Hallo zusammen!
In seinem Buch "Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im ersten Weltkrieg" vertritt Sebastian Haffner die These, dass die OHL mit der Frühjahrsoffensive 1918 nicht(!) alles auf eine Karte gesetzt habe, obwohl dies strategisch geboten war. Stattdessen habe sie eine Million Mann bzw. 50 Divisionen "aus Beute- und Ländergier" im Osten belassen (entspricht der Hälfte der Truppen an der Ostfront), um dort u.a. die Ukraine zu besetzen; diese Soldaten fehlten im entscheidenden Moment an der Westfront. Der englische Oberkommandierende Haig kommentierte nach dem Krieg, dass wohl nur sechs zusätzliche Divisionen die Deutschen das strategische Ziel, Engländer und Franzosen voneinander zu trennen, hätten erreichen lassen.
In den Geschichtsbüchern, die ich kenne, wird auf diese Kräftevergeudung nur kurz eingegangen. So wird zum Beispiel behauptet, die im Osten verbliebenen Truppen seien nur begrenzt felddienstfähig gewesen, und tatsächlich wurden ja auch im Osten (wie im Westen) die Divisionen nach den besten Leuten durchkämmt, um daraus die neuen Stoßtruppen zu formen. Haffner allerdings lässt diesen Einwand nicht gelten, und verweist darauf, dass sämtliche Divisionen bis auf sechs im weiteren Kriegsverlauf noch an die Westfront geworfen wurden, um nach der nunmehr gescheiterten Offensive die unvermeidlich gewordene Niederlage wenigstens noch zu verzögern.
Soweit kann ich Haffner folgen. Ein Umstand allerdings gibt mir zu denken, und ich frage mich, ob Haffner ihn bedacht hat:
War es im Frühjahr 1918 logistisch überhaupt möglich, fünfzig zusätzliche Divisionen an die Westfront zu verlegen, einzusetzen und während der Offensive zu versorgen? Die Eisenbahnen waren ja bereits überstrapaziert, und ich kann mir vorstellen, dass die OHL diesen faktischen Zwängen Rechnung tragen musste. Vielleicht waren 190 Division im Westen gleichzeitig zu versorgen, 240 wären es nicht gewesen. Das würde dann erklären, warum diese Truppen zwar nicht zur Offensive, aber später zur Verteidigung herangezogen wurden, als Stärke und Versorgungsbedarf der ursprünglich zum Angriff angetretenen Divisionen bereits drastisch gesunken waren.
Wenn sich jemand in der Problematik auskennt* oder auf Literatur zum Thema verweisen kann, wäre ich für Hinweise dankbar.
*Wirklich auskennt. Als Laie spekulieren kann ich selber. Die Anmerkung musste sein.
In seinem Buch "Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im ersten Weltkrieg" vertritt Sebastian Haffner die These, dass die OHL mit der Frühjahrsoffensive 1918 nicht(!) alles auf eine Karte gesetzt habe, obwohl dies strategisch geboten war. Stattdessen habe sie eine Million Mann bzw. 50 Divisionen "aus Beute- und Ländergier" im Osten belassen (entspricht der Hälfte der Truppen an der Ostfront), um dort u.a. die Ukraine zu besetzen; diese Soldaten fehlten im entscheidenden Moment an der Westfront. Der englische Oberkommandierende Haig kommentierte nach dem Krieg, dass wohl nur sechs zusätzliche Divisionen die Deutschen das strategische Ziel, Engländer und Franzosen voneinander zu trennen, hätten erreichen lassen.
In den Geschichtsbüchern, die ich kenne, wird auf diese Kräftevergeudung nur kurz eingegangen. So wird zum Beispiel behauptet, die im Osten verbliebenen Truppen seien nur begrenzt felddienstfähig gewesen, und tatsächlich wurden ja auch im Osten (wie im Westen) die Divisionen nach den besten Leuten durchkämmt, um daraus die neuen Stoßtruppen zu formen. Haffner allerdings lässt diesen Einwand nicht gelten, und verweist darauf, dass sämtliche Divisionen bis auf sechs im weiteren Kriegsverlauf noch an die Westfront geworfen wurden, um nach der nunmehr gescheiterten Offensive die unvermeidlich gewordene Niederlage wenigstens noch zu verzögern.
Soweit kann ich Haffner folgen. Ein Umstand allerdings gibt mir zu denken, und ich frage mich, ob Haffner ihn bedacht hat:
War es im Frühjahr 1918 logistisch überhaupt möglich, fünfzig zusätzliche Divisionen an die Westfront zu verlegen, einzusetzen und während der Offensive zu versorgen? Die Eisenbahnen waren ja bereits überstrapaziert, und ich kann mir vorstellen, dass die OHL diesen faktischen Zwängen Rechnung tragen musste. Vielleicht waren 190 Division im Westen gleichzeitig zu versorgen, 240 wären es nicht gewesen. Das würde dann erklären, warum diese Truppen zwar nicht zur Offensive, aber später zur Verteidigung herangezogen wurden, als Stärke und Versorgungsbedarf der ursprünglich zum Angriff angetretenen Divisionen bereits drastisch gesunken waren.
Wenn sich jemand in der Problematik auskennt* oder auf Literatur zum Thema verweisen kann, wäre ich für Hinweise dankbar.
*Wirklich auskennt. Als Laie spekulieren kann ich selber. Die Anmerkung musste sein.
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