
Wenn die Zuschauerränge in Epidaurus besetzt sind, befindet sich (mit Ausnahme einer einzigen Reihe) hinter keinem Zuhörer eine Wand, die Schall reflektieren könnte.

Bei leeren Rängen gibt es Reflexionen, diese machen sich als Echo störend bemerkbar.
 
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